Mausloch

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Donnerstag, 27. Juni 2024

Darm ohne Charme

Darf man in einem öffentlichen Blog was über den Darm schreiben?

Nach reiflicher Überlegung während 30 intensiver Sekunden bin ich zu dem Schluss gekommen: 

Ja, man darf.

Es gibt ja zum Glück für alle die Möglichkeit, weg zu lesen.

Ich will also unbedingt was über die rasante Beziehung zwischen mir und meinem Darm erzählen. Keine Angst, ich werde nicht ins Detail gehen.


Glück gehabt


Früher war alles gut. Meine Verdauung machte keinerlei Probleme und ich mir keine Sorgen. Dann kam die Diagnose Diabetes und die Megadiät wurde gezündet. Dazu steckte mir eine Kollegin die ultimative Geheimwaffe zu: Die Abnehmspritze!
Und weil ich damit so gut in Fahrt kam, hab ich es übertrieben. Mein Darm war entsetzt und verfiel in Panik. Mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen.
Die Galle hat Alarm geschlagen und vor lauter Empörung einen Haufen Steine losgeschickt. Die trieben mich ins Krankenhaus, die rebellische Galle wurde entfernt und was blieb, waren schlimme, richtig schlimme "Darmbeschwerden". 
Seitdem ist unser Verhältnis eher gespannt. Es ist mittlerweile schon etwas besser geworden, aber so ganz verstehen wir uns immernoch nicht.
Er wird sauer, wenn ich Brot oder Brötchen esse. Oder wenn ich Stress habe. Oder wenn es draußen heiß und schwül ist, so wie grade.
Die Kombination Käsebrot in der Mittagspause an einem langen Arbeitstag im Sommer ist also eine ganz schlechte Idee.

Krönend kommt hinzu, dass ich mittlerweile echte Schlafprobleme hab. Woher auch immer das kommt, ich bin hundemüde, kann aber nicht schlafen. Nicht ums verrecken!

Gestern Nacht liege ich im Bett, hab Bauchweh, was sich auf sehr unangenehme Weise äußert - weshalb ich ziemlich froh bin, grade allein zu sein. 
Es ist schon fast halb drei und ich schmeiß mich von einer Seite auf die andere. Mir ist heiß. Ich bin nervös. So spät schon! Ich mach mir ein Ambiente auf youtube an. Zugfahrgeräusche. Ich versuche mir vorzustellen in einem alten Zugabteil zu sitzen und die Landschaft zieht an mir vorbei. Ich seh im Geiste Felder und Wiesen und Dörfer mit Kirchtürmen .. und hab dauernd das Gefühl, irgenwas krabbelt an mir. Dann juckt der Mückenstich wieder. Ich bin richtig hibbelig.
3:20 Uhr. Ich trink was, schüttel mein Bett auf, pupse durch das ganze Zimmer. Danke, dass keiner da ist!! Mein Bauch fühlt sich an wie aufgeblasen und ich hab keine Ahnung, warum. Schlafzimmer - Bad, Bad - Schlafzimmer. Und von vorn.
Ich mach ein anderes Ambiente an. Bachgeplätscher. Draußen wird es langsam hell. Das Geplätscher nervt mich und ich schalte das Handy aus. Vögel zwitschern schon.
Um halb fünf schau ich zum letzten mal auf die Uhr. Bis der Wecker um 6 Uhr klingelt. 
Die Arbeit ruft, und zwar laut und penetrant.
Mir ist schlecht. Und schwindelig. So, wie man sich halt fühlt nach einer guten Stunde Schlaf. Und da hab ich auch noch geträumt, dass der Mann mir meine Kaffeemaschine entsorgt hat!!
Mein Darm ist wütend, glaub ich. Manchmal kommt mir der Verdacht, dass es vielleicht ein Reizdarm ist - aber so wie der drauf ist, ist es wohl eher ein Wutdarm. Meine Güte.
Ich beglückwünsche jeden, der heute nicht in meiner Nähe sein muss. Ist nicht zum aushalten!
So peinlich!! Aber was kann ich tun? Ich nehm eine Tablette, die das Drama stoppen soll.
Auf dem Weg zur Arbeit überlege ich krampfhaft, wie ich das heute hinkriegen soll.
Völlig übernächtigt mit wehendem Darm. 
Herzlichen Glückwunsch!
In der Praxis nehm ich vorsichtshalber gleich nochmal eine Tablette und bitte den Lehrling, wenn sie mich verzweifelt ihren Namen rufen hört, doch schnell im Labor für mich einzuspringen. 
Ich bringe all die Selbstdisziplin auf, die noch übrig ist. Blöd beim Blutabnehmen in einem kleinen, fensterlosen Raum nah über den Patienten gebeugt. Das ist eine denkbar ungünstige Situation.
2x eile ich zur Toilette und hoffe so sehr, dass niemand gleichzeitig auf diese Idee kommt. Ich bin fix und alle.

Gegen halb elf wirken die Tabletten und mir geht's schlagartig besser, halleluja!

Was mach ich nur mit diesem Wüterich in meinem Bauch? Google sagt, Wärme, Ruhe, Bewegung und Leinsamen.
Wärme ist  gut, haha, ich schwitze den ganzen Tag weil es so warm ist.
Ruhe - hätte ich gern. Da wär ich voll dafür! Aber mein Chef nicht. Verzwickt!
Bewegung hab ich genug, während der Arbeitszeit renn ich dauernd umher
Leinsamen ... merkste selber.

Jetzt ist Abend. Der Bauch und ich haben uns beruhigt, selbst das Regenwasser im Keller konnte mich nicht aus der Bahn werfen. Ich hab harmlosen Salat gegessen, nachher mach ich einen Spaziergang ( Bewegung!) und wenn ich ins Bett geh, werf ich eine Knock-out-Tablette ein, morgen muss ich funktionieren. Dann hab ich vor, komaartig einzuschlafen.
Hoffentlich ist mein Wutdarm einverstanden mit diesem Plan.

Danke fürs Lesen, das war bestimmt nicht leicht!
Zur Belohnung gibt's ein süßes Bild






Samstag, 2. März 2024

Das Kind

Endlich ist es soweit, ich hab meinen neuen Laptop in Betrieb genommen! Alles ist noch etwas ungewohnt, vor allem die Tastatur. Die ist irgendwie anders. Und ich hab meinen kompletten Nachmittag investiert, um meine gängigen Seiten her zu holen und zu aktivieren. Das ist vielleicht ein Gschieß mit all den Passwörtern! Wenn man immer angemeldet war, vergisst man seine Passwörter, wusstest du das? Bis ich die alle hatte ..

Was ich jetzt noch brauche ist eine Maus und ein elegantes Licht. Aber das sind Luxusprobleme. 

Probleme ganz anderer Art hatte ich vergangene Woche. Abgesehen von ewiger, bleierner Müdigkeit und dem vehementen Unwillen, in die Arbeit zu gehen hatte sich für Mittwoch früh ein Drama angemeldet. Es kam - ein Kind! Zu mir ins Labor, ein Kind, 10 Jahre alt. Meine Chefin hat mich "gefragt", ob das für mich ok wäre. Ein Kind zu stechen. Was soll ich darauf antworten? Beide, Mutter und Chefin schauen mich erwartungsvoll an.

Wahrheit: NEIN, absolut NEIN, das ist nicht ok!! Ich will keine Kinder stechen! Das ist die Höchststrafe, Verderben & Finsternis, das Ende!! Mach ich nicht, wozu gibt's Kinderärzte??

Sabine O-Ton: Naja, wenn' s nicht anders geht .. na gut. Das pack ich schon. (gequältes Lächeln) 

Am Mittwoch morgen wach ich auf, der erste Gedanke: Das Kind kommt! F*kk!! Ich will das nicht! Kurz überschlage ich, ob ich mich krankmelden soll. Die Vernunft siegt aber und ich fahr in die Praxis. Um 8:00 Uhr soll es kommen, das Kind. Ich hab eine bestimmte Vorstellung: ein ängstlicher, kleiner Mensch, der schreit und weint und festgehalten werden muss. Oder ein Brüllkind. Das Bild von Chucky der Mörderpuppe kommt mir in den Sinn. Ich klage den Kollegen mein Leid. Mir ist schon ganz schlecht.

Im Reinsteigern bin ich echt gut! Kollegin Pedanta meint, wenn's nicht geht, eilt sie mir zu Hilfe. Und dann stand er da, Chucky, und sah gar nicht aus wie ein Chucky! Dicke Brille und Pudelmütze mit großem Bommel. Ich atme durch, zähle bis drei und hole Mutter & Kind zu mir ins Labor. Ich sammle alles, was ich an Selbstbeherrschung hab und bin Profi. Freundlich, gelassen und lustig unterhalte ich mich mit dem Kind. Er ist neugierig, will alles genau erklärt haben und die Nadel in Augenschein nehmen. Ich erzähle ihm von der winzigen Babynadel, die voll harmlos ist. (und hoffe, dass ich recht hab)

Er ist tapfer, hält schön still, hat eine Paradevene und mir fällt ein Felsbrocken vom Herzen! Alles klappt prima, ich bin ratz fatz fertig! Ich lobe ihn und vertraue ihm an, dass da schon erwachsene Männer bei mir saßen, die lange nicht so tapfer waren wie er! Das gefällt ihm. Dann bekommt er ein cooles, rotes Pflaster und möchte sogar noch ein bisschen bei mir bleiben! Nachdem ich ihm mitteile, dass er dann aber mitarbeiten muss, geht er doch lieber mit seiner Mama raus. Er grinst und winkt und verschwindet leise.

Ich schließe die Augen, lehne mich zurück und atme! Allmächt bin ich erleichtert!! Alles ist gut gegangen! Ich brauch einen Schnaps! Oder wenigstens einen Kaffee.

Kindern Blut abzunehmen ist der blanke Horror für mich - so kleine Ärmchen, so zarte Wesen, so böse Nadeln - das ist zuviel für mich! Zum Glück war das eine Ausnahme.

Hoffentlich!




Cute Rat