Mausloch

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Donnerstag, 19. Januar 2023

10 Jahre zu spät

Man möchte es fast nicht glauben, aber ich war mal eine richtige Rennsemmel! Seit ich 16 war, hab ich mich zu 80% des Tages damit beschäftigt, wo ich am Abend hingehen könnte. Abends wegzugehen war die Erfüllung meiner Mädchenträume! Ausgehen, Leute treffen, feiern und Spaß haben, yeyy! Heute, wenn ich so drüber nachdenke, klingt das echt anstrengend. Aber jetzt bin ich auch alt und stellenweise gebrechlich, was soll ich mich da in Kneipen rumtreiben?!


Andererseits spukt in meinem Muttihirn auch der Gedanke umeinander, mein Dasein als Sofasitzer ein bisschen aufzumischen. Es ist ein Zwiespalt - ich will schon ab und zu weggehen und irgendwo was trinken, andererseits bin ich auch immer heilfroh, wenn ich nichts mehr vorhabe und schön zu Hause entspannen kann. Meine Güte! Sind das die Wechseljahre? Ich bin hin und her gerissen. Vielleicht geht es leichter, wenn es draußen warm und hell ist. Dann kommt das Sofakuschelbedürfnis nicht so sehr durch. 

Man wird sehen. Die arme Waldfeger muss dann herhalten, wenn mich die Feierlust überkommt! 

Und früher, da war das natürlich ganz anders. Einmal, an einem Samstag Abend, ging irgendwie nichts zusammen. Keiner war verfügbar oder alle waren woanders und ich saß zu Hause fest. Hab mir mit meinen Eltern Wetten dass angeschaut und bin spontan in Tränen ausgebrochen, weil ich einen GANZEN SAMSTAG ABEND verschwendet hab! Ganz schlimm!

Der Mann und ich waren unterwegs und sind drauf gekommen, dass unsere älteren Geschwister beide in den gleichen Kneipen und Discos unterwegs waren. Uns fielen Namen ein wie "Gazebo", "Pasha", "Charly M.", "Garage" und "Xanado". Die sind sich bestimmt schon oft über den Weg gelaufen, ohne vom anderen zu wissen! Und wiedermal bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich 10 Jahre zu spät geboren wurde! Es ist doch so, dass in Nürnberg all die guten Bars schon lange Geschichte sind. Ich hab echt viel verpasst! Weil ich zu jung war und weil ich zu lange zu oft bei MOFL im Kinderzimmer war, anstatt mich draußen rumzutreiben und die Nacht zu feiern.

Als es dann soweit war, dass ich in die Nürnberger Partywelt starten wollte, haben nach und nach alle guten Kneipen dicht gemacht.

Im Quattro Set zum Beispiel war ich nur ein einziges Mal! Das Quattro Set war eine Hardrock Kellerdisco. Winzig klein, ziemlich versifft, ein Relikt aus den 70ern. Wo dröhnend laut ACDC gespielt wurde. Ich weiß ja nicht, ob das jetzt charakterbeschreibend ist, wenn ich mich in versifften Kellerkneipen sauwohl gefühlt hab, aber ich war immer ein Kellerkind. Quattro Set

So wie das Mausloch, das war auch eine Kellerkneipe. Immer nach dem Kino ab ins Mausloch. Ja, mein blog hat daher seinen Namen. Das Mausloch war ein Kellergewölbe, sehr alt und sehr gemütlich. Fast überall wurde Hardrock gespielt, das war klasse! Massive, dunkle Holztische, Sitzbänke, Steinbögen, eine Menge Deko und ein großes Fischernetz, glaub ich , war da auch. Da hab ich meine erste Laternenmaß getrunken! Die Leute waren entspannt, es war lustig und eine richtige Lieblingskneipe! Mausloch

Der Starclub war auch im Keller. Eine Cafè Bar, in der es Flensburger gab. Es ploppte ständig überall. Im Starclub gab es überhaupt sehr viel Bier, die Bar war voll davon! Wegen der Enge und der wenigen Sitzplätze hab ich relativ viel Zeit im Gang verbracht, was aber auch ziemlich lustig war! Starclub

Das Dröhnland war ausnahmsweise mal keine Kellerkneipe, im Gegenteil, es gab ein oberes Stockwerk. Unten war die Bar, die Kneipe mit Billardtisch (warum gibt es heute keine Billardkneipen mehr?) und oben war ein Konzertsaal. Ein kleiner. Mit Holzboden. Die Musik im Dröhnland war klasse. Rock natürlich und Alternative! Dröhnland

Und wie oft war ich im Groovy? Drei mal? Ich könnt heulen!! Im Groovy hat man sich immer wohl gefühlt, ein tiefer Atemzug beim Betreten hat gereicht, um ein bisschen high durch den Laden zu torkeln. Super Stimmung!

Es war immer wie heimkommen, diese ganzen Kneipen, und oft war ich nur ein oder zweimal dort. Das stinkt mir gewaltig! Die Auswahl war riesig damals und so bin ich mit der Mehrheit dahin, wo wir immer hingehen. Einige Stammkneipen hatten wir. War eine schöne Zeit. Aber zurückblickend hab ich halt viel verpasst. 

Shamrock, Kitsch, Rainbow, Rock Cafe Fürth, Green Goose, Ruhestörung, Ofenrohr, Landwehrkeller, Komm, Bezirk 40, Lollypop .. alles weg! 

Nicht nur was Kneipen und Discos betrifft, auch Konzerte sind einige an mir vorbeigerauscht, ohne dass ich Wind davon bekommen hab. Ich denk mir manchmal, ich war in der Hinsicht ein richtiges "Truutscherla", wie der Franke sagt. Eine, die den Schmetterlingen nachschaut und nichts mitkriegt.
Was gäbe ich drum,ein Konzert von den ganz Großen zu erleben - Monsters of Rock zB mit Metallica, Dio und Deep Purple waren 1987 in der Meistersingerhalle! Nirvana '91 im Serenadenhof oder ein Queen Konzert! Das wär so toll .. gewesen. David Bowie hab ich komplett verpasst. Wo war ich? Auf der Tanzfläche der Tanzschule, 1-2-chachacha!

10 Jahre zu spät geboren.

Gut, ich wär dann jetzt auch 10 Jahre älter. Da bin ich eigentlich ganz froh, dass dem nicht so ist. Es reicht auch so . 
Ich sollte nach vorne schauen und nicht betrauern, was ich alles hätte sehen und erleben können, wär ich nur fixer und besser informiert gewesen. 
Was kann ich gut? Positiv denken! Jawoll! Und in meiner aufgepusteten rosa Blase weine ich nicht all den geschlossenen, abgerissenen und zerstörten wunderbaren Kneipen hinterher, sondern überlege, was ich jetzt und heute so machen könnte!
Vielleicht gibt es nach dem großen Kneipensterben in Nürnberg doch noch die ein oder andere Bar für Leute wie mich, älter und ruhiger, die einfach mal ein Glas Wein trinken wollen.

Aber heute nicht, heute bin ich froh, wenn ich Feierabend hab und in Ruhe auf der Couch vor mich hin netflixen kann!


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