Wenn man wie ich schon etwas in die Jahre gekommen und an der einen oder anderen Stelle schon leicht angegammelt ist, gibt es dreiTypen Mensch, die unterschiedlich mit dieser Tatsache umgehen.
Typ 1 will das nicht wahrhaben und überspielt den Zahn der Zeit mit affigem Getue, versuchter Jugendsprache (nichts ist peinlicher) oder allzu modischem Schnickschnack, den er sich demonstrativ zulegt. Diese Menschen sind - oder spielen - so fit und jugendlich, strotzen vor Energie und Tatendrang, dass man gern ein bisschen kotzen möchte. Da wird jeden Tag Sport getrieben im neuesten atmungsaktiven Supergarnleibchen um danach ein Quinoa-Hanf-Müsli mit einer halben Banane zu essen und anschließend Alexa aufzufordern, die aktuellen Trends Songs zu spielen. Ha-haa seht alle her wie jung ich noch bin! Das werden mal ganz fidele Rentner. Sehr sympathisch.
Typ 2 steht mit beiden Beinen fest im Leben, weiß genau, wie alt er ist und findet das einfach ok. Er nimmt es so, wie es kommt und bleibt überwiegend entspannt. Er macht das Beste aus dem vorhandenen Material. Sehr cool.
Und es gibt dann noch
Typ 3 - mich. Ich weiß wie alt ich bin und fühle mich auch so. Ich lege keinen Wert auf Trends und laufe keiner dummen Modeidee hinterher, nicht ein bisschen. Nicht einmal, wenn ich laufen könnt! Ich hab meinen Stil gefunden und meinen Geschmack. Ich kann keine Nächte mehr durchmachen oder schlafen bis mittag ohne dabei nachts 2x raus zu müssen. Und mir tut einfach alles weh! Das ist furchtbar! Wenn ich mich an früher erinnere, als ich so um die 30 war oder noch heftiger - 24, könnt ich nur noch Rotz und Wasser heulen! War so schön damals! Was hatte ich denn für Sorgen? Wo geh ich heute Abend hin und was zieh ich an? Heute grübel ich über der Frage: Schaff ich den Weg nach Hause oder muss ich einen Mamaheimtransport anrufen? Wenn ich jetzt durch das ganze Einkaufszentrum laufe, bin ich dann morgen ausser Betrieb? Wird diese Müdigkeit je vergehen? Wer trägt mich ins Bett? Wieso haben wir eine Treppe im Haus, wiesooo??
Und in dieser Stimmung sehe ich den Mann. Dieser ist ein Jahr älter als ich und geht jeden Tag stundenlang laufen, um danach eine Banane zu essen und sich auf sein Radl zu schwingen. Er steht morgens gegen halb fünf auf, räumt das Chaos in der Küche auf, geht arbeiten. Er besucht jede Woche seine Eltern und ist lieb zu ihnen. Ziemlich oft geht er dann noch einkaufen und kocht auch noch, oder hilft mir, wenn ich mit meiner Krücke überall im Weg stehe. Er räumt und saugt und wischt und trägt und holt und macht und tut. Und Abends lacht er mit mir über unsere Serie (Doc Martin aktuell).
Ich bin verblüfft.
Typ Papa. Find ich gut
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