Mausloch

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Donnerstag, 22. Juli 2021

Schulveranstaltung - Klappe zu, die letzte!

 Das Event des Jahres fand statt - die Abifeier! Die eine Feier, für die wir extra den Anzug und die Schuhe gekauft haben. Oma wurde aktiviert und teure Eintrittskarten beschafft. Die Schule hat extra das Max-Morlock-Stadion gemietet, alles hochoffiziell!

Vor dem Stadion schmeisst uns Papa aus dem Auto und sucht einen Parkplatz. Wir treffen Tochter und anschließend die Fee mit ihrer Familie. Letztere zum ersten mal übrigens! Ein Haufen Leute stehen rum, zwei Foodtrucks und viele mit nem Glas Sekt in der Hand. Die Feen-Eltern sind jung, sehr jung. 38 Jahre alt, alle beide. Die Feenmama sieht mehr aus wie die große Schwester als die Mutter. Ich fühl mich spontan um 10 Jahre gealtert. Hände werden geschüttelt, es wird gegrinst und schüchtern herumgestanden, bis einer in Richtung Eingang drängt. Ich nämlich, ich will mich hinsetzen. Hab vergessen, mich vor dem Event zu dopen und weder Rollator noch Krücke dabei. Abenteuer! 

Das richtige Abenteuer beginnt, als der Ordner mir erklärt, ich dürfe den Aufzug nicht benutzen, es könnte ja was passieren. Was denn? Dass ich wohlbehalten oben ankomme? Oder zu entspannt? Und unsere Sitzplätze sind natürlich ganz oben. Also ganz ganz oben!! Ich seh die Treppen und ein Gedanke macht sich in mir breit, ein einzelnes Wort:

SCHEISSE !!!

Und ich erklimme den Treppenberg, Stufe für Stufe. Alles tut weh, die Knie, der Fuß, der Rücken, die Schulter und bestimmt auch mein Anblick. Ich keuche und schnaufe. Der Weg in den Olymp ist steinig und schwer. Nach der dritten Treppe hänge ich am Geländer und keuche um mein Leben. Die Leute sehen beschämt zur Seite. Irgendwann kommt der Punkt, wo die Scham verschwindet und der reine Überlebenswille dominiert. Noch eine Treppe. Noch eine. Tochter kommt mir entgegen und verkündet gute Nachrichten - nur noch 2 Treppen! Als ich die letzte Stufe geschafft und meinen Sauerstoffgehalt einigermaßen normalisiert habe, finden wir unsere Plätze und ich sinke auf meinen kleinen roten Klappsitz. 

Die Abiturienten sitzen im Block unter uns, wir können sie leider nicht sehen. Dafür aber das Rednerpult. Zwei Mädels moderieren den Abend, loben die Lehrer, reißen Zoten und machen ganz lustige Witze. Eine Schülerband spielt, ein persischer Mitschüler rapt in seiner Muttersprache und dann kommt der Knaller - unsere Fee schwebt zum Mikrofon, kichert kurz ganz zauberhaft und schmettert dann "Rolling in the deep" ins Stadion! Wow ! Tochter und mir bleibt der Mund offen stehen, sehr unerwartet, sehr mutig und vor allem, total gut singt sie ihr Lied! Wir waren geplättet!

Der neue Direktor möchte noch seine lange, lange, seehr lange und genauso laaangeweilige Rede halten (immer mehr Handybildschirme leuchten auf, immer mehr instagram, facebook und Spiele kann ich sehen) und dann, als die Zeit sich so richtig gezogen hat, geht's endlich los mit dem Verteilen der Zeugnisse.

Jeder Schüler wird aufgerufen, strömt aus dem Spielertunnel auf die Sprintbahn und schreitet zu seiner selbst ausgesuchten Musik dem Dokument entgegen. Shake hands mit dem Direktor, eine Blume und ein Schulterklopf vom Lieblingslehrer (die Schülerschaft hat einen allgemeinen Lieblingslehrer) und dann wieder zurück zum Platz. Der Bub kommt relativ bald dran, Nachname beginn mit B. Sein Lied ist das Finale der "1812 Overtüre" von Tschaikovsky. Sehr aufregend mit viel Pauken und Kanonendonner! Ich bin so stolz, da läuft er, der Bub! Er hat seine Schule fertig, stell dir das vor!!
Der kleine Kerl, der auf dem Fußballfeld mit 5 lieber Gänseblümchen gepflückt und mir gebracht hat! Der kleine Klugscheisser, der mit mir über alles und jeden diskutieren wollte, der Tatsachen erst nach Überprüfung im Duden akzeptieren wollte, der ständig Monopoly und das Taschengeldspiel spielen wollte und der so lange noch ins Bett getragen werden wollte - mit Mama Muh Buch im Anschluss .. jetzt läuft er im Anzug übers Feld, sieht super aus und hat halt die Schule hinter sich. Diese Tatsache gräbt sich erst langsam in mein Bewusstsein.

Das liegt zum Teil auch daran, dass die Sitze im Stadion dermaßen unbequem sind, dass mir ständig ein Bein einschläft und ich beim Buchstaben "H" schon nicht mehr weiß, wie ich sitzen soll. Das lenkt ab.
Fee's Nachname beginnt mit "S", das dauert noch. 101 Schüler!
Es wird schon dämmrig, als endlich alle durch sind und die Eltern aufs Spielfeld stürmen, um Erinnerungsfotos zu machen. Wir natürlich auch.  Die Treppen runter schaffe ich ein bisschen leichter als rauf, aber trotzdem bin ich fix und alle, als ich unten ankomme. 
Die Feenmama schaut mich besorgt an. Wir schießen eine Unmenge Fotos, dann trotten alle nach draußen und die Menge verteilt sich.
Leider scheitert unser Plan, anschließend noch fix was essen zu gehen, es ist schon halb zehn. Danke Corona. Aber zu Hause werfen wir die offizielle Klamotte aufs Bett und bestellen beim Chinesen 3x gebratene Nudeln mit Hühnchen, bitte schnell, und schauen uns die Bilder und Videos an.

Erst am nächsten und übernächsten Tag wird mir so richtig bewusst, was passiert ist. Dass sich, wiedermal, alles ändert. Alles neu wird und vor allem, alles noch in den Sternen steht! Noch ist nichts abgesichert, noch ist nichts entschieden, nur geplant.

Aber, das war ein schöner, anstrengender und denkwürdiger Abend.
Und der Bub im Anzug ...  hachz!

der Bub und die Tochter
wunderbar !!!

da läuft er hin


der Bub und seine Fee

sie singt wunderbar! Die Musik ist etwas leise

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