Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
Mein Refugium. Meine Höhle. Mein Ventil. Viel Spaß!

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Dienstag, 31. März 2020

2 von 5 ist akzeptabel

Wir haben hier einen sehr seltenen Fall von "Ich hab nix zu tun obwohl ich in der Arbeit bin" !! Man stelle sich vor! Es wird in diesen schlimmen Zeiten nur Notfall-Labor bearbeitet, das bedeutet, dass ich meine Blutabnahmen an einer Hand abzählen kann, ein paar Impfungen dazwischengestreut und fertig ist der ruhigste Arbeitstag aller Zeiten. Die Schränke sind ausgemistet und geputzt, der Kühlschrank mit den Impfstoffen Inventur..iert, die Türklinken der Praxis desinfiziert, die Kulis und Telefonhörer auch .. jetzt ist es 12 Uhr und ich hab noch 1 Stunde bis Mittagspause.
Ich schreibe hier über e-mail, der Text wird dann ins Mausloch kopiert. Direkt schreiben mach ich lieber nicht, ich denke, mein Chef würde sich wundern, warum auf einmal Chrome heruntergeladen wäre, er  nutzt nämlich nur firefox. Also dann eben so.
Ich kann mich mit diesen Masken einfach nicht anfreunden. Da ist eine Staubmaske vom Bau mit Ventil vorne dran und ich hab noch eine OP-Maske aus Zellstoff. Beide sind total doof. Ich kann nicht schnaufen und hab das sichere Gefühl, zu ersticken. Deswegen bereite ich für zB Impfungen alles vor, was ich vorbereiten kann, schieße dann dem Patienten die Impfung mit Schmackes (und mit Gefühl natürlich, lach) in den Oberarm, zack fertig, Pflaster drauf und den Patienten rausgeschoben. Meist schauen die dann von draußen ganz verdattert zu mir rein und ich lächle, während ich die Tür ein Stück zu mache und mir die Maske vom Gesicht reiße. Wie machen das die anderen? Viele tragen die Maske ganz lässig und durchgehend - ich kann das nicht! Ausserdem beschlagen die Brillengläser, so dass ich auch nichts sehen kann. Wegen der ungewohnten Handschuhe fühl ich auch nicht viel.
Ich fasse zusammen: ich seh nix, ich fühl nix, ich kann nicht atmen und - Tatsache - ich seh wirklich nix! Jedenfalls nicht so viel wie gewohnt. Als würde ein Schleier über den Augen liegen, den man nicht wegkriegt. Kennst du das, wenn du aufwachst und noch nicht klar sehen kannst, dann reibst du dir die Augen, evtl etwas kaltes Wasser ins Gesicht und dann passts wieder. Bei mir passts einfach nicht. Und  zum Augendoktor kann ich ja auch grade nicht.
Aber lass mal positiv sein: hören kann ich echt gut! Und schmecken. Riechen ist ein bisschen eingeschränkt wegen Nase zu. Siehste, 2 von 5 Sinnen funktionieren. Läuft.



Sonntag, 29. März 2020

nicht ärgern - nur wundern

Bin gerade mal wieder entsetzt über die Bosheit der Leute. Eigentlich, also wenn man es mal ernst betrachtet, sollte man sich vielleicht nicht so oft auf Seiten wie facebook herumtreiben. Oder zumindest nicht die Kommentare zu manchen Beiträgen durchlesen. Es schont die Nerven und man muss sich nicht noch zusätzlich ärgern. Heute zB sehe ich einen post "Abschied Lindenstraße, Traurigsmilie". Ich muss dazu sagen, dass ich die Serie verfolge seit Anbeginn, also seit 1985. Da wächst einem so eine Serie natürlich auch ans Herz und man beginnt, sich auf die nächste Folge zu freuen. Jetzt wurde das beendet, heute Abend gibt's die letzte Folge. Klar, dass man da etwas wehmütig wird. Und in dieser Stimmung sehe ich, wie irgendwelche Spacken "Gott sei Dank" kommentieren. "Wird auf Zeit" oder "Weg mit dem Müll". So. Jetzt hat man als denkender Mensch genau 3 Möglichkeiten.

  1. man steigt auf die Stänkerer ein und kommentiert wild die Kommentare, woraufhin dann wieder eine Antwort zurück kommt und ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster: die wird nicht nett sein. Worauf man sich dann wieder aufregt und schwupp ist die schönste Schimpfwörterschlacht in Gange, die meistens mit einem "schau dich mal an, wie hässlich du bist" endet.
  2. man lässt die Stänkerer links liegen, bedenkt sie höchstens mit einem mitleidigen 3/4 Lächeln und schreibt, dass einem selber die Lindenstraße immer gefallen hat. Das kann zur Folge haben, dass man virtuell ausgelacht wird, was man mit einem coolen, gelangweilten "tsss" und einem Kopfschütteln beendet. Oder
  3. man egalt die Stänkerer und schreibt garnichts. Dann darf man aber auch die Kommentare der immer in Scharen anwesenden Idioten gar nicht erst lesen, logt sich aus facebook aus, fährt den Pc runter und nimmt sich ein gutes Buch oder schaut sich einen Disneyfilm an.
Ich bin team 2. Und ich muss sagen, mein "tsss" kam richtig verächtlich, das hab ich gut hingekriegt. Mein Beitrag zu dem post hat auch schon etliche Herzen gekriegt. Na, das reicht mir doch!
Außerdem, Lindenstraße, das ist Kult! Da wurde jedes aktuelle Thema aufgegriffen, sei's Umweltschutz, fremdgehen, frühe Schwangerschaft, Gewalt, Alkohol, Gleichberechtigung, Homosexualität, Mord, Beziehungsstress, Flüchtlinge, usw, in über 1700 Folgen kam etliches zusammen. Man hat die Figuren der Serie aufwachsen sehen, älter werden, heiraten und sterben. Wenn man eine Serie so lange verfolgt, fühlt man sich natürlich sehr involviert! Ich fnd's schade, dass es aufhört.

Umso weniger verstehe ich die Deppen, die sich immer und überall einmischen müssen. Egal um welches Thema es geht - manche müssen sich über alles lustig machen. Ist das ein reines Herausfordern? Oder die Lust auf Streitereien, andere zu ärgern oder einfach nur pure Dummheit?

Ich werde es nie erfahren.

Und ich mach jetzt den Pc aus und schau Alladin! Ätsch!


Mittwoch, 25. März 2020

Leseschlaf

was ist das eigentlich für ein Zustand?
Da bin ich jetzt die 2. Woche daheim wegen Rücken. Hab tolle neue Medis bekommen, die anscheinend auch mal helfen. Ich liege gezwungenermaßen viel rum, immer wieder in Abwechslung mit Bewegung. Ich schlafe ohne Wecker und trotzdem bin ich dauernd müde! Wenn ich 10 min sitze nick ich ein, wenn ich mich hinleg - nach 3 Min zack weggedöst. Das schlimmste aber ist, ich hab ein neues Buch, das so lustig ist und so gut geschrieben, dass ich es echt gerne lesen würde, aber kaum nehme ich es in die Hand - eingepennt!
Jetzt hätte ich so viel Zeit, einen Garten, eine Kuscheldecke, Sonne, blühende Bäume um mich und dieses geniale Buch, aber nein, ich schnarch weg. Mann! Ist echt ärgerlich.
Ich hab auch schonmal probiert, sitzend am Tisch zu lesen, in meinem Sessel mit Leselampe, sitzend ohne Rückenlehne (etwas unbequem) oder sogar stehend, was aber dem Lesespaß ziemlich viel nimmt.
Auch abends im Bett, wenn meine Premium-Lesezeit beginnt, schaffe ich nur 1-2 Seiten, bevor mir die Augen zufallen.
Andere verschlingen Bücher in ein paar Stunden, ich brauch für ein Buch Wochen, Monate, .. für "Es" fast ein Jahr.
Ich hab auch schon mal geübt, schneller zu lesen. Klappt garnicht, dann krieg ich nix mehr mit vom Inhalt.
Also akzeptiere ich mein Schicksal, lese Seite für Seite, Dröpje for Dröpje und mein SuB wächst und wächst. Die Finger kann ich natürlich nicht von all den Verlockungen im Buchladen lassen, seis live oder online. Sogar im Supermarkt kann ich nicht an den Büchern vorbei, ohne ein paar Klappentexte zu studieren. Seh ich ein Buchregal bremse ich spontan und gucke interessiert, während mein Hirn verzweifelt versucht, mir das Wort "NEIN" oder "PFUI BAH" zuzubrüllen, es ist einfach unvorbeigehbar!
Dann seh ich eins, kaufe es, lege es seufzend auf meinen SuB, nehme mein aktuelles Buch und schlafe ein.


Lesetipp für alle, die es können und mögen und auf trockenen, leicht schwarzen Humor stehen:




Die schillernd-bunte Einladung von Erfolgsautor
Ewald Arenz zum literarischen Himmel- und
Hölle-Spiel voller Irrwitz: Jehudi, Erzengel mit einer
Vorliebe für Gin Tonic und verantwortlich für
die Verwaltung der Seelen im Vorhimmel, stellt bei
seinem Kontrollgang im unsichtbaren vierzehnten
Stockwerk des Spiegel-Hochhauses bestürzt fest, dass
eine fehlt. Kurt Müllers Seele ist bei seinem ebenso
plötzlichen wie tödlichen Fenstersturz in Nürnberg
verloren gegangen, und ihr spurloses Verschwinden
droht vor der Zeit den Beginn der Apokalypse auszulösen.

Mittwoch, 18. März 2020

Fröhliches Dahinsiechen auf'm Sofa

So jetzt isses soweit, meine Rückenschmerzen haben mich schachmatt gesetzt. Aus, Ende, nichts geht mehr.
Ich liege, vollgepumpt mit Drogen aus dem Medizinschränkchen auf der Couch und harre der Dinge, die da kommen werden. Allerdings scheint mein Schicksal doch ein bisschen ein schlechtes Gewissen zu haben und gestattet mir einen Fernseher mit Netflix, einen funktionierenden Laptop, ein lustiges Buch, ziemlich viel Toastbrot und Blaubeermarmelade. Ich gebe zu, ein bisschen versöhnt mich das wieder.
Aber nur ein bisschen.
Ich leide ja nicht nur an einem fiesen Hexenschuss und diversen anderen entzündeten Gelenken, ständig einschlafenden Händen und einem verrückten Fußgelenk, nein, da ist auch noch die Gewissheit, dass sich meine Kolleginnen grade die Seele wund arbeiten! Wegen der vielen Muttis, die bei ihren Kids zu Hause bleiben müssen, sind nur 4 unserer 10 Standorte geöffnet, die Patienten werden umgeleitet und überschwemmen jetzt die vier Opferpraxen massiv. Und wer ist nicht da und flätzt auf'm Sofa? Die Sabine mal wieder, war ja klar.
Ist es nicht ein Phänomen? Man prügelt sich ja eigentlich immer in die Arbeit, doch wenn man mal richtig fies krank ist und weiß, dass es nicht geht, dass man sich weder konzentrieren könnte noch zu den Patienten runterbeugen beim Blutabnehmen (ich würde nur noch Fehler machen) , also wenn man das sicher weiß, lässt man sich krank schreiben und versucht, sich zu Hause zu erholen. So würde man das auch jeder Kollegin raten. Aber dann, wenn man daheim ist und sich auskuriert, dann kommt das schlechte Gewissen wie ein Schraubenzieher und schraubt die Gedanken ins Bewusstsein, dass man die anderen gerade kolossal hängen lässt. Egal ob man Blut spuckt oder nicht.
Und so mischen sich unter die Gedanken, dass mir die Pause total gut tut auch die, dass ich nächste Woche unbedingt wieder in die Arbeit muss!
Damit ich die Kollegen entlasten kann - und mein Gewissen auch.

Trotz aller Gewissensbisse mischt sich aber auch ziemlich viel Angst ins Bewusstsein, ganz einfach weil man den ganzen Tag unter Menschenmassen auf Tuchfühlung gehen muss - hallo Corona!


Freitag, 13. März 2020

isn't life wonderful?

Mein Rücken tut weh!
Aber das soll nicht die Kernaussage dieses posts sein, das wär ja langweilig. Was mir alles weh tut, tut hier nix zur Sache, wo kommen wir denn da hin, wenn jeder hemmungslos rumjammern könnte wo er grade steht und geht?? Und meist hörts ja bei einem gezielten Gejammer nicht auf sondern breitet sich auf alle mögliche aus - auf den Rücken, die Beine, die Arbeit, die Leute, das Geld, den Virus. Und dann sind wir an einer Stelle angelangt, wo ich aussteig. Ich kanns nämlich nicht mehr hören! Gejammer überall. Und deswegen gibt es hier an dieser Stelle ein aussagekräftiges Bild ersatzweise für all das Gejammer, das jetzt folgen würde.
Wenn ich es denn täte.

damit ist alles gesagt

Es geht nämlich auch anders. Es nennt sich positiv denken & reden - oder schreiben. Ich kann das total gut, jahrelang geübt, es gibt wenig, was nicht auch irgendwas positives in sich versteckt hat, finden kann's bloß nicht jeder. Ich schon! (höhö)
Ich finde zum Beispiel, dass der Tag heute bis 14.06 Uhr total schön war. Keine Arbeit, länger schlafen, tatsächlich das im Haus gemacht, was ich vorhatte - das gibt schon mal ein grundgutes Ausgangsgefühl! Die ollen Kataloge sind entsorgt, die 3.Wäsche läuft, der Platz in der Küche ist aufgeräumt. Ich hab sogar gesaugt!
Brave Sabine! 
Wenn ich jetzt gleich einkaufen fahr, werde ich im Auto ganz laut positive Musik hören. ABBA oder so. Und mitsingen. Dann kauf ich feines Essen ein, fahr wieder zurück und schwing meinen wunderschönen Arsch in die Küche. Ist das nicht toll? Es wird voll gutes Essen geben heute Abend! Chinesische, gebratene Spaghetti mit Sojasoße. Wahrscheinlich werd ich ein bisschen Etta James oder James Cooke beim kochen hören.
Und schau - grade eben kam eine whatsapp von der Arbeit, dass der Termin für diesen team-Tag am Donnerstag ausfällt und unbekannt verschoben wird. Und die Sonne scheint. Und ich hab hier ein Johannisbeer-Bonbon, ja besser kann's doch gar nicht laufen oder?







Sonntag, 8. März 2020

Positivi-Tea !

Nein ich heule nicht rum, weil der Urlaub vorbei ist! Hab ich mir fest vorgenommen! Ich werde nicht erwähnen, dass die Woche irre schnell vorbeigezogen ist und das ganze übliche Gejammer nach der verlorenen Zeit und was man nicht noch alles vorhatte und warum nur und ich bin noch nicht fertig mit Urlaub!
Ich werde noch nicht einmal erwähnen, dass dieser Urlaub außerhalb der üblichen Ferienzeiten stattgefunden hat und ich somit drei völlig ungestörte freie Tage hatte! DREI ! Ich fasse mein Glück noch immer nicht und deswegen jammer ich auch nicht rum.
Versprochen!
Ich bin ganz positiv eingestellt. Trotzdem jetzt am Montag eine Welle der Verzweiflung auf mich zufluten wird: Massen von hysterischen Patienten werden erwartet, denen wir alle erzählen dürfen, dass wir keine Ressourcen haben, den Coronatest machen zu können - und außerdem dürfen wir das garnicht. Da kommt einiges auf uns zu. Kranke und Gesunde, Idioten und Angsthasen, Nerver und Schafe, die alles nachplappern. Und dem nicht genug, es soll im März eine neue Software installiert werden, die die Laborauftragsscheine ersetzt und digitalisiert. Das müssen wir dann lernen. Und alles ändert sich.
Ich hab nur eine kleine, freundliche Frage dazu: WARUM zum Teufel ????  Verdaxxxx Schxxx !! Xxxx xxxx Xxxxx, xx Xxxxxxxxxx !!! Xxxx xxxx xxx Xxxxx xxxx Xxxxxxxxx xxxxxxx, xx Xxxxx !!!! Mann!
Alles war gut im Reich des Doktors - bis das (Neu)gier-Gen auf Reisen ging, und die Geldquelle Digitalisierung entdeckte.
Aber nein - ich wollte nicht jammern!
Ich werde jetzt ins Wohnzimmer gehen, mir einen Tee machen und eine Folge von irgendwas schönem anschauen. Schließlich sind die beiden Jungs gerade aufgeräumt (Badewanne und Pc) und das nutze ich aus. Es ist auch noch Pizza da von gestern.
Na, geht doch!


Sonntag, 1. März 2020

gegrillter Lachs mit König Ludwig


In einer halben Stunde gehts los zum Sanders Steakhaus.
Wir gehen dahin, weil der Opa das so gesagt hat und auch, weil Onkel T das sehr eindringlich vorgeschlagen hat. Soll mir recht sein, das Sanders ist eine, wie man sagt, gute Adresse. Das Restaurant ist was für den gehobenen Anspruch - für den dicken Geldbeutel, für Ü50 und für Erbonkel's Geburtstag. Mit weißen Damast-Stoffservietten und viel Tradition. Und Steak. Ich bin kein Steakfreund, ist mir zu "fleischig". Vor allem die Aussicht, noch rosanes, eventuell sogar noch blutendes Fleisch zu essen, schüttelt mich. Und da die meisten Köche es ablehnen, well done zu braten und ich auch dann das Stück Fleisch nicht zu würdigen wüsste, bestelle ich mir in Steakhäusern immer Fisch. Da kannste nix verkehrt machen. Vorzugsweise gegrillten Lachs. Haste den schonmal probiert? Super lecker! Lachs und Ofenkartoffel oder Rahmerbsen oder auch Zander und Kroketten oder Bratkartoffeln, damit kannste mich kriegen!
Im Sanders läuft man auch nicht Gefahr, in einem Stuhl stecken zu bleiben oder auf den ersten Blick zu erkennen, dass die Bestuhlung nicht Gloriageeignet ist. Da gibts noch die alten, lehnenlosen Holzstühle, auf die jeder Popo passt. Da nimmt man auch die fürchterliche Deko in Kauf - ich erinner mich an unzählige Zinnpfannen und Krüge, die überall rumstehen, genauso wie die vielen Porzellanpuppen und anderen Krimskrams. Muss man mögen, wenn man's hinstellt. Ich mags nicht. Aber egal, das Essen ist gut.
Lustig finde ich auch die Kellnerinnen und die Dame des Hauses, die alle so bei den älteren Herrschaften reinschleimen, dass spätestens um halb elf alles vollgesabbert ist. Dieses schmierige "katzbuckeln" und dauerlächeln, ich kenns noch aus meiner Ausbildung zur HoFafrau. Da gehört schon eine gewisse devote Neigung dazu, sonst bringst du das nicht. Eine Dame des Hauses, die meist in der Mitte des Gastraumes und grundsätzlich im Weg rumsteht erkenn ich auf einen Blick. Ich bin da ein gebranntes Kind. Ich hatte jahrelang engen Kontakt zu einer solchen. Meine HoFa Ausbildung hab ich in einem solchen Familien-Traditions-Betrieb angefangen, da war die ganze Familie involviert. Der Chef, der von allen der normalste war, der Vater vom Chef, der "Senior", war um die 90 Jahre alt und ein ewig gestriger. Er saß mit seinem Riesen-Terrier immer auf der Eckbang im Eingangsbereich, wo er den allumfassenden Überblick über alles und jeden hatte - und das auch fleißig kommentiert hat.
Dann gabs da noch den Junior, der Weltverbesserer, der auf eine Elite-HoFa Schule geht und, wenn er daheim ist, die Angestellten mit neuen, modernen Anweisungen verwirrt. Typ selbstverliebter Gockel. Des weiteren waren da noch eine Tochter und ein Sohn des Hauses, beide damals  unter 16 aber nicht darum verlegen, dem Personal genaue Anweisungen zu erteilen, wie sie ihr Frühstück serviert haben möchten.
Ertragbar.
Was jedoch nicht ertragbar war, war die Chefin. Die Dame des Hauses, die Grand Dame, die Bavaria.
Eine sehr große Frau mit noch lauterer Stimme und riesengroßem Ego. Gerne ließ sie ihre Befehle durch das Haus schallen, man wusste eigentlich fast immer, wo sie sich aufhält - da wo es am lautesten ist.
Ich war damals 17 und voller heißem Hass auf die Hotelbavaria. Sie hat mir das Leben und die Ausbildung schön schwer gemacht, an allem gemotzt, gemäkelt, gemeckert. Gerne auf vor den Gästen, den Stammgästen, die ihr dann den Rücken gestärkt haben. Sie hat mich so oft öffentlich blamiert, dass ich meine Teenager-Wut nicht immer unterdrücken konnte.
Und eines Tages kam der Moment der Rache. Vorab kann ich sagen, dass es heute eine nette Erinnerung ist, die mich immernoch mit Wohlwollen erfüllt - und dass ich nicht mehr lange danach in dem Betrieb geblieben bin.
Der Moment zeigte sich in einem der vielen privaten Besorgungen, die wir Lehrlinge für die Fürstenfamilie erledigen sollten. Neben private Wäsche waschen und bügeln oder das private Auto waschen, durften wir auch manchmal die privaten Einkäufe erledigen. Ich bekam von der Mutterbavaria den Auftrag, bestimmte Miederwaren in hautfarben (heute sagt man "nude") zu besorgen. Schlüppi's Gr. 52. Hab ich auch, drüben bei Whörl, und als ich zurück kam saß sie laut lachend inmitten ihrer Stammgastschar von 5-6 graumelierten Männern im kleinen Lokal. Ich hab meine Chance gepackt, bin in den Gastraum zum Tisch, packe die hautfarbenen Miederhöschen aus, halte sie hoch und frage laut, ob das die richtigen wären.
Queen mom was not amused.
Die Antwort hab ich garnicht abgewartet, hab mein Zeug gepackt und hab mich in den Personalraum geschlichen. Den Rest hab ich verdrängt. Hihi

ich schweife ab

Mittlerweile bin ich vom Sanders Steakhaus zurück, satt und zufrieden. Wir wurden im hintersten Eck des Lokals platziert, wo, zu meiner Erleichterung, nur eine einzige Puppe den Raum dekorierte.
Dafür hatten wir insgesamt 6 König Ludwig Gemälde um uns herum.
Zu unserer Erbauung.
Wahrscheinlich.

oben links der Ceasar Salad, den haben wir zu viert geteilt. Oben rechts ein Schweinelendchen mit Champignon-Rahm, unten links ein Steak mit Wedges, dann ein Steak mit Ofenkartoffel, unten rechts der Zander


und das ist mein gegrillter Lachs - zum niederknien! ;-)

und hier ist das fränkisch-gepflegte Traditionalambiente















Samstag, 22. Februar 2020

"Freude" gewinnt

Ist ja oft so, dass der Abend richtig schön wird, wenn man eigentlich vorher gar keine Lust drauf hatte!
Sohn hat zu Weihnachten zwei Karten für "One Vision of Queen" mit Marc Martel bekommen und wollte mich mitnehmen! Schön, dass er mit mir zusammen dahin will, aber ich hatte elend viele Bedenken.
1. findet dieses Konzert unter der Woche statt, da bin ich doch sowieso immer fix und alle von der Arbeit
2. findet dieses Konzert in der Arena statt, da sind unfassbar kleine Sitze.
3. findet dieses Konzert in der Arena statt - hallo Parkplätze ???

An diesem Mittwoch war ich schlecht drauf, ich hatte  keinen Bock und keine Motivation und überhaupt.
Määp määp määp.
Hab mich dann selber ermahnt und daran erinnert, dass es für den Bub ist und schließlich will er mit mir gehen und mit sonst niemand, das ehrt die Mama doch ungemein!
Also reiß ich mich zusammen und höre auf der Heimfahrt im Radio, dass dieses Konzert heute wegen Krankheit verschoben wird. Zuhause am Pc diese Nachricht nochmal auf ihre Richtigkeit geprüft - tatsächlich! Ich war erleichtert - es war einfach nicht der richtige Tag! Ein Gefühl von "nochmal davongekommen" beschleicht mich. Und ein bisschen schlechtes Gewissen auch.
Neuer Termin: 19. Februar
So, das war Vorgestern. Ich hab mir vorher wieder so viele Gedanken gemacht!
Eigentlich macht das niemand, wenn ein Event wie ein Konzert ansteht, dann hast du dich einfach auf einen schönen Abend zu freuen! Das machen normale Leute. Aber ich nicht, ich mach mir Sorgen.
Was, wenn ich einen Parkplatz kilometerweit weg von der Halle kriege und nicht so weit laufen kann? Was, wenn ich vor dem Einlass stundenlang stehen muss? Ich kann nicht lange stehen .. Was, wenn ich das nicht durchhalte? Die Arena hat winzig kleine Zwergensitze, was, wenn ich da nicht drauf passe? Was, wenn mein Sitznachbar ein Doofie ist und mich anmault, weil ich so viel Platz brauche? Was, wenn der Sitz zusammenbricht???
Ich hab ein Talent, mich in Dinge und Gedanken rein zu steigern. Das kann ich total gut!
Und die letzten Tage haben mein mies gelaunter Schwarzseher und mein immer positiv denkender Motivator miteinander gekämpft - ein bisschen wie "Freude" und "Kummer" in "Alles steht Kopf"


Dann kam der Mittwoch und ich war fest entschlossen, diesen Abend zu genießen! Schließlich geht's hier nicht um mich sondern um den Bub, und mit meiner Konzert-Erfahrung pack ich das locker! So schaut's aus! Towonda !!
Wir parken ca 1 km vor dem Gebäude. Ich häng mich bei meinem Sohn ein und humpel langsam voran. Mit drei kleinen Stopps schaffe ich es. Dann stehen wir ca 30 min in der Schlange. Durchhalten ruft "Freude"! Wir hören eine Durchsage, was man nicht mit in die Halle nehmen darf -  neben Koffern, Flaschen, Abendessen und seinem Pyro-Set auch keine Handtasche, die größer ist als ein DIN A4 Blatt. Ich schaue meine Tasche an und bin mir sicher, dass sie locker die richtige Größe hat, um mit aufs Konzert gehen zu dürfen. Und als ich an das junge Sicherheits-Fuzzi-Püppchen gerate, schaut sie  meine Tasche mißtrauisch an, mustert mich und zieht allen Ernstes ein DIN A4 Blatt hinterm Rücken vor, um es vor meine Tasche zu halten. Größen-check. Ich sehe runter und fange schon an zu jubeln, für mich sieht das gut aus,da bremst sie mich und zeigt mir, dass die Tasche ganze 2 cm breiter ist als erlaubt. 
Erschrockenes Schweigen.
"Nicht Ihr Ernst?!"
"Sorry, wir haben auch nur unsere Vorschriften "
"Jetzt wirklich? Sie meinen das ernst?"
"Ich kann da garnichts machen, das sind die Vorschriften. Gehen Sie bitte mit dem Kollegen mit zur Sicherheitsverwahrung."
"..." (klar, sie kann da garnichts machen, was für eine bl ...)
Der Kollege sieht mich am Arm von Sohn zu ihm humpeln, will schon das Gitter öffnen und schaut sich dann die Tasche nochmal an. Und dann sagt er, dass wir man nicht so kleinlich sein wollen und schiebt mich wieder zurück zur Eingangstreppe, an dem Sicherheits-Fuzzi-Püppchen vorbei!
HAAA! Glück gehabt!!  Ich verspreche ihm, ihn in mein Nachtgebet mit einzubeziehen und krabble, von Sohn gestützt, die Ttreppe hoch .
Jetzt bin ich schon mal gut drauf! Dem Gesetz nochmal entkommen holen wir uns Pommes und Spezi.
Unsere Sitzplätze sind im Unterrang und zu meiner großen Freude in einer Reihe Platz 1 und 2, das heißt, dass ich zwischen Sohn und Treppe sitzen werde! Kein Motzi, der mich anpöbelt!
Ich setze mich auf den Kleinkinder-Klappsitz und siehe da, es passt prima! Aber es kommt noch besser - um mich herum alles voller Glorias!! Ich falle also garnicht auf! Das Durchschnittsalter war so ü50 und ich mittendrin.
Ich fange an, mich zu entspannen. Ich fange sogar an, mich wohl zu fühlen! Unser Blick auf die Bühne ist einwandfrei und ich sehe ganz viele weiß- und grauhaarige Menschen. Queen-Fans der 1. Stunde!

Als das Konzert beginnt, als ich die Gitarre höre und den Bass im ganzen Körper spüre vergess ich all die Bedenken - "Kummer" verschwindet und "Freude" gewinnt haushoch!! Was für ein geiles Feeling!!
Der Sänger kommt mit seiner Stimme sehr nahe ans Original ran und das ist wirklich bemerkenswert!
All die 60jährigen um mich - zack alle wieder 16! Ich liebe die songs, ich seh die Leute unten miteinander tanzen, irgendwie sind alle happy! Sohn und ich singen lauthals mit, schwenken die Taschenlampenfunktion am handy und freuen uns einfach nur! 
Hat mir gut getan, das ganze Spektakel. 
Viel zu viele Sorgen gemacht und dann war ich einfach nur glücklich, zusammen mit dem Bub und Queen! 

Hier ist eine Konzert-Aufnahme in ziemlich schlechter Qualität. Das liegt an meinem Lenny. Das ist mein verdammt günstiges Handy. Es ist ein liebes Handy und auch hübsch (es ist türkis!) aber die Qualität der Aufnahmen und Fotos sind nicht der Renner. Trotzdem kann man einen kleinen Eindruck kriegen, wie es war. Obwohl wir in live einen viel besseren Blick auf die Band hatten.
Schau:

Das ist "Play the game"




Das ist "We will rock you"











Montag, 17. Februar 2020

Das Käsebrot des Grauens

Wie ich es leid bin, dieses ewige Gehumpel !!
Vor 28 (!!) Jahren ist der Unfall passiert und seitdem hab ich täglich Spaß mit meinem Fußgelenk.
Heute in der Praxisküche hat mich eine Kollegin aus der Verwaltung angesprochen, ganz verwundert, dass ich hier durch die Gänge humpel. (sie kennt mich auch erst seit 6 Jahren) Und die hat mir echt schlechtes Gewissen eingeredet. Allerdings gehört die Kollegin aus der Verwaltung auch zu den Elfen.

Frauen, Kategorie 1: Elfen
Die Elfe schwebt über den Böden der Tatsachen, trägt Kleidergröße 0, ihre Beine berühren sich nicht und mit etwas Schwung würden sie problemlos in jeden Kindersitz passen. Die Elfe huscht durch die Boutiquen und findet immer etwas sehr kleines, modisches. Die Elfe war noch nie in ihrem märchenhaften Dasein schwerer als 45 Kilo, macht Yoga und tanzt abends im Club. Gerne zieht die Elfe ihre Haut am Bauch zwischen Daumen und Zeigefinger mit Mühe vor und jammert über ihre Wahrnehmung, sie sei fett. Elfen werden von der Gesellschaft geliebt

Frauen Kategorie 2: Normalinchen
Das Normalinchen ist eine Frau, die in der Realität steht. Sie hat neben ihrer durchschnittlichen Körpergröße auch ein Idealgewicht von 65-80 Kilo und sieht dabei blendend aus. Sie trägt Kleidergröße 40 oder 42 und ähnelt daher der Königin aller Normalinchens: Marilyn Monroe. Die kleinen Defizite wie wackelnde Oberarme oder ein kleiner Muffin über dem Hosenbund gelten als normal und nicht weiter tragisch, obwohl sich das Normalinchen gerne lautstark drüber auslässt, wie dringend sie abnehmen müsste. Sie wird in jeden Klamottenkaufhaus fündig und muss sich nie Gedanken machen, ob sie in den Flugzeugsitz oder den Cafehaus-Stuhl passt.
Normalinchen werden von der Gesellschaft akzeptiert

Frauen Kategorie 3: Glorias
Die Glorias dieser Welt haben es schwer. Nicht nur beim Treppensteigen oder vom Boden aufstehen, sondern weil die Umwelt und die Gesellschaft nichts so wenig toleriert, wie ein zu dicke Frau. Bist du außerhalb der Norm, bist du untendurch. Die Glorias wiegen um die 100 Kilo, tragen Kleidergröße 50+ und finden nur schwer was schönes zum anziehen. In den großen Kaufhäusern ist zwar oft ein Eckchen für die Glorias freigehalten, aber die Auswahl ist stark begrenzt, so dass die Gloria auf spezielle, überteuerte Übergrößen-Läden ausweichen muss. Glorias werden angeglotzt, es wird getuschelt und gelacht, Glorias kriegen unschöne Namen von wildfremden Menschen an den Kopf geworfen und finden sich meistens gefangen in einer Spirale aus Wut, Frust und Seelentrost - was dann wieder was zu essen wäre. Glorias werden von der Gesellschaft gehasst

Die Kollegin Elfe hat also zu mir Gloria gesagt, ich solle doch einfach mal abnehmen!
So wie ihre Schwiegermutter. Die isst nämlich abends gern ein Brot. Das ist böse. Lass das doch einfach mal weg, hat sie gesagt. Es gibt doch so leckere Alternativen! Kollegin Elfe hat ihr schon mehrfach von ihrem Quinoa-Flohsamen-Kichererbsen-Gemüse-Pampf mit vegetarischem Pulledporksoja angeboten, aber die Schwiegermutter will einfach nicht vernünftig sein und isst weiterhin ihr Käsebrot am Abend.
Unbegreiflich.
Und ich hab schon wieder einen Dämpfer gekriegt.
Nimm halt endlich ab, lass halt einfach dieses verfluchte Käsebrot weg!









Samstag, 15. Februar 2020

Medusa im Wind

Samstag again.
Die gute Laune der letzten Wochen hat angehalten, man möchte es nicht glauben! Getrübt wurde die Stimmung nur durch elende, bleierne Müdigkeit. Ich konnte einfach nicht schlafen, drei Nächte hintereinander. Müde wie Hund aber die ganze Nacht wach gelegen. Ich komm auch nicht dahinter, warum das so war! Vollmond war auch nicht. Zwischendurch, spätestens 1 Stunde vor dem Weckerklingeln, muss ich doch mal weggenickt sein, dem unglaublichen Schmarrn nach, den ich da in den Minuten zusammen geträumt hab.
Was für ein Schwachsinn! Zu blöd, um das hier im Detail zu schreiben - es ging um einen Wald, einen hässlichen (!) Oldtimer, einen Pornodarsteller, mich auf dem Motorrad (als Kerl), Dystopie-gleichen Staatsüberwachung, Flucht, Lügen Tomatensoße und Todesangst. Kein Scherz.
Sowas wünscht man sich nach einer durchwachten Nacht vor einem langen Arbeitstag!

Heute ist es mal ganz freundlich draußen. Zumindest sieht es so aus. Mal kein Sturmwind und sogar ein bisschen Sonne. Langsam vermisse ich meinen Zopf, offene Haare bei Sturm macht jetzt nicht soo froh. Man sieht ein bisschen aus wie Medusa! Aber für einen Zopf bräuchte ich jetzt 87 Haarnadeln - auch nicht so spaßig wie man sich das vorstellt.
Nachher holen wir die Oma ab und fahren Kaffee trinken. Wir müssen alle mal raus!
Übrigens fand ich es ziemlich lustig, dass das Sturmtief Sabine hieß - so war mein Name ständig Thema und alle, die mich kennen oder je gekannt  und schon lange vergessen haben (oder verdrängt), die haben sich letzte Woche alle an mich erinnert! Find ich klasse! Auch wenn sich niemand gemeldet hat - in den Gedanken war ich zumindest!

(O Gott weißt noch, die Sabine damals .... ?!?)



Samstag, 8. Februar 2020

Namensgebung

Ganz kurz ist mir grade mein Herz stehen geblieben. Ich sitze hier, natürlich, mit meinem Handtuch um den Kopf und wollte gerade ins Mausloch, als ich auf meinem Wecker 17:53 Uhr sehe. Schockstarre! Ein schneller Blick auf den Pc und das Handy, nein Panik wieder einfahren, es ist erst 16:53 Uhr. Muss im Schlaf den Wecker verstellt haben. Meine Güte!
Ich bin nämlich eingeladen heute Abend und muss mich noch föhnen und stylen und das Geschenk verpacken! Es geht los um 18:30 Uhr. Und mit einem Schmunzeln stelle ich fest, dass ich eine uralte Morla bin! 18:30 ist eine ganz wunderbare Zeit - JETZT! Denk ich an 25 Jahre zurück, wäre 18:30 lächerlich gewesen! Da überlegt man vielleicht grade, eventuell schon ins Bad zu gehen um sich zu duschen. Treffen frühestens um neun oder zehn. Und jetzt denk ich mir, dass ich um neun oder zehn bestimmt wieder daheim sein werde. Was für ein Zeitsprung !
Früher wäre es undenkbar gewesen, an einem Samstag Abend daheim zu bleiben! Kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, ich bin so froh, wenn ich meine Ruhe hab und meine Serien gucken kann! Aber daaaamals, als ich ungefähr so alt war wie meine Tochter (23) musste ich immer weg, immer raus und immer unterwegs sein! Stammkneipe Lollypop, Rockkneipen, Rockdiscos (heute sagt man nicht mehr Disco, heute ist es ein Club) und am liebsten Kellerkneipen!
Übrigens war die liebste aller Kellerkneipen in Nürnberg unser Mausloch! Dort hab ich meine 1. Laternenmaß getrunken und zum allerersten Mal zu "We will rock you" auf allen vieren aufm Boden geklatscht! hach ...

Das ist eine Ansicht von 1934 - in den 80ern wurde daraus eine geniale Rockkneipe, es gibt nur leider keine Fotos. Nur dieses hier.





Freitag, 7. Februar 2020

Sabine & die alten Sachen

Diese Woche war für mich auf wundersame Weise richtig gut!
Was es war, kann ich nicht sagen, aber ich hatte jeden Tag voll gute Laune. So aus dem Nichts heraus. War eine normale Arbeitswoche. Erklären kann ichs nicht.
Oder doch, ich hab rausgefunden, dass ich mich selber mit Fröhlichkeit anstecken kann. Wenn man nämlich in der Arbeit zu den Patienten so scheiss-freundlich ist und ständig lacht und lächelt, glaubt man sich irgendwann selber und grinst einfach weiter! Funktioniert!
Ausserdem hatte ich die Kleene im Labor, die ist so süß und so voller Ambition das alles zu lernen - es macht einem dann selber Spaß!
So lächelt man sich durch die Woche.
Und jetzt ist Donnerstag Abend, morgen hab ich frei und dann is Wochenende. Passt schon!

Am letzten Sonntag war ich mit Waldfeger im Museum. Da ich ja sowieso alles mag, was alt ist (bis auf manche Ommas und Oppas) war das genau meins. Museen, das ist für mich reinschlüpfen in andere Welten, andere Zeitzonen. Staunen was damals normal war, was benutzt wurde und jetzt in einem Glaskasten liegt, wo es wildfremde Leute anschauen können.
Ich hab dann ja immer eine Geschichte parat, ich stell mir dann vor, wer das in der Hand hatte, wozu es gebraucht wurde oder vielleicht sogar geliebt. Und dann bin ich völlig nostalgisch eingehüllt in längst vergangene Zeiten. Das ist klasse!


"Vergessene Dinge des Alltags" 

Sonderausstellung



Erinnerung: Der Buchstaben-Setzkasten von Waldfeger hat mich als Kind fasziniert. Man konnte die Buchstaben-Blättchen in die Pappkarton-Zeile setzen, so dass sie ein Wort ergeben. Das meistverwendete Wort hierbei ist allerdings "AUA", weil ich mir ständig die scharfen Kanten in die Finger gerammt hab!


Erinnerung: Ich hab mir Mama's Trockenhaube ausgeliehen. Ich lege den Plastikgurt um den Hals, stülpe mir die leere Plastikhaube über den Kopf und schalte das Netzteil an. Die Trockenhaube bläst sich auf und ein Gefühl von Höhle entsteht. Ich seh nur noch einen Teil der Welt, die Lautstärke und das warme Gebläse schotten mich ab von allem und ich bin völlig versunken in mir und Mama's Trockenhaube!


Mein Monchichi bekam ich mit 9. Und ich liebte es, auch wenn man damit nicht viel machen konnte. Schnuller in den Mund und feddich! Aber alle hatten eins und ich endlich auch. Im Hintergrund der Game boy. Hab nie einen gehabt, da fehlte von Anfang an das Interesse.





Wie cool - ein Brummkreisel aus Blech der tatsächlich summt, 
wenn man ihn ordentlich Schwung gibt!
 Super Sache damals.

Waldfeger hat Recht - wir liebten früher unser Spielzeug und es hat Jahrzehnte lang gehalten. Wenn ich heute einem kleinen Kind ein solches Spielzeug in die Hand drücke kann ich sicher sein, 
dass es den Tag - ach die Stunde nicht überlebt.
Waldfeger ist Erzieherin und weiß Bescheid. Warum ist das so, warum achten die Kids heute nicht auf die Sachen? Weil es keine Konsequenzen mehr gibt? Kann nicht sein oder?


Erinnerung: Sr. Adele hat uns erlaubt, einzelne Wörter in Langschrift zu schreiben, wenn uns die Stenovariante grad nicht einfällt. Wenn wir schnell schreiben können. Ich hab dan mehr Langschrift hingeknallt als Steno. Sr. Adele war not amused.


Monat Januar kann ich lesen
Das wird ein Haushaltsbuch sein, wo jeder Pfennig notiert wurde


Erinnerung: Auf dem Boden im Kinderzimmer sitzen und die Märchenplaten anhören. Wenn man umblättern sollte, erklang ein Glöckchen!


Wir mögen den Verschluß dieser Tasche.


Erinnerung: an einen schweren Hörer, an das Geräusch der Wählscheibe 
und an unsere erste Telefonnummer!



Unsere alte Dame war dunkelgrün und eine Olympia.
Fingerbrechgerät


gruselig! Der Schneider kommt halt tatsächlich reingeschossen und schneidet dem Kind die Daumen ab. Ich hab daheim sehr drauf geachtet, dass die Wohnungstür gut zu ist und der Schneider erstmal klingeln muss, wenn er rein will. Und dann mach ich einfach nicht auf!


der praktische Tragegriff. Von Quelle. Lag in der Kruschischublade vom alten Küchenkasten


Erbswurst. 1867 - 2018.
Nie probiert


ich möchte dieses Bild lieber unkommentiert lassen.
Aber dieses "Was fehlt im Haushalt" war schon lässig!


 Weiß jemand, wohin dieses kleine Kerlchen gut ist?


Melitta macht Kaffee zum Genuss
Ich erinner mich an eine pastellgrüne Kaffeekanne 


Sammeltassen. Nur zum Gucken. Und in die Vitrine stellen. Hatten alle Mamas und Omas.
Und NIX FÜR KINDERHÄNDE ...


schau. eine Brennschere! Für die elegante Wasserwelle. 
Und ein Spitzentuch für die Spitzentücher.
Musste man haben


endlich weiß ich, wie eine Geldkatze aussieht


ich stell mir halt vor, wie sich der junge Friedrich abends die Socken mit dem Sockenhalter festschnallt, sich die Haare mit Pomade an den Kopf klatscht und das Kaiser-Wilhelm-Bärtchen striegelt, um sich nachher mit seiner Else zum Tanz zu treffen !
Horrido!



Und Else kämmt ihr seidenweiches Haar, prüft ihr Gesicht im edlen Handspiegel, den ihr der Herr Papa zum Geburtstag geschenkt hat und tupft sich französisches Parfum hinters Ohr um heute Abend ihren Friedrich ganz wild zu machen


so sehr ich es versuche - ich kann mir niemanden aus meinem Bekanntenkreis
 mit Schlafhäubchen vorstellen!


ratlos


  Sie sind der Meinung, das war Spitze!



 Nachtlichter. Absolut noch nie gesehen


 Ich mochte Clementine!
Und Montags haben alle Kinderköpfe in der Klasse nach Apfelshampoo geduftet



Blechspielzeug
Ich hatte auch so eine Spardose
das war so faszinierend! Knopf drücken, Münze auflegen, wieder Knopf drücken und zack, schnellt die Münze ins Blechhäusschen.
Toll.
Konnte mich stundenlang beschäftigen!


Erinnerung: mit diesem Kochgeschirr hab ich so versunken gespielt, dass ich die ganze Welt um mich vergessen hab.
Ich war in dieser Puppenküche und das war mein Universum.
Ich möchte das wieder. Kann mir einer eine Puppenküche schenken?



 So. Und jetzt gib mal einem Kind heute so ein Spielzeug



 Kaufladen geht auch immer oder? Jede Generation. Immer


sooo schön zum erinnern:


Cute Rat