Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
Mein Refugium. Meine Höhle. Mein Ventil. Viel Spaß!

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Sonntag, 28. November 2021

O Heiland

 Es ist gemütlich hier. Ich sitze am Couchtisch mit einer Kanne Himbere-Lemon-Tee, schreibe ins Mausloch und auf youtube ist eine playlist an: vintage songs aus den 30/40ern, (sowas hier: Schreibmusik ) . Die Kinder sitzen da drüben und lernen hochkonzentriert. Es ist 16 uhr und es beginnt schon, dunkel zu werden. Mir gehts wieder besser und heute Abend gibts Gemüse aus dem Ofen - es ist also alles gut!

Heute morgen, als ich mich mit meinem Kaffee auf die geliebte couch zurückgezogen hab, kam wieder nix im TV. Ich schalte den Fernseher gern ein, weil ich dann Hintergrundgeräusche hab, da kann man gleichzeitig sein Handy checken. Und so schalte ich rum und bleibe bei einer Übertragung eines Gottesdienstes hängen. Aus irgendeiem Grund. Ich hör die Leute und den Chor "O Heiland reiß die Himmel auf" singen und falle in eine Art flashback! Meine Mom hat großen Wert darauf gelegt, dass ihre Kinder am Sonntag morgen brav in die Kirche gehen. Und so haben wir uns nach dem Frühstück angezogen, schön ordentlich, und sind den Weg hoch zur Kirche St. Theresia gelaufen. Als ich ganz klein war hatte ich ein Kindergebetbuch mit vielen Bildern drin. Die Kirche ist eher klein, in meiner Erinnerung aber ziemlich groß und auch hoch. Ich hab während der Messe gern die Marienstatue hinter den 20-Pfennig-Kerzen fixiert. Und den Jesus, der da am Kreuz hängt und dramatisch den Blick zu Boden senkt. In meinem kindlichen Weltbild sahen Maria und Jesus genau so aus! Dann war da der Pfarrer. Ein Mann mit schwarzen Haaren und einer ziemlich fränkischen Aussprache. Außerdem bildete sich immer, wenn er viel redete, zB während der Predigt, ein weißer Spuckefaden, der zwischen Ober- und Unterlippe hing. Ich starrte fasziniert auf diesen Spuckefaden und hab mich gefragt, wann der wohl reißt! Fun-Fact: er ist nie gerissen! Manchmal war der sogar nach der Messe beim Verabschieden noch da!
Immer, wenn gesungen wurde, war ich froh, meine Mom neben mir zu haben. Mama konnte toll singen! Laut und kräftig und wunderschön! Da kann man prima daneben vor sich hin murksen, es fällt keinem auf. Ich hör sie noch! Und ich rieche noch den Weihrauch, der zu besonders festlichen Gottesdiensten verwendet wurde. Einmal ist mir schlecht geworden deswegen. Heute raucht unser Nachbar, der auch Pfarrer ist, ab und zu ein bisschen Weihrauch im Garten. Das zieht dann volle Möhre zu uns rüber und ich hau gleich ab!
Ich konnte alles auswendig: das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, das AveMaria, und wat nich allet! Aber wenn ich ehrlich bin, aufgepasst hab ich nie. Es war einfach nur langweilig. Das Gebetbuch hatte ich schon längst durch und der geistliche Spuckefaden verliert mit der Zeit auch etwas an Faszination.
Aber danach gings nach Hause, mit viel Hunger im Bauch und sehr erleichtert, dass die Pflicht geschafft war - auf zur Kür! 
Mein Vati ist daheim geblieben, immer, und hat den Vormittag mit einem ungestörtem Bad verbracht. Danach hat er sich ans Kochen gemacht. Und wenn wir ihn gefragt haben, wann das Essen endlich fertig ist, kam immer die selbe Antwort - in 5 Minuten!
Egal, wann wir gefragt haben.
Sonntags gabs immer was besonders feines - Schweinebraten, Gulasch, Hackbraten oder Hühnchen! Mit anschließendem Mittagsschläfchen für die Erwachsenen und Kinderstunde im TV für die Kinder. Rappelkiste oder Sesamstraße.

Rückblickend fand ich diese sonntägliche Routine richtig gut! War mir als Kind nicht bewusst, aber jetzt bin ich mir sicher, das hat mir viel Halt gegeben. 
Allerdings hab ich die sonntäglichen Kirchgänge nach meiner Firmung mit 12 Jahren selbständig beendet und auch meine Kinder nicht in die Kirche gezwungen.  Die Zeiten waren einfach andere.

Ich war schon lange nicht mehr in der Kirche und der Pfarrer mit dem Spuckefaden ist auch schon gestorben - aber trotzdem ist der Sonntag meiner Kindheit eine schöne Erinnerung!




Samstag, 20. November 2021

Blognacht, die dritte

Uuuh aufgeregt!! Gleich geht's los mit meiner 3. Blognacht!

Vorhin, als ich auf der Couch lag und an meinem Handy rumwischte kam mir der Gedanke, dass ich mal nach der nächsten Blognacht schauen könnte. Erst finde ich es wieder nicht, weil ich mich anstelle. Wie immer. Aber dann steht da – HEUTE in 30 min. Allmächt! Und spontan wie ich bin spurte ich nach oben ins Schlafzimmer, schmeiß den Pc an und richte mir die Schreibnacht ein. Der Bub trägt mir den Wasserkocher hoch für den Tee, ich such mir eine Harry Potter-Ambiente-Musik für den Hintergrund und dann kanns losgehen! 

Mann bin ich flexibel!

Es sind 13 Teilnehmer bei zoom und ich bin einer davon. Schon macht sich in mir das Gruppengefühl breit. Dieser Gedanke, als Gruppe zu schreiben, alle gemeinsam, das fühlt sich gut an.


Der Impuls, den uns Anna Koschinski heute vorgibt, heißt:

Davon habe ich mich verabschiedet und das habe ich dabei gewonnen.

Bissl schwieriges Thema, finde ich. Von was hab ich mich verabschiedet? Oder von wem? Und vor allem, was hab ich dann gewonnen? 

Dinge, von denen ich mich getrennt habe oder besser gesagt, Verhaltensmuster, die ich nicht mehr mache. Ojeoje, da steh ich jetzt aufm Schlauch. Da schaust bleed aus der Wäsch! Heisst das jetzt, ich soll in meine Vergangenheit eintauchen und herausfischen, was ich für Mist gebaut hab – den ich heute selbstverständlich nicht mehr mache. Keinesfalls!

Ok, was hab ich früher gemacht, was echt blöd war? Zu Käferzeiten hab ich mich nicht angeschnallt im Auto, das würde mir heute nicht mehr einfallen! Gewonnen hab ich mehr Sicherheit, definitiv.

LAAANGWEILIG!!!

Ok, ja langweilig. 

Von diversen Exfreunden hab ich mich getrennt – und extrem dabei gewonnen! Selbstachtung zum Beispiel!

Hm. Früher war ich jedes Wochenende unterwegs mit ordentlich Alkohol dabei. Feiern & tanken, des könner die Franken, oleeoleeee ... 





Da bin ich jetzt allerdings froh, dass es damals keine Handys gab und auch sonst niemand auf die Idee kam, also meistens, zu filmen oder Fotos zu schießen. Das wär peinlich.

Da fallen mir Sachen ein ... mit meiner Freundin laut singend in der Fußgängerzone. Oder Coladosenbeerdigungen im Sandkasten. Echt peinliches Tanzen in der Rofa. ... ach da gäbe es noch mehr. Gottseidank das meiste nur in meinem Kopf und nirgendwo anders!!

Immerhin hab ich dem Alkohol weitgehenst abgeschworen, das Gläschen Sekt zu Silvester oder der Wein beim Griechen, das zähl ich nicht. Ich brauch keinen Alkohol, ich will keinen Alkohol und vor allem will ich nicht, was dabei rauskommt. Ich mag niemand betrunkenes sehen und dann natürlich auch selber keiner sein.

Gewonnen hab ich einen klaren Kopf. Die Herrschaft über meine Sinne. Die Fähigkeit, alleine heimfahren zu können wann und mit wem ich will und zu entscheiden, was ich tu. 

Das ist doch schön. 

Trotzdem glaub ich, dass Anna Kochinski was anderes meint mit ihrem Impuls. Sowas wie "Früher wollte ich es allen recht machen und heute denke ich mehr an mich selbst" Ja wenns denn nur so wär!! Das Bedürfnis, es allen recht zu machen, ist bei mir tief verankert. Nein sagen ist schwierig. 

Vergangene Woche aber hab ich zu einer Kollegin tatsächlich NEIN gesagt! Skandal! Da es bei uns in der Praxis derzeit fast nicht auszuhalten ist und zugeht wie im Karstadt kurz vor Weihnachten, hab ich es abgelehnt, die Praktikantin mit zu mir ins Labor zu nehmen!

Macht mich eh nervös, wenn mir jemand beim Arbeiten auf die Finger schaut. Aber wenn der Praktikant etwas arg Pech beim Denken hat und man ihm nichts anvertrauen kann, außer von den nicht benutzten Röhrchen die Aufkleber runter zu knibbeln, dann nervt mich das umso mehr. Und dieses klare NEIN zur Kollegin bedrückt mich fei immernoch! Dabei bin ich garnicht verpflichtet, debil angehauchte Praktikanten mit in mein Labor zu lassen. 

Das ist was, woran ich durchaus arbeiten könnte. Also nicht, mich auf dumme Praktikanten einzulassen, sondern Nein zu sagen ohne mich anschließend Wochenlang in Selbstzweifel zu wälzen.

Oh, jetzt ist mir was eingefallen, was ich früher schon aber jetzt nicht mehr mache! Das Blöken der Idioten an mich ran zu lassen! Deppen laufen überall rum. Alte Filzhutträger zum Beispiel. Oder junge Männer, die sich für den König der Straße halten. Oder Patienten, meist sind es männliche, die poltern und schimpfen wegen Nichtigkeiten oder etwas, was sie selber verbockt haben. Wenn so ein Typ vor mir steht und mich anblökt, kann ich wunderbar abschalten und in meinem mentalen Strandkorb sitzen, aufs Meer schauen und Möwen hören.


Das konnte ich früher nicht. Da hab ich mir alles zu Herzen genommen. Jedes Autohupen, jedes "geh auf die Seite, blöde Kuh" und dann dachte ich oh nein, der mag mich nicht! Obwohl ich doch so liebenswert und nett bin!

Das passiert mir heute echt nicht mehr. Wer mich anhupt, hat ein Problem, mit dem er sich selber beschäftigen darf. Und wer mich eine blöde Kuh nennt, der scheint mit seinem Leben nicht so klar zu kommen, wie er es gerne hätte. Nicht mein Zirkus! Solange mir keiner zu nahe kommt oder mich bedroht, kann ich den sehr gut egalen. 

Neulich schleuderte mir ein Patient lautstark entrüstet seine Meinung entgegen. Thema Impfungen. Nachdem ich versucht hab, fünfmal, ihm die Tatsachen näher zu bringen und das ohne Erfolg, hab ich abgeschaltet. Er schimpft, ich stecke mit der Nadel grade in seiner Vene und kann so nicht abhauen, da schalte ich mental weg und singe in Gedanken "Noch'n Toast, noch'n Ei, noch'n Kaffee noch'n Brei, etwas Marmelade etwas Konfitü-hü-re ..." kennste? Gebrüder Blattschuss! 

Frühstück!  (zum Anklicken)

Dann musste ich grinsen und das hat den Mann richtig verblüfft!

Da ich oft in Gedanken versunken irgendwelche Lieder singe oder Sand vom Strandkorb wische, wirke ich ziemlich still und introvertiert. Das war ich früher garnicht. Oder zumindest nicht so stark. Da fällt mir wieder dieser Spruch ein:

Wer schweigt

stimmt nicht immer zu,

er hat nur manchmal keine Lust,

sich mit Idioten zu unterhalten!



Ich bin lieber still, als mich auf sinnlose Diskussionen einzulassen. Meist wollen die Leute, die so laut sind, sich selber reden hören und brauchen meine Ansicht der Dinge garnicht. Eine meiner Kolleginnen ist so. Sie ist sehr lieb, keine Frage. Aber sie redet viel und laut und hört nicht zu! Deswegen lass ich sie einfach ausreden. Meistens löst sich das Problem ganz von selber, ohne dass ich irgendwas dazu gesagt hab. Geht ja auch nicht, weil man nicht zu Wort kommt. 

Da fällt mir eine ganz tolle Metapher ein. Wäre unser Arbeitsteam eine Band, hätten wir mindestens einen hübschen Sänger, einen Leadgitarristen, der im Vordergrund steht, einen Schlagzeuger, der den Takt vorgibt, einen Keyborder, der die ganze Band leitet – und ich wär der Bassist. Schön, wenn er da ist, weil er dem Ganzen Tiefe gibt, aber richtig wahrgenommen wird er nicht. Will ich auch nicht. Ich fühl mich als Bassist im Hintergrund eigentlich sehr wohl.

Wie komm ich jetzt auf stille Bassisten?

Der Impuls war ja, was ich mir abgewöhnt hab und warum es mir damit heute besser geht.

Da weiß ich jetzt aber wirklich was! Was, was man auch schreiben kann. Jetzt, im hohen Alter von ü50 blicke ich zurück und finde, dass ich lange Zeit ein ziemlicher Egoist war. Wahrscheinlich altersgemäß normal, aber als ich halb so alt war wie heute hab ich halt in erster Linie an mich gedacht. Meine eigene Wohnung, mein Wochenende, mein Roller, mein alles. Und wen hab ich dabei völlig vergessen? Meine Mama! 

In der Zeit, als ich aus der elterlichen Wohnung ausgezogen bin in meine Partybude, war sehr auf mich fixiert. Dass meine Mom vielleicht jetzt ganz alleine in der großen Wohnung sitzt und eventuell gern jemand zum reden oder einfach nur zur Gesellschaft bei sich gehabt hätte – auf den glohrreichen Gedanken bin ich nicht gekommen. Das bereue ich zutiefst! Wie konnte ich nur?? Wie wichtig kann eine Partynacht sein im Gegensatz zur eigenen Mama?? Das sag ich jetzt, alt und schlau wie ich bin. 

War ich so oberflächlich? Hätte es mir jemand sagen müssen? kümmer dich mal um deine Mama, du Simpel! Die ersten 20 Jahre war es ihr Job, jetzt könntest du mal übernehmen?! Da sitzt sie ganz alleine in der großen Wohnung, die dunkel ist und leer ... 

Das hat sich Gottseidank geändert! Hurra! Mama ist in eine kleinere Wohnung gezogen, in der selben Straße, in der meine Schwester und ich selber gelandet sind. Die Enkel, die Mütter und die Oma konnten sich also alle naselang besuchen. Und jetzt wohnt Mama im Wohnstift, ich versuche, sie jede Woche zu besuchen. Immer wenn mein Körper einverstanden ist.

Es ist nämlich echt schön bei ihr, es gefällt mir in ihrer Nähe und ich hör ihr super gerne zu. Und nicht nur, weil ich da endlich jemand niederbayrisch reden höre! (hihi)

Was ich dabei gewonnen hab? Das liegt auf der Hand. Die wöchentlichen Besuche tun uns beiden gut. Wir können miteinander reden, ganz frei und ohne aufpassen zu müssen, was falsches zu sagen. Oder sich zu verplappern. Meine Mama versteht mich und ich sie. Und das tut unheimlich gut! Sie liest auch mein Mausloch und weiß so genau, was grade in mir abgeht und was mich beschäftigt. Und in unserer Whatsapp Familiengruppe ist sie auch. Ich bin so froh, dass sie ein fester Teil meines Alltags ist. 



Wenn ich an die Zeit denke, als ich fast keinen Kontakt mit ihr hatte muss ich den Kopf schütteln. Das war ja wohl total bescheuert. Jaaah man muss sich zwischen 20 und 30 erstmal selber finden und sein Leben gestalten und dann kommt vielleicht einer daher, der Vater deiner Kinder wird – aber das alles wäre besser, intensiver und einfacher gewesen, hätte ich Mama eng an meine Seite gelassen! 

Man ist schon a weng bleed als 20jährige ... 


Damit hab ich den Impuls der heutigen Blognacht ganz gut aufgegriffen, denke ich. Zum Schluss bin ich abrubt weggewesen aus zoom, weil mein Akku nur noch 2% hatte. Dann wars Handy aus. Ich wollte zwar vorher dauernd Bescheid sagen, bin aber leider nicht zu Wort gekommen. *lach


Viel Spaß beim Lesen – ein laaanger Text ist es geworden!

Chiao!


Samstag, 13. November 2021

12 von 12 im November

Es ist wieder soweit, der 12 von 12 Beitrag kann gestartet werden!

Obwohl es diesen Monat wahrscheinlich etwas langweilig wird, der 12. war ein normaler Arbeitsfreitag. Aber ich kann die 12er Regeln ja nicht jedesmal brechen, bin ich doch von Natur aus a so a brave!!

So denn, hier ist für euch von mir mein 12 von 12 - November Edition. Viel Spaß!


Es ist das gleiche Elend wie jeden Arbeitstag - der Wecker piept von 6-6:10 Uhr und ich hab den gleichen ersten Gedanken wie jeden Morgen: Muss ich?
Nachdem ich mir die Frage mit einem zerknirschtem Ja beantwortet hab, schlurfe ich ins Bad, in die Küche und dann ins Wohnzimmer. Frühstücksfernsehen auf Sat1, sonst penn ich unterm Kaffeetrinken ein. Der 1. Schluck Kaffee ist göttlich! 
Dann fahr ich in die Arbeit, wo wir uns jetzt alle erstmal selber testen müssen. Unser Team ist nicht verschont geblieben, also wird jeder Test mit ein bisschen Bammel beobachtet.


Punkt 8 Uhr öffnen sich die Tore und die Bevölkerung strömt in Massen zu uns, ungebrochen bis Mittag. Ich weiß nicht, wo die Leute alle her kommen, aber der Strom der Menge reißt nicht ab! Wir schwimmen in Arbeit und Aufträgen. In Blut und Abstrichen und Spritzen und Tests und Papier und Telefon. Die Auflagen ändern sich fast täglich und die Patienten fragen uns in Grund und Boden. Kein Land in Sicht, nur die Hoffnung, dass irgendwann das Wochenende beginnt. Irgendwann!
Spaß macht es keinen mehr, die Belastung wächst täglich und die Tränen sitzen locker.


Aber dann ist es doch passiert - der Feierabend kam! Fluchtartig die Praxis verlassen und im Auto erstmal tief durchatmen - ohne Maske! Herrlichen Sauerstoff atmen! Ich merke, wie meine Ansprüche sinken. Die Ramones begleiten mich lautstark bis nach Hause, wo ich nicht schnell genug auf meine Couch kommen kann - ausruhen! Fuß hochlegen! Pause! Jaaaaa! Und beim Einschlafen berieseln lassen von Nellie und Mrs Oleson aus Unsere kleine Farm - für die Seele!



Das Ausruhen tut mir gut, ich beginne, zu regenerieren. Halbwegs wiederhergestellt schleiche ich hoch ins Schlafzimmer, räume ein bisschen umeinander und mach mich dann an die Kiste Fotos, die da seit Wochen rumsteht. Alte Bilder von meiner Familie, die ich mal durchschauen will und nach Fotobuch-tauglichen Aufnahmen sortieren. Die Ärzte begleiten mich dabei und es beginnt, Spaß zu machen.


Eine Locke von meinem Vati - ich halte quasi seine DNA in der Hand!
Ist wohl an die 88 Jahre alt, die Locke


Mein Papa! Baujahr 1930

die kleine Sabine

Ratz Fatz ist es dunkel, um halb sieben schleppe ich mich die Treppe runter in die Küche. Ehrlich, wenn ich die Wahl hätte, ich würde in einen Bungalow ziehen. Der hat keine Treppen! So eine Schinderei!
In der Küche treffe ich meine üblichen Vorkehrungen: einen Notfallstuhl zurecht ziehen, mein neues Miniradio einschalten und los gehts, es gibt Spaghetti! Freitag ist Spaghetti-Tag!


Heute die Bolognese Variante. Nächste Woche dann wieder gebratene Spaghetti mit Karotte, Lauch, Hühnchen und Chinagewürz. Das hab ich mal in meiner Kochgruppe gepostet und einer fragte mich, wie denn China schmeckt?! Gute Frage. Ich sach mal würzig, wa? *hihi

Später am Abend wollten wir uns das neue TV Total nochmal im stream anschauen. Ich bin bekennender Stefan Raab Fan und liebte die Sendung! Umso schöner, dass sie wiederauferstanden ist! Sebastian Pufpaff macht das richtig gut! Gut gelaunt und mit lautem Gelächter endet der Tag, der so mies angefangen hat. Immerhin! 


Aber natürlich nicht ohne vor dem Einschlafen noch in meinem aktuellen Buch zu schmökern! Ich mag schmökern. Vor allem, wenn es ein Poznanski ist! SO SPANNEND !! 


Gute Nacht ihr lieben Mausloch-Leser!
Ich bin froh, dass es euch gibt!
:-)














Samstag, 6. November 2021

Die Blaue Stunde

 Die Blaue Stunde ist ein Zeitraum zwischen Nachmittag und Abend, ein kurzes Zeitfenster mit einer ganz besonderen Stimmung. Es ist nicht mehr hell, aber auch noch nicht dunkel. Die Straßenlaternen gehen an. Es breitet sich ein Gefühl von heimgehen aus.

Als Kind war das die Zeit, schnell nach Hause zu kommen. Klar, die Lampen gehen an. In dem Moment sind so ziemlich alle Kinder wie die Kakerlaken auseinander gestoben und haben geschaut, dass sie heim kommen! Ich hab eine sehr intensive Erinnerung an diese Tageszeit in meiner Kindheit.

Ich war 9 oder 10 und hatte Nachmittags in meiner Schule einen Malkurs. Schön mit Wasserfarben und einem DIN A3 Block. Auf dem Nachhauseweg wurde es immer dunkler, die Lichter gingen an, Amseln schrien und ich laufe durch die Straße auf mein Haus zu. Ich sah das Licht in unserer Küche und hatte so ein starkes Gefühl von "heimkommen" oder "ankommen" und beschützt sein! Ich wusste, unser Hund Terry würde mich anspringen vor Wiedersehensfreude, es würde nach Abendessen duften und meine Mama (früher Mutti, lach) würde fragen, wie es war und was wir gemalt haben.
Eigentlich nichts besonderes, aber ich freute mich so auf das Heimkommen. Diese Stimmung hat sich in mir fest verankert. Jedesmal, wenn ich diese Blaue Stunde bewusst wahrnehme, erinner ich mich an diesen 10-min-Heimweg, mit den zwitschernden Amseln, den Straßenlaternen und der Abenddämmerung.
Und dem Gefühl, heim zu kommen. Alles ist gut. 


 

Freitag, 5. November 2021

Freitagsfüller von Barbara

 So. Ich weiß genau, warum ich damals im Krankenhaus so viel lesen konnte, ohne einzuschlafen! 
Weisst du, wenn ich ein Buch lesen will und mich richtig drauf freue, alles ist gemütlich und passt und was passiert? Zack, Augen zu. Das ärgert mich. Damals im Krankenhaus hab ich fast ein komplettes Buch gelesen! Einmal sogar die ganze Nacht durch. Sitzend am Tisch. Und ich weiß auch, warum das damals geklappt hat! 
Zum einen - ich lieg da sowieso die ganze Zeit rum und schlafe viel mehr als normal.
Zum nächsten - ich muss nicht arbeiten und nicht rumlaufen, also Stress und Schmerz fallen weg.
Zum dritten - es gibt nichts anderes, was ich tun könnte! Keine Ablenkung! Zu der Zeit ohne Handy und nur das TV-Programm kannste eh vergessen. Also - lesen!

Fazit .... vielleicht sollte ich nur noch in einem Krankenhaus lesen? 
Ich muss das nochmal überdenken, das scheint mir nicht ganz ausgereift ...

Was allerdings super ausgereift ist, ist der Freitagsfüller von Barbara und ihrem scrapimpulse blog ! Und deswegen leg ich jetzt mal los!

Der Geschmack von Apfelkuchen lässt mich jedesmal wieder innerlich jubeln, ich liebe es!! Manchmal sind Streusel drauf, die zuckrig und zimtig schmecken, manchmal ist es eine Füllung aus Apfel und Apfelmus, die von zartem Mürbteig eingehüllt und von einem Zuckerguss getoppt wird. Manchmal auch ein Bratapfelkuchen mit Sahne und klein gehobelten Apfelstiften - vielleicht mit Mandelspppplittern?? Whuuuu! *zitter

Der Gedanke des Gewichtverlierens spukt immer öfter in meinem Kopf herum. Endlich. Leider kann ich ihn noch immer erfolgreich verdrängen, aber ich hoffe, er wird etwas penetranter und nistet sich irgendwann ganz in mein Unterbewusstsein. Aber bitte erst im nächsten Jahr!

Nein, wir werden nicht verzweifeln, egal was da noch für Steine im Weg rumliegen! Kein kaputtes Dach, kein körperlicher Schmerz, keine schlechte Angewohnheit, keine Stressbelastung und vor allem kein Virus wird uns in die Knie zwingen! Hast du gehört? *drohendeGestemitderFaust

Morgens, wenn ich echt unausstehlich bin und einfach nicht arbeiten gehen will, steht der Mann auf (obwohl Urlaub!!) , stiefelt durch den Regen und holt mir das weit weg geparkte Auto vor die Haustür, damit ich nicht so viel laufen muss. Ist das nicht lieb? Und dafür bin ich dankbar!

Gestern war wieder Großkampftag in der Praxis. Wir waren sogar zu zweit im Labor und trotzdem völlig am Ende nach dem Tag. Wie ein Ameisenhaufen! Ich glaub langsam, ich bin zu alt für diesen ... aber abends daheim gabs Tortellini al Forno und die Heute Show. Und ein frühes Bett. Das hat getröstet.

Auf Hawaii ist es verboten, sich Münzen ins Ohr zu stecken. Und in Illinois darf man nicht im Schlafanzug fischen gehen. In Trenton, New Jersey ist es nicht erlaubt, seine Suppe zu schlürfen. Auf den Phillippinen ist es untersagt, in Karaoke Bars Frank Sinatra's "My Way" zu singen - wegen zu vieler schlechter Interpretationen und in China sind Filme mit dem Thema Zeitreisen gesetzlich verboten! Bisschen lächerlich, oder?

Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf ein altmodisches Fußbad,  morgen habe ich geplant sitzend an einem Tisch zu lesen (toitoitoi) und Sonntag möchte ich ehrlich gesagt - nichts als Ruhe!! 

Ich brauch echt ein Wochenende ohne Plan und ohne Pflicht! Einkaufen geht noch und waschen muss halt sein - aber sonst NIX! NADA! NOTHING! NIENTE! Die alte Frau braucht Ruhe und Frieden.



Montag, 1. November 2021

Grusel Grusel

 Ach ja.

Ein bisschen hab ich mich geärgert, weil ich es wiedermal nicht auf die Reihe gekriegt hab. Gestern war Halloween und ich wusste, dass kleine Geister und Monsterchen an meine Tür klopfen würden um mir schüchtern ein "Süsses oder Saures" entgegen zu schmettern.

Ich war aber gestern Nachmittag mit Oma und Waldfeger einen Kaffee trinken. Übrigens ein besonders feiner Kaffee und ein phantastischer Bratapfelkuchen in der Satzinger Mühle. Draußen, direkt an der Pegnitz. Und wir waren herrlich albern!
Als ich wieder daheim war und zum 4. mal den Block umkreiste auf der verzweifelten Suche nach einem Parkplatz, konnte ich die kleinen Schreckgestalten schon entdecken. Per whatsapp hab ich den Süßigkeiten-Türdienst gesichert und meilenweit weg geparkt. Auf der Zielgeraden zur Haustür sehe ich die Tür des Nachbarn – toll dekoriert mit Lichtern und Tüchern und Fetzen und Kürbissen! Sogar einen Beamer gab es, der Geister und Fratzen auf die Hauswand projeziert. Schwenk rüber zu uns – nix!
Kein bisschen Deko – und in dem Moment frag ich mich, warum eigentlich?! Bin ich zu nachlässig oder zu faul? Oder doch zu unkreativ? Das hat mich geärgert. Also neue Batterien in die alljährliche Lichterkette gepackt, damit wenigstens das Küchenfenster orange leuchtet. Auf Spotify gibt es eine Gruselmusik-playlist. Einen Haufen Süßigkeiten hatte ich wenigstens. 
Im Lauf des Abends wurden die Geister, die mich in der Nacht heimsuchten immer älter. Bald waren die begleitenden Geschwisterkinder, die fröhlich auch die Hände aufhielten, von den Sammelkindern nicht mehr zu unterscheiden und gegen acht war Ruhe.

Es wäre lustig, sich mal selber zu verkleiden und die Kinder zu erschrecken. Als unsere noch klein waren, haben Waldfeger und ich kleine Halloweenpartys geschmissen und uns verkleidet. Das war klasse! Hat Spaß gemacht! Auf einer richtigen Gruselparty war ich noch nie. Das wär mal was! Die Halloween-Veranstaltungen der Rockfabrik früher waren eher so halbherzig. Es war zwar dekoriert, aber nur ein paar vereinzelte Rocker haben sich auch verkleidet. Franken halt. Sowas kann dir in Köln oder Düsseldorf bestimmt nicht passieren.

Als ich klein war, wär ich bestimmt auch begeistert von Haus zu Haus gezogen! Aber da hat man von Halloween noch nichts gehört. Noch nichteinmal von dem Film. Damals ging es bei uns eher um Allerheiligen, was bedeutete, am 1. November mussten wir Kinder mit ans Grab und gedenken. Es war immer kalt und immer regnerisch. Ich hab mich schon als Kind gefragt, warum grade heute? All die Menschen, die an Allerheiligen auf den Friedhof gehen und mit gesenkem Kopf an den Gräbern stehen, was machen die das restliche Jahr über? Ob die sich auch an einem Tag im Mai oder September mal am Grab ihrer Liebsten zeigen? Und sind das genau die Leute, die an heilig Abend die Kirche stürmen und sich sonst das ganze Jahr nicht dort blicken lassen? In Gedanken schmetter ich all denen ein "Heuchler!" vor die Füße. Die schenken ihren Frauen auch nur am Muttertag mal ein Blümchen.

Eine Freundin hat mir in den 90ern erzählt, dass die Amerikaner in ihrem Nürnberger "Ghetto" kräftig Halloween feiern, alles toll herrichten und von Tür zu Tür ziehen. Das konnte ich mir garnicht vorstellen, das war zu absurd. An fremde Türen klopfen und um Süßigkeiten betteln ... und jetzt ist es Tradition geworden. Aber so authentisch wie in Amiland kriegen wir das nicht hin, dafür sind wir hier alle zu deutsch.
Oder noch intensiver – zu fränkisch! (hihi)

Halloween in Amerika

vs.

Halloween in meiner Küche




Cute Rat