Mausloch

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Samstag, 21. Mai 2022

Sturm und Drang

Eigentlich haben wir erwartet, dass das Unwetter wiedermal an uns vorbeizieht. Im Regenradar sah es jedenfalls so aus. Meistens ziehen vorhergesagte Schauer und Gewitter an uns vorbei.

Aber viertel nach neun kam mit einem Schlag der Wind. So kräftig und unverhofft, dass wir alle mit verdutztem, wahrscheinlich leicht debilem Gesichtsausdruck in die Gegend geschaut haben. Die beiden riesengroßen Bäume auf der anderen Straßenseite haben sich besorgniserregend im Wind gebogen, Markisen wurden eingefahren, Katzen nach Hause gerufen.

Und ich zieh meine Schuhe an und laufe zum Auto, den Bub vom Chor abholen.

Der Wind kommt von allen Seiten und weht mich fast hin.

Ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Es hat was dramatisches, bei Sturm draußen zu sein! Kaum auf der Autobahn kommen die Blitze. Rings um mich herum, überall Blitze im Sekundentakt. Ich bin ein bisschen unsicher, aber ich hab ja einen Auftrag: hol das Kind! Und so fahre ich die Autobahn entlang und beobachte das Naturschauspiel.

Sind das Regentropfen auf der Windschutzscheibe? 5,6,..10 Tropfen. Prima, Regen wär mal nötig! Und 2 Sekunden später öffnet sich eine Wolke und ich befinde mich im dollsten Platzregen. Bin voll erschrocken! Und nicht nur das, ich kann augenblicklich einfach nichts mehr sehen! Alles dunkelgrau. Bin ich noch in der Spur? Bin ich überhaupt noch auf der Autobahn? Wo muss ich raus? Wo ist raus?

Natürlich hab ich kein Navi dabei, hab ich ja gedacht, ich kenn den Weg jetzt. Ich hab mich immer an einer Reihe Lichter orientiert, die an einem Industriegebäude links aufleuchten. Da muss ich abfahren. Es leuchtet aber nichts. Es ist nur dunkelgrau, alles.

Jetzt schalte ich das Radio aus.

Und natürlich rausche ich blind und orientierungslos an der Ausfahrt vorbei. Verdammt! Ich übersehe auch die nächste Ausfahrt. Warum fährt eigentlich keiner vor mir? Dann könnte ich mich wenigstens an seine Rücklichter hängen.

Da entdecke ich doch noch einen Weg und fahr raus. Wohin jetzt? Wo bin ich? Nirgendwo eine Chance, anzuhalten. Ich fahre einfach, komplett planlos. Rechts, links, …

Da vorne taucht eine Tankstelle auf, gottseidank! Und ich mach den Motor aus. Erstmal durchatmen. Dann Bub anrufen. Dann Navi einschalten.

Jetzt fühl ich mich ein bissle sicherer, das Navi lenkt mich zurück und auf den richtigen Weg. Der Regen hat etwas nachgelassen, aber dafür blitzt und donnert es auf Teufel komm raus!

Der Bub steht geduldig unter dem Vordach und springt schnell ins Auto.

Zurück gings besser, den Weg kenn ich. Nach Hause finde ich immer, früher oder später. Wir hören Beatles und ich fange an, mich zu entspannen.

Sicher zu Hause, das Kind heimgebracht. Und mich auch.

Etwas zittrig zwar, aber ich habs geschafft!

Als ich später im Bett liege, hat das Gewitter aufgehört. Es regnet nicht mehr und ist ruhig und friedlich.

War was?






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