Guten Abend! Hier sind wir in kleiner, feiner Runde
und feiern die 61. Blognacht von Anna Koschinski
Heute Mittag schießt mir der Gedanke an die Blognacht in den Sinn. Wann ist die eigentlich wieder? Überraschung - heute! Das war Intuition, ganz sicher!
Da ich gerne dazu neige, Termine und Blognächte zu verpassen, hab ich mich in einen elektronischen Reminder von Anna eingetragen. Dann bin ich immer gut informiert.
So.
Jetzt sitze ich also hier. Die Blognacht läuft, die Teilnehmer schauen konzentriert auf ihren Bildschirm und ich hab mal wieder keinen Plan, was ich schreiben könnte. Letztes Mal kam mir sofort ein Gedanke in den Sinn, der den Impuls aufgreift. Das war schön. Aber heute geht es mir so, wie fast jedes Mal: KEINEN BLASSEN SCHIMMER!
Der Impuls lautet: Trotzdem!
Jürgen: Ich weiß was - trotzdem du keine Ahnung von irgendwas hast, meinst du, bloggen zu müssen! Zack, die Blognacht in einem Satz. Danke mir später.
Na herzlichen Dank auch!
Elinor: Also weißt du, manchmal könnt ich .. also da bist du unerträglich! Bitte benimm dich, Jürgen!
Jürgen: Was denn, ich wollte nur helfen! Sie findet ja schon wieder mal keinen Anfang
Ja ich weiß! Das wird schon noch. Drängel nicht!
Ich könnte mich ja auch erstmal warm schreiben. Die kommende Woche hab ich mir sowieso fürs Schreiben reserviert. Nächste Woche hab ich Überstundenfrei! Hurra! Da wäre viel Zeit zum Schreiben. Und zum Lesen, ich hab da ein echt dickes Buch von Ken Follett, "Stonehenge". Da kommt mir so eine freie Woche grade recht!
Elinor: Das ist doch schön, eine Woche ganz für dich! Hast du dir hart erarbeitet, Kind!
Hab ich. Und ich will schreiben, lesen, zum Friseur und in die Stadt gehen. Nur so. Das reicht auch als Plan. Obwohl im Haus viel zu tun wäre. Aber ich will es mir gut gehen lassen - trotzdem! Ha, das erste "trotzdem" !!
Jürgen: Ui, toll.
Elinor: Mach doch mal eine Bestandsaufnahme, so wie schon mal. Vielleicht bringt dich das in Schwung!
Bestandsaufnahme - also ich sitze heute im Schlafzimmer und hab mir für zoom einen echt coolen Hintergrund gewählt - der Blick auf Paris bei Nacht, aus dem Film Ratatuille. Sieht gut aus! Auf dem Tisch stehen zwei Hochzeitsfotos von Tochter. Sie sieht so glücklich aus! Ich mag diese Fotos. Dann hab ich hier noch den Plattenspieler, einen Retro Lautsprecher und einen Kalender von Carl Spitzweg. Draußen ist es finster. Früher kam der Bub ab und zu zu mir rüber und hat mir beim Schreiben über die Schulter geschaut. Das macht er jetzt nicht mehr, er wohnt ja nicht mehr hier. Eigentlich hab ich mich schon dran gewöhnt, so nach eineinhalb Jahren. Aber immer wieder gibt es Momente, da vermiss ich ihn sehr. Wär schon schön, wenn er plötzlich reinkommen würde .. dass es so schwer ist, seine Kinder loszulassen, das sagt einem vorher auch niemand!
Elinor: Ist das nicht ein guter Inhalt? Der Bub wird selbständig und ist erwachsen, aber trotzdem vermisst ihn die Mama jeden Tag !?
Jürgen: Boh nicht schon wieder diese alte Leier, das hat sie jetzt oft genug im Mausloch verbraten. Sie vermisst ihre Kinder, wir wissen es! Laaangweilig!!
Elinor: Halte dich gefälligst zurück, Sportsfreund!
Jürgen: haha, Sportsfreund .. wo hast du das Wort denn ausgegraben?
Ruhe jetzt! Das ist ja nicht zum aushalten! Nein, ich werde das nicht zum Thema des Abends machen! Ich bin ja nicht die einzige, die ihre Kinder vermisst. Außerdem ist es immer wieder schön, sie zu treffen!
So wie letzten Montag. Essen gehen mit den Kindern, herrlich! Ich hab Fee ihr verspätetes Geburtstagsgeschenk gegeben - einen dieser kitschigen Weihnachtspullis! Personalisiert mit einem Aufdruck von ihr und ihren Katzen. Allein dieses Gelächter war's wert! Und sie hat ihn tatsächlich gleich angezogen
Und morgen am Samstag treff ich die Familie gleich wieder, zum Kaffee. Ich mag Familientreffen!
Jürgen: Ja vor allem, wenn dein historisches Alter gefeiert wird! Hahaha
Danke für den Hinweis! Historisches Alter .. sehr charmant!
Elinor: Ach hör nicht auf den, Kleines! Der ist heute wieder extrem fies drauf. Vielleicht weil er realisiert hat, dass er ja mit dir älter wird! Bald nenn ich ihn stattlich .. (kicher)
Jürgen: Wen nennst du hier stattlich? Ich geb dir gleich stattlich! Unverschämtheit!
Haha, Jürgen der Stattliche! Merk ich mir!
Ich fühl mich nicht alt, zumindest nicht innerlich. Auch wenn ich von außen tatsächlich so aussehe, wie ich alt bin - gefühlt bin ich 26 geblieben! Oder sagen wir 36. Früher waren Leute über 50 für mich eigentlich schon Senioren. Aber früher hat man mit 50 auch viel älter ausgesehen als heute, stimmt's? Da gab es für die Muttis diese schicken Kittelschürzen! Wahrscheinlich hat man sich einfach so alt gefühlt, wie man eben ist. Aber ich fühl mich nicht wie ü50! Ich höre weiterhin die Ärzte, schau das Sonntagsmärchen und die Sendung mit der Maus, mag alte, verranzte Kneipen und meinen Plattenspieler!
Aber ich hab auch Charakterzüge an mir entdeckt, die ziemlich vehement auf mein Alter hinweisen! Zum Beispiel fasziniert es mich, wenn in der U-Bahn alle auf ihr Handy gucken. Oder wie sich Jugendliche unterhalten. Ich ärgere mich heute viel mehr über liegengelassenen Müll als früher, da war mir das herzlich egal. Und ich kann Menschenmassen nicht mehr ertragen. Weisst, früher war ich überall mittendrin, auf Konzerten, im Bierzelt, in einer Disco. Und heute brauch ich dringendst meinen Freiraum.
Das ist mein Tanzbereich - und das ist dein Tanzbereich!
Aber ich fühl mich trotzdem nicht so alt wie ich bin. Das ist sehr verzwickt.
Jürgen: Das ist sehr umständlich und ein bisschen hirnrissig. Meinste nicht auch?
Elinor: Nein.
Nein.
Ich glaub eher, dass es vielen so geht. Man wird immer älter und kann das eigentlich garnicht begreifen. Aber plötzlich sind die Kinder erwachsen und leben ihr eigenes Leben. Eben kaufst du noch Wachsmalstifte für die 2. Klasse und im nächsten Moment heiraten sie und fliegen in Urlaub.
Man hat abends auf einmal gar keine Lust mehr, auszugehen. Ich freu mich auf meinen Feierabend, meine Serien und mein Strickzeug. Gleichzeitig will ich laut im Auto die neue deutsche Welle mitsingen! Oder mir eine David Bowie Jacke kaufen.
Wenn der Mann und ich unterwegs sind und in eine Kneipe einkehren, dann fühl ich mich spontan wieder wie 20! Das war erst vor kurzem so, als wir in Heidelberg eine Rockkneipe entdeckt haben. Sowas findet man in Nürnberg ja gar nicht mehr. Ich hab mich gefreut wie ein Schneekönig, es war genauso wie früher! Dunkle Bar, Hardrock, etwas klebrige Tische, Bier. Zack - 20! Ich wollte lange nicht nach Hause gehen!
An der Strandpromenade in Grömitz gab es ein Lokal, das 80er Musik gespielt hat. Wir haben uns jeden Tag dort wiedergefunden. Das war "unsere Bar". War schön, das Gefühl von damals wieder zu spüren, wenn das Ambiente passt. Dann merke ich erst wieder, wie alt ich bin, wenn ich noch vor Mitternacht hundemüde bin! Ab ins Bett, schön war's!
Jürgen: Du weißt einfach nicht, was du willst. Du bist kompliziert und anstrengend, so schaut's aus!
Findest du? Weißt du, Jürgen, manches muss man nicht kommentieren, das darf man einfach so stehen lassen!
Hab ich jetzt eigentlich schon irgendwie das Thema des Abends trotzdem gestreift? Eben war Halbzeit im zoom meeting, da werden von den Teilnehmern kleine Geschichten zum Impuls verfasst. Die Kindheit mit ihren vielen trotzigen Aktionen! Könnte ich auch, aber das wäre dann doch einfach nur nachgemacht, oder?
Darf sie das?
Elinor: Klar darfst du das, du kannst schreiben, was du willst!
Jürgen: Schon, aber das hat so etwas armseliges .. Nachmachen gilt nicht! Höhö!
Nein ich grab jetzt keine Kindertrotzgeschichten aus. Das würde irgendwie nicht passen. Wenn ich mir den Blognacht Beitrag so durchlese, hab ich eigentlich diesen seltsamen Widerspruch von alt und jung beschrieben.
Die Oma zum Beispiel, sie ist jetzt ü80, aber für mich wird sie immer 40 Jahre alt bleiben!
Jürgen: Verzerrte Wahrnehmung?
Irgendwie schon. Vielleicht bin ich ja auch nur nicht ganz sauber.
Jürgen: Ähm ..
Elinor: Verkneif's dir, Kollege!
Es könnte ja sein, dass ich es irgendwann einfach lerne. Altersgemäß zu sein. Oder es passiert nie und ich bleibe immer so! Eine Freundin hat mal sinniert, wenn unsere Generation mal in ein Altersheim kommt, dann laufen da Omas mit Tattoos rum und streiten sich, KISS oder AC/DC !
Ich hoffe, ich werde mal eine coole Oma! So wie unsere Oma, obwohl ich das niemals so gut hinkriegen werde wie sie. Aber annähern könnte ich mich. Ob ich schon dazu bereit bin, weiß ich garnicht. Aber da wird man nicht gefragt. Für Kinder war ich auch nicht bereit, es hat trotzdem funktioniert. Als Oma hat man ja viel mehr Freiheiten, weil der Erziehungsauftrag fehlt! Da kannst du verwöhnen und Quatsch machen, bis die Mama das Enkelkind wieder abholt und du Feierabend hast! Cool!!
Elinor: Das stimmt! Das wird eine tolle Zeit!
Jürgen: Das wird anstrengend! Nur gut, dass der Schreihals wieder abgeholt wird!
Na du wärst vielleicht ein Opa! Mürrischer, alter Mann!
Ich schließe jetzt diese Blognacht, es beschleicht mich das Gefühl, dass da nix G'scheids mehr bei rumkommt!
Jürgen: Besser ist das. Mach dem Drama ein Ende!
Elinor: Du hast dein Bestes gegeben
Nicht mein Bestes, aber das, was geht.
Gute Nacht, ihr alle!
Elinor: Gute Nacht, Schatz. War doch ganz ok!
Jürgen: Joah, für so ne alte Frau ist der Beitrag fast erträglich geworden. Nacht.
Der nun wieder ..
Super spannend und sehr nachvollziehbar diese inneren Debatten. Ich werde auch nie innerlich so alt sein, wie es der Anzahl meiner Lebensjahre entspricht. Und ich erinnere mich nicht, mich irgendwann dazu verpflichtet zu haben. Auf jeden Fall kann ich mir dich als coole Oma vorstellen :) Dafür, dass dir angeblich nichts einfiel, ist das hier eine Menge und sehr originell!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Angela