Jetzt ist es also soweit, die Fee ist aus ihrem Elternhaus ausgezogen und in ihr erstes, eigenes Feenreich eingetreten. Am Samstag war der Umzug. Ich hab mich mit meinem Problembauch als frisch Operierte erfolgreich drücken können. Aber gedanklich hab ich die Kinder begleitet.
Und natürlich kommen die Erinnerungen. So arg lang ist es ja garnicht her, als ich an genau der gleichen Station in meinem Leben war, wie die Feenmama. Ich fühle so sehr mit ihr!
Vor diesem Tag fürchten sich alle Eltern. Gut, in der Pubertät gibts schon ab und zu einen Moment, wo man sehnsüchtig auf den Tag hofft, das das Kind endlich auszieht. Ganz einfach weil sie einem den letzten Nerv rauben. Aber wenn es dann plötzlich nach 18 Jahren soweit ist, verfällt man innerlich irgendwie in eine Art Schockstarre.
Das Kind zieht aus. Das Kind zieht jetzt wirklich von zu Hause aus. Unfassbar.
Das ist wie bei der Geburt. Du weisst viele Monate lang, dass du schwanger bist und ein Kind kriegst. Wenn es dann aber geboren ist und du es zum ersten Mal im Arm hältst, bist du baff erstaunt und überwältigt von dieser Tatsache. Da ist jetzt ein echtes Baby und es ist deins! Du bist eine Mama! Wahnsinn!! Kommt überraschend!
Und dann – schwupp sind sie weg. Verlassen das liebevolle Nest, um das du dich Jahrelang so schön gekümmert hast.
Es gäbe noch so viel zu helfen, so viel zu organisieren und so viel zu lernen. Es ist doch MEIN KIND, fast noch ein Baby, und jetzt will das Baby alleine wohnen. Einkaufen, kochen, putzen, Miete zahlen und den Hausschlüssel nicht vergessen. Das ist so unwirklich!
Mir hat es damals das Herz zerrissen. Mir wurde bewusst, dass sie nie mehr so entspannt und selbstverständlich bei uns zu Hause sein wird. Weil es nicht ihr zu Hause ist, weil sie woanders wohnt. Sie wird ein Besuch sein. Irgendwann räumen wir auf, bevor sie her kommt. Und dann sagt sie Sätze wie "Ich fahr dann mal heim" und geht weg. Verkehrte Realität.
Ich hab lang gebraucht, um das zu akzeptieren. Das Gefühl, die Tochter verloren zu haben, war mächtig. Ich hab mich sehr lange nicht in ihr Zimmer gewagt. Einzig der Gedanke hat mich getröstet, dass sie nicht weit weg ist. Fürth. Könnte schlimmer sein. Und dann ist da ja auch noch der kleine Brunder. Der wohnt bestimmt noch lange bei seiner Familie. Meine ganze Aufmerksamkeit und Mutterliebe hat sich über den armen Jungen ergossen! Ob er wollte oder nicht.
Jetzt, nach Jahren, hab ich die Situation im Griff. Und mich auch. Und jedesmal, wenn die Tochter zu uns kommt, wird sie minutenlang umarmt und wir freuen uns wie Bolle auf sie. Und wir staunen, wie sie sich entwickelt hat. So selbstständig, so sicher, so .. garnicht mehr kindlich! Sie ist eine erwachsene junge Frau, die taffer ist als ich selbst. Sie managt ihren Alltag super. Oft staune ich und bin stolz wie Oskar!
Und jetzt zieht die Fee genau das selbe durch. Sie steigt ins Leben ein und fängt an, zu managen. Zum Glück ist die Feenfamilie in Reichweite und kann jederzeit helfend einspringen. Das ist auch wichtig! Nicht nur für die Fee.
Ein liebevoller Drücker an die Feenmama, die so stark ist und ihr Küken loslassen muss. Ich weiß, wie es ist. Und ich weiß, wie sehr man leidet – trotz aller Vernunft.
Es wird besser!
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