Ich werd mich dann mal verabschieden.
Morgen werde ich ein Organ spenden, und zwar der Organentsorgungsstation. Weil meine Gallenblase verrückt geworden ist und ständig rumzickt, muss sie jetzt mit den Konsequenzen rechnen und wird rausgeschmissen! Nicht, dass das Ding nochmal auf die Idee kommt, einen ihrer Steine loszuschicken, um Rabatz zu machen!
Leztzte Woche hatte ich ein Vorgespräch in der 310 Klinik. Die Klinik ist mir von allen Seiten empfohlen worden, das sei ein tolles Krankenhaus mit allem, was man sich wünschen kann. Und ich bin auch ganz begeistert, wenn man von einem Spital begeistert sein kann.
Dann ruft mich ein gut gelaunter (!) Arzt nebst Studentin in ein Besprechungszimmer. Er ist total entspannt, erklärt mir die unbekannte Welt der Galle und ihrer Nachbarn. Warum wir sie eigentlich garnicht brauchen, wieso sie dann überhaupt da ist und weshalb die OP gar kein großes Ding ist. Er ist sehr geduldig. Ein Ultraschall wird gemacht und ich sehe zum ersten mal meine Gallenblase. Die Steinchen da drin liegen recht dekorativ wie eine Perlenkette an der zarten Gallenwand. Es nützt ihnen nur nichts, alles muss raus.
Eine Helferin holt mich zur Blutabnahme und zum EKG. Wir machen Nägel mit Köpfen und packen es gleich an. Keine Zeit zum vertrödeln, im Oktober will ich fit sein.
Zum Schluß holt mich der Anästhesist, um mit mir die Risiken zu besprechen. Auch er ist voll freundlich – und hübsch noch dazu! Alles wird besprochen. Meine Medikamente, meine Krankheiten, meine Problemgelenke, meine Bauchspritze, meine Gewichtsabnahme. Und dann wird der Termin auf den 13.09. festgelegt.
Zack Bäm Fertig.
Ich gönne mir einen Kaffee beim Bäcker nebenan und, weil ich so tapfer bin, ein Brötchen. Bei dessen Hälfte mir allerdings siedendheiß einfällt, dass ich bis zur OP nichts fettes essen soll. Dieses Brötchen hat Butter drauf! Und Käse! Allmächt! Ich sitze da wie vom Donner gerührt und starre auf die verbotene Versuchung in meiner Hand. Kurzentschlossen kratze ich den Belag runter und gönne mir das nackte Brötchen. Voller Angst, dass meine Galle so gehässig ist und nochmal tobt, bevor sie das Zeitliche segnet.
Aber zum Glück ist sie ganz ruhig. Den ganzen Tag war ich nervös.
So und jetzt sitz ich hier, frisch geduscht und ziemlich nervös. Nachher pack ich meine Tasche und hoffe, dass ich heute Nacht schlafen kann.
Und wenn nicht, scheiß drauf, in der Klinik werd ich genug Schlaf kriegen!
Tschüß, bis die Tage
Nachruf
Hiermit nehmen wir Abschied von Sabines Gallenblase.
Sie hat einiges aushalten müssen, jahrzehntelang erhöhte Cholesterinwerte und die ständigen Arbeitsaufträge setzten ihr sehr zu. So sehr, dass sie vor ein paar Wochen beschloss, sich zu wehren. Leider führte dies dazu, dass sie aus der Gemeinschaft der Organe ausgeschlossen wird und aus dem Körper fliegt.
Der Schuss ging nach hinten los, liebe Galli.
Leb wohl, du Gallenblase, danke dass du da warst. Aber Querdenker und Rebellen werden hier nicht geduldet! Guten Flug!
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