Mausloch

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Samstag, 11. Februar 2023

Blognacht mit Anna - hier bin ich richtig

Servus an alle Mauslochbesucher!

Es ist Freitag Abend, 20:30 Uhr – jeder weiß, was das bedeutet! Oder jeder sollte es wissen. An alle, die unverständlicherweise keine Ahnung haben:

Heute ist Blognacht!!

.. es könnte auch ein Mond sein ;-)

Und ich kann endlich wiedermal dabei sein, völlig entspannt und mit viel Zeit! So muss das!

Die ganze Woche hab ich dran gedacht. Ich war nämlich in den letzten Tagen etwas schreibfaul. Oder Ideenfaul. Es ging einfach nichts zusammen, weder der Pc noch ich, und so wurde die ganze Woche nichts geschrieben. Ich dachte mir, ja komm, Freitag ist Blognacht, da kannst du schreiben bis du glühst! Und das mach ich jetzt auch. Schreiben und glühen. Ich glüh tatsächlich schon ein bisschen, einmal natürlich vor lauter Begeisterung und dann hab ich hier den Rest Heidelbeerwein, der noch da ist. Und weg muss. 

Der ist so fein, ich denke, das wird ab jetzt mein Schreibwein! Prost!



Anna Koschinski hat uns den Impuls gegeben, der da lautet:

Bin ich etwa nicht richtig? Vom Zweifel zur Stärke


Ta-daa.

Was ich ja total süß finde ist, dass ich von Anna eben erwähnt wurde in unserem zoom meeting. Weil meine Blognächte meist lesenwert wären, da kurzweilig und witzig. 

Das find ich ja klasse! Bin gleich etwas verlegen! Aber jetzt .. DRUCK !!! Jetzt musste lustig sein, da beißt die Maus keinen Faden ab! 

Nee Schmarrn, ich schreib einfach los. Wer versucht, lustig zu sein, der kann gleich das Mikro fallen lassen und nach Hause gehen.


So, jetzt, hier. Thema. Bin ich etwa nicht richtig?

Zuerst dachte ich, ich wär nicht richtig im Kopp. Aber das meint Anna nicht, es geht eher darum, ob man sich richtig fühlt da, wo man grade ist. Zum Beispiel in einem Kreis von Leuten, einer Seite auf social media oder in der einen oder anderen Selbsthilfegruppe. 

Weisst, wie ich mein? Wenn man sich fragt, ob man hier überhaupt reinpasst. 

Zuerst ist mein impulsiver Gedanke ein sattes "O Nein". Was soll ich da denn schreiben? Spontan überfordert. Sabine denk nicht so groß, ich darf nicht so große Kreise ziehen sondern eher in kleinen Schachteln denken. Eine meiner Schachteln heißt Arbeit. In der Praxis haben wir ein Team, das wirklich super ist! Wir verstehen uns, wir sind so ziemlich im gleichen Alter und bilden halt wirklich ein team. Wir helfen uns gegenseitig und haben in vielen Dingen einfach die selbe Meinung. Das entspannt mich sehr. Wenn ich morgens in die Praxis komme, fühl ich mich extrem gut aufgehoben und integriert. Ich mag das Gefühl. Weisst du noch, wie furchtbar es ist, wenn du wo neu angefangen hast und morgens garnicht weißt, wohin mit dir und was du tun sollst? Gruselig. Und du kannst niemand von den Kollegen einschätzen, weil du sie nicht kennst?! Noch nicht. Irgendwann kommt aber der Tag, da gehörst du einfach dazu. Im Idealfall. Und ab da ist es einfacher. 

So wohl ich mich in meinem Praxisteam fühle, so unangenehm sind mir die Treffen mit der gesamten Belegschaft. Wir sind ja nur eine Praxis von vielen, da steckt ja noch viel mehr dahinter! Gewaltig mehr! 
Ab und zu wird sich getroffen, das wird so vorgeschrieben. Die Pflichttreffen heißen dann Praxisessen. Ich versuche immer, mich irgendwie zu drücken. 
Hach ist das ungangenehm! 
Unfassbar viele Mitarbeiter stehen oder sitzen im Raum und unterhalten sich. Dieser dumme smalltalk, oberflächlich und simpel. Oder es wird über die Arbeit geredet. Noch schlimmer! Und ich kenn vielleicht einen Bruchteil der anwesenden Damen. Absolut unüberschaubar. Ich hab auch immer das Glück, zwischen zwei Grüppchen zu sitzen und die reden dann miteinander. Die einen nach rechts, die anderen nach links. Und wer sitzt in der Mitte und kriegt weder das eine, noch das andere mit? Richtig! Da sitze ich dann und versteh nichts und sehe lauter fremde Menschen und höre einzelne Satzfetzen ".. ja aber das Wetter war schon super, .." und " .. ja nee da musst du zu meinem Osteophaten, weil .." oder " .. ja wir fliegen wieder ans Meer dieses Jahr .." 

Ich verende vor Langeweile und das ist allerspätestens der Moment, in dem ich mich frage, ob ich hier richtig bin! Und ich weiß auch die Antwort! 
Ein klares, sauberes NEIN, VERDAMMT! Zu Hause auf meinem Sofa mit Mann und Bub, da wäre ich richtig! Aber hier nicht! Ich will heim! Holt mich hier raus!

Ich kann mit Smalltalk nichts anfangen! Seichtes Blabla.Dinge, die so logisch sind, dass man sie echt nicht aussprechen muss! Ich sehe doch, dass es schneit, warum muss man das den Leuten mitteilen??  Liegt bestimmt an mir, weil ich ein introvertiertes Kerlchen bin. Ja das weiß ich. Typen, die einfach drauf los plappern, egal wen sie vor sich haben, die finde ich bewunderswert! Würde ich auch gern können. Kann ich aber nicht. Dafür denke ich umso lauter. Vor allem denke ich, dass ich hier weg will. Mit jeder Faser meines Körpers spüre ich, dass ich hier unter all den Quatschtüten alles andere als richtig bin! 

Ich bin gerade etwas negativ aufgeladen. Bald ist es wieder soweit und eins dieser dummen Praxisessen steht an. Irgendwann muss ich mal wieder mitkommen. Mit meinen Mädels aus der Praxis wäre es ertragbarer, aber die drücken sich ja auch! Mist!

Wo ich auch nicht richtig platziert war, war die Aktion von Judith. Dieses Gruppenbloggerei mit den Funfacts und dem Jahresrückblick. Zuerst muss ich festhalten, dass Judith das ganz toll macht. Sehr proffessionell und mit viel fundiertem Wissen. Applaus an dieser Stelle. Und viele Frauen folgten ihr, eine begeisterter als die andere, alle voller Lob und Glückseligkeit. Auf einmal hätten sie die Welt des bloggens begriffen mit allem, was dazugehört und die Followerzahlen und Klicks schießen in die Höhe, dass es nur so rauscht!

Bei mir rauscht nix. Höchstens der Kopf, weil ich immernoch mit all den Fachbegriffen kämpfe, die da mit Schmackes umeinandergeworfen werden. Ich versteh die Mädels nicht, warum die alle so begeistert sind! Ok, die steigen voll ein und folgen Judiths Anweisungen genau bis ins kleinste Detail. Und scheinbar haben alle die nötige Zeit dafür. Ich vertrödel kostbare Bloglernzeit in der Arbeit, als ob ich es nicht besser wüsste! Unbelehrbar!

Und dann steh ich da und hab wiedermal keinen Plan, während die anderen superfleißig seitenweise Erfolgsgeschichten schreiben! Und ich zweifle ein bisschen an meinem Stellenwert in dieser Bloggereigesellschaft. Die sind alle so anders als ich. 

Ha, nein, falsch. Ich bin so anders als die! Das kommt der Sache schon näher. Ich fühl mich wie ein Alien in der Gruppe, alles in mir schreit, da gehörst du einfach nicht rein! Außerdem nervt es auch. Es wird so viel geschwärmt und gelobt, das ist unangenehm.

Schleimer!

Muss man sich eigentlich entscheiden, ob man unbedingt wo dazupassen muss? Ich komm schon ganz gut allein zurecht. Oder mit dem Mann, der Familie. 

Früher, als wir noch zusammen Urlaub gemacht haben und es irgenwo ein Schloss oder eine Burg zu besichtigen gab, wollten wir immer alleine los, nie eine Gruppenführung. Zum einen, weil es viel interessanter ist, auf eigene Faust loszustromern und zum anderen gehen uns die dummen Fragen und Bemerkungen der Leute auf den Keks! Alleine entdecken wir mehr und lustiger ist es auch. Da passen wir schon mal nicht ins Schema.

Einmal haben wir Urlaub in so einem Familienclub gemacht. Irgendwo im Allgäu oder in Oberbayern, weiß ich nicht mehr. Tochter war noch klein und wir dachten, da kann sie mit vielen anderen Kindern spielen und hat Spaß. Happy Tochter – happy Eltern. Dachten wir. Und dann sind wir irgendwie mit niemand in Kontakt gekommen, alle haben ihr eigenes Ding gemacht und wir sind mit niemand warm geworden. So organisierte Gruppenaktivitäten waren auch irgendwie blöd, wir waren immer nur so am Rand und nie richtig dabei. Woran das lag, kann ich heute nicht mehr sagen aber ich hab mich sehr unwohl gefühlt und überhaupt nicht integriert. Da haben wir nicht reingepasst. Und geregnet hats auch dauernd!

Alles doof.

Und diese Blognacht wird ganzschön negativ! Kann es sein, dass die Idee hinter dem Impuls einfach die ist, wie man sich aus einer blöden Situation rauswurschteln kann und nachher als starke, strahlende Heldin über den Dingen steht?! (Aber ohne Cape)

Phoenix aus der Asche!

Sich aus so einem Moment des Scheiterns rauszuboxen, das schafft man nicht immer. Ich jedenfalls nicht. Umso mehr freu ich mich, wenns mal geklappt hat. Ich war auf eine Feier eingeladen. Eine ehemalige Kollegin hat geheiratet und wollte bei sich im Garten feiern. So richtig mit großem Zelt und Salatbuffet und einem Metzger, der mit einem Spanferkel und einem Grill daherkam. Gruselig! Also dieses Schwein. Und noch gruseliger, dass sich alle freuen, wenn der Metzger da mit einem Messer ins Tier sticht, um es in Scheibchen zu zerlegen! Ich war da etwas fassungslos und wollte lieber trauern als das Ferkel aufessen! Ein Ferkel! Ein Schweine-Kind!

Ich schweife ab.

Da war ich also auf der Feier mit dem toten Tier und einer fröhlich-ünberdrehten Exkollegin und kam überhaupt nicht in Stimmung! Nicht nur weil ich nix getrunken hab im Gegensatz zu all den anderen Gästen, ich hab mich einfach extrem nicht dazugehörig gefühlt. Spätestens beim Lagerfeuer und der fürchterlichsten Musik aller Musikens – 90er Schrott, spätestens da hab ich mich nach Hause gewünscht. Es waren Bänke um die Feuerstelle gestellt, Käsewürfelchen wurden herumgereicht und die meisten waren ziemlich angeschickert. Und ich hab auf meinen Moment gewartet. Während ein paar Mädels kichernd von der Bank ins Gras gefallen sind hab ich meinen Plan perfektioniert:

1. diese leckeren Käsewürfel aufessen

2. das Geschrei von Caught in the Act ausnutzen

3. aufs Klo gehen

4. nicht wieder hinsetzen und beim Gastgeber verabschieden

5. artig danke sagen

6. in die Runde winken und abhauen

7. in Auto einsteigen, richtige Musik anmachen und schnellstens verschwinden!

Ich habs durchgezogen und als ich auf dem Weg zum Parkplatz war, kam eine Welle der Erleichterung und des Stolzes über mich! Ich habs geschafft! Hab mich losgerissen, höflich und anständig. Als ich auf die Autobahn gefahren bin, hab ich Help von den Beatles voll aufgedreht und mit diesem Glücksgefühl nach Hause gebrettert! Hab mich gefühlt wie eine Große! 

Die verheiratete Exkollegin hat es ja nur gut gemeint, das weiß ich. Und schön, dass sie mich dabei haben wollte. Auch wenn ihr Mann am Ende noch schnell alles versaut hat. 

"Sabine, wir rechnen dir hoch an, dass du gekommen bist! Nicht jeder traut sich unter Leute, der so a weng kräftiger ist. Da haben wir uns umso mehr gefreut, dass du tatsächlich gekommen bist!"

 .. so a weng kräftiger ist ein Synonym für jemand, der voll fett ist. Fremdschäm - fett. Jabba the Hutt - fett. Ja, verblüffend, dass ich mich auf die Straße getraut hab! Eigentlich hab ich Applaus verdient! Danke dafür. 


Auf der Heimfahrt im Auto bin ich richtig ausfallend geworden. Hab ein bisschen laut herumgeschimpft, allen Doofies dieser Welt meine Meinung gesagt und zwischendrin sehr laut und sehr intensiv die Beatles mitgesungen! Ging mir immer besser! Hab diese ganze Bande mit ihren Boybands und toten Tieren und ihren dummen Käsewürfeln hinter mir gelassen. Wäre da ein Sonnenuntergang gewesen, ich wäre in selbigen gefahren! Mit wehenden Fahnen!

Manchmal ist es schön, dazu zu gehören. Es geht ab und zu auch ganz leicht. Kommt auf die Leute drauf an – und auf mich natürlich. Auf diesen Praxisessen werd ich nichts mehr reissen, dazu bin ich zu voreingenommen und zu ablehnend. Das wird sich auch nicht mehr ändern. Ich mags einfach nicht. (Beinah hätt ich geschrieben ich bin zu alt für diesen  Scheiß!)

Von Judiths Aufrufen für Massenbloggereien kann ich mich fernhalten. Oder nur sporadisch mitmachen, falls es mich drängt. Wenn ich in diese Gemeinde nicht reinpasse, dann ist das halt so. Kein Grund zum heulen.

Und Tochter wird mit uns glaub ich nicht mehr in ein Familienresort im Allgäu fahren, um mir den anderen Kindern goldene Bröckchen aus dem Flußbett zu sieben – sie ist jetzt 26 Jahre alt und die Interessen haben sich verlagert. Was aber nicht bedeutet, dass wir sowas in Form von Großeltern irgendwann nicht nochmal machen! Dann allerdings seh ich keine Probleme. Als Oma braucht man sich nicht zurückhalten, als Oma darf man laut und bunt und schamlos sein! Da freu ich mich schon drauf. 

Bei meiner Mom war das auch so, eine wundersame Wandlung hat sich vollzogen. Mama hat immer Wert auf gutes Benehmen gelegt, hat uns super erzogen und Manieren beigebracht. Wir wussten, was man tut und was sich nicht gehört. 

Good Job!

Und dann wurde die Mama eine Oma. Die guten Manieren waren auf einmal nicht mehr so wichtig, es macht viel mehr Spaß, mit dem Enkel in der U-Bahn laut zu singen und alle möglichen Leute anzuquatschen um zu bekommen, was man will. Und sei's nur ein Platz in der 1. Reihe.

So will ich das auch! Eine Oma sein, die sich was traut und cool und lustig ist! 

Drückt mir die Daumen!

So.

Ich fasse diese Blognacht mal zusammen. 

Manchmal muss es garnicht sein, Teil einer Gruppe zu werden. Wenn man mit sich selber klarkommt, kann das auch reichen. Wir haben erfahren, dass ich Tierkinder am Spieß ganz furchtbar und angsteinflößend finde, dass die Beatles die beste Boyband aller Zeiten sind, belangloser Smalltalk unheimlich nervig sein kann, Schachteldenken hilfreich ist und dass ich sehr gerne eine coole Oma werden möchte! 

Wenn ich zweifle, ob ich hier richtig bin, dann könnte ich diese Zweifel schwupps in die Gewissheit umwandeln, dass ich garnicht richtig sein muss, um mich wohl zu fühlen.

Das war jetzt der bedeutsamste Satz des ganzen Beitrags! Fanfaren bitte!




Und wo wir alle auf jeden Fall immer und ausnahmslos richtig sind,

ist die fabelhafte Blognacht der Anna Koschinski!


Schleimer!


Blognacht powered by Anna Koschinski

6 Kommentare:

  1. Der Beitrag fesselt mich. Diese Praxisessen - bin bei dir, Party mit Schweinekind - ich hoffe, die Ex-Kollegin hat sich von dem Pfosten von Mann getrennt, geht gar nicht, aber Club Urlaub? Den kann man auch als Individualtourist machen🤣 Nie gedacht, aber letztes Jahr getestet und für gut befunden. Nun ja, auch ich werde alt.

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    1. Danke für dein Kommentar! Vielleicht würde ich die Sache mit dem Cluburlaub heute anders angehen als damals

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  2. Liebe Sabine, einfach herrlich zu lesen! Da gebe ich Anna recht. Eins steht fest: Hätten wir beide nicht beim Massenbloggen mit Judith mitgemacht und gegenseitig unsere Fun Facts gelesen, dann wären wir uns vielleicht nicht über den Weg gelaufen. Aber für mich ist dieses Gruppenbloggen auch nichts. Sporadisch ja, aber nicht als Programm. Ich mache gerade bei 28 Tage Content von und mit Anna mit. Das ist eine nachhaltige Aktion mit Tiefgang und ein überschaubarer Zeitabschnitt. Für die Blognacht war ich gestern zu müde. Ich komme immer wieder gerne ins Mausloch zum Lesen. Liebe Grüße aus dem echten Norden. Yvonne

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    1. Danke für dein Kommentar! Du hast Recht, ohne die Massenbloggerei hätten wir uns nie gefunden! Also - ein Hoch auf Judith! Dreifach! :))

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  3. Liebe Sabine, wow - das ist ja mal ein Statement! Gratulation 🥂 🎈, Du hast Dich frei-geschrieben. Ich finde Deinen Beitrag richtig Klasse. Für mich das Beste, was ich bisher von Dir gelesen habe. Weiter so! Das bist Du und Dein Stil. Und der ist einzigartig und gehört zu Dir.

    Schon spannend, wo so Schreib-Reisen hinführen….

    Alles Liebe Christine aka www.frauvommain.de

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    1. Hej Christine, wow, danke für das Kompliment! Ich freu mich sehr!! Das ist echt klasse! Ich wusste am Anfang der Blognacht überhaupt nicht, wo das Ganze hinführen wird :-))

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Cute Rat