Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
Mein Refugium. Meine Höhle. Mein Ventil. Viel Spaß!

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Donnerstag, 16. April 2020

die Schinkennudeln von gestern

Seit drei Tagen lässt mich dieser Traum nicht mehr los. Dass ich grundsätzlich nen ziemlichen Stiefel zusammenträume, weiß ich.
Wirres Zeug, meistens werde ich verfolgt oder suche was oder stecke sonst irgendwie im Schlamassel.
Mit dem aktuellen Traum will mir mein Unterbewusstsein dringend sagen, dass ich für verschiedene Sachen einfach zu alt bin. Zum Beispiel zum Fortgehen am Abend. Und ganz speziell zu alt zum flirten, der Zug ist sowas von abgefahren!

Der Traum war so: Ich bin mit zwei Jungs und einem Mädchen unterwegs, die ich im echten Leben noch nie geserhen hab
(Ist ja schon mal bemerkenswert, sonst wird immer nur von bekannten Nasen geträumt). Die drei waren Anfang zwanzig und ich so alt wie ich bin - knapp 50. Ganz ganz knapp. Aber knapp! Wir laufen planlos durch die Stadt, bis wir in einem Lokal landen, das laut der drei Jungspunde total angesagt sei. Wir sitzen da und ich finde alles doof. Musik, Leute, was geredet wird und
dass ich überhaupt hier sein muss - alles doof! Mein Gegenüber will mich überreden, was zu essen zu bestellen, es gäbe hier den besten Salat aller Zeiten. Aber ich will nicht. Ist mir zu blöd hier. Dann stellt der Typ fest, dass ich früher viel lustiger war und dass es jetzt keinen Spaß mehr macht, wenn ich dabei bin. Ich unterstütze das, früher war alles besser. Früher war ich
voll die Partymaus und heute ein alter Lederstiefel. Ich will hier weg, ich finde alles hier lächerlich, die ganze Kneipe und überhaupt.
Dann schmeißt mir der Typ 20€ hin und schlägt vor, ich solle mir ein Taxi rufen weil er geht jetzt. Der andere Typ geht mit ihm und das Mädel steht wortlos auf und ist auch weg.
Ich bin erleichtert, dass ich heim kann und beschließe im gehen, mir die Schinkennudeln von gestern warm zu machen.
Und steige fröhlich ins Taxi, froh, hier weg zu kommen.

Was will mir der Traum sagen? Dass ich keinen Bock mehr hab, unter Leute zu gehen? Dass ich mein Hausmütterchen-Dasein genieße? Also das ist ziemlich verzwickt. Weil, wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich unbedingt wollen! Aber so will ich lieber nicht.
Weißte Bescheid?!
Wenn ich laufen könnt, so schmerzfrei und locker flockig den Weg entlang hüpfen könnte und dabei auch noch keine Gloria mehr wär, sondern ein Normalinchen, dann würde ich allen wahrscheinlich auf die Nerven gehen, weil ich ständig irgendwohin wollte.
Kino, Theater, Kneipe, Bar - völlig egal, hauptsache was erleben! Yiiehaaa!
Es wäre mir egal, wie alt ich bin. Ich würde überall hingehen, wo es mir Spaß macht.
Früher - damals, a long time ago - war Ausgehen das Wichtigste. Spaß haben. Und es hat auch Spaß gemacht! 
Wir waren immer irgendwie alle gleich alt und gleich orientiert, wir wollten feiern ohne zu denken! Ich hatte eine Stammkneipe, war eigentlich nie allein.
Feiern ging nicht ohne Alkohol und mit Alkohol fängste an, zu flirten und dummes Zeug zu tun. ( was meist das gleiche ist).
Und tanzen, das war auch wichtig! Es gab auch überall Gelegenheit, über Rockkneipen biste überall gestolpert und Rockdiscos gab es auch an fast jeder Ecke. 
Heute sagt man nicht mehr "Disco", heute sagt man "Club". Pfff

So, dann fasse ich mal  zusammen: tanzen kann ich nicht, saufen will ich nicht, flirten darf ich nicht, ich will eigentlich bloß meine Ruhe und was feines zu Essen. Die Schinkennudeln von gestern zum Beistpiel. Und mein Sofa.
Eigentlich bin ich recht zufrieden.
Und ausgetobt hab ich mich auch, reichlich sogar. Bisschen faul bin ich vielleicht noch und dauermüde.
Es ist zwar schön, ab und zu irgendwohin zu gehen, aber das beschränkt sich eher auf Konzerte, wo man sitzen kann. Harry Potter in Concert zum Beispiel oder eine BigBand. Zusammen mit Waldfeger.
Und meiner Mama. (Hätte mir das einer erzählt, als ich 20 war, ich wär vom Glauben abgefallen!!)
Jupp, es hat sich einiges verändert.
Mein Name ist Sabine B., ich bin (verdammt knapp) 50 und das ist auch gut so!





Montag, 13. April 2020

du kommst hier nicht rein, geschlossene Gesellschaft!

Wir alle zusammen haben für Oma ein Osterkörbchen gefüllt.Jeder hat was dazu beigetragen, so dass es kein Osterkörbchen mehr war sondern ein Osterkorb, ein ziemlich schwerer.
Selbstgebackene Makronen von Tochter, Fliederseife und Tofiffee von Waldfeger, dazu Obst, eine Bentobox mit Essen, Klopapier (haha), Muffins, selbstgemachter Eierlikör von Sohn, Osterkarten und Hörbücher und ein Haufen Sachen, die sie hoffentlich zum lächeln bringen. Hat richtig Spaß gemacht, diesen Korb zu füllen! Wir sind dann am Samstag zu viert - Waldfeger, Sohn, ich und der Korb - zu Oma's Wohnstift, um sie zu besuchen. Richtig besuchen kann man die Oma ja garnicht  mehr, die Senioren sind ziemlich eingeschränkt in ihrem Bewegungsradius. Heißt, das ganze Haus steht unter Quarantäne.
Es wurde sogar an der Toreinfahrt ein Zelt aufgebaut, in dem 3-4 Security-Kerle aufpassen wie ein Luchs, dass keiner den Senioren zu nahe kommt oder sonst irgendwelche Dummheiten macht.
Wir nähern uns dem Zelt und werden sofort von einem der Aufpasser ausgebremst. Den Korb müssen wir abgeben, obwohl wir gesagt haben, dass die Oma gleich auftaucht. Der Türsteher kommt sich sehr, sehr wichtig vor und ist sich seiner Verantwortung so bewusst, dass er uns anfaucht und uns lautstark mit den Abstands-Regelungen bekanntmacht. Wie aufmerksam von ihm. Oma ist jetzt da, wir stehen wie die Orgelpfeiffen am Eingang und unter den missbilligenden Blicken der Sicherheitsbeauftragten schlendert Oma einfach an denen vorbei, parkt ihren Rollator VOR dem Mäucherchen und nimmt Platz. Wir stehen in ca 2 Meter Abstand zu ihr am Wegesrand. Da baut sich der Gorilla vor Oma auf und will uns weiter weg scheuchen, wir machen ihm wohl nicht den vertrauenswürdigsten Eindruck. Nein, 2 Meter sind ihm nicht genug und am liebsten hätte er uns wohl eine Markierung für die Füße mit Kreide auf den Gehsteig gemalt. 10 Meter weiter. Die Art, mit der er uns in unsere Schranken weist, lässt darauf schließen, dass wir nicht im entferntesten würdig genug sind, hier stehen zu dürfen. Ahnungslos wie wir sind können wir froh sein, wenn uns wenigstens EINER mal sagt, wo's lang geht!
Sicherheit ist wichtig, klar, aber man kann's auch übertreiben. Mr. Wichtig lässt uns keine Sekunde aus den Augen. Ihm wär wohl am liebsten gewesen, wir wären einfach im Auto auf dem Parkplatz 20 m weiter geblieben und hätten der Oma unser "Frohe Ostern" durch ein Megaphon zugebrüllt!
Also die Stiftsbewohner sind schon gut behütet, da beißt die Maus keinen Faden ab!
Wenn mein Chef genauso Wert auf Sicherheit legen würde, dann dürfte ich eigentlich garnicht mehr arbeiten. Beim Blutabnehmen muss ich mit den Patienten auf Tuchfühlung gehen, da ist nix mit meterweise Abstand! Aber das interessiert jetzt nicht.
Die Oma ist mit ihrem Korb dann brav zurück in ihr Zimmer und ruft uns später an, sie freut sich sehr und findet das richtig gut!
Finden wir auch!





Und jetzt?
Ostern ist vorbei, Urlaub ist vorbei und morgen gehts wieder los mit dem Alltagstrott.
Ich hab 8 Wochen vor mir, 8 Wochen mit Mundschutz. Also 8 Wochen ohne zu atmen. Freu mich schon!
Atemlos durch's Labor ... lalalaaaaaaa

übrigens hier noch was schönes:
Da der Brunnen unserer Siedlung nicht geschmückt wurde dieses Jahr, haben wir das selber in die Hand genommen, Steine bunt angemalt und auf den Brunnen gelegt. Ich find' das ne super Aktion! Haben auch einige mitgemacht!





'n Likörchen? Zu Ostern?

Was für ein schönes Ostern!!
Das Osterfrühstück, das bei uns ja schon Tradition hat, solange ich mich erinnern kann, fand statt - trotzdem wir nur zu dritt waren. Es war ein schön gedeckter Tisch mit feinen Sachen - ich mag Frühstück sehr, vor allem, wenn man Zeit hat und nicht alleine ist. (ABBA lief im Hintergrund) Dafür sind wir am Ostersonntag extra früh aufgestanden. Satt mit Lachs und Eiern und Bacon und Brötchen dann erstmal schön Pause machen. Der Bub kriegt die Macht (also die Fernbedienung) und ich leg mich erstmal aufs Sofa, Nickerchen machen. Osternickerchen! Was für ein Leben!
Und dann erfüllt sich mir ein Wunsch, den ich schon länger heimlich hab. Weisst, nachdem sich jeder bei uns gern verkrümelt und allein vor sich hinwurschtelt und im Haus rumort, bleiben wir heute mal zusammen. Mehr noch, wir setzen uns gemeinsam auf die Terrasse und spielen! Wie lang haben wir nicht mehr gespielt?!
Das erste Spiel heißt Anno Domini, da kriegst du ne Karte mit einem Ereignis drauf und musst schätzen, wann  in welchem Jahr das ungefähr war. Du denkst dir, das könnte in den 50ern gewesen sein, spätestens in den 60ern. Dann legt jemand vielleicht ein Veto ein und dreht die Karte um und zur allgemeinen Verblüffung war das Ereignis 1829! Knapp verschätzt also. Und die anderen kriegen einen Punkt (in Form eines Bonbons). Erst war's nur interessant, weil du da echt was erfährst, und dann wurds immer lustiger. Zumal wir noch Reste vom selbstgemachten Nutellalikör von Tochter gefunden haben!
Das zweite Spiel heißt BAM! und du musst mit den Begriffen auf deinen Karten einen Satz ergänzen. Die hatten es ganz schön in sich, das Spiel ist nämlich ab 18 und solche Wörter lese ich normalerweise nicht vor meinem Kind laut vor. Durch den Nutellalikör wurde das immer lustiger und lauter, herrlich gute und ausgelassene Stimmung bei uns!
Das Spiel war gleichzeitig mit der Flasche beendet, die Herren fuhren bissl Fahrrad und ich hab dann mal angefangen, fürs Abendessen zu kochen.
Feines Essen, gute Stimmung, und die richtige Entscheidung, welchen Film wir uns angucken werden:
Die Unglaublichen 2. Hab ich zwar schon im Kino gesehen, aber vergesslich wie ich alte Schachtel bin, wusste ich nicht mehr viel von der Handlung.
Irgendwie war dieser Ostersonntag fast noch schöner als all die anderen vorher, auch wenn wir Ostern offiziell ausfallen lassen wollten. Das heißt, es war kein Besuch da und es gab keine Geschenke. Die Kinder haben einen Schokohasen und ein paar Gutties bekommen, ein gut riechendes Duschgel und bissl Kohle. Und trotzdem war das ein super schöner Tag. Entspannt und gut gelaunt. Hätt ich gern mehr!
Und was mich total freut: das Kartenspiel, das ich für den Bub bestellt hab, heißt Anno Domini mit einem anderen Schwerpunkt als Thema. Gibt ja verschiedene Kategorien. Und es ist nicht pünktlich angekommen. Also das ist jetzt nicht das, was mich so freut, aber genau dieses Spiel hat er sich heute ausgesucht!
Bedeutet, das ihm das gut gefällt! Und meine Bedenken sind passè !
Hurra!
Frohe Ostern!





danke, Waldfeger! <3 <3 <3 


Dienstag, 7. April 2020

Pechmarie

Vorhin war ich streng zu mir selber. Wenn man das nicht ab und zu bewusst macht, ziehen so kostbare Tage wie Wochenende oder Urlaub unbemerkt an einem vorbei. Das wär viel zu schade!
Satt vom Frühstück sitze ich auf der Couch, die Terrassentür ist offen, es weht einen verfrühten Sommer zu mir herein und irgendjemand arbeitet draußen. Wahrscheinlich wird irgendwas abgeschliffen, es klingt so. Gleichmäßig. Das lullt mich total ein und ich beschließe, mich kurz hin zu legen.
Nach einer knappen Stunde wach ich auf und überlege, was ich jetzt mach: auf die andere Seite legen oder aufstehen. Ich denke an die Kissen, an meine armen Gelenke, an den anstehenden Einkauf, die Wäsche, Zähneputzen, ... und dann zieh ich mich selber am Schlafittchen vom Sofa hoch. Mann es ist Mittag !!!
Wie gefährlich, wenn einem keiner auf die Finger schaut! Ich neige ja sowieso zum faul sein und zum Zeit dahinziehen lassen, dass mir das gefällt hab ich nicht gesagt, aber ich neige dazu.
Wenn mir niemand Feuer unterm Arsch macht, bleib ich auf selbigem sitzen und daddel im Internet rum.
Früher war das meine Mama, sie hat echt gut aufgepasst, dass ich keine Zeit verschwende und erst meine Pflicht tu. Ich hab den Spruch noch im Ohr: "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!"
Ach Mama.
Du hast ja so recht! Irgendwie hab ich grade im Moment das Bedürfnis, zum Sohn rüber zu schauen und ihn an diesen Umstand zu erinnern. Mit erhobenem Zeigefinger!
Nee doch lieber ohne.
(kurz abwesend)
So das musste sein. Aber er ist klüger als ich, er weiß, was er wann tun muss und hat seine Arbeit im Blick. Ich war anders, als ich so alt war. Ich hatte schon immer dieses Faul-Gen in mir und erst mit Druck oder mit Panik, weil die Arbeit morgen fertig sein muss, da konnte ich auf einmal. Klingt ziemlich erbärmlich, wenn ich das hier so lese.
Meiner Ansicht nach gibt es zwei Typen, was Arbeitsaufträge angeht:
Typ 1: Die Arbeit muss in 2 Wochen fertig sein - da fang ich lieber gleich an, damit es gut wird und ich keinen Stress hab.
Typ 2: Die Arbeit muss in 2 Wochen fertig sein - dann hab ich ja noch 2 Wochen Zeit und leg mich jetzt schön hin. (Oder damals: dann kann ich bis dahin ja noch schön feiern gehen!)

Ich wär gern Typ 1, aber ich muss leider zugeben, tief in meinem Innern bin ich Typ 2.
Im Märchen wär ich die Tochter der Schwiegermutter. Oder der mittlere von drei Brüdern. Ist dir schon mal aufgefallen, dass es IMMER 3 Brüder sind, die IMMER die gleiche Rollenaufteilung haben?
Der älteste ist immer die Spaßbremse. Der mittlere der faule Freßsack und der jüngste der schlaue Hübsche, der die Königstochter abkriegt. Der heißt übrigens immer Hans.
Und die faulen Pechmarie'n heißen Luise. Nenn dein Kind nie Luise, da weisste von Vornherein schon, was du kriegst!


Sonntag, 5. April 2020

Love, Peace & Happiness

Manchmal gibt es Momente, da passt's einfach. Da tut nix weh, da musst' nix tun, da hast' keinen Termin, sondern Zeit und Frieden um dich herum.
Jetzt ist so ein Moment. Wir sind zurück vom Steine klauen und sitzen im Garten. Es ist angenehm warm, blauer Himmel Sonne pur. Vögel zwitschern, ein Rabenpärchen unterhält sich über drei Häuser hinweg. Was die sich wohl erzählen? "Ingeborg, hast du nach den Kindern gesehen?""Warum immer ich? Ich brauche auch mal meinen Freiraum, Günther!" Günther weiß, dass er dagegen nicht ankommt und fliegt los, die Brut nachzählen.
Und ich sitze hier bei Cappuccino und Zitronenkuchen, vermisse das ewige Geschrei der Leute auf der Straße überhaupt nicht und lese mein liebstes Buch. Momentan liebstes Buch.
Da weht ein kleiner Windhauch.
Manchmal passt's einfach!




Samstag, 4. April 2020

Der Geist ist willig, aber der Rest nicht

Ich wollte fleißig sein. Wirklich! Putzen, waschen, saugen, ... Aber kaum komm ich ins erste Zimmer, liegt da ein Buch ... direkt neben einem Bett ... Ach ich bin so ein schwaches Menschlein. Seufz!


Dienstag, 31. März 2020

2 von 5 ist akzeptabel

Wir haben hier einen sehr seltenen Fall von "Ich hab nix zu tun obwohl ich in der Arbeit bin" !! Man stelle sich vor! Es wird in diesen schlimmen Zeiten nur Notfall-Labor bearbeitet, das bedeutet, dass ich meine Blutabnahmen an einer Hand abzählen kann, ein paar Impfungen dazwischengestreut und fertig ist der ruhigste Arbeitstag aller Zeiten. Die Schränke sind ausgemistet und geputzt, der Kühlschrank mit den Impfstoffen Inventur..iert, die Türklinken der Praxis desinfiziert, die Kulis und Telefonhörer auch .. jetzt ist es 12 Uhr und ich hab noch 1 Stunde bis Mittagspause.
Ich schreibe hier über e-mail, der Text wird dann ins Mausloch kopiert. Direkt schreiben mach ich lieber nicht, ich denke, mein Chef würde sich wundern, warum auf einmal Chrome heruntergeladen wäre, er  nutzt nämlich nur firefox. Also dann eben so.
Ich kann mich mit diesen Masken einfach nicht anfreunden. Da ist eine Staubmaske vom Bau mit Ventil vorne dran und ich hab noch eine OP-Maske aus Zellstoff. Beide sind total doof. Ich kann nicht schnaufen und hab das sichere Gefühl, zu ersticken. Deswegen bereite ich für zB Impfungen alles vor, was ich vorbereiten kann, schieße dann dem Patienten die Impfung mit Schmackes (und mit Gefühl natürlich, lach) in den Oberarm, zack fertig, Pflaster drauf und den Patienten rausgeschoben. Meist schauen die dann von draußen ganz verdattert zu mir rein und ich lächle, während ich die Tür ein Stück zu mache und mir die Maske vom Gesicht reiße. Wie machen das die anderen? Viele tragen die Maske ganz lässig und durchgehend - ich kann das nicht! Ausserdem beschlagen die Brillengläser, so dass ich auch nichts sehen kann. Wegen der ungewohnten Handschuhe fühl ich auch nicht viel.
Ich fasse zusammen: ich seh nix, ich fühl nix, ich kann nicht atmen und - Tatsache - ich seh wirklich nix! Jedenfalls nicht so viel wie gewohnt. Als würde ein Schleier über den Augen liegen, den man nicht wegkriegt. Kennst du das, wenn du aufwachst und noch nicht klar sehen kannst, dann reibst du dir die Augen, evtl etwas kaltes Wasser ins Gesicht und dann passts wieder. Bei mir passts einfach nicht. Und  zum Augendoktor kann ich ja auch grade nicht.
Aber lass mal positiv sein: hören kann ich echt gut! Und schmecken. Riechen ist ein bisschen eingeschränkt wegen Nase zu. Siehste, 2 von 5 Sinnen funktionieren. Läuft.



Sonntag, 29. März 2020

nicht ärgern - nur wundern

Bin gerade mal wieder entsetzt über die Bosheit der Leute. Eigentlich, also wenn man es mal ernst betrachtet, sollte man sich vielleicht nicht so oft auf Seiten wie facebook herumtreiben. Oder zumindest nicht die Kommentare zu manchen Beiträgen durchlesen. Es schont die Nerven und man muss sich nicht noch zusätzlich ärgern. Heute zB sehe ich einen post "Abschied Lindenstraße, Traurigsmilie". Ich muss dazu sagen, dass ich die Serie verfolge seit Anbeginn, also seit 1985. Da wächst einem so eine Serie natürlich auch ans Herz und man beginnt, sich auf die nächste Folge zu freuen. Jetzt wurde das beendet, heute Abend gibt's die letzte Folge. Klar, dass man da etwas wehmütig wird. Und in dieser Stimmung sehe ich, wie irgendwelche Spacken "Gott sei Dank" kommentieren. "Wird auf Zeit" oder "Weg mit dem Müll". So. Jetzt hat man als denkender Mensch genau 3 Möglichkeiten.

  1. man steigt auf die Stänkerer ein und kommentiert wild die Kommentare, woraufhin dann wieder eine Antwort zurück kommt und ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster: die wird nicht nett sein. Worauf man sich dann wieder aufregt und schwupp ist die schönste Schimpfwörterschlacht in Gange, die meistens mit einem "schau dich mal an, wie hässlich du bist" endet.
  2. man lässt die Stänkerer links liegen, bedenkt sie höchstens mit einem mitleidigen 3/4 Lächeln und schreibt, dass einem selber die Lindenstraße immer gefallen hat. Das kann zur Folge haben, dass man virtuell ausgelacht wird, was man mit einem coolen, gelangweilten "tsss" und einem Kopfschütteln beendet. Oder
  3. man egalt die Stänkerer und schreibt garnichts. Dann darf man aber auch die Kommentare der immer in Scharen anwesenden Idioten gar nicht erst lesen, logt sich aus facebook aus, fährt den Pc runter und nimmt sich ein gutes Buch oder schaut sich einen Disneyfilm an.
Ich bin team 2. Und ich muss sagen, mein "tsss" kam richtig verächtlich, das hab ich gut hingekriegt. Mein Beitrag zu dem post hat auch schon etliche Herzen gekriegt. Na, das reicht mir doch!
Außerdem, Lindenstraße, das ist Kult! Da wurde jedes aktuelle Thema aufgegriffen, sei's Umweltschutz, fremdgehen, frühe Schwangerschaft, Gewalt, Alkohol, Gleichberechtigung, Homosexualität, Mord, Beziehungsstress, Flüchtlinge, usw, in über 1700 Folgen kam etliches zusammen. Man hat die Figuren der Serie aufwachsen sehen, älter werden, heiraten und sterben. Wenn man eine Serie so lange verfolgt, fühlt man sich natürlich sehr involviert! Ich fnd's schade, dass es aufhört.

Umso weniger verstehe ich die Deppen, die sich immer und überall einmischen müssen. Egal um welches Thema es geht - manche müssen sich über alles lustig machen. Ist das ein reines Herausfordern? Oder die Lust auf Streitereien, andere zu ärgern oder einfach nur pure Dummheit?

Ich werde es nie erfahren.

Und ich mach jetzt den Pc aus und schau Alladin! Ätsch!


Mittwoch, 25. März 2020

Leseschlaf

was ist das eigentlich für ein Zustand?
Da bin ich jetzt die 2. Woche daheim wegen Rücken. Hab tolle neue Medis bekommen, die anscheinend auch mal helfen. Ich liege gezwungenermaßen viel rum, immer wieder in Abwechslung mit Bewegung. Ich schlafe ohne Wecker und trotzdem bin ich dauernd müde! Wenn ich 10 min sitze nick ich ein, wenn ich mich hinleg - nach 3 Min zack weggedöst. Das schlimmste aber ist, ich hab ein neues Buch, das so lustig ist und so gut geschrieben, dass ich es echt gerne lesen würde, aber kaum nehme ich es in die Hand - eingepennt!
Jetzt hätte ich so viel Zeit, einen Garten, eine Kuscheldecke, Sonne, blühende Bäume um mich und dieses geniale Buch, aber nein, ich schnarch weg. Mann! Ist echt ärgerlich.
Ich hab auch schonmal probiert, sitzend am Tisch zu lesen, in meinem Sessel mit Leselampe, sitzend ohne Rückenlehne (etwas unbequem) oder sogar stehend, was aber dem Lesespaß ziemlich viel nimmt.
Auch abends im Bett, wenn meine Premium-Lesezeit beginnt, schaffe ich nur 1-2 Seiten, bevor mir die Augen zufallen.
Andere verschlingen Bücher in ein paar Stunden, ich brauch für ein Buch Wochen, Monate, .. für "Es" fast ein Jahr.
Ich hab auch schon mal geübt, schneller zu lesen. Klappt garnicht, dann krieg ich nix mehr mit vom Inhalt.
Also akzeptiere ich mein Schicksal, lese Seite für Seite, Dröpje for Dröpje und mein SuB wächst und wächst. Die Finger kann ich natürlich nicht von all den Verlockungen im Buchladen lassen, seis live oder online. Sogar im Supermarkt kann ich nicht an den Büchern vorbei, ohne ein paar Klappentexte zu studieren. Seh ich ein Buchregal bremse ich spontan und gucke interessiert, während mein Hirn verzweifelt versucht, mir das Wort "NEIN" oder "PFUI BAH" zuzubrüllen, es ist einfach unvorbeigehbar!
Dann seh ich eins, kaufe es, lege es seufzend auf meinen SuB, nehme mein aktuelles Buch und schlafe ein.


Lesetipp für alle, die es können und mögen und auf trockenen, leicht schwarzen Humor stehen:




Die schillernd-bunte Einladung von Erfolgsautor
Ewald Arenz zum literarischen Himmel- und
Hölle-Spiel voller Irrwitz: Jehudi, Erzengel mit einer
Vorliebe für Gin Tonic und verantwortlich für
die Verwaltung der Seelen im Vorhimmel, stellt bei
seinem Kontrollgang im unsichtbaren vierzehnten
Stockwerk des Spiegel-Hochhauses bestürzt fest, dass
eine fehlt. Kurt Müllers Seele ist bei seinem ebenso
plötzlichen wie tödlichen Fenstersturz in Nürnberg
verloren gegangen, und ihr spurloses Verschwinden
droht vor der Zeit den Beginn der Apokalypse auszulösen.

Mittwoch, 18. März 2020

Fröhliches Dahinsiechen auf'm Sofa

So jetzt isses soweit, meine Rückenschmerzen haben mich schachmatt gesetzt. Aus, Ende, nichts geht mehr.
Ich liege, vollgepumpt mit Drogen aus dem Medizinschränkchen auf der Couch und harre der Dinge, die da kommen werden. Allerdings scheint mein Schicksal doch ein bisschen ein schlechtes Gewissen zu haben und gestattet mir einen Fernseher mit Netflix, einen funktionierenden Laptop, ein lustiges Buch, ziemlich viel Toastbrot und Blaubeermarmelade. Ich gebe zu, ein bisschen versöhnt mich das wieder.
Aber nur ein bisschen.
Ich leide ja nicht nur an einem fiesen Hexenschuss und diversen anderen entzündeten Gelenken, ständig einschlafenden Händen und einem verrückten Fußgelenk, nein, da ist auch noch die Gewissheit, dass sich meine Kolleginnen grade die Seele wund arbeiten! Wegen der vielen Muttis, die bei ihren Kids zu Hause bleiben müssen, sind nur 4 unserer 10 Standorte geöffnet, die Patienten werden umgeleitet und überschwemmen jetzt die vier Opferpraxen massiv. Und wer ist nicht da und flätzt auf'm Sofa? Die Sabine mal wieder, war ja klar.
Ist es nicht ein Phänomen? Man prügelt sich ja eigentlich immer in die Arbeit, doch wenn man mal richtig fies krank ist und weiß, dass es nicht geht, dass man sich weder konzentrieren könnte noch zu den Patienten runterbeugen beim Blutabnehmen (ich würde nur noch Fehler machen) , also wenn man das sicher weiß, lässt man sich krank schreiben und versucht, sich zu Hause zu erholen. So würde man das auch jeder Kollegin raten. Aber dann, wenn man daheim ist und sich auskuriert, dann kommt das schlechte Gewissen wie ein Schraubenzieher und schraubt die Gedanken ins Bewusstsein, dass man die anderen gerade kolossal hängen lässt. Egal ob man Blut spuckt oder nicht.
Und so mischen sich unter die Gedanken, dass mir die Pause total gut tut auch die, dass ich nächste Woche unbedingt wieder in die Arbeit muss!
Damit ich die Kollegen entlasten kann - und mein Gewissen auch.

Trotz aller Gewissensbisse mischt sich aber auch ziemlich viel Angst ins Bewusstsein, ganz einfach weil man den ganzen Tag unter Menschenmassen auf Tuchfühlung gehen muss - hallo Corona!


Freitag, 13. März 2020

isn't life wonderful?

Mein Rücken tut weh!
Aber das soll nicht die Kernaussage dieses posts sein, das wär ja langweilig. Was mir alles weh tut, tut hier nix zur Sache, wo kommen wir denn da hin, wenn jeder hemmungslos rumjammern könnte wo er grade steht und geht?? Und meist hörts ja bei einem gezielten Gejammer nicht auf sondern breitet sich auf alle mögliche aus - auf den Rücken, die Beine, die Arbeit, die Leute, das Geld, den Virus. Und dann sind wir an einer Stelle angelangt, wo ich aussteig. Ich kanns nämlich nicht mehr hören! Gejammer überall. Und deswegen gibt es hier an dieser Stelle ein aussagekräftiges Bild ersatzweise für all das Gejammer, das jetzt folgen würde.
Wenn ich es denn täte.

damit ist alles gesagt

Es geht nämlich auch anders. Es nennt sich positiv denken & reden - oder schreiben. Ich kann das total gut, jahrelang geübt, es gibt wenig, was nicht auch irgendwas positives in sich versteckt hat, finden kann's bloß nicht jeder. Ich schon! (höhö)
Ich finde zum Beispiel, dass der Tag heute bis 14.06 Uhr total schön war. Keine Arbeit, länger schlafen, tatsächlich das im Haus gemacht, was ich vorhatte - das gibt schon mal ein grundgutes Ausgangsgefühl! Die ollen Kataloge sind entsorgt, die 3.Wäsche läuft, der Platz in der Küche ist aufgeräumt. Ich hab sogar gesaugt!
Brave Sabine! 
Wenn ich jetzt gleich einkaufen fahr, werde ich im Auto ganz laut positive Musik hören. ABBA oder so. Und mitsingen. Dann kauf ich feines Essen ein, fahr wieder zurück und schwing meinen wunderschönen Arsch in die Küche. Ist das nicht toll? Es wird voll gutes Essen geben heute Abend! Chinesische, gebratene Spaghetti mit Sojasoße. Wahrscheinlich werd ich ein bisschen Etta James oder James Cooke beim kochen hören.
Und schau - grade eben kam eine whatsapp von der Arbeit, dass der Termin für diesen team-Tag am Donnerstag ausfällt und unbekannt verschoben wird. Und die Sonne scheint. Und ich hab hier ein Johannisbeer-Bonbon, ja besser kann's doch gar nicht laufen oder?







Sonntag, 8. März 2020

Positivi-Tea !

Nein ich heule nicht rum, weil der Urlaub vorbei ist! Hab ich mir fest vorgenommen! Ich werde nicht erwähnen, dass die Woche irre schnell vorbeigezogen ist und das ganze übliche Gejammer nach der verlorenen Zeit und was man nicht noch alles vorhatte und warum nur und ich bin noch nicht fertig mit Urlaub!
Ich werde noch nicht einmal erwähnen, dass dieser Urlaub außerhalb der üblichen Ferienzeiten stattgefunden hat und ich somit drei völlig ungestörte freie Tage hatte! DREI ! Ich fasse mein Glück noch immer nicht und deswegen jammer ich auch nicht rum.
Versprochen!
Ich bin ganz positiv eingestellt. Trotzdem jetzt am Montag eine Welle der Verzweiflung auf mich zufluten wird: Massen von hysterischen Patienten werden erwartet, denen wir alle erzählen dürfen, dass wir keine Ressourcen haben, den Coronatest machen zu können - und außerdem dürfen wir das garnicht. Da kommt einiges auf uns zu. Kranke und Gesunde, Idioten und Angsthasen, Nerver und Schafe, die alles nachplappern. Und dem nicht genug, es soll im März eine neue Software installiert werden, die die Laborauftragsscheine ersetzt und digitalisiert. Das müssen wir dann lernen. Und alles ändert sich.
Ich hab nur eine kleine, freundliche Frage dazu: WARUM zum Teufel ????  Verdaxxxx Schxxx !! Xxxx xxxx Xxxxx, xx Xxxxxxxxxx !!! Xxxx xxxx xxx Xxxxx xxxx Xxxxxxxxx xxxxxxx, xx Xxxxx !!!! Mann!
Alles war gut im Reich des Doktors - bis das (Neu)gier-Gen auf Reisen ging, und die Geldquelle Digitalisierung entdeckte.
Aber nein - ich wollte nicht jammern!
Ich werde jetzt ins Wohnzimmer gehen, mir einen Tee machen und eine Folge von irgendwas schönem anschauen. Schließlich sind die beiden Jungs gerade aufgeräumt (Badewanne und Pc) und das nutze ich aus. Es ist auch noch Pizza da von gestern.
Na, geht doch!


Sonntag, 1. März 2020

gegrillter Lachs mit König Ludwig


In einer halben Stunde gehts los zum Sanders Steakhaus.
Wir gehen dahin, weil der Opa das so gesagt hat und auch, weil Onkel T das sehr eindringlich vorgeschlagen hat. Soll mir recht sein, das Sanders ist eine, wie man sagt, gute Adresse. Das Restaurant ist was für den gehobenen Anspruch - für den dicken Geldbeutel, für Ü50 und für Erbonkel's Geburtstag. Mit weißen Damast-Stoffservietten und viel Tradition. Und Steak. Ich bin kein Steakfreund, ist mir zu "fleischig". Vor allem die Aussicht, noch rosanes, eventuell sogar noch blutendes Fleisch zu essen, schüttelt mich. Und da die meisten Köche es ablehnen, well done zu braten und ich auch dann das Stück Fleisch nicht zu würdigen wüsste, bestelle ich mir in Steakhäusern immer Fisch. Da kannste nix verkehrt machen. Vorzugsweise gegrillten Lachs. Haste den schonmal probiert? Super lecker! Lachs und Ofenkartoffel oder Rahmerbsen oder auch Zander und Kroketten oder Bratkartoffeln, damit kannste mich kriegen!
Im Sanders läuft man auch nicht Gefahr, in einem Stuhl stecken zu bleiben oder auf den ersten Blick zu erkennen, dass die Bestuhlung nicht Gloriageeignet ist. Da gibts noch die alten, lehnenlosen Holzstühle, auf die jeder Popo passt. Da nimmt man auch die fürchterliche Deko in Kauf - ich erinner mich an unzählige Zinnpfannen und Krüge, die überall rumstehen, genauso wie die vielen Porzellanpuppen und anderen Krimskrams. Muss man mögen, wenn man's hinstellt. Ich mags nicht. Aber egal, das Essen ist gut.
Lustig finde ich auch die Kellnerinnen und die Dame des Hauses, die alle so bei den älteren Herrschaften reinschleimen, dass spätestens um halb elf alles vollgesabbert ist. Dieses schmierige "katzbuckeln" und dauerlächeln, ich kenns noch aus meiner Ausbildung zur HoFafrau. Da gehört schon eine gewisse devote Neigung dazu, sonst bringst du das nicht. Eine Dame des Hauses, die meist in der Mitte des Gastraumes und grundsätzlich im Weg rumsteht erkenn ich auf einen Blick. Ich bin da ein gebranntes Kind. Ich hatte jahrelang engen Kontakt zu einer solchen. Meine HoFa Ausbildung hab ich in einem solchen Familien-Traditions-Betrieb angefangen, da war die ganze Familie involviert. Der Chef, der von allen der normalste war, der Vater vom Chef, der "Senior", war um die 90 Jahre alt und ein ewig gestriger. Er saß mit seinem Riesen-Terrier immer auf der Eckbang im Eingangsbereich, wo er den allumfassenden Überblick über alles und jeden hatte - und das auch fleißig kommentiert hat.
Dann gabs da noch den Junior, der Weltverbesserer, der auf eine Elite-HoFa Schule geht und, wenn er daheim ist, die Angestellten mit neuen, modernen Anweisungen verwirrt. Typ selbstverliebter Gockel. Des weiteren waren da noch eine Tochter und ein Sohn des Hauses, beide damals  unter 16 aber nicht darum verlegen, dem Personal genaue Anweisungen zu erteilen, wie sie ihr Frühstück serviert haben möchten.
Ertragbar.
Was jedoch nicht ertragbar war, war die Chefin. Die Dame des Hauses, die Grand Dame, die Bavaria.
Eine sehr große Frau mit noch lauterer Stimme und riesengroßem Ego. Gerne ließ sie ihre Befehle durch das Haus schallen, man wusste eigentlich fast immer, wo sie sich aufhält - da wo es am lautesten ist.
Ich war damals 17 und voller heißem Hass auf die Hotelbavaria. Sie hat mir das Leben und die Ausbildung schön schwer gemacht, an allem gemotzt, gemäkelt, gemeckert. Gerne auf vor den Gästen, den Stammgästen, die ihr dann den Rücken gestärkt haben. Sie hat mich so oft öffentlich blamiert, dass ich meine Teenager-Wut nicht immer unterdrücken konnte.
Und eines Tages kam der Moment der Rache. Vorab kann ich sagen, dass es heute eine nette Erinnerung ist, die mich immernoch mit Wohlwollen erfüllt - und dass ich nicht mehr lange danach in dem Betrieb geblieben bin.
Der Moment zeigte sich in einem der vielen privaten Besorgungen, die wir Lehrlinge für die Fürstenfamilie erledigen sollten. Neben private Wäsche waschen und bügeln oder das private Auto waschen, durften wir auch manchmal die privaten Einkäufe erledigen. Ich bekam von der Mutterbavaria den Auftrag, bestimmte Miederwaren in hautfarben (heute sagt man "nude") zu besorgen. Schlüppi's Gr. 52. Hab ich auch, drüben bei Whörl, und als ich zurück kam saß sie laut lachend inmitten ihrer Stammgastschar von 5-6 graumelierten Männern im kleinen Lokal. Ich hab meine Chance gepackt, bin in den Gastraum zum Tisch, packe die hautfarbenen Miederhöschen aus, halte sie hoch und frage laut, ob das die richtigen wären.
Queen mom was not amused.
Die Antwort hab ich garnicht abgewartet, hab mein Zeug gepackt und hab mich in den Personalraum geschlichen. Den Rest hab ich verdrängt. Hihi

ich schweife ab

Mittlerweile bin ich vom Sanders Steakhaus zurück, satt und zufrieden. Wir wurden im hintersten Eck des Lokals platziert, wo, zu meiner Erleichterung, nur eine einzige Puppe den Raum dekorierte.
Dafür hatten wir insgesamt 6 König Ludwig Gemälde um uns herum.
Zu unserer Erbauung.
Wahrscheinlich.

oben links der Ceasar Salad, den haben wir zu viert geteilt. Oben rechts ein Schweinelendchen mit Champignon-Rahm, unten links ein Steak mit Wedges, dann ein Steak mit Ofenkartoffel, unten rechts der Zander


und das ist mein gegrillter Lachs - zum niederknien! ;-)

und hier ist das fränkisch-gepflegte Traditionalambiente















Samstag, 22. Februar 2020

"Freude" gewinnt

Ist ja oft so, dass der Abend richtig schön wird, wenn man eigentlich vorher gar keine Lust drauf hatte!
Sohn hat zu Weihnachten zwei Karten für "One Vision of Queen" mit Marc Martel bekommen und wollte mich mitnehmen! Schön, dass er mit mir zusammen dahin will, aber ich hatte elend viele Bedenken.
1. findet dieses Konzert unter der Woche statt, da bin ich doch sowieso immer fix und alle von der Arbeit
2. findet dieses Konzert in der Arena statt, da sind unfassbar kleine Sitze.
3. findet dieses Konzert in der Arena statt - hallo Parkplätze ???

An diesem Mittwoch war ich schlecht drauf, ich hatte  keinen Bock und keine Motivation und überhaupt.
Määp määp määp.
Hab mich dann selber ermahnt und daran erinnert, dass es für den Bub ist und schließlich will er mit mir gehen und mit sonst niemand, das ehrt die Mama doch ungemein!
Also reiß ich mich zusammen und höre auf der Heimfahrt im Radio, dass dieses Konzert heute wegen Krankheit verschoben wird. Zuhause am Pc diese Nachricht nochmal auf ihre Richtigkeit geprüft - tatsächlich! Ich war erleichtert - es war einfach nicht der richtige Tag! Ein Gefühl von "nochmal davongekommen" beschleicht mich. Und ein bisschen schlechtes Gewissen auch.
Neuer Termin: 19. Februar
So, das war Vorgestern. Ich hab mir vorher wieder so viele Gedanken gemacht!
Eigentlich macht das niemand, wenn ein Event wie ein Konzert ansteht, dann hast du dich einfach auf einen schönen Abend zu freuen! Das machen normale Leute. Aber ich nicht, ich mach mir Sorgen.
Was, wenn ich einen Parkplatz kilometerweit weg von der Halle kriege und nicht so weit laufen kann? Was, wenn ich vor dem Einlass stundenlang stehen muss? Ich kann nicht lange stehen .. Was, wenn ich das nicht durchhalte? Die Arena hat winzig kleine Zwergensitze, was, wenn ich da nicht drauf passe? Was, wenn mein Sitznachbar ein Doofie ist und mich anmault, weil ich so viel Platz brauche? Was, wenn der Sitz zusammenbricht???
Ich hab ein Talent, mich in Dinge und Gedanken rein zu steigern. Das kann ich total gut!
Und die letzten Tage haben mein mies gelaunter Schwarzseher und mein immer positiv denkender Motivator miteinander gekämpft - ein bisschen wie "Freude" und "Kummer" in "Alles steht Kopf"


Dann kam der Mittwoch und ich war fest entschlossen, diesen Abend zu genießen! Schließlich geht's hier nicht um mich sondern um den Bub, und mit meiner Konzert-Erfahrung pack ich das locker! So schaut's aus! Towonda !!
Wir parken ca 1 km vor dem Gebäude. Ich häng mich bei meinem Sohn ein und humpel langsam voran. Mit drei kleinen Stopps schaffe ich es. Dann stehen wir ca 30 min in der Schlange. Durchhalten ruft "Freude"! Wir hören eine Durchsage, was man nicht mit in die Halle nehmen darf -  neben Koffern, Flaschen, Abendessen und seinem Pyro-Set auch keine Handtasche, die größer ist als ein DIN A4 Blatt. Ich schaue meine Tasche an und bin mir sicher, dass sie locker die richtige Größe hat, um mit aufs Konzert gehen zu dürfen. Und als ich an das junge Sicherheits-Fuzzi-Püppchen gerate, schaut sie  meine Tasche mißtrauisch an, mustert mich und zieht allen Ernstes ein DIN A4 Blatt hinterm Rücken vor, um es vor meine Tasche zu halten. Größen-check. Ich sehe runter und fange schon an zu jubeln, für mich sieht das gut aus,da bremst sie mich und zeigt mir, dass die Tasche ganze 2 cm breiter ist als erlaubt. 
Erschrockenes Schweigen.
"Nicht Ihr Ernst?!"
"Sorry, wir haben auch nur unsere Vorschriften "
"Jetzt wirklich? Sie meinen das ernst?"
"Ich kann da garnichts machen, das sind die Vorschriften. Gehen Sie bitte mit dem Kollegen mit zur Sicherheitsverwahrung."
"..." (klar, sie kann da garnichts machen, was für eine bl ...)
Der Kollege sieht mich am Arm von Sohn zu ihm humpeln, will schon das Gitter öffnen und schaut sich dann die Tasche nochmal an. Und dann sagt er, dass wir man nicht so kleinlich sein wollen und schiebt mich wieder zurück zur Eingangstreppe, an dem Sicherheits-Fuzzi-Püppchen vorbei!
HAAA! Glück gehabt!!  Ich verspreche ihm, ihn in mein Nachtgebet mit einzubeziehen und krabble, von Sohn gestützt, die Ttreppe hoch .
Jetzt bin ich schon mal gut drauf! Dem Gesetz nochmal entkommen holen wir uns Pommes und Spezi.
Unsere Sitzplätze sind im Unterrang und zu meiner großen Freude in einer Reihe Platz 1 und 2, das heißt, dass ich zwischen Sohn und Treppe sitzen werde! Kein Motzi, der mich anpöbelt!
Ich setze mich auf den Kleinkinder-Klappsitz und siehe da, es passt prima! Aber es kommt noch besser - um mich herum alles voller Glorias!! Ich falle also garnicht auf! Das Durchschnittsalter war so ü50 und ich mittendrin.
Ich fange an, mich zu entspannen. Ich fange sogar an, mich wohl zu fühlen! Unser Blick auf die Bühne ist einwandfrei und ich sehe ganz viele weiß- und grauhaarige Menschen. Queen-Fans der 1. Stunde!

Als das Konzert beginnt, als ich die Gitarre höre und den Bass im ganzen Körper spüre vergess ich all die Bedenken - "Kummer" verschwindet und "Freude" gewinnt haushoch!! Was für ein geiles Feeling!!
Der Sänger kommt mit seiner Stimme sehr nahe ans Original ran und das ist wirklich bemerkenswert!
All die 60jährigen um mich - zack alle wieder 16! Ich liebe die songs, ich seh die Leute unten miteinander tanzen, irgendwie sind alle happy! Sohn und ich singen lauthals mit, schwenken die Taschenlampenfunktion am handy und freuen uns einfach nur! 
Hat mir gut getan, das ganze Spektakel. 
Viel zu viele Sorgen gemacht und dann war ich einfach nur glücklich, zusammen mit dem Bub und Queen! 

Hier ist eine Konzert-Aufnahme in ziemlich schlechter Qualität. Das liegt an meinem Lenny. Das ist mein verdammt günstiges Handy. Es ist ein liebes Handy und auch hübsch (es ist türkis!) aber die Qualität der Aufnahmen und Fotos sind nicht der Renner. Trotzdem kann man einen kleinen Eindruck kriegen, wie es war. Obwohl wir in live einen viel besseren Blick auf die Band hatten.
Schau:

Das ist "Play the game"




Das ist "We will rock you"











Montag, 17. Februar 2020

Das Käsebrot des Grauens

Wie ich es leid bin, dieses ewige Gehumpel !!
Vor 28 (!!) Jahren ist der Unfall passiert und seitdem hab ich täglich Spaß mit meinem Fußgelenk.
Heute in der Praxisküche hat mich eine Kollegin aus der Verwaltung angesprochen, ganz verwundert, dass ich hier durch die Gänge humpel. (sie kennt mich auch erst seit 6 Jahren) Und die hat mir echt schlechtes Gewissen eingeredet. Allerdings gehört die Kollegin aus der Verwaltung auch zu den Elfen.

Frauen, Kategorie 1: Elfen
Die Elfe schwebt über den Böden der Tatsachen, trägt Kleidergröße 0, ihre Beine berühren sich nicht und mit etwas Schwung würden sie problemlos in jeden Kindersitz passen. Die Elfe huscht durch die Boutiquen und findet immer etwas sehr kleines, modisches. Die Elfe war noch nie in ihrem märchenhaften Dasein schwerer als 45 Kilo, macht Yoga und tanzt abends im Club. Gerne zieht die Elfe ihre Haut am Bauch zwischen Daumen und Zeigefinger mit Mühe vor und jammert über ihre Wahrnehmung, sie sei fett. Elfen werden von der Gesellschaft geliebt

Frauen Kategorie 2: Normalinchen
Das Normalinchen ist eine Frau, die in der Realität steht. Sie hat neben ihrer durchschnittlichen Körpergröße auch ein Idealgewicht von 65-80 Kilo und sieht dabei blendend aus. Sie trägt Kleidergröße 40 oder 42 und ähnelt daher der Königin aller Normalinchens: Marilyn Monroe. Die kleinen Defizite wie wackelnde Oberarme oder ein kleiner Muffin über dem Hosenbund gelten als normal und nicht weiter tragisch, obwohl sich das Normalinchen gerne lautstark drüber auslässt, wie dringend sie abnehmen müsste. Sie wird in jeden Klamottenkaufhaus fündig und muss sich nie Gedanken machen, ob sie in den Flugzeugsitz oder den Cafehaus-Stuhl passt.
Normalinchen werden von der Gesellschaft akzeptiert

Frauen Kategorie 3: Glorias
Die Glorias dieser Welt haben es schwer. Nicht nur beim Treppensteigen oder vom Boden aufstehen, sondern weil die Umwelt und die Gesellschaft nichts so wenig toleriert, wie ein zu dicke Frau. Bist du außerhalb der Norm, bist du untendurch. Die Glorias wiegen um die 100 Kilo, tragen Kleidergröße 50+ und finden nur schwer was schönes zum anziehen. In den großen Kaufhäusern ist zwar oft ein Eckchen für die Glorias freigehalten, aber die Auswahl ist stark begrenzt, so dass die Gloria auf spezielle, überteuerte Übergrößen-Läden ausweichen muss. Glorias werden angeglotzt, es wird getuschelt und gelacht, Glorias kriegen unschöne Namen von wildfremden Menschen an den Kopf geworfen und finden sich meistens gefangen in einer Spirale aus Wut, Frust und Seelentrost - was dann wieder was zu essen wäre. Glorias werden von der Gesellschaft gehasst

Die Kollegin Elfe hat also zu mir Gloria gesagt, ich solle doch einfach mal abnehmen!
So wie ihre Schwiegermutter. Die isst nämlich abends gern ein Brot. Das ist böse. Lass das doch einfach mal weg, hat sie gesagt. Es gibt doch so leckere Alternativen! Kollegin Elfe hat ihr schon mehrfach von ihrem Quinoa-Flohsamen-Kichererbsen-Gemüse-Pampf mit vegetarischem Pulledporksoja angeboten, aber die Schwiegermutter will einfach nicht vernünftig sein und isst weiterhin ihr Käsebrot am Abend.
Unbegreiflich.
Und ich hab schon wieder einen Dämpfer gekriegt.
Nimm halt endlich ab, lass halt einfach dieses verfluchte Käsebrot weg!









Cute Rat