Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
Mein Refugium. Meine Höhle. Mein Ventil. Viel Spaß!

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Montag, 5. Mai 2025

Gruselkirche zu Regensburg

Ich mag alte Kirchen. Am liebsten sind mir romanische und gotische Bauwerke, so wie die Lorenzkirche, die Sebalduskirche oder die Frauenkirche in Nürnberg. Steinerne Säulen und Spitzbögen, uralte Steinfiguren, hohe Deckengewölbe. Find ich ganz toll!

Wunderschön ist zum Beispiel auch der Dom in Köln, in Straßburg oder in Regensburg. In die Kategorie "ganz fies" fallen moderne Gotteshäuser. Etwas weniger ansprechend empfinde ich barocke Kirchen. Oder auch schlimm - Rokoko. Viel zu überladen, zu viel Gold und Protz, zu kitschig. Trotzdem haben Waldfeger und ich vor ein paar Jahren die Kirche St. Emmeram in Regensburg besucht. Diese Kirche hat mich nachhaltig beeinflusst. Das Gebäude ist schlicht angsteinflößend!

Gruselkirche

Ich wollte das dem Mann unbedingt zeigen, als wir neulich wieder in Regensburg waren. Als ich mich endlich an den Namen St. Emmeram erinnert hab, waren wir 7 Straßen entfernt - und in 15 Min schließt diese Kirche laut Internet. Jetzt aber schnell! Der Mann mit dem Navi in der Hand vorneweg, ich im Affenzahn humpelnd hinterher! Nachdem ich so viel auf den Beinen war den ganzen Tag, beschloss mein arthroseverseuchtes Fußgelenk in Streik zu treten. Aber ich will dem Mann diese unheimliche Kirche zeigen! 3 Minuten vor Toresschluss haben wir das Ziel erreicht und stehen vor den Toren St. Emmerams. 

Von der Straße aus führt ein Weg durch den Vorhof des Klosterkomplexes zum bogenförmigen Vorplatz der Kirche. Und ungelogen, schon der war irgendwie unheimlich. Obwohl die Sonne scheint, liegt dieser Vorhof in einem dunklen Schatten und verströmt Unbehagen. Die Kirche, die eigentlich eine Basilika ist, wurde seit 780 erbaut, im Prinzip genau mein Ding. Aber diese Mauern sind irgendwie seltsam. Die große, uralte Holztür war offen.

In der Kirche ist es still. Totenstill. Der Mann und ich nehmen uns an die Hand, sicher ist sicher. Wir sind völlig alleine hier. Links von uns erstreckt sich ein barockes Kirchenschiff, rechts von uns hinter schmiedeeisernen Toren befindet sich ein zweiter Altarraum. Das ist der gruseligste Teil. Ich ziehe den Mann in diesen seltsamen, zweiten Kirchenteil. Riesig hohe Decke, dunkel verziert über dunkelweiß gekalkte Wände mit sehr finsteren, überdimensionalen Gemälden, auf denen man nichts erkennen kann. Wir stehen zwischen der Rückseite der großen Orgel und der Rückseite des zweiten Altars, der von zwei Seiten über Treppen zu erreichen ist. Spontan findet der Mann, dass es hier tatsächlich richtig gruselig ist. Durch die Größe des Raums und dieser Finsternis überall wäre das, seiner Meinung nach, ein prima Drehort für Zombiefilme.

Wir geben uns den Rest und steigen steinerne Stufen zu einer Krypta hinab. Da unten finden wir unter massiv steinernen Bögen einen dritten Altarraum. Eine drückende Stimmung, wie in einem alten Keller. Ich bin mir sicher, hier spukt es! Die verdammten Seelen mittelalterlich verkannter und gepeinigter Menschen stehen hier überall rum - wir können sie nur nicht sehen. Aber erahnen. Der Mann, ein Fan von Grusel- und Horrorgeschichten, ist begeistert. Ich will lieber raus hier.

Wir machen Fotos. Noch immer sind wir alleine und noch immer ist es totenstill. Man könnte seinen Herzschlag hören, der offensichtlich erhöht ist. Dann wenden wir uns dem Hauptschiff der Kirche zu und setzen uns auf die hinterste Bank. Ich sehe, dass an den Wänden links und rechts von uns hoch oben mehrere Figuren angebracht sind, unter anderem etliche Engelsköpfe, sog. Putten. Jede Putte schaut in eine andere Richtung. Als mein Blick auf den Puttenkopf direkt über uns fällt. Der schreit uns an! Tatsache! Er ist wütend und schreit uns stumm an! Ein paar Meter tiefer starrt mich ein steinerner Kopf aus der Mauer an. Nur ein Kopf! Als wäre da einer eingemauert worden und hätte zusehen dürfen. Haben die Baumeister dort ihren fiesen Chef entsorgt, der im Laufe der Jahrhunderte versteinert ist? Man weiß es nicht. Würde sich eine der Figuren oder dieser Kopf plötzlich bewegen, ich wär in Ohnmacht gefallen! Genauso würde ich das den alten Köpfen zutrauen. Locker! Verflucht für die Ewigkeit!!

Wir stehen lieber wieder auf, der Mann geht auf Entdeckungstour vor zum Altar und ich bemerke hoch oben neben der Orgel am Fenster jemand, der uns beobachtet. Schocksekunde! Aber der Typ bewegt sich nicht, er starrt nur auf mich herab. Bei näherem Hinsehen merke ich, dass das gar kein Typ ist sondern eine Figur. Die steht da und starrt. Und so, wie sein Gewand um die Brüstung drapiert ist, gehört er dahin! Keine abgestellte Figur, die eventuell restauriert werden soll oder ausgemustert - nein, der muss so! Er hat ein Gesicht, das irgendwie mumifiziert ist. 
Der Mann kommt strahlend vom Altar zurück und findet diese Atmosphäre hier klasse! Ich zeige ihm unseren stummen Beobachter und er ist begeistert! Ein steinerner, leicht mumifizierter Beobachter der Gemeinde!!

Allmächt!

Noch einmal geben wir uns alles und schauen nochmal zu dem zweiten, schaurigen Altar. Ich entdecke zwei kleine Steinfiguren im Eisengatter. Kleine, goldene Kerlchen, Bischöfe wohl oder ähnlich wichtiges. Der rechte schaut gerade aus, der linke trägt seinen Kopf in seinen Händen vor sich her. ALTER! Was ist hier los? 
Zum Glück liegt gerade niemand in dem gläsernen Sarg-Kasten unter dem Altar. Dort werden zu besonderen Anlässen immer wieder ein paar heilige Knochen von heiligen Märtyrern gelagert, um ihrer zu gedenken. Oder um die Menschen zu warnen: Das passiert mit dir, wenn du katholisch bist und für deinen Sache einstehst. Bis zum Ende. Dann bist du eine Reliquie und man legt deine alten, dunkelbraunen Gebeine in den Glaskasten und du verbreitest Entsetzen! 
 
(ich will mich an dieser Stelle bei allen gläubigen Katholiken für die Wortwahl entschuldigen) ... (Ihr macht das toll!)

Es scheint niemand große Lust zu haben, die Basilika zu schließen, noch immer ist die Türe offen. Übrigens eine tolle Tür mit phantastischen, eisernen Schlössern! Aber ich bin trotzdem froh, diese zu öffnen und nach draußen in die normale Welt zu gehen! Wir stehen unter den Bögen des Kirchenvorplatzes und haben das Gefühl, von der Kirche ausgespuckt worden zu sein. Ich hab Gänsehaut, obwohl es warm ist und drüben auf der Straße die Sonne scheint. 


Nur hier nicht. Hier ist es dunkel. Jahrhunderte altes Dunkel. Dunkel und kalt. 
Ein Ort, der aus der Zeit gefallen ist. 
St. Emmeram.











Wut, Schmerz oder Hass? Ich tippe auf Hass


hat jemand den Chef gesehen? Chef??


siehst du den heimlichen Beobachter?


Orgel-Ötzi




?

Foto aus dem Netz: 
https://dk5ras.dyndns.org/www/Gargoyles/wp-content/uploads/20221203_113052-scaled.jpg
 Hier liegt der, der immer schon hier liegt!


dieses moderne Schloss hätte man auch anders anbringen können









St. Emmeram, Emmeramsplatz 4, Regensburg 

Sonntag, 4. Mai 2025

der nachtragende Beitrag

 weißt du, was noch richtig gut war die Woche?

Die Kinder hatten eine tolle Zeit! Der Bub zum Beispiel, war schon wieder in Form eines Urlaubs unterwegs. Nachdem er und seine Fee drei Wochen durch Amerika getingelt sind, gab es jetzt eine Woche Erholungsurlaub am Bodensee. Durch Zufall wurde ihnen ein Ferienhaus in Nonnenhorn angeboten, ein Häuschen direkt am See vom Verwandten eines Freundes des Verwandten der Familie der Fee. :))

Wie die Kinder das schaffen, zweimal hintereinander in Urlaub zu fahren, ist mir ein Rätsel. Aber ich gönne es ihnen von Herzen! Nachdem die Fee so fleißig war und eine wichtige Studienarbeit abgegeben hat, ist so ein Strandurlaub absolut gerechtfertigt. Erholung pur. Mit Ruhe, See, Lagerfeuer und gutem Essen.
Der Bub hat sein Studierzeugs mitgenommen und die ruhige Zeit genutzt, um im Liegestuhl zu lernen, ganz relaxed. Good boy!
Gestern kam er zu Omas Geburtstag, es war schön, ihn wieder zu sehen! Man hat ja nur noch ab und zu Kontakt, so zwischen Urlaub, Studium und Arbeit. Deswegen freu ich mich, wenn man ihn mal zu fassen kriegt!


Und die Tochter hat ein wunderbares Wochenende erlebt! Als zukünftige Braut wurde sie von ihren Freundinnen mitgenommen, ohne zu wissen, was kommen mag. 
Was zu uns kam, waren Fotos auf Instagram von einer glücklichen Tochter, lachenden Mädels und der wunderschönen Kulisse des Ammersees. Ich denke, wir werden noch erfahren, was sich die Damen so einfallen lassen haben.
Aber ich seh mir diese Fotos an und ahne, wie happy Tochter ist. Sie strahlt übers ganze Gesicht, auf einem Bild hat sie die obligatorische Schärpe um - "Bride to be". 
Wie wunderbar, dass sie so einen schönen Junggesellinnenabschied hatte!

Was mich auch sehr gefreut hat, war der Besuch der Lieblingsnichte. Sie kommt ja eher selten zu uns, weil sie in Stuttgart wohnt. Ostern hat sie fehlen müssen, aber zu Omas Geburtstag war sie da. Viel zu kurz übrigens! Ich hoffe sehr, sie kommt bald mal wieder. Oder wir fahren zu ihr, aber dann mit Tochter zusammen.

Wir sind viel zu selten alle zusammen. Einer hat keine Zeit, einer ist anders verpflichtet, einer muss arbeiten, einer wohnt zu weit weg. Ich vermisse die Zeit als komplette Familie.
Die Kinder haben sich immer gut verstanden, wir haben viel unternommen. Jetzt sind sie in alle Richtungen verstreut und man kriegt sie nur stückweise.

Es kam ziemlich intensiv beim Schlendern durch das Volksfest. Ein paar der "alten" Fahrgeschäfte sind ja nach wie vor da. Das Karussell mochte Tochter so gern, da ist der Bub immer mitgefahren, so einen Langos hätte sich der Bub jetzt geholt, wilde Maus wäre Papa mit beiden gefahren, im Riesenrad wären wir zu viert gewesen. 

Schade, dass diese Familienzeit vorbei ist.

Aber der Beitrag sollte gar nicht so traurig werden wie er geworden ist, ich wollte nur schreiben, dass ich mich für die Kinder so freue!






Wochen-Tagebuch-High-Five-Dings

In Anlehnung an die wunderbare Reihe "Wochen-Tagebuch-Dings" von Herrn Tommi auf jansens-pott.de werden die High Five der Woche heute ein bisschen umgestaltet.

Heute: Die Woche in Tagebuchform
mit 5 markierten Glanzpunken *




Montag

Montags ist mein freier Tag - ich mag Montag! Mein Fußgelenk hat sich von der Regensburg Wanderung weitgehenst erholt und wir können durch das Nürnberger Volksfest schlendern. Sabine kriegt ein Fischbrötchen!



Dienstag

Arbeitstag. Langer Arbeitstag. Aber ich krieg es ganz gut hin. Eine Patientin schenkt mir statt Schokolade einen 10 Euro Schein. Find ich gut!

Mittwoch

Arbeiten heute im EKG-Raum, mal eine Abwechslung. Mittag ist Schluss, Arzthelferinnen mögen den Mittwoch! 

Donnerstag

Feiertag, hurra! Wie jedes Jahr fahr ich nach Bad Windsheim, meinen besten Freund besuchen. Das Wetter ist super, die Fahrt macht Spaß, über Landstraße durch kleine Dörfer, den Wald und an leuchtenden Rapsfeldern vorbei! Auf dem Friedhof ist die Zeit stehen geblieben - Bienen, Vögel, Gänseblümchen, Ruhe. Es ist friedlich.




Freitag

Es ist mir zu warm. Mein Kreislauf rebelliert, ich bin den ganzen Tag irgendwie matschig unterwegs. Erst Abends kommt Leben in die Mutti, die Blognacht beginnt! 
Waldfeger und die Lieblingsnichte übernehmen das Flieder Stibitzen für Oma, damit ich in Ruhe schreiben kann. Danke, ihr Süßen! Nebenbei läuft Disney's Die Hexe und der Zauberer 

Samstag

Oma hat Geburtstag! Wir fahren mit ihr ins Lokal und sie bekommt ihr jährliches Schäuferla mit Kloß! Es gibt ein Ständchen, ein Gedicht und Geschenke. Happy Birthday, Oma!
Es ist schön, die Lieblingsnichte aus Stuttgart und den Bub aus Fürth mal wieder zu sehen. Tochter fehlt leider - sie muss Junggesellinnen-Abschied mit ihren Mädels feiern. A Bride to be :) 





Weitere High Five's der Woche:

Sari  von .heldenhaushalt.de

Katja von katja-mittendrin.de

Samstag, 3. Mai 2025

Vive la Revolution, vive la Blognacht!

Au weia! Das ist mein erster Gedanke zum aktuellen Blognacht-Thema. 

Vorab möchte ich sagen, dass ich froh bin, endlich wieder mitschreiben zu können. Letztes Mal war ich fix und alle, schreib- und denkunfähig.
Viel fitter bin ich heute allerdings auch nicht. Müde, Kopfweh, allgemeines bäh. 
Und dann kommt Anna um die Ecke und wirft mir diesen Impuls vor die Füße:

"Wo brichst du gezielt die Regeln? Kleine Revoluzzer story"


So und jetzt sitz ich da. Wo breche ich Regeln? Und auch noch gezielt?? Wo ich doch so brav und sittsam bin! 
Gerade eben waren die Lieblingsnichte und Waldfeger bei mir, um den geklauten Flieder für Omas Geburtstag morgen abzugeben. DAS nenn ich stille Revolution! Nächtliches Fliederklauen .. bitte nicht weitersagen!

Zum Glück schauen grade fast alle Teilnehmer der Blognacht etwas ratlos in die Kamera. Vielleicht bin ich nicht die einzige, die wieder mal keinen Plan hat.

Regelbrecher.

Der Radiergummi den ich als 8jährige im Kiosk mitgehen lassen hab, der zählt wahrscheinlich nicht. Obwohl es ein schöner Radiergummi war, pink und ein bisschen durchsichtig! Ich hatte allerdings tagelang ein schlechtes Gewissen und eine Zeitlang hab ich mich nicht mehr in diesen Kiosk getraut. Als ob es auf meiner Stirn geschrieben stehen würde: Radiergummidieb!

Oder die Geschichte von Freundin Schuh und mir, nachts im Käfer. Der Platz vor dem Fußballstadion schien uns perfekt zum fahren üben, damals standen da weder Boller noch Absperrungen. Also fahr ich mitten in der Nacht dorthin und wir tauschen die Plätze. Schuh hat keinen Führerschein und will üben. Fröhlich und laut lachend brettern wir im Kreis auf dem Platz herum, als wir direkt angeleuchtet werden. Schuh bremst und wir stehen einem Polizeiauto gegenüber. 3 Sekunden erstarren. Und dann kam die dümmste Aktion aller Zeiten: panisches Plätzetauschen im Auto. Während die Polizei uns frontal anleuchtet. Während wir uns gegenüberstehen. Völlig offensichtlich! Der Beamte, der auf uns zukommt, grinst amüsiert. 
"Haben Sie gerade die Plätze getauscht?"
"Äh - nö?"
Ich glaub, er war an dem Tag gut drauf und fand es eigentlich eher lustig. Es gab nur eine Verwarnung. Glück gehabt! Das war bestimmt das angsterfüllte Lächeln von zwei knallroten 18jährigen!

Zählt das als Revoluzzergeschichte? Sind Jugendsünden eigentlich ... also zählen die? 
Wenn man mit 13 ins Kino geht, kichernd mit der Freundin, und heimlich einen Kassettenrecorder mitnimmt, um den kompletten Film aufzunehmen? Himmel, was haben wir uns nur gedacht! Das war der Spider Murphy Gang Film und wir waren Fans. Dieser Kassettenrecorder war riesig. Mehrmals kam ein Angestellter in den Kinosaal und hat kontrolliert, ich glaub, dem sind wir aufgefallen. Und jedes mal so schnell wie möglich die Jacken über diesen Monsterrecorder schmeißen, dann unschuldig gucken und warten, bis er weitergeht. Beim Verlassen des Kinos haben wir ihn beinah über den Haufen gerannt, wir haben uns Gefühlt wie zwei Banditen! Die Aufnahme war grottenschlecht, aber wir stolz wie Oskar!





Es ist keine Revolution, hier über irgendwelche Kinderstreiche zu schreiben. Vielmehr sollte ich mal überlegen, was ich heute so anstelle - also gewollt. Und ich ahne, es reicht nicht, sein Knoppers schon um 9 zu essen!
Zählt es, wenn man sich über den Zaun in ein Rock Festival einschleicht? Oder durchs Gebüsch ins Freibad zwängt, um sich den Eintritt zu sparen? Das trotzige Fotografieren bei Aufführungen oder in Museen, sobald es verboten ist?
Ne, oder?
Einen Eintritt haben wir uns damals auch gespart, Waldfeger und ich. Wir waren in Rom und wollten ins Kolosseum. Da waren aber lange Schlangen vor den Kassen und der Eintritt war hoch. Also haben wir so unschuldig geguckt wie nur möglich, während wir uns ganz unauffällig einer Reisegruppe angeschlossen haben. Einfach mal den anderen Touristen hinterher laufen und zack waren wir drin! Das freut mich heute noch, da bin ich richtig stolz!
Vielleicht schlummert doch ein kleines Revoluzzer-Gen in mir, ein ganz kleines.




Heute bin ich ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft und folge brav den Regeln. Bis auf der Straße. Ich fahre gern Auto. Und ich fahre gern schnell Auto. Eigentlich halte ich mich nur so semi an die Geschwindigkeitsbegrenzungen und halte sie eher für Vorschläge. Wenn 50 ist, fahr ich 60. Wenn 70 ist, fahr ich 80. Aus Prinzip! Ich kann die Leute, die auf den Punkt die vorgegebene Geschwindigkeit einhalten, nicht leiden! Die nerven mich unheimlich und ich werde nervös. Ich drängle nicht, aber ich überhole leidenschaftlich gern! Außer, die Oma fährt mit, dann bin ich brav wie ein Lämmchen! Oder der Bub, der kommt gern mal mit dem erhobenen Zeigefinger. Da muss ich mich arg zusammenreißen. Aber wenn ich allein bin im Tuco, dann gibt es fast kein Halten mehr!
Huuu, böse, gell?

Ist es Revolution, wenn man morgens kein Porridge mit gesunden Früchten isst? Oder ohne Quinoa kocht? Oder gar keinen Sport macht? Wenn man mit einem alten mp3 player herumläuft? Lehne ich mich auf, wenn ich lieber ein Radler im Biergarten trinke als selbstgemachte, zuckerfreie Lycheelimonade mit Gurke, Spinat und Minzblatt? 

In der Praxis hab ich mich massiv und relativ mutig gegen eine angeordnete Fortbildung aufgelehnt. Es hieß, wenn sich keiner freiwillig meldet, wird einer von oben bestimmt. Wie aus dem nichts hatten alle eine tolle Ausrede, nur ich wieder nicht. Diese Fortbildung halte ich für überflüssig und leicht unsinnig, aber sie MUSS gemacht werden, sonst versinken wir in Chaos und Höllenfeuer. Ich hab so lange gemotzt, bis ich einen Ausgleich für die verlorenen Nachmittage bekommen hab. Jetzt halte ich diesen Kurs immernoch für überflüssig, aber ich akzeptiere mein Schicksal. So ganz wollte ich das nicht einfach hinnehmen.
Wie meine kluge Waldfeger immer sagt: "Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich mir nicht mehr alles gefallen lassen muss!"
So nämlich!

So. ich denke, ich hab den Punkt erreicht, an dem ich abschließen sollte. Ab jetzt kommt nichts gescheites mehr, fürchte ich. Den Beitrag werde ich wohl erst morgen veröffentlichen, es könnte ja sein, dass die Erleuchtung über Nacht kommt. Und jetzt werde ich mich aufs Sofa verziehen und noch ein Joghurt essen - obwohl ich das eigentlich gar nicht mehr darf! Revolution, Baby!






Mittwoch, 30. April 2025

Servus in Regensburg

Ich hab ein wunderschönes Wochenende hinter mir.

Das fing schon am Freitagmittag an, in wohliger Voraussicht auf ein paar freie Tage hatte ich einen unerwarteten Energieschub. Abends sitze ich vor einem Teller sehr feiner Spaghetti, die Lieblingsserie startet und ein Moment des Friedens kam über mich. Ein Bewusstsein, dass es mir grade richtig gut geht - Wochenende, was zu essen, Feierabend!

Am Samstag ging es ganz früh nach Regensburg

Am Sonntag konnte ich ausschlafen und am Nachmittag die Oma besuchen, das hat mir gefehlt! Die erste Hälfte des Montags hab ich im Garten verbracht, die zweite auf dem Volksfest. Entspannt mit dem Mann über den Platz schlendern, Riesenrad fahren, Fischweggla essen und neue, wilde Fahrgeschäfte bestaunen. Genauso freu ich mich über altbekannte Attraktionen, die irgendwie schon immer da waren. Discoexpress zum Beispiel oder BreakDance. Ich guck zwar nur von außen zu, aber schön isses trotzdem. Ein bisschen Beständigkeit für Zwischendurch. Was für ein wunderschöner Abschluss!

 

oben links, mit diesen Karossen bin ich gefahren, meine Kinder und meine Enkel wohl auch

Regensburg.

Meine Heimat! Der Zug kommt relativ früh am Bahnhof Regensburg an, wir laufen durch einen schönen Park und freuen uns gleich über das "Regensburger Schwammerl", dem Milch-Pilz. Ich mag den, mitten im Park mit ein paar Tischchen drum herum und Blümchen drauf, ein Überbleibsel der 50er Jahre. Es gibt Kaffee, Kuchen und Süßes. Schön, dass es den noch gibt!

Regensburger Schwammerl

Wir flanieren weiter durch die Innenstadt, an protzig-pompösen Hotels, traditionellen Gasthäusern und kleinen Läden vorbei. Eine Dombesichtigung ist traditionell inklusive! Immer mal wieder setzen wir uns hin, ruhen ein bisschen aus und genießen die Umgebung. Es gibt Kaffee, wir sehen eine große Hochzeitsgesellschaft, fas alle gehen in Tracht. Obwohl ich nicht geneigt bin, mir jemals in meinem Leben ein Dirndl anzuziehen, kann ich mir den Mann durchaus in Tracht vorstellen! Lederhosen, Haferlschuh, Janker und Hut, das hat was! Er zieht noch nicht so recht. 


der Dom zu Regensburg

 
Eine Dackelparade zieht an unserem Café vorbei, mit viel Getöse und großen Fahnen. Die Regensburger mögen wohl Dackel sehr, es gibt sogar ein Dackelmuseum, das wir uns natürlich anschauen. 
Da überflutet uns eine Dackelschwemme, Dackelfiguren in jeder Farbe, Form und Ausführung! Stoffdackel, Holzdackel, Glas- Filz- Kunststoff- Blech- Porzellandackel, unfassbar viele Dackel überall, alles liebevoll dekoriert und sortiert. Braun, Blau, weiß, rot, Bilder, Figuren, Messerhalter, Besteck, Schmuck, Spielzeug, Sammlerstücke, alles was man sich denken kann. Am Ende möchte ich selber einen Dackel haben, einen Rauhaardackel. Den nenne ich dann Alois.


Wir brauchen Erdung und laufen an der Donau entlang, beobachten riesengroße Ausflugsdampfer und entdecken einen kleinen Laden direkt am Porta Praetoria . Der hat zauberhaft schöne, alte Dinge! Wir sind ganz begeistert und stöbern lange. Außerdem ärger ich mich, dass ich nichts gekauft hab. Ich muss bald wieder dahin .. da gibt es Biggi-Hefte, ich Depp hab keins mitgenommen!

vintastique-porta.de 


Nach einer kleinen Pause wollen wir ins nächste Museum. Das Haus der bayerischen Geschichte hat eine Dauerausstellung, die uns interessiert. Vorab gab es eine Filmeinführung, die sich echt gelohnt hat, die war lustig! Interaktive Römer zoffen sich mit den Barbaren der anderen Donauseite, Kaiser diskutieren mit einem Moderator, Gott und dem Teufel, eine Blasmusik Kapelle vertut sich in der Zeitepoche.
Wir arbeiten uns im Museum vor von 1800 über König Ludwig, die Bavaria, Bierzelte und den Freistaat, den ersten und den zweiten Weltkrieg, die Berühmtheiten wie Gustl Bayrhammer, Karl Valentin oder Luise Kinseher, ein paar Oldtimer und Zeitzeugen der Wirtschaftswunderjahre. Es ist mega interessant! Bis wir rauskommen auf die Straße ist einige Zeit vergangen.

oben rechts das Kleid von Sissi beim Trauermarsch für König Ludwig,
in der Mitte die Entstehung der Bavaria - mit kleinem Finger
unten rechts die Porta Praetoria
links der Ludwig

oben links - ziemlich übersichtliche Amaturen
unten links ein echt schicker BMW
mitte der wunderbare Gustl Bayrhammer (Meister Eder)
rechts die Augsburger Puppenkiste - das Urmele


Auf der Suche nach einem Lokal, weil der Magen kracht, finden wir zufällig einen gemütlichen Griechen mit Biergarten im Hinterhof. Ich gönne mir meinen Salat ausnahmsweise mit Gyros drauf - und bin augenblicklich selig vor Glück! Gyrosglück!

Übrigens ist es ein Phänomen, dass ich auf der Stelle wieder in den Oberpfälzer Dialekt verrutsche, sobald ich mich mit Oberpfälzern unterhalte. Obwohl seit langer Zeit abtrünnig.

"Meng's a bisserl a Eis ins Cola?"

"Naa, mog i ned. Dankschee."

(im normalen Leben spreche ich fränkisch angehauchtes Hochdeutsch)

Satt und zufrieden fällt mir ein, dass ich beim letzten Regensburg Besuch mit Waldfeger eine ziemlich unheimliche Kirche gefunden hab. Nach langer Recherche (Wie heißt bloß diese Kirche? Die war nah am Parkhaus. Wie hieß nochmal das Parkhaus? ) über google maps finde ich tatsächlich Parkhaus und Kirche, Glück gehabt! Dieses Gotteshaus läuft unter Basilika, sie und das zugehörige Kloster heißen St. Emmeram. Falls mal jemand eine Gruselkirche sehen möchte, bitteschön: Basilika St. Emmeram, Emmeramsplatz 4, Regensburg.

Da gibt es noch ein extra-Mausloch. Das hat mich erschüttert. 

Der Rückweg zum Bahnhof endet da, wo er angefangen hat. Beim Regensburger Schwammerl im Park. Da sitzen wir und schauen in blühende Parkanlagen. Zwei blass geschminkte Emo-Mädchen unterhalten sich am steinernen Denkmal, vier junge Männer teilen sich eine Bank und starren auf ihre Handys, ein fragwürdig aussehender Typ versteckt auffällig unauffällig irgendetwas im Gebüsch, Vögel zwitschern, mein Fuß tut weh, wir sind erschöpft, aber glücklich. 
 
Was uns besonders freut ist ein grade noch so erkämpfter Sitzplatz im Bistrowagen. Der Typ, der mit uns am Tisch sitzt, scheint sehr hungrig zu sein. Nach der Portion Currywurst gönnt er sich noch einen fetten Cheeseburger mit Pommes - es duftet fürchterlich gut! 
Diverse Männer im Abteil schauen das Fußballspiel vom Club gegen .. jemand anders und ich lese ein bisschen. Der finale Heimweg von der U-Bahn zum Haus gestaltet sich abenteuerlich. Ich kann fast nicht mehr laufen. Mit letzter Kraft krabbel ich heim, froh über den schönen Tag und ebenfalls froh, endlich daheim zu sein!



Dienstag, 29. April 2025

Projekt 52 - April, die vierte

 1 Tag hab ich noch Zeit für das letzte Kapitel im April. Sozusagen kurz vor Toresschluss! 

52 Themen - 52 Beiträge - 52 Fotos

Das Projekt 52 ist eine Mitmachaktion, geleitet von Sari auf heldenhaushalt.de/sari02/



Das letzte Thema für April heißt Gegensätze

Einen Monat lang haben meine Gedanken die verschiedensten Gegensätze abgewogen. Neues & altes, schönes & doofes, lautes & leises, feines & ekliges oder billiges & teures.
War mir aber alles zu "gewöhnlich".  Bis mich Oma und der Waldfeger auf die zündende Idee gebracht haben.Was wäre gegensätzlicher als ich selbst, also mein früheres ich und mein heutiges! 

Heureka!

Mein früheres ich hat mit mir heute eigentlich recht wenig zu tun. Es ist verblüffend, wie sehr man sich in nur 35 Jahren verändert! Nicht nur äußerlich, obwohl das sehr offensichtlich ist. All meine Vorlieben, mein Geschmack, meine Ansichten oder meine Wochenenden, alles hat sich verändert.

Auf dem einen Foto unten bin ich 19. Ich sitze mit einem Kuscheltier auf dem Bett von Pfiffer, meiner Freundin und überlege in Gedanken schon, wo heute Abend wohl ne Party steigt.

Auf dem anderen Foto bin ich 54. Es entstand im Bad, kurz bevor ich schlafen gehe. Ich überlege in Gedanken, wie lange ich heute wohl noch lesen kann, ohne einzupennen.

   

19 - jeden Abend ins Lollypop, meine Stammkneipe. Ohne Lollypop ist der Tag für die Katz, dort treffe ich Leute, hab Spaß, kann flirten und feiern.

54 - jeden Abend das gleiche Ritual: eine Folge der Serie mit dem Mann zusammen, bis er auf dem Sofa müde wird. Dann eine Folge der Serie, die nur mir gefällt gucken. Ein bisschen stricken, ein Joghurt. Dann Zähne putzen, dabei Zeit vertrödeln auf instagram, ins Bett, lesen, schlafen.

19 - die Haare werden einfach über Kopf geföhnt, vorher ein bisschen Schaumfestiger einkneten, wuscheln, hochwerfen, perfekte Frisur!

54 - die Haare werden mit extra Feuchtigkeitslotion behandelt, Strähne für Strähne über die Rundbürste geföhnt und in Form gezwirbelt. Lockenwickler. Ärgern, dass die Haare ausfallen. Eingezwutzelt stundenlang trocknen lassen und hoffen, dass das Ergebnis einigermaßen annehmbar aussieht. Am nächsten Morgen seufzend die Strohzotteln von Haar zu einem Zopf binden.

19 - Klamotten müssen sexy sein! Immer schwarze, enge Jeans, Band-Shirt und Hemd in den Hosenbund stopfen, Lederweste und Lederjacke. Addidas Allround oder Cowboystiefel, Gürtel mit Nieten oder Ketten, viel Schmuck - Kettchen, Ringe, Ohrringe. Nagellack ist wichtig, gerne auch rot oder schwarz. 

54 - Klamotten müssen flattern! Hauptsache bequem, unauffällig und weit. Bequeme Jeans, große T-Shirts oder feine Blusen. Strickjäckchen. Schuhe vom Deichmann, die bequem sind. Schmuck nur in Form des Eherings oder mal eine Kette, wenn wir essen gehen. Kein Nagellack, keine Ohrringe. Hauptsache sauber.

19 - schminken immer!

54 - schminken nie!

19 - Spaßfahrten mit dem VW Käfer, meist vollbesetzt mit lauter Musik. Gerne auch sinnloses Spritverfahren, immer Gelächter und Party im Auto.

54 - vernünftiges Fahren mit dem Hyundai, meist alleine mit Gesang und lauter Musik. Die Spritpreise im Blick.

19 - am liebsten esse ich Pommes. Burger, Nudeln, Pizza und Reis mit Huhn, das meine Mama kocht. Abendessen oft spät in irgendeiner Kneipe in Form eines belegten Baguettes.

54 - ich muss auf mein Gewicht achten. Also ess ich Salat. Salat und Gemüse. Fisch und Salat und Gemüse. Und Salat. Abendessen zu Hause mit dem Mann, dabei eine Folge Malcolm mittendrin gucken.

19 - ich hab eine Menge Mixtapes, Kassetten mit eigenen Playlisten, die garnicht Playlisten heißen sondern Musikmixe. Überwiegend Hardrock, Die Ärzte und Oldies. Die meisten wurden mir von Jungs geschenkt. Den selbst aufgenommenen Bändern hört man an, dass sie selbst aufgenommen wurden. Gehört wurde im Auto, im Walkman und zu Hause. Oder in der Kneipe und der Disco.

54 - ich hab meinen alten mp3 player und ich hab spotify. Das Handy ist immer dabei. Es gibt viele eigene Playlisten, meist Oldies, die Ärzte, Rock oder 80er Zeug. Alles selbst zusammengestellt. Mittlerweile erwacht aber wieder die Lust auf Schallplatten.

19 - ich lese ab und zu Denise Heftchen, die es am Kiosk gibt. Selten mal ein Buch, und wenn, dann historische Romane mit Hexen und so.

54 - ich lese ständig! Am liebsten Romane von Ursula Poznanski, Ken Follett oder Moritz Netenjakob. Es muss spannend sein oder lustig. Sehr gerne Dystopien!

19 - in einer fremden Stadt suche ich Klamottenläden und lustige Kneipen

54 - in einer fremden Stadt suche ich Cafès und alte Kirchen

19 - ausgehen ist mein ein und alles.

54 - schlafen ist mein ein und alles.

19 - was die anderen von mir denken, ist sehr wichtig.

54 - was die anderen von mir denken, ist völlig wurscht.

19 - ich schreibe nur, was ich schreiben muss. In der Berufsschule und ins Berichtsheft. Manchmal auch Liebesbriefe.

54 - ich schreibe immer, wenn ich kann. Ins Mausloch!


Ying & Yang





Montag, 28. April 2025

Osterausflug

Zum ersten Mal in meinem Leben schleiche ich nicht am Ostersonntag in aller Frühe durch die Wohnung, um Ostereier zu verstecken bzw. zu suchen. Oder zumindest ein fulminantes Osterfrühstück vorzubereiten.

Dieses Jahr machen wir was ganz anderes. Der Familienkaffee wurde auf Ostermontag verschoben, also sind der Mann und ich aufgebrochen, den geheimen Bürgermeisters-Garten zu finden. Geheim ist er deswegen, weil er gut versteckt ist und man ihn schlecht finden kann. Wenn man ihn denn gefunden hat, darf man es überall herumerzählen. Wenn!

Wir suchen verzweifelt einen Parkplatz. Überall Anwohner, was verständlich, aber ärgerlich ist. Irgendwann bin ich genervt. Weil ich fahre und einen enorm schlechten Orientierungssinn habe, parke ich elend weit weg. Für Insider: Ich stehe am Unschlittplatz, beim Saturn. 

Also wandern wir los. Das Wetter ist super, blauer Himmel Sonnenschein. Über die malerische Maxbrücke mit Blick auf den Henkersteg gelangen wir in die Sebalder Altstadt. Es geht steil bergauf, überall Kopfsteinpflaster. Ich bin ganz auf meine blöden Fußgelenke konzentriert, damit ich da keinen sterbenden Schwan geben muss. Oben an der Burg beim Wanderer machen wir kurz Rast. Es ist Sonntag morgen, 1o Uhr. Viele Spaziergänger sind hier, die meisten wohl Touristen. Immerhin haben alle ihr Handy in der Hand und knipsen alles um sie herum. 
Ich knipse auch und hab mein Navi an. Im Prinzip tu ich so, als wäre ich auch ein Tourist. Es ist ja eigentlich ein Armutszeugnis, wenn man seit ü40 Jahren in einer Stadt wohnt und sich immernoch nicht an den wichtigsten Stellen auskennt. Asche auf mein Haupt.

Der Mann und ich laufen durch  das Tiergärtner Tor durch die Burg, mein Handynavi schickt mich dorthin. Dann stehen wir auf einem Steg über dem Burggraben. Da geht es nach unten, der Bürgermeisters Garten ist aber oben, da bin ich mir sicher! Ich drehe mich mit dem Handy hilflos herum, die Anzeige dreht sich mit und wird wirr. Anscheinend stehe ich  im Nirgendwo. Laut navi kein Weg weit und breit. Ratlos laufen wir zurück. Links oben wäre die Burganlage, das Navi schickt uns aber plötzlich nach rechts. Der Mann ist sich sicher, wir müssen nach rechts. Er hat Orientierungssinn, ich nicht. Also folge ich erwartungsfroh.
Und tatsächlich, direkt am Neutor, versteckt an der Seite führt eine Tür durch die Mauer, beschildert mit "Bürgermeisters Garten"
Gefunden!
Erleichtert klettern wir die alten, steinernen Stufen hoch und werden für unsere Suche belohnt. Es fühlt sich wirklich an wie ein geheimer Garten! Wunderschön, sehr gepflegt und voller Blüten und Blumen erstreckt sich der längliche Garten vor uns. Rechts von uns steht die Burgmauer, links wäre eigentlich eine Hauptverkehrsstraße, aber wir sind irgendwie so abgeschottet, dass man davon nichts hört. Nur Vogelzwitschern! Wir atmen diese wunderbare Luft und schlendern den Weg entlang. Hier finden wir etliche große, pittoresk-kitschig wirkende Steinfiguren, offensichtlich aus dem 17. Jahrhundert. Das sind barocke Oschis! 
An einer Stelle der Burgmauer können wir auf den Wehrgang, von dem man einen tollen Blick auf den Tiergärtnertor Platz hat. Dort dominieren die schönen Fachwerkhäuser, so wie das Haus von Albrecht Dürer. Ein malerischer Anblick!

Weiter geht's über mehrere Treppen zum angrenzenden südlichen Burggarten. Dort finden wir akkurat angelegte Blumenbeete und gestutzte Bäumchen, ein Arrangement wie in der Renaissance. Viele Tulpen, Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht blühen hier. Umrandet wird die ganze Pracht von einer wunderschönen Baustelle.
Der Weg führt uns noch weiter nach oben in den großeren Burggarten. Hier sind recht viele Leute, auf dem runden Platz, der von großen Bäumen gesäumt wird, kann man sich auf eine der vielen Bänke setzen. Was wir auch tun. Ich genieße die Ruhe und den Blick über Nürnberg.

Zum Schluss suchen wir noch den legendären Hufabdruck des Ritter Eppelein in der Burgmauer und finden gleich 5 Stück! Ein sagenhaftes Tier muss das gewesen sein!
Das Innere der Burganlage sieht mit seinen Fliederbüschen und Bäumchen ebenso hübsch aus wie die Gärten. Der Mann stellt fest, dass man sich hier durchaus mit dem üblichen Anblick der restlichen Stadt versöhnen kann. Der Brutalismus und die modernen Betonwürfel dominieren leider auch hier in Nürnberg - nur der Kern der Altstadt oben an der Burg, da ist die Stadt noch hübsch.

Zutiefst versöhnt und entspannt laufen wir über den Hauptmarkt zurück zur Maxbrücke und schließen den schönen Vormittag mit einem feinen Cappuccino im Edellokal am Unschlittplatz ab.

Achtung, Fotoflut

Da guck ich von der Maxbrücke auf den Henkersteg



Touristenkitsch. Aber mit schöner Fassade

Der Eingang, der heilige Gral

Bürgermeistersgarten


oben links war Dürers Schlafzimmer



der barocke Burggarten







der Sinnwellturm








die Giebel vom Fembohaus

die Belohnung



Cute Rat