Überall wird gefeiert. Jede Firma veranstaltet eine Weihnachtsfeier, bei der es eher weniger besinnlich als feuchtfröhlich zugeht, jede Praxis lädt zum Weihnachtsessen ein und so gut wie jeder Blogger schreibt irgendwas zu Weihnachten.
So auch ich.
Mein Lieblings-Forum bloghexe.de veranstaltet auch eine Art Weihnachtsfeier - natürlich über den Blog. Am 15.12. werden lauter weihnachtliche Geschichten, Gedanken und Gedichte veröffentlicht. Ich will auch mitspielen, obwohl ich mir nicht sicher bin, was ich da schreiben soll.
O du fröhliche!
Mein eigenes Weihnachten hat sich stark verändert. Wenn ich so überlege, gibt es 4 verschiedene Versionen meiner eigenen "besinnlichen Zeit".
Die vier Varianten der Sabine-Weihnacht
I
Als Kind war Weihnachten für mich pures Abenteuer. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit, eine intakte Familie und Mama hat es geschafft, auch mit wenig Geld einen Zauber über Weihnachten zu legen. Vormittags wurde der Baum geschmückt und die Krippe aufgestellt. Dabei lief das Radio und dudelte "Ihr Kinderlein kommet". Ich war aufgeregt und ging meiner großen Schwester tierisch auf die Nerven.
Mittags gabs immer Bratwürstl. Weihnachtswürstl! Danach folgte der jährliche Gang zum Kino, das war unheimlich aufregend für mich! Für Mama eine gute Methode, uns bis Abends zu beschäftigen.
Das Wohnzimmer wurde zur verbotenen Zone erklärt, letzte Verbesserungen an den selbst gemalten Bildern für Mutti und Vati, die beide geheimnisvoll in der Wohnung rumort haben. Immer wieder zum Wohnzimmer geschlichen und versucht, etwas zu verstehen oder - Unfassbar! - sogar das Christkind durchs Schlüsselloch zu sehen! Seltsamerweise konnte ich es nie finden, obwohl Vati es doch einmal lautstark durchs Fenster verabschiedet hat!
Spooky!
Das kleine Weihnachtsglöckchen mit dem Engel klingelt, wir laufen feierlich herausgeputzt mit den Geschenken auf dem Arm zum dunklen Wohnzimmer. Die Kerzen am Baum brannten, die Platte lief und mein Herz klopfte wie wild!
Wir stehen da und singen Stille Nacht, heilige Nacht und lassen Weihnachten ankommen!
Wunderschön war das!
II
Sabine ist jung und wild. Das Aufstehen am Weihnachtsmorgen ist nicht so leicht, wie Mama sich das vorstellt. Wahrscheinlich wurde in der Nacht zuvor heftig gefeiert! Trotzdem hab ich Bock auf Weihnachten und schmücke mit meiner Schwester den Baum. Das Radio spiel Wham und Band Aid und USA for Africa. Nach dem Mittagessen leg ich mich noch ein bisschen hin, bevor ich mich traditionell mit meinen Freunden im Brown Sugar treffe, einem Rock Cafè. Ich hab Spaß und werde endlich richtig wach! Wieder zu Hause gibt es Abendessen, wie immer Forelle blau mit zerlassener Butter und Kartoffeln. Nachdem wir uns durch die Gräten gekämpft haben, wir der heilige Abend eingeläutet - natürlich mit dem Engelglöckchen! Und dann singen wir, staunen und würfeln! Manchmal zieht sich unser Weihnachtsspektakel so lange hin, dass wir zur Christmette um 22 Uhr unterbrechen und danach weiterwürfeln! Herrlich!
III
Ich bin selber Mama, die Kinder sind klein und seit Wochen schallt uns Rolf Zuckowski um die Ohren. Der Kindergarten veranstaltet ein Weihnachtsfest in der Kirche mit viel Tanz und Gesang und stolzen Eltern. Es wird wild gebastelt und Weihnachtsfilme geguckt. Am liebsten Der Polarexpress, Eine Weihnachtsgeschichte mit Ebenezer Scrooge und natürlich Kevin allein zu Haus. Die Zeit vor Heilig Abend ist vollgepackt mit Feierlichkeiten!
Wieder wird der Baum mit den Kindern am Vormittag geschmückt, diesmal mit Rolf im Ohr und am Nachmittag um vier ist es Zeit für das Krippenspiel und die Kindermette. Meine beiden waren schon Maria, Engel, Hirte und Wirt. Soo süß!!
Ich hab die beiden nach oben in ihre Zimmer geschickt, sie dürfen erst runter kommen, wenn das kleine Glöckchen bimmelt. Derweil verteilen der Mann und ich die Geschenke unterm Baum.
Dann klingeln wir, der Baum wird erleuchtet und die Kinder kommen runter. Staunend, lachend und hüpfend vor Aufregung! Wir singen Stille Nacht, heilige Nacht, lassen alles auf uns wirken. Dann wird gewürfelt! Wer eine 6 hat, darf ein Geschenk nehmen - Mama und Papa inspizieren es und teilen es dem Empfänger zu. Macht Spaß! Lustiges Weihnachten!
IV
Heute - die Kinder sind längst erwachsen und ausgezogen. Die Vorweihnachtszeit hat ihren Glanz verloren. Es wird weder gebastelt noch gebacken, weil alle auf ihr Gewicht aufpassen wollen. Die Adventskalender sind schon noch gern gesehen, der Nikolaus kam dieses Jahr zum letzten Mal. Wegen eines Schokonikolaus kommt kein Kind extra vorbei. Die Wunschzettel werden online geschrieben, es fällt allen schwer - keiner hat so recht Wünsche, weil alle alles haben. Und ich zerbreche mir den Kopf, womit ich meinen Lieben eine Freude machen könnte. Mama verweigert Weihnachten komplett, mit meine Schwester treffe ich mich zum Kaffee am zweiten Feiertag.
An hl. Abend werden aber ein paar der Traditionen am Leben erhalten! Auch wenn der Mann und ich dieses Jahr zum ersten mal den Baum ganz alleine schmücken müssen, am Nachmittag gehen wir mit allen, die Lust haben, einen Kaffee trinken - wahrscheinlich bei Oma im Wohnstift. Da muss sie durch. Oder ich geh ins Kino, mal sehen.
Zum Kochen am Abend treffen wir uns alle, essen zusammen unser eigenes, typisches Weihnachtsessen und dann schicke ich die Kinder tatsächlich wieder nach oben. Bis das Glöckchen klingelt und "The baseballs" Silent Night singen.
Wir halten uns alle im Arm, schauen auf den Baum, die Geschenke, das Kaminfeuerambiente im TV und hören zu. Dann umarmen wir uns, das ist eigentlich der schönste Moment seit vielen Wochen! DAS ist Weihnachten für mich, wir sind ganz eng zusammen und haben Zeit für uns! Beim Würfeln kommt Stimmung auf, es gibt Wein und die Hoffnung, dass alle mit ihren Geschenken zufrieden sind.
Und danach, wenn die Kinder gegangen sind und der Tag zu Ende geht, dann fällt ein unglaublicher Druck von mir ab. Hab's wieder geschafft! All der Stress ist vorbei, der Druck und das Grübeln - weg! Was jetzt noch kommt, schaff ich auch noch: der erste Feiertag bei den Schwiegereltern!
Auch wenn Weihnachten für mich ziemlich anstrengend ist und ich mir selber immensen Stress mache - trotzdem möchte ich nicht drauf verzichten! Weihnachten ausfallen zu lassen, das kommt nicht in Frage. Tochter steht mir da bei. Und wer weiß, vielleicht sind irgendwann Enkel da, dann wird wieder gebastelt, gebacken und gesungen mit Rolf Zuckowski und Weihachten wird wieder geheimnisvoll und glizernd!
wer spielt alles mit? Hier gibt's die Weihnachtsbeiträge
der anderen "Bloghexen und Hexeriche"
Ein sehr interessanter Einblick. Ja, bei mir hat sich Weihnachten auch über die Jahre verändert und den Zauber wie als Kind oder Jugendliche hat es irgendwie nicht mehr. Einen schönen dritten Advent sowie schöne Weihnachten wünsche ich Dir und hoffe dass alles so läuft wie Du es Dir erwünschst. :)
AntwortenLöschenKommt mir auch bekannt vor. Hier ist auch der Zauber irgendwie verflogen – irgendwie ist das aber auch schwierig zu beurteilen, ob das gut, schlecht oder was es eigentlich ist. Der Lauf der Zeit? Keine Ahnung.
AntwortenLöschenFrohen dritten Advent!
Hallo Sabine, ich finde es gut, dass du einige Traditionen beibehältst. Auch von mir bekommt jeder eine Kleinigkeit und weil auch bei uns alle alles zu haben scheinen, ist das nicht immer einfach.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Julia