Gestern kam der große flashback! Schon wieder!
Nach einem Gespräch mit Kollegin Missi kam ich auf die Idee, eine meiner alten Arbeitsplätze zu googeln. Ein Internist, bei dem ich den Großteil meiner Ausbildung verbracht hab.
Zuerst finde ich den Sohn des „alten“ Arztes. Ich hab unter Hans gearbeitet, jetzt hat Sohn Peter die Praxis übernommen. Genauer gesagt seit 2007.
Zu meiner Erleichterung sehe ich auf den Bildern, dass die Praxis renoviert worden ist! Die war früher sehr dunkel und grün und orange, ein echtes Relikt aus den 70ern. Jetzt ist sie modernisiert und viel heller.
Dann finde ich Fotos vom Team. Der junge Peter sieht dem alten Hans sehr ähnlich. Wie der wohl drauf ist? Der alte Hans stand am liebsten vorne am Anmeldetresen, wo er uns im Blick hatte und lautstark mit den Patienten gefachsimpelt hat. Der alte Hans war lustig, gemütlich und freundlich. Hat uns oft zum essen eingeladen. Ich durfte mal sein Familienwappentier auf Glaskugeln für den Weihnachtsbaum malen. War ein Wildschwein. Und der alte Hans ganz entzückt!
Und dann entdecke ich im Team zwei bekannte Gesichter. Die Inge und die Andrea! Wahnsinn, die sind immer noch dort, seit 30 Jahren! Das nenn ich Treue!
Mit Andrea hab ich gelernt, Inge war immer lustig und beide richtig lieb!
Und dann versuche ich mich zu erinnern.
Damals hatte ich noch meinen Käfer. Mittags bin ich heim gefahren, nach der Arbeit mit Freundinnen getroffen. Damals war unterwegs sein das Wichtigste, Hauptsache fort und Spaß haben!
In der Arbeit gab es einen Wochenwechsel – Labor, EKG, Röntgen und Anmeldung und wieder von vorne. Wobei ich das Labor damals schon echt gut fand! Im Röntgen hab ich oft verkackt, weil damals noch große Bilder entwickelt werden mussten und man die Dunkelkammer nicht öffnen sollte, wenn das Bild noch ungeschützt umeinander liegt.
Das war so peinlich, es dem alten Hans zu beichten. Ich hör ihn noch seufzen. Bild kaputt, Pat muss noch mal ran.
Ich hab noch die Stimme von Christiane im Ohr, die die Patienten röntgt: „So stehen bleiben! Tief eeeeeinatmen! Die Luft aaaaanhalten!“ Klack-Schepper-Klong!
Damals waren Röntgengeräte noch echte Monster.
Ohne es zu wissen hatte ich einen richtig guten Arbeitsplatz. Aber ich war Azubi und voll jung und somit wusste ich nichts zu schätzen. Ich war wütend, weil Dagmar, der dritte Lehrling, immer bevorzugt wurde und weil ich das Gefühl hatte, nicht selbständig arbeiten zu dürfen. Ewig überwacht zu werden fand ich super ungerecht.
Dass Azubis generell überwacht werden, wollte mir nicht einleuchten. Das weiß ich heute, weil ich meinen Azubi auch überwachen muss. Die machen sonst nur Unsinn.
Wie Dunkelkammern zu früh zu öffnen …
Ich überlege, ob ich Inge und Andrea mal anschreiben soll.
Das bringt aber die Gefahr mit sich, dass mich die beiden vielleicht treffen möchten. Das will ich eigentlich nicht, bin ja eine Gloria geworden und vor 30 Jahren war ich schlank und hübsch. Auf den Bildern sehen die beiden super aus!
Vielleicht bin ich ja auch mal gegoogelt worden und deswegen meldet sich niemand bei mir … oder ich bin vergessen worden. Hab die beiden ja auch vergessen.
Man hat anderes im Kopf.
Ich muss irgendwo noch alte Fotos haben. In den Tiefen meiner Fotokisten.
Denkst du dir auch öfter, dass du viel mehr Fotos hättest machen sollen? Alltägliches hat man so selten geknipst, immer nur Urlaub und Weihnachten. Naja, Filme und Entwicklung war teuer. Ist schon logisch, aber auch sehr schade.
Ich bereue es sehr, dass es keine Bilder von Lieblingsorten oder Freunden, Kollegen oder Arbeitsplätzen gibt. Oder jedenfalls nicht viele.Die meisten Lokale und Bars gibt es nicht mehr, das hab ich nur noch in der Erinnerung.
Das Kraftwerk, das Lollypop, der Landwehrkeller, Schmelztigel, Mausloch, Hard Rock Cafe, Gunzendorfer Rockdisco, das Goose, Metal Mania, Kitsch, Boot, Groovy .. und wie sie alle heißen. Alles weg. Und die Leute sieht man natürlich auch nicht mehr. Oder würde sie nicht mehr erkennen.
Heute gibt’s von allem Fotos, überall. Das ist gut, wenn man sich später erinnern will. Es gibt Webseiten und Handyfotos ohne Ende.
Ob das die Bilder so wertvoll macht wie die paar, die man von früher in einer Kiste hortet, das kann ich nicht sagen.
Aber schön, wenn man zu seinen Erinnerungen Fotos hat!
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