Ich bin jetzt auf linkedin angemeldet! Das ist zwar eine Plattform, die eher beruflich orientiert ist, aber trotzdem spiel ich da jetzt auch mit. Mir kommt linkedin ziemlich ernst und sachlich vor und ich hatte Bedenken, ob ich da überhaupt bleiben darf mit meinem Mausloch. Hab mich als freiberufliche Bloggerin eingetragen und bin jetzt gespannt, was passiert.
Erstmal garnichts.
Dann hab ich ein paar andere Blogger gefunden und mich drangehängt. Da ist eine, die mir ziemlich aus der Seele spricht. Die Dame heißt Mim Gaisser vom still&sensibel blog. Sie hat eine Umfrage gestartet, ob man sich selber als introvertiert, extrovertiert oder eher ambivertiert sieht.
Den Begriff ambivertiert hab ich tatsächlich noch nie gehört, wusste aber gleich, dass ich das bin!
Kenn ich nicht, nehm ich mit!
Ambivertiert ist man, wenn man zwischen in sich gekehrt und aus sich herausgehen herumeiert. Und das ist interessant!
Wenn ich mir so überlege, gestartet bin ich in die große, weite Welt als schüchtern und zurückhaltend. Im Laufe der Teeniezeit hat sich das zu einer fast echten Rampensau entwickelt! Ich hatte keinerlei Berührungsängste und nur wenig Hemmungen, laut singend auf den Tischen zu tanzen.
Dann wurde ich Mama und die Unsicherheit kam langsam und schleichend zurück. Mit der Zeit hab ich auch den smalltalk verlernt, den ich früher aus dem FF beherrscht hab. Es hat mich einfach nur genervt, dieses oberflächliche Blabla. Vor allem die Angeberei der anderen Mütter, wie toll ihr Justus und ihre Leonie schon entwickelt wären.
Wie es passiert ist, weiß ich garnicht so recht, aber irgendwann gehörte ich ganz und gar zum Team introvertiert.
Dann hab ich festgestellt, dass ich über das Schreiben in meinem blog und den posts in sozialen Medien immer viel sicherer und frecher unterwegs war, als im realen Leben.
Das fing an mit townbuddy/nachbarn.de und unddu.de. Da hab ich Leute kennen gelernt und im Schutz des Wohnzimmers festgestellt, dass ich schriftlich so richtig loslegen kann! Und nichts schlimmes passiert! Das fand ich super. Leider gibt es diese Netzwerke nicht mehr. Dann kam ich auf facebook an, in den vielen Gruppen und konnte mich ebenso gut ausdrücken. Am besten aber war die Idee, einen Blog zu gründen. Mein Mausloch fängt alles auf, was sich in meinem Kopf tummelt, aber nicht ausgesprochen werden will!
Wie Yvonne Frank von multilingual-publishing.de es ausdrückt, meine Gedankenpferde können im Mausloch ungehemmt und laut wiehernd umeinander galloppieren!
Ebenso hat sich gezeigt, dass ich in vertrauter Runde, wie der Familie, genauso losgelöst und locker quatschen und plappern kann, ohne dass es für mich unangenehm wäre. Da fühl ich mich sicher und verstanden, alles ist gut. Außerdem machen es die Kinder mit ihrem brillanten Humor wirklich einfach!
Aber wehe, es sind Leute dabei, die ich nicht oder nicht gut kenne! Dann verstumme ich direkt und fühl mich wieder wie 13. Es ist mir super unangenehm, mich zu unterhalten. Zum ersten mal bewusst ist mir das geworden, weil ich mich ständig um die Praxisessen drücken wollte. Der Chef lädt seine Belegschaft zu einem lehrreichen Vortrag und zum essen ein. Hab überlegt, warum mir das so unangenehm ist. Und die Erkenntnis kam schleichend: ich bin introvertiert und berufliche Treffen sind für mich ganz schrecklich! Ich bin unheimlich befangen und überlege eigentlich die ganze Zeit nur, wann ich mich verdrücken kann. Kaum steige ich dann ins Auto ein, fällt diese Last von mir ab und ich fahre erleichtert und laut singend nach Hause.
Eine gute Freundin hat bei unserem ersten Treffen gesagt, sie hätte noch nie jemand kennengelernt, der online so gelöst und live so eingeschüchtert wäre.
Genauso geht es mir mit Telefonaten oder Liveschalten wie zoom. Ich stell mich an wie die Liesl, stotter herum oder schweige betreten. Voller Panik, was falsches zu sagen oder mich bescheuert auszudrücken. Ich bewundere Menschen, die sich locker und gekonnt ausdrücken können! Ohne ins Stocken zu geraten oder sich in Schwachsinn zu verrennen. Ich kann das nicht! Lieber schriftlich! Da hat man mehr Zeit zum Überlegen und kann viel besser formulieren.
Daher meine neueste Erkenntnis: ich bin ambivertiert!
Vielleicht werde ich ja auch mal eine ganz fidele Rentnerin, der alles wurscht ist und die sagt, was sie will und denkt! Wer weiß?!
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