Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
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Samstag, 28. August 2021

blognacht, die erste !

 Ich bin ja so aufgeregt!! Hab mich mit Nüssen und FuzeTea versorgt und mir extra ein frisches T-Shirt angezogen. Warum, weiß ich jetzt auch nicht so genau. In ein paar Minuten gehts los:

Meine 1. Blognacht !

Für die anderen ist es schon das 8. mal, aber ich bin hier ein Ersti. Es läuft über Zoom, das musste ich auch erstmal installieren. Danke, Sohn! Noch 4 Minuten. Es heißt, wir lernen entspannt, effektiv und besser zu schreiben. Und wir erhalten einen Impuls für den heutigen Artikel. Na dann ..

Eine kleine Einführung in das Thema und den Impuls der heutigen Schreibnacht:

“Das mache ich anders als alle anderen”

So, ich würd mal sagen Volltreffer! Klasse Thema, da gibts einiges dazu zu schreiben. ich möcht auch gleich loslegen, aber es irritiert mich etwas, dass ich über zoom gefilmt werde beim schreiben. Kann zwar bloß die Blognacht-Initiatorin Anna Koschinski sehen, aber es ist trotzdem ein komisches Gefühl. Ein bisschen big brother für daheim rum.

Das mache ich anders als alle anderen - zum Beispiel das aufeinandertreffen mit anderen, der soziale Kontakt. Die meisten Leute möchte sich in Szene setzen. Wirken. Beeindrucken. Und oft auch ein bisschen angeben. Meiner Erfahrung nach hören viele sich selber am liebsten reden. Wenn ich in die Erzählung etwas einwerfen möchte, wird es oft übergangen oder abgetan oder gar nicht erst gehört. Also halte ich den Mund und höre zu. Ich nicke und staune an den richtigen Stellen, werfe ab und zu ein “wow” oder ein “ach was” in den Raum, das kommt ganz gut. Solange ich keinen gesteigerten Wert drauf lege, meine eigene Geschichte zu erzählen. Lasse reden. Meine Mom hat gesagt - und meine Mom hat echt Ahnung - sie hat gesagt, nie ungefragt einen Rat geben. Erst wenn man dich darum bittet. Hat sie Recht.

Das mache ich anders als alle anderen - Natürlich will ich mich nicht mit den Lorbeeren schmücken, die nicht mir allein gehöre, ich hab nur immer wieder das Gefühl, dass ich gegen den Strom schwimme. Ich versuche, hinter die Fassade zu blicken.

Wenn mir jemand was erzählt, egal um was es geht, dann geb ich mir größte Mühe, hinter diese Erzählung zu blicken. Oder  zwischen den Zeilen zu lesen. Warum möchte mir mein Gegenüber sagen, dass er oder sie neulich diese Serie gesehen hat oder warum gerade jetzt diese Musik gehört werden will. Ich überlege mir auch, woher der Impuls der anderen kommt, mir gerade jetzt genau das erzählen zu müssen.
Oft meine ich zu spüren, dass mein Gegenüber vielleicht Anerkennung braucht, Trost oder Bestätigung. Vielleicht ist er oder sie einsam? Oder fühlt sich unverstanden? Ist er oder sie vielleicht einfach nur stolz auf irgendwas? Mir geht das alles immer ziemlich nah. Zumal ich auch gerne in Dinge irgendwas reininterpretiere, was vielleicht garnicht da ist. Wieso schaut die mich so an? Warum gehen die, wenn ich gerade komme? Bin ich der Grund, warum auf einmal alle schweigen? Himmel! Das kann echt schwierig sein. Vor allem. wenn einen das dann nicht mehr loslässt.

Das mache ich anders als alle anderen - es mag daran liegen, dass ich ziemlich naiv bin. Also schon ziemlich arg naiv. Ok in Wahrheit bin ich die Königin der Naiven. Im Tal der Hoffnungsvollen. Ich beobachte die Leute, sehe was sie tun und wie sie miteinander umgehen. Das gefällt mir nicht, dieser ganze Hass und Missgunst. Und dann wünsche ich mich weg. In meinen Tagträumen beame ich mich gern an einen imaginären Ort. 


Ähnlich wie Kerrybrook, das ist einer der Orte in dem Buch Cryptos von Ursula Poznanski (der besten !) Eine alternative Realität in einer Zukunft, in der die Menschen in einem zerstörten Klima leben müssen. Kerrybrook ist wie ein ruhiges, irisches Fischerdorf mit Schafen, Pubs und netten Leuten. Da möcht ich dann sein. Und  mit mir all die anderen netten freundlichen Menschen, die noch übrig sind. Eine friedliche Dorfgemeinschaft, die niemanden was böses will. Ganz anders als in der Realität mit Nachbarn, die sich anbrüllen. Leute, die sich gegenseitig anzeigen, wenn das Auto an der falschen Stelle geparkt ist oder der Hund zu laut bellt. Ich will in meiner Naivität daran glauben, dass es gute Menschen gibt. Die höflich miteinander umgehen und die eigene Gier drosseln können. Dieses rosarote Kerrybrook ist meine persönliche Rettungsinsel, ich kann mir nicht vorstellen, dass viele andere genauso hoffnungslose Träume haben wie ich und sich in ein Dorf der guten Menschen wünschen.

Das mache ich anders als alle anderen - noch ein Punkt, der mich von der Masse unterscheidet. Ich liebe den Herbst und freue mich wie Bolle, wenn der Sommer vorbei ist. Dieses Jahr ist es nicht ganz so schlimm und unerträglich wie sonst, aber ich freu mich trotzdem.

Der allgemeine Sommertraum von Urlaub am Strand und Freibad und grillen und dieses ewige abends länger draußen sitzen, das lässt mich kalt. Was will ich am Strand? Ich hab eine Sonnenallergie und hasse es, zu schwitzen. Freibad oder ein See ist für mich genauso weg vom Schuss, ich bin eine echte Gloria und ich setze mich nicht auf den Boden. Ganz einfach, weil ich nicht mehr hoch kommen würde. Das hat etwas erbärmliches. Grillen an sich ist schon ok, wenns ein anderer macht. Und wenn ich irgendwo eingeladen werde, hab ich immer Bedenken, dass ich mit meinem glorreichen Gloriahintern nicht in die Normbestuhlung passe. Und abends mag ich nicht draußen sitzen, da fressen mich die Mücken auf. Ich besitze weder Sommerkleidchen noch kurze Hosen. Alles doof.

 Aber dann kommt der Herbst. Mit kühlem Wind, mit Licht, das nicht so grell ist, mit seinen Farben und ganz neuen Möglichkeiten. Wenn der Herbst ab September, Oktober beginnt, ist das für mich wie ein Neuanfang. Viel mehr als Neujahr! Die Ferien sind vorbei, Schule geht in die nächste Runde (gut, in unserem Fall beginnt Sohnemanns Studium) . Neue Lehrlinge kommen, meist auch neue Klamotten und die allgemeine Sommerpause endet. Ich kann wieder atmen, bleibe immer länger trocken und unverschwitzt und bin nicht gezwungen, ständig raus zu gehen. Für mich schwierig, weil ich nicht unbeschwert laufen kann. Danke Arthrose! Vielmehr kann ich mich endlich nachts wieder ganz zudecken, dem Regen zuhören, mich in Decken kuscheln und Mausloch schreiben oder lesen. Und für Weihnachten planen. Ist das nicht herrlich?



Das mache ich anders als alle anderen - Das Thema Musik fällt mir ein. Allmächt! Da bin ich wirklich anders als die anderen. Wie ich in meinen vielen “Sabinchen und die Musik”-Beiträgen geschrieben hab, bin ich Anfang der neunziger immer weiter von den aktuellen Hitlisten abgerutscht. Hatte immer weniger Lust auf ‘music for the masses’. Aktuell hat sich da nicht viel geändert, die meisten Hits mag ich nicht, sind mir einfach zu seelenlos und .. weiß auch nicht, einfach zu blöd.
Auf Sat1 um 19 Uhr kommt jetzt immer eine Musikrateschow, die heißt “Let the music play”. Die älteren Titel erkenn ich super, die neueren - keine Ahnung! Ich mag “Herr Mannelig”  ich mag Lieder, gesungen von Doris Day und Nina Simone, “J’attendrai “, Swing und Oldies. Aber genauso David Bowie, Elton John, Cat Stevens, und die Musik der 80er. Ich heule sofort los bei ABBA’s “Slipping through my fingers” und “I loved her first” von Heartland. Und ganz toll find ich Lane Navachi von Lunascape ! Kennt das jemand überhaupt?

Wenn ich das meinen Kolleginnen erzählen würde, würden sie verwirrt den Kopf schütteln. Dafür kann ich mit Rea Garvey oder Mark Forster nix anfangen.

Ähnlich ist es mit TV Shows. Die meisten Formate stoßen mich eher ab. Big Brother zum Beispiel oder Kampf der Realitystars oder sowas. Von wegen stars - einmal kurz durchs Bild gehuscht und schon ein Star. O mei … Dafür schau ich Sachen, die wohl wenig andere mögen. Mein Seelen Film ist Anne auf Green Gables. Ich mag Downton Abbey, Bridgerton und oft auch Kinderfilme: Michel, Bullerbü, Die wilden Hühner oder Victorious. Aber auch Breaking bad oder Shameless. Ich liebe Disney  und Harry Potter - dabei bin ich schon bald Ü50 !!

***

Klar ist das alles Geschmackssache. Ich hab nur die starke Vermutung, dass mein Geschmack sich stark von den Geschmäckern der meisten Leute abweicht. Ich mag die nordischen Länder viel lieber als den Süden, möchte schwedisch lernen und am liebsten in Ruhe in meinem Lesesessel sitzen und schmökern. Bei Wind und Regen. Ich hasse smalltalk und drücke mich um jedes anschließende “gemütliche Beisammensein”. Das ist nicht die Norm.

Früher hab ich mich oft gefragt, warum ich nicht das mag, was alle mögen. Und aus Angst, nicht dazuzugehören, hab ich oft vorgegeben, mitzulaufen. Einer Meinung mit allen anderen zu sein. Das war in der Schulzeit so. Mittlerweile bin ich schon groß und steh zu meinen Vorlieben und meinem Geschmack.

Neulich hat mich jemand gefragt, warum ich mich nicht aufrege, wenn mich einer blöd anmacht oder mir jemand ans Bein bieselt, (pisst wollte ich nicht schreiben). Also wenn mir einer so richtig blöd kommt, zieh ich innerlich die Reißleine und imagisiere mich in mein Refugium. Das ist ein einsamer Strandkorb an der Ostsee. Er hat rote Stoffsitze, ein rot-weißes Verdeck und steht dem Meer zugewandt. Während der andere schimpft und bellt, spür ich bewusst den warmen Sand unter meinen Füßen, während ich auf meinen Strandkorb zugehe. Ich spüre, wie ich den Sand von der Sitzfläche wische. Dann setze ich mich und atme tief die Seeluft ein. Eine Möwe landet vor mir und begrüßt mich mit lautem Geschrei. Meine Zehen graben sich in den Sand. Das beruhigt ungemein. 
Wenn der Motzknoten dann immernoch rum blafft und mich nicht in Ruhe lassen will, packe ich aus meiner Strandtasche einen Becher heißen Kaffee aus und einen oder zwei Kekse, je nachdem wie laut der andere schreit. Manchmal schmecke ich das sogar. Spüre, wie der warme Kaffee in den Magen läuft und wie sich der Keks im Mund anfühlt. (Ist ein Softkeks, übrigens) So lässt sich jede Anfeindung prima aushalten. Verträumt mit einem schiefen Lächeln am Brüllaffen vorbei ins Leere schauen. Dass ich nicht antworte, ärgert den Wütenden übrigens am meisten!

Ich mag einfach nicht drauf einsteigen. Bringt ja auch gar nichts.

Wenn ein Introvertierter nicht antwortet, heißt das nicht, dass er nichts zu sagen hat.
Er hat nur keine Lust, sich mit Idioten zu unterhalten!

So! Vieles, was ich anders mache, als die anderen. Obwohl ich nicht selten das Gefühl hab, nicht ganz in die Norm zu passen, bin ich ganz froh, dass ich mein eigenes Ding mache. Dass ich mich abhebe von der Norm. Wenigstens ein bisschen. Für mich ganz allein - die anderen merken das eh nicht. Weil keiner zuhören mag. Oder kann.


War ein tolles Thema! Ob ich dem gerecht geworden bin, sei dahingestellt. Ich bin sehr neugierig auf die Texte der anderen Teilnehmer der Blognacht. 7 oder 8 Leute waren da glaub ich. Es wurde mir gesagt, dass ich diesen Beitrag mit einem #blognacht versehen soll, damit wir uns finden können, da draußen. Ist schon interessant, was die andern mit diesem Impuls angefangen haben! Vielleicht war ich ja auf dem komplett falschen Weg und bin meilenweit am Thema vorbei geschlittert! Themaverfehlung, setzen, 6.

Wir werden sehen. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht! 

Danke, Anna Koschinski, für die Inspiration!

https://annakoschinski.de/




1 Kommentar:

  1. Liebe Sabine,
    Du bist norddeutsch - im Herzen! Dein Ostsee-Sehnsuchtsort könnte auch meiner sein. Ich liebe Island und lerne Isländisch. Nicht weil es sinnvoll ist, sondern weil es Spaß macht.

    Wie schön, dass Du bei der Blognacht dabei warst. Ich freue mich darauf, Dich wiederzutreffen. Herzliche Grüße aus Hamburg

    Deine Inge

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