Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
Mein Refugium. Meine Höhle. Mein Ventil. Viel Spaß!

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Donnerstag, 8. Juni 2023

Auf Bamberg nei

Servus!

Um wenigstens einen Tag zum absoluten Urlaubstag zu erklären, fliehen der Mann und ich am Dienstag nach Bamberg. Weil Bamberg halt einfach eine schöne Stadt ist und weil wir uns schon mal ein bisschen orientieren wollten, für den Ernstfall.

Der Ernstfall kommt bald, dann fallen wir kollektiv mit Schwager und Schwiegereltern in der hübschen Stadt ein, dafür wollten wir gerüstet sein.
Trotz ein bisschen Regen und frischer als gedacht, laufen wir durch die Straßen und Gassen. Es gibt hier tatsächlich unfassbar viele Brauereien, Biergärten, Restaurants, Kneipen und Cafe's. Dagegen ist in Nürnberg der Hase eingepennt. Wir staunen und gucken, laufen durch offene Türen und machen Pause im "Scheiners" am Domplatz. Da gibt es für uns a goude Lebergniedlassubbm und a weng an nassn Hosnbodn vom Reeng.
(es gibt eine feine Leberknödel Suppe und eine nasse Hose, weil der Regen auf das Sitzkissen tropft)
Egal! Mich erschüttert nichts! So erklimmen wir gestärkt und teilweise äußerlich angefeuchtet die vielen Stufen zum Dom hoch. Was für ein schönes Bauwerk! Im Dom und drum herum verbringen wir viel Zeit, es gibt so viel zu sehen! Zum Beispiel die Krypta im Dom. Sehr gruselige Atmosphäre, Steinstufen führen hinab in einen dunklen, steinernen Raum. Schwach beleuchtet wird nur die Reliquie, die aus einem dunkelbraunen Knochen besteht, wahrscheinlich der Knochen irgendeines Heiligen, und einer wirklich unheimlichen Statue, die uns zu fixieren scheint. Noch weiter unten sieht man steinerne Gräber der vielen Bischöfe, die im Dom das Sagen hatten.
Nachts hier eingeschlossen zu sein wäre nicht zu empfehlen, es sei denn, man steht auf sowas. 
Der Dom sieht gotisch aus. Ich klugscheiße gern herum, wenn es um Zeitepochen geht. Im Grunde hab ich keine Ahnung, aber schlau daherreden kann ich! 
Unsere Lorenzkirche und die Selbalduskirche sehen genauso aus. Aber so ein Dom ist natürlich sehr beeindruckend, sehr hoch und sehr schön! Genauso wie der große, weitläufige Domplatz und die Höfe drum herum. Historische Gebäude und Plätze begeistern mich total, so braucht der Mann etwas Geduld, mich aus dem mittelalterlichen Flair wieder raus zu fischen! 
Danach schlendern wir durch die Altstadt, ich ziehe den armen Mann unerbittlich in Gewürz- und Kruschiläden. Wir sehen interessante Gewürze, Schneeglöckchenhandcreme, aufgemotzte Kindergartentaschen, eine Designer Gießkanne aus echtem Plastik für 70 Euro, Second Hand Pullis und lauter Zeug, das man gerne hätte aber nicht braucht.
Den Kaffee hat er sich verdient! Und überschwänglich, wie wir sind, bestellen wir Amaretto-Cappuchino mit Sahnehäubchen! Direkt neben dem imposanten Rathaus sitzen wir, schlürfen den Luxus Cappo und beobachten die vielen Touristen. 
Ich bin tiefenentspannt! Auch wenn es so kühl ist und mein Fußgelenk anfängt, mich in meine Grenzen zu weisen.
Auf unserem Weg finden wir eine weitere Kirche, St. Martin, definitiv aus einer anderen Epoche. Beim Betreten werden wir fast erschlagen von den Fresken, den Säulen und Putten, alles in schwarzem und rotem Marmor mit viel, viel Gold. Meine Güte! Sogar dem Jesus am Kreuz wurde ein güldener Lendenschurz verpasst! So viel Demut. Und da sind offene Beichtstühle, reich und ausufernd verziert. Ich stelle mir vor, wie die Leute damals dort gebeichtet haben - ohne Tür! 4 Stück stehen an den Kirchenseiten. Da konnte echt jeder mithören, dem langweilig war. 
Völlig erschlagen von soviel Prunk und Pracht stolpern wir etwas benommen aus der Kirche. In diesem desorientierten Zustand brauchen wir was handfestes und betreten ein super gemütliches Irisch Pub. Da gibt es Kilkenny und Salat und ein Sandwich und gute Musik! Dire Straits erdet uns wieder. Wir genießen die Atmosphäre und fühlen uns wohl.
Gestärkt geht's zurück zum Parkhaus. Auf unserem langen Weg kommen wir an Kaiserin Kunigunde vorbei, die einen extrem entspannten Gesichtsausdruck hat. Wir tippen auf mittelalterliches Hanf. 
Das hätt ich jetzt auch gern, das Laufen wird immer schwieriger. Mein Fuß rebelliert und zickt fast hörbar umeinander. Aber es hilft nichts, der Weg zum Auto ist weit. Während ein Riesenbieber im Main-Donau-Kanal seelenruhig neben uns her schwimmt, kämpfe ich tapfer gegen all meine körperlichen Gebrechen. Siegreich, weil gleich nach dem Spielplatz kommt das Parkhaus. Ich hätte nicht übel Lust, ein bisschen zu schaukeln, aber so nah vor dem Ziel geb ich nochmal alles!
Die Heimfahrt ist ruhig und entspannt. Und ermüdend, weil fast die ganze Strecke Tempolimit 80 herrscht. Ohne Tempo Beschränkung wäre ich viel wacher und es würde viel mehr Spaß machen. Aber brav wie ich nunmal bin tucker ich ruhig bis nach Hause.

Was für ein schöner Tag in Bamberg! Am nächsten Tag halt ich mich still, damit ich mich mit dem Fuß wieder versöhnen kann!



Hier sind meine Fotos


Sonntag, 4. Juni 2023

High Five am Sonntag "Rice Rice Baby"

Einen wunderschönen Sonntag euch allen!

Ich komm grade zurück aus der Stadt und bin ganz tiefenentspannt! Manchmal ist es einfach richtig schön! Schnell diese gelöste Stimmung einfangen für das High Five am Sonntag!


1. Ich hab Urlaub! Das allein ist ja schon mal durch recht wenig zu toppen. Die Praxis ist für 2 Wochen zu und ich werde in dieser Zeit keine weißen Klamotten tragen! Und ich werde meine Fingernägel lackieren. Aus Prinzip! Herrlich selbst bestimmte Urlaubszeit!

2. Gestern Abend saß ich verträumt im Garten und der Wind hat mir Die Toten Hosen um die Ohren geweht - Rock im Park sei dank! Die Akustik war so klasse, ich hab die einzelnen Lieder erkannt und konnte die Texte genau verstehen! Es wurde sogar "Schrei nach Liebe" von den Ärzten gespielt! Sabine happy nachts im Garten! 

3. Meine angesäten Blümchen wachsen und gedeihen, das macht richtig Spaß, zuzuschauen! Bin stolz. Und ich bin gespannt, was dabei rauskommen wird!


die andere Seite vom Blumenbeet

4. Letzten Montag wollten wir essen gehen. Heute übrigens auch, wir haben einfach keine Energie zum kochen. Bis auf gestern, da hab ich eine super leckere Gulaschsuppe gezaubert. Meine 1. Gulaschsuppe! 
Also Montag waren wir bei unserem Stammgriechen mit dem schönen Biergarten. Und mein Suflaki kam in Originalversion bei mir an - also OHNE Gemüse und MIT Reis! Es gibt Reis, Baby! KOHLENHYDRATE-ALARM !!! Ich hab Reis vermisst! Aber in meiner Gewichterhaltungsphase hab ich mir gedacht: scheiß drauf!!

ein Spießchen für den Papa, aber der Reis allein für mich!
 

5. Heute, nachdem ich die Oma bei ihrem Haus abgesetzt hab, bin ich einen Umweg nach Hause gefahren. Wegen Rock im Park ist alles entweder gesperrt oder Zone 30. Das ist nichts für mich. Also fahr ich hintenrum und komme so an einer Unmenge Mohnblumen am Straßenrand vorbei! Ein einziges, rotes Blumenmeer! Dieser Augenblick war so zauberhaft: Blauer Himmel, Ella Fitz Gerald singt für mich, Mohnblumen überall wo man hinschaut!






Ich wünsch euch einen wunderbaren Sonntag!

Samstag, 3. Juni 2023

Blognacht mit Schokoguss

Was für ein holpriger Start!

Seit fast einer halben Stunde versuche ich verzweifelt, in dieses Zoom Meeting reinzukommen, aber alles war vergebens. Sogar die professionelle Hilfe vom Bub ist an meinem Handy abgeprallt. In meiner Verzweiflung hab ich Anna eine E-Mail geschickt. Aber dann konnte ich nach wildem herum tippen das eine, kleine Häkchen entdecken, das angeklickt werden wollte und siehe da – ich bin drin!

Hurra!

vecteezy

Also mit Verspätung, aber voller Ambition starte ich in diese Blognacht! 

Endlich mal wieder. Die letzte Blognacht hab ich einfach verpennt! Zustände sind das ..

Aber jetzt geht's los! Ich weiß auch den aktuellen Impuls:


Selbstschokolierung – das kann ich besonders gut!


Selbstschokolierung. Lese ich tatsächlich zum ersten Mal! Und gleich hab ich Kopfkino von jemand in einen Schokobrunnen gefallenen .. nu werd mal nicht albern!

Aber ein bisschen Schokolade hätt ich jetzt echt gern. Schokolade fehlt mir. 

Ich weiß zumindest (oder glaube es zu wissen), was "Selbstschokolierung" bedeuten könnte. Eigenlob quasi. Wenn einen sonst keiner lobt, muss man es eben selbst in die Hand nehmen! Und ein bisschen was werd ich schon auch können!



Die Patienten finden es gut, wie ich Blut abnehme. Also die meisten. Ab und zu hab ich auch ein Häschen da sitzen, meist muskelbepackt und volltätowiert. Da wird die Blutabnahme zum blanken Horror und eine Kollegin muss Händchen halten. Also beim Patienten. Ich krieg das ganz gut hin, über 30 Jahre Arme pieksen schafft Erfahrung. Ich freu mich immer, wenn die Leute erleichtert aufatmen, weil es nicht so schlimm ist wie befürchtet. Oder irgendwelche Omis, die mir erzählen, dass sie froh sind mich im Labor zu sehen.

Das ist richtig süß! Ich denke, das mach ich ganz gut. Genauso gehört zum ordnungsgemäßen Blutabzapfen auch ein gewisses Feingefühl. Nicht nur für die Nadel in der Hand sondern für die Sorgen der Patienten. Während der Minute, in der das Blut fließt, schütten mir viele ihr Herz aus. Über ihre Beschwerden, über die Schmerzen, den Alltag, den Verlust ihres Partners, die Wehwehchen des Partners, der Kinder, der Nachbarin. Manchmal höre ich ziemlich heftige Geschichten und weiß dann nicht, was ich drauf sagen soll. Dann sag ich nichts und halte nur kurz die Hand. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht und besser als eine Phrase. Aber die Leute fühlen sich verstanden und viele russische Omas nennen mich "Sabinitzka" und geben mir russische Bonbons.

Wir haben schon echt liebe Patienten!
Leider sind nicht alle so süß, da gibt's auch etliche Platzhirsche, die herumkrakeelen und sich nicht zu benehmen wissen. Da muss man es dann fertigbringen, ruhig zu bleiben.
Wir lassen uns bestimmt nicht alles gefallen, aber mein Team ist so cool, dass wir solche Gockel ins Leere laufen lassen und nicht ernst nehmen. Meine Chefin kommt dann oft an die Anmeldung und strahlt lautstark Autorität aus.

Ich finde, wir sind Profis. Profi sein können wir gut! 


Also, wir wissen jetzt, dass ich meinen Job wahrscheinlich ganz gut mache. Ich hab den leisen Verdacht, dass ich da nicht die einzige bin. Also sollte ich noch etwas tiefer graben.

Schwierig. Was ich NICHT kann fällt mir sofort ein. Zum Beispiel locker an einem Zoom Meeting teilnehmen. Nein, da braucht es Unverständnis & leichte Panik. Und wildes aufs Handy einhacken. Panisch auf Knöpfe drücken kann ich übrigens super gut! 

Ist es nicht verwunderlich, dass man ein bisschen Schwierigkeiten hat, seine eigenen Stärken zu nennen? Selbst wenn man sich dessen bewusst ist, was man definitiv gut kann, ist es voll schwer, das Kind beim Namen zu nennen!

Weil man von klein auf beigebracht bekommen hat, dass Eigenlob stinkt. Und dass man bescheiden sein soll. Angeber mag keiner. Ich will auch kein Angeber sein, aber ich will hier auch was schreiben!

Verzwickt!

Gänzlich selbstschokoliert behaupte ich jetzt mal spontan, dass ich finde, ein guter Zuhörer zu sein. Ein Mitfühler. Ein Sich-Rein-Denker. Und ein Ruhigbleiber! Das ist ganz wichtig, ruhig zu bleiben. Ich hab genug Negativbeispiele um mich herum, dieses Gemotze geht mir sehr auf die Nerven. Also will ich es anders machen. Trotzdem kann ich mich nicht hinstellen und laut in die Welt hinaus rufen, dass ich ein empathischer Mensch bin. Da fühl ich mich komisch, sowas tut man nicht. Aber wir sind ja hier unter uns. 

Der Bub hat mir mal gesagt, er fände, ich sei ein guter Tröster. Wenn die Kinder Sorgen haben, die sie erdrücken, versuche ich die richtigen Worte zu finden – was mir manchmal sogar gelingt. Und die Kinder haben schon ganzschön was mitgemacht, vor allem Tochter. Grade aktuell wieder ganz arg, sie tut mir so leid! Oft bin ich erfüllt und ergriffen vor lauter Mitgefühl, finde aber trotzdem nicht dir richtigen Worte zum Aufmuntern. Dann hör ich wenigstens zu und versuche, eine starke Schulter zu sein. Oder ein Fels in der Brandung. Ein kleiner. Ein Kiesel. Aber immerhin! 


So mach ich das auch bei den Patienten. Heute, im ärgsten Stress, erzählt mir ein Opa ü90 vom Schlaganfall seiner Frau und dabei kullern die Tränen. Sowas berührt mich unheimlich und dann pfeif ich auf die ungeduldigen Leute vor der Tür und hör dem Opa zu! Schließlich hab ich einen sozialen Beruf, also liegt in dem Moment die Betonung auf "sozial". Das muss sein!

Anders bei den fiesen Patienten, die ja leider auch zu mir kommen. Leute, die nach 10 Minuten Wartezeit ungeduldig vor der Labor Tür stehend mit den Hufen scharren und laut schnauben. Wenn ich sie dann auf meinem Marterstuhl sitzen hab und ein lautes Gezeter über mich ergehen lassen muss, spule ich im Gedanken meinen Lieblingssong ab und lächle. 


Bei Beleidigungen gibt es dann das große Pflaster – das ziept beim Abreißen viel mehr! Har har har, mein ist die Rache! Ärgere nicht die Frau mir der Nadel in der Hand! 


Wär ich tatsächlich ein Angeber, würde ich jetzt in den Raum werfen, dass ich noch viel mehr Sachen richtig gut kann! Mein innerer Jürgen hätte da keinerlei Hemmungen, alles rauszuhauen, was da an Talent in mir schlummert.
Während die innere Elinor entsetzt aufblicken und mit hochrotem Kopf das "Time out -Zeichen" deuten würde! Das reicht schon, mehr musst du jetzt echt nicht da reinpacken! 


Aber eins muss ich noch erwähnen, sonst kann ich nicht ruhig schlafen.

Ich kann ein Lied hören und augenblicklich in eine Erinnerung abtauchen. 

Ich kann etwas riechen oder schmecken und mit geschlossenen Augen diesen Genuss für mich greifbar machen. Und ich kann in Klang- oder Genusswelten abtauchen und dabei den Augenblick zaubern lassen! Ganz kurz, aber sehr intensiv! Und wenn's brenzlig wird, kann ich mich in meinen geliebten Strandkorb hinein visualisieren. Dann fühle ich den Sand an den Füßen und höre die Wellen rauschen. Das kickt jeden aggressiven Patienten aus den Gedanken!


Kann ich! 



Danke fürs Lesen! Ob es was geworden ist - man weiß es nicht. Aber es hat Spaß gemacht!

18. Blognacht, ahoi!  Powered by annakoschinski.de


Donnerstag, 1. Juni 2023

Wühlmaus!

Manchmal würde ich so gerne irgendwas geistreiches ins Mausloch schreiben.

Dann sitze ich vor dem Laptop und grübel mir mein Hirn heiß. Ab und zu hab ich Glück und es flattert eine Eingebung daher - oft aber ist da nur gähnende Leere. Grillen zirpen und Wüstengras rollt über den Weg. 
Dann ist es Zeit für eine schöne Buddelei in den Tiefen des Mauslochs, um Beiträge, die ich gut finde, nochmal ans Licht zu zerren.
Irgendjemand, dessen Namen ich vergessen habe, macht das in seinem blog unter der Rubrik "Diggin' on the Dachboden" und bewahrt so alte Beiträge vor dem Vergessen.
Ich bin jetzt ein Nachmacher und nenne meine Ausgrabungen Wühlmaus!

Hier ist ein Beitrag vom Dezember 2018. Viel Spaß beim Lesen! 





My Mittwoch (06.12.2018)

Ich schreibe viel zu selten mittwochs ins Mausloch, deswegen ist hier mal eine Übersicht über diesen, meinen Mittwoch.

4:35 Uhr aufwachen, weil im Kinderzimmer nebenan das Licht brennt. Genervt feststellen, dass ich so nicht weiterschlafen kann, aufstehen und die Nachttischlampe ausmachen. Sohn liegt im Bett, die Brille auf und auf dem Nachttisch Schulzeug liegen. Entweder ist er unfassbar fleißig oder er hat vergessen, was zu lernen. Tür leise schließen und bei der Gelegenheit aufs Klo gehen.
6:05 Uhr klingelt der Wecker. Aufwachen und denken, dass ich gleich sterbe. Todgeweiht ins Bad schlurfen, retten was zu retten ist, Kind aufwecken und in die Küche gehen. Ich mach Kaffee, Marmeladentoast und Pausenbrote. Leide.
7:35 Uhr durch die Kälte zum Auto. Das Gras knirscht, alles ist gefroren. Der Nachbarin zuwinken, die grade mit dem Eiskratzer kämpft. Ich kämpfe auch. Die Scheiben sind frei und ich sitz drinnen und warte, bis sie auch nicht mehr beschlagen sind und ich was sehen kann. Es ist abenteuerlich, zu wenden, wenn du nur ein Guckloch hast.
7:44 Uhr los geht's, ziemlich schnell zur Arbeit, ein paar Schnarchnasen überholen und offen, dass ich es rechtzeitig schaffe.
7:53 Uhr ausatmen, die Aufzugtüren öffnen sich und zack - Arbeitsgesicht! Lächelnd grüße ich die Ungeduldigen, die sich schon vor der Praxistür zu Trauben zusammentun, schiebe mich an einem besonders ganz ganz nah an der Tür geparkten Rollator vorbei und ziehe den langen Gesichtern die Tür vor der Nase zu. Wir öffnen um 8. Das war mein Lieblings - Moment .
8:00 Uhr merken, dass es mir nicht gut geht. Herzstechen. Müde. Bisschen schwindelig. Warum bin ich nicht daheim geblieben. Weil doof, heute kommt die Spiro-Frau, die uns unser Lungenfunktionsgerät erklärt. Pflichtbewusstsein zulassen.
8:05 Uhr entsetzt lesen, dass Stinki da ist. Der geruchintensivste Patient aller Zeiten. Ich kann nicht anders und guck auf den Tupfer, mit dem ich grade die Vene desinfiziert habe. Wie immer. Und wie immer dunkelbraun. Arbeiten mit angehaltenem Atem. So schnell war ich nie.
9:45 die voraussichtlich letzte Blutabnahme. Den Patienten dankbar anlächeln. Mein Fuß tut weh. Froh sein, dass keine größeren Fehler passiert sind. 
10:20 Uhr aufgeräumt, Urine untersucht und entsorgt, 5 Impfungen gemacht, Nachbestellungen raus und endlich was getrunken. Dank der Fortbildung sind nicht viele Leute einbestellt bei mir, ich kriege langsam Luft zum atmen. Heiße Luft. Ich schwitze in meinem Kabuff. Um mich herum ist jeder Heizkörper aufgedreht, Kolleginnen laufen mit Wollpullis herum, deren Ärmel sie über die Hände ziehen. Staunen. Den Gedanken an den Ventilator verwerfen. Den Schweißtropfen, der langsam den Rücken runterläuft, in Gedanken begleiten.
11:40 Uhr im Büro sitzen und den Stuhl mit Rückenlehne zu schätzen wissen. Die Ergebnisse von gestern durchgehen, scannen, vergleichen, prüfen ob der Patient Termin hat und rausfinden, welcher der Ärzte zuständig ist. Nächster. Nächster. Hochschrecken weil Kollegin G. wild um sich plappert . Nächster. Nächster. Mir fallen die Augen zu und ich kann nichts dagegen tun. Sooo müüde.
Profi sein.
12:30 Uhr. Endspurt. In Windeseile die Scheine für morgen vorbereiten. Einzelne Kollegen aus anderen Praxen treffen schon ein. Lautes Geplapper und Gelächter draußen. Konzentration. Ich spreche meine Arbeitsvorgänge vor mich hin, damit ich nicht einschlafe.
12:50 Uhr. Bescheid sagen, dass ich schnell an die frische Luft geh. Ich halte es nimmer aus. Auf dem Parkdeck ist es kalt. Im Auto auch. Handywecker auf 10 Min stellen. Tür und Augen zu. Schnell entspannen, schnell Energie tanken. schnell erholen. Schnell schnell!
13:13 Uhr gesponsertes Brötchen essen, gezwungen lachen, plaudern und hoffen, dass das Ding bald anfängt - damit es bald wieder aufhören kann. Als erste in den Vortragsraum setzen. Dann sitzen alle und sie fängt an. Nichts neues, nichts aufregendes. Kollegin S. erzählt lang und breit, wie sie die Lungenfunktion dem Patienten erklärt. Macht es vor. Und nochmal. Wiederholt sich dann nochmal. Spüren, wie die Augen schwer werden. Langweiliges Thema.
13:50 Uhr der praktische Teil kommt. Wie falsch bestellt im EKG-Raum stehen und sich das Gleiche nochmal anhören. Genau wie Kollegin S. mit ihrer lebensnahen Darstellung einer Lungenfunktionsmotivation. Streberin. Ich wundere mich, wie man über 10 Minuten über Dinge sprechen kann, die so selbstverständlich sind. Und dann wieder von vorne anfängt. Ermüdend. Fuß tut weh. Es ist warm. Ich will heim.
14:20 nachdem alle reihum ihre Motivationskünste demonstriert haben, bin ich dran. Ich mach das so, wie immer. Wie vor der Schulung und wie seit 10 Jahren. Die Kurve ist klasse, die Ärzte applaudieren und die Leiterin der Schulung beteuert, das sei eine super Anleitung gewesen. Ich strahle. Und frage mich, wozu zum Geier diese Schulung gut war. Kollegin S. freut sich über ihren eigenen Lungenfunktionstanz, Lehrling hat es vorher auch schon gut gemacht, ich bleib bei meinem Stil .. verlorene Lebenszeit, eine Urkunde und ein Billigkuli für die Damen.
14:45 Uhr endlich Schluss. Viel später als angekündigt. Schnell Stühle rücken, anziehen, Brötchen mitnehmen und nix wie raus. Am besten Tschüs im rausgehen rufen, dann hat niemand mehr Zeit zum reagieren. Draußen. Kalte Luft. Atmen. Autoradio und los.
15:00 Uhr Supermarkt. Da 2 übrige Baguettebrötchen aus der Arbeit in meiner Tasche sind kaufe ich noch 3 ein, Salat, Tomate und Schnitzel. Freue mich über die letzte Flasche Scheibenenteiser. Schon fast an der Kasse fällt mir Nikolaus ein. Fehlende Zutaten zum Nikolaus suchen. Nikolaus schon wieder. Wie selbstverständlich mach ich wieder drei Nikolaustaschen. Nur weil Kinder ausgezogen sind, müssen sie nicht auf den Nikolaus verzichten, oder? Die Frau vor mir bleibt am Ende des Bandes stehen, obwohl ihre Einkäufe schon vor zur Kassiererin gefahren sind. Die Dame hinter mir rückt so nah auf, dass ich ihren Atem am Hinterkopf spüren kann. Entsetzt einen Schritt nach vorn tun und der Bandsteherin dezent an die Schulter hüsteln. Niemand atmet mich an, niemand !!!
Der Weg zum Auto mit meinem Einkaufswagen kommt mir ewig vor. Die ganzen Sachen einräumen ist so anstrengend. Fuß tut weh, ich will heim.
15:12 Uhr und kein Parkplatz frei. Alles zugeparkt. Darf nicht wahr sein. 1 km weit weg geparkt und die Einkaufstaschen zum Haus schleppen. Babyschritte. Sich vorstellen, einer der vielen Nachbarjungs kommt vorbei und hilft mir. Es kommt tatsächlich ein Nachbarsbub aus dem Haus und er sieht mich auch - Geschichte Ende. Minutenlang hangel ich mich den Weg entlang. Witziger Weise ist es nicht nur der rechte Fuß, der weh tut. Jetzt ist der linke auch mal dran. Und nicht entweder / oder sondern sowohl als auch! Sich bewusst machen, wie jämmerlich man aussieht.
15:20 Uhr nur noch auspacken, dann kannst du schlafen! Nur noch der Käse in den Kühlschrank. Nur noch das Heft, nur noch .. und Handy suchen, Krücke holen, Wecker stellen und dann kommt the moment of the day! Kopf berührt Kissen, Decke berührt Körper, Glück berührt Sabine!
15:21 Uhr aber leider auch Fuß berührt Sofa. Dauert lang, bis es erträglich wird.
15:25 Uhr eingeschlafen
15:50 Uhr nach der falschen Bewegung mit einem Aufschrei hochgefahren. Dieser Fuß tötet mich.
16:59 Uhr Treppe geschafft! Umziehen, kämmen, von Sohn verabschieden. Sohn erzählt mir, dass die Oma krank ist. Also runter und die Oma anrufen. Ich geh heut nicht zu Oma. Also wieder hoch und zurückumziehen. Chance nutzen und Nikolaus basteln. Funktioniert nicht, ärgern. Zeit verlieren. Die Arbeit stümperhaft finden. Unzufrieden sein. Die Treppe runterhumpeln.
19:00 Uhr Schnitzelbrötchen machen. Und eine ziemliche Sauerei in der Küche. Die Schnitzel aus dem fertigen Brötchen auch nochmal anbraten. Sohn holen und feststellen, dass Papa tief und fest auf dem Sofa schläft. Also essen wir alleine. Brötchen gelungen.
19:30 Uhr Film mit Sohn anschauen. Ein leichtes Thema, mehr geht nicht mehr. Tochter Bescheid schreiben, dass ab morgen der Nikolaus auf sie wartet. Überrascht feststellen, dass sie überrascht ist. Ist es unüblich, dem Kind einen Nikolaus zu schenken, wenn es nicht mehr daheim wohnt? Soll ich das vielleicht jetzt lieber lassen? Grübeln. Tradition vs. Vernunft. Zu keinem Ergebnis kommen
21:30 Uhr Sohn verabschiedet sich in seine Computerhöhle. Fernseher läuft nebenbei, ich schreibe. Fuß tut weh. Die Hälfte vom Text löschen weil ich auf die falsche Taste komm und nicht ans speichern gedacht hab. Weiterschreiben.
23:00 Uhr wundern, dass es schon 23 Uhr ist. Und ans Bett gehen denken. Tag abschließen. Morgen ist der Tag lang und beschwerlich. Mehr Patienten, mehr Arbeit, mehr Lungenfunktionen.
23:12 Uhr gute Nacht! (macht sich auf den langen Weg nach oben)






Sonntag, 28. Mai 2023

High Five am Sonntag - mit Macaron

Schawupp ist eine ganze Woche vorbei! Es ist montags gar nicht denkbar, dass die Tage so schnell vergehen können!  Manchmal denk ich mir, ich hangel mich bloß von Wochenende zu Wochenende, von Sonntag zu Sonntag. 

Da bin ich jetzt angekommen, das bedeutet, es ist Zeit für mein wunderbar positives:

 am Sonntag!

1. Ich hab Blümchen gepflanzt. Aus Blumensamen. Zum ersten Mal! Und jetzt beobachte ich gespannt, was im Blumenkübel passiert! 



2. Trotz Stress und Hektik bin ich in der Arbeit ruhig und weitgehend konzentriert geblieben! Sogar bei Computerausfall und defektem Laborprogramm. Ich war voll freundlich und hab das getan, was ich gut kann: Lächeln. Winken & Lächeln.

3. Ich hab mein Gewicht gehalten! BÄÄM!

4. Da ist ein neuer Follower im Mausloch! Jetzt sind es 13, ist das nicht toll?
Herzlich willkommen derersatzgrieche.de , komm rein, kannste rausgucken! Und das beste - der liebe Ersatzgrieche, der sehr charmant ist, nimmt am High Five am Sonntag teil! Hurra!! 

5. Heute gabs einen ganz wunderbaren Nachmittag voller Nostalgie, Erinnerungen, erhaltenen und fehlenden Bäumen, feinem Cappuchino, einem Macaron, einem heißen Auto, schönen Rosensträuchern, alten Häusern mit neuen Fenstern, vernachlässigten Posthäusern, einem alten Eisenring, teilweise vorhandenen Rechenkünsten, überraschenden Kennenlerngeschichten, nem Tochter-Mammut und Oma und Waldfeger! Wie schön!!










Freitag, 26. Mai 2023

Der Freitags Füller und die alte Frau

Heute ist wieder so ein Tag .. mittlerweile fühle ich mich ein bisschen wie ein Dinosaurier. Eine aussterbende Spezies, eine vorvorletzte Generation. 
Meine Kolleginnen sind alle in meinem Alter. Und wir haben eine ganz andere Arbeitsmoral als unsere jüngeren Mitkämpferinnen! Das ist auffallend. Mein Team hält sich an die Regeln, befolgt Anweisungen von oben und fühlt sich verantwortlich, dass die Arbeit ordentlich gemacht wird. Wir hängen uns rein, organisieren, verbessern, erledigen, beeilen uns und räumen hinterher alles auf. 
Scheinbar sind wir damit die Aliens unter den Arbeitern! 
Unsere Praxis hat mehrere Standorte. Wenn einer der Standorte Urlaub hat, kommen dessen Helferinnen zu uns. Meist sind diese Kolleginnen sehr jung, äußerst selbst orientiert und um einiges "gechillter" als wir.
"Wir", das sind vier Damen um die 50.
Die (ich nenn sie mal liebevoll Püppchen) also die Püppchen, die vorübergehend bei uns mitarbeiten, zeigen uns den ganzen Tag lang, wie man es richtig macht. Das Geheimnis liegt wohl darin, zwar körperlich am Arbeitsplatz zu sein und sich dennoch ein schönes Leben zu machen. Man muss nur wissen, wann man am besten die Arbeit egalt und ausgiebig Handyrecherchen betreiben kann. Wann man ein Plauderstündchen einlegt und wie man am besten die letzte halbe Stunde vor Feierabend nutzt. 
Dafür kann man dann Punkt 18 Uhr mit wehenden Haaren in den Feierabend entschwinden.
Das Püppchen an sich hält sich weniger an die vertraglichen Vorgaben, sondern ergänzt diese auf kreative, eigene Art. So kann man Arbeitskleidung, unlackierte Fingernägel oder zusammengebundene Haare leicht umändern in bauchfreie Leibchen, Gelnägel und wallende Mähnen. 
Who cares?
Wenn wir "alten" dann die Arbeit erledigt haben, aufgefüllt, nachbestellt und aufgeräumt, dann versuchen wir gemeinsam den Schlüssel für dieses erfüllte Arbeitsleben zu finden und unser eigenes Scheitern zu analysieren.
Wahrscheinlich sind wir einfach schon zu alt! Alte Menschen leben gern nach Werten. Dinge, die einem beigebracht wurden und die man verinnerlicht hat. So Unsinn wie Teamarbeit, kollegiales Verhalten und Verantwortungsbewusstsein. 
Wie altmodisch!
So wie es aussieht, werden wir es wohl nicht mehr lernen und so dümpeln wir Alten weiterhin durch den stressigen Arbeitsalltag, ohne jemals den Dreh rauszukriegen, wie man sich richtig verhält.



Garkein Shit ist aber der Freitags Füller von Barbara auf scrapimpulse.com




1. Wo ist eigentlich mein Wunsch geblieben, mehr Action und Abenteuer in meinem Alltag zu haben? Ich bin heute nach Hause gekommen und wollte nur noch auf der Couch schlafen und war so froh, dass ich heute nichts mehr vorhabe! 

2. Sich jetzt Gedanken zu machen, wie schön es sein wird, wenn ich Rentnerin bin - dafür ist der Zeitpunkt nicht günstig. Das weckt nur Sehnsüchte!

3. Unter dem Tisch wird relativ selten gesaugt. Dafür ist der Teppich viel schöner als drumherum! So unberührt.

4. Ich habe mir heute ein Stück Schokolade gegönnt. Ein ganzes! Vollmilch. Für mich ganz alleine! Heimlich! War das schön!!

5. "Der Teller mit dem Sprung hält schon jahrelang durch - der ist wie ich!"

6. Schön, dass es Netflix gibt! Ich liebe Serien gucken! Zurzeit schau ich Queen Charlotte. Schon wieder. Nachdem ich Bridgerton geguckt hab. Schon wieder! 

7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf die nächste Folge, morgen haben ich geplant nach dem Einkaufen, dem Aufräumen und Haare waschen in meinem genialen Buch zu lesen und Sonntag möchte ich mit Oma und Waldfeger wieder einen Kaffee trinken gehen. Ich mag das! 

Danke fürs Lesen und ein schönes Wochenende!






Mittwoch, 24. Mai 2023

Offenherzig 5

Als ich mal wieder in den Tiefen des Mauslochs gewühlt hab ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich eine Serie am Laufen hab, die sträflich vernachlässigt wurde. Das geht so nicht! Reumütig greife ich den Faden wieder auf und versuche, erneut ein bisschen Schwung in die Sache zu bringen.

Hier ist ein neuer Teil der Serie "Offenherzig", diesmal wirds ziemlich familiär


Soso, meine Eltern. Ich denke schon, dass ich einiges von meinen Eltern übernommen hab. Vieles, was mir beigebracht wurde und mir in Fleisch&Blut übergegangen ist und auch  etliche Verhaltensweisen, die ich einfach genauso bringe. Bewusst oder unbewusst - keine Ahnung!

Da wäre zum Beispiel mein Papa. Vati hieß er, schließlich kommen wir aus Niederbayern und Oberpfalz, da sagt man nicht Papa. 
Der Vati war ein "Urbayer". So wie man ihn sich vorstellt. Ein bisschen wuchtig, mit Bart und Bauch. Am liebsten mit einem Bierkrug in der Hand. Er ist 1930 geboren und hat sich sämtliche Werte und Weltanschauungen von damals bis zum Schluss bewahrt.  
Vati mochte das einfache, das ruhige und bequeme Leben. Stress und Hektik war ihm eigentlich fremd, außer wir sind alle mit dem Zug verreist. Da wurde er nervös, schließlich war er Bahnbeamter und somit auf Familienreisen verantwortlich für alles: Strecke, Abfahrt, Ankunft, Abteil, Reservierung, Waggoneinteilung und den Schaffner gleich mit dazu. 
Vati mochte die "neumodische" Musik nicht, war über die Videos in der Sendung Formel 1 entsetzt und wenn er schonmal dabei war, über die "heutige Jugend" gleich mit. 
Der Auftritt von Trio in der Hitparade mit ihrem unsäglichen DaDaDa  ließ den Vati fassungslos zurück. Ich fand das lustig damals, grade weil Vati so drüber geschimpft hat.
"Das hätt's früher nicht gegeben!"
Die Frau hat daheim zu bleiben, Essen gibts um 18 Uhr, da müssen alle zu Hause sein und Sonntags kommt Schweinebraten mit Knödel auf den Tisch. So will es das Gesetz! Und unseren Hund Terry, den hat er wirklich geliebt! Über Didi Hallervorden und Pat&Paterchon konnte er sich köstlich amüsieren, genauso gern schaute er den Komödienstadl, der irgendwie ständig in einem der drei TV-Programme zu laufen schien.
 
So. Was hab ich jetzt vom Vati?  Wenn ich irgendwo Blasmusik höre, denke ich sofort an ihn. Oder wenn ich eine Aufzeichnung vom Franz Josef Strauß sehe. 
Ich hoffe sehr, dass ich dann doch ein bisschen modernere und aufgeschlossenere Ansichten mein Eigen nenne und nicht ganz so konsequent in Schachteln denke. Obwohl ich mich immer wieder dabei ertappe, wie ich irgendwelchen Leuten kopfschüttelnd nachschaue.
Wenn sich jemand schlimm danebenbenimmt oder Teenies laut krakeelend ihren Abfall auf die Straße werfen. Oder wenn keinerlei Respekt vor Älteren vorhanden ist.
Vielleicht werde ich ein bisschen spießig auf meine alten Tage?
Und außerdem fühle ich mich irgendwie bissle hingezogen zu bayrischen Traditionen, den Biergarten im Hofbräuhaus in München fand ich toll und den bayrischen Dialekt mag ich sowieso. Bin ich ja damit aufgewachsen! Host mi?! So schade, dass das meinen Kindern völlig fremd ist. Mein Sohn schaut mich an, als wär ich bekloppt, wenn ich "a Haferl Muich mecht"
 
Meine Mama. Sie hieß natürlich auch nicht Mama sondern Mutti. Das mit Mama kam erst mit den eigenen Kindern. Meine Mutti ist die liebste und klügste Person, die ich kenne. Wie oft schon stand ich ratlos vor einer Frage und komm nicht weiter. Wer hat die Moldau komponiert? Wie heißt diese weiße Blume? Wie macht man Semmelknödel? Wer war eigentlich 1970 unser Bundeskanzler? Frag die Mutti! Die weiß sowas. Beneidenswert! 
Meine mom hat eine sehr familiäre Ader. Sie kümmert sich um die Familienmitglieder, manchmal sogar schon aufopferungsvoll. Leider auch oft ohne Dank. Sie macht es trotzdem. Die Familie muss zusammenhalten! Und alles was sie tut, macht sie irgendwie im Hintergrund. Sie hängt nichts an die große Glocke und will auch keine Loorbeeren ernten, sie möchte einfach, dass es allen gut geht. Und dafür macht sie einiges! 
Für einen Schwager ist sie mit dem Zug bis nach Ulm gefahren, um nach dem rechten zu sehen, die Betten zu beziehen, den Kühlschrank zu kontrollieren. Weil der Schwager das allein nicht mehr schafft. Mutti machte das regelmäßig. Und nicht nur nach Ulm, auch nach Thüringen war sie unterwegs, immer und immer wieder.
Das ist bemerkenswert und beeindruckend. So krieg ich das zwar bei weitem nicht hin, aber ein bisschen hat dieses Familien-Gen auch bei mir was bewegt.
Ich möchte auch, dass es allen gut geht und versuche immer wieder zu arrangieren, dass wir uns treffen, miteinander reden und Zeit verbringen. 
Mutti ist fleißig, kreativ und ziemlich konsequent. Auch bei schlimmer Unlust, den Haushalt zu schmeißen, tut sie es trotzdem. Weil es einfach sein muss. Mittwoch wird gebügelt, Freitag wird gewischt, Samstag ist Waschtag. Basta! Das wiederum hab ich so noch nicht hingekriegt, da muss ich noch gewaltig dran arbeiten. Ich putze nur, wenn es mir grade passt. Schluderig halt.
Außerdem hat meine mom ein Talent, sich tapfer in unbequemen Situationen zurecht zu finden. Sie wusste, was nicht zu ändern ist und hat versucht, die Dinge zu nehmen wie sie sind. Dazu gehörte auch, ständig irgendwas aus dem Hut zu zaubern, (Geschenke, Klamotten, Essen) obwohl weder Geld noch Unterstützung da war.
Irgendwer sollte meiner Mutti mal einen Oscar überreichen.
Und ich?
Ich unternehme zaghafte Versuche, es ihr gleich zu tun. Zu aktzeptieren, was nicht zu ändern ist. Ruhig zu bleiben. Bedingungslos lieb zu haben. Und mich selbst nicht so wichtig zu nehmen.

Ich hab ein gutes Vorbild.






 

Sonntag, 21. Mai 2023

Candle light High Five

 Also weisst du, seit 50 Jahren wohne ich jetzt schon hier und bin bestimmt schon tausendmal am Grand Hotel vorbeigekommen. Das älteste Hotel das wir haben, groß und hübsch, also von außen, und irgendwie würdevoll. Da wollte ich schon immer mal rein, hab mich aber nie getraut. Wer spaziert schon einfach so in ein nobles Hotel?


Aber am Freitag hatte ich die Chance! Ich hab Karten für das Candle Light Konzert im Le Meridien Grand Hotel! Endlich werd ich die heiligen Hallen betreten dürfen!

Mit Oma am Arm geh ich ganz langsam und etwas ehrfürchtig ins Foyer und bin augenblicklich begeistert! Was für ein Ambiente! Alles ist in schwarz und gold gehalten, der Stil könnte Jugendstil sein, das Hotel wurde 1896 von einem Hopfenlager in ein Hotel  umgebaut und immer wieder mehr Luxus reingepackt. Angefangen von fließend Wasser bis zu einem Ballsaal der Belle Èpoque, der heute denkmalgeschützt ist.

Die Zimmer auf der Homepage find ich jetzt nicht so berauschend, aber das Foyer ist richtig prächtig! Ich hole Oma und mir was zu trinken und schleiche ehrfürchtig durch den Raum, um ganz viele Fotos zu machen. Ich fühl mich wie in einer Zeitmaschine, es hätte mich nicht gewundert, wenn die Leute lange Kleider, Federboas, Frack und Zylinder getragen hätten!

Der Richard Wagner Saal war geschmückt mit sehr, echt sehr vielen Kerzen. Und trotzdem die alle "nur" LED betrieben waren, tauchten sie den Saal in eine geheimnisvolle Stimmung. Ein äußerst höflicher Angestellter im schwarzen Anzug (hatte er weiße Handschuhe an?) führte uns zu unseren Plätzen. Ich bin ganz aus dem Häuschen! 

Das Streichquartett betritt unter Applaus den Saal und der Chefgeiger kündigt die Lieder an, die sie jetzt spielen wollen. Die meisten kenne ich aus den Ghibli Filmen. Kiki's Lieferservice, Mein Nachbar Totoro, Chihiros Reise ins Zauberland, Das wandelnde Schloss, Ponyo, ... alles Kompositionen von Joe Hisaishi. 
Die Musiker spielen ganz wunderbar, ich bin ganz ergriffen. Die Stimmung, die Kerzen, die Musik - innerlich eskaliere ich etwas und flattere in Gedanken durch die Welten der japanischen Geschichten. 
Sabine hebt ab!

Nach einer guten Stunde musste ich wieder landen, weil das Konzert vorbei war. Vor lauter Verzückung hab ich vergessen, ein bisschen mitzufilmen, also mach ich eine kurze Aufnahme der Zugabe - Fluch der Karibik von Hans Zimmer. Passte zwar garnicht dazu, war aber trotzdem schön.

Oma und ich schlendern wieder zurück zum Auto und wir sind beide sehr zufrieden und ein bisschen happy, weil das so ein schöner Abend war!

Hach ja!


1. Natürlich das Abenteuer Konzert bei Kerzenschein im Grand Hotel

2. Ich hab mein Hochbeet neu bepflanzt. Mit gekauften Blümchen und ausgesät hab ich auch. Das wird spannend, ob da was wächst!

3. Ich liebe dieses Buch! Fairytale von Stephen King! Das ist genau meins und lässt meine Gedanken den ganzen Tag nicht los!

4. Am Montag war Wiegetag. Ich hab mein Ziel erreicht! Hurra!! 72 kg sind weg und jetzt versuch ich, das zu halten. Vorerst. Ganz am Ende meiner Reise bin ich noch nicht.

5. Gestern Abend hatten wir Spaß, der Mann und ich. Es lief eine Sendung über die Musik der 80er im NDR, die wir uns komplett angeschaut haben. Mit vielen Kommentaren und Erinnerungen. War lustig!







Schön, gell?
Danke fürs Lesen und eine schöne, positive Woche euch allen! 






Leise möchte ich noch anmerken, dass das High Five am Sonntag ein fester und vor allem wichtiger Bestandteil meiner Woche geworden ist.  
 Ich schreibe das nicht, weil alles so toll ist und ich nicht weiß, wohin mit all den tollen Erlebnissen. 
Vielmehr schreibe ich es, weil ich ohne der vehementen Suche nach positiven Dingen ganz nah am Verlorengehen entlangschlittern  würde.
 Und wer hockt schon gern beim Hades im Keller, wenn er auch oben im Olymp sein könnte - wenn auch nur einmal die Woche.

Montag, 15. Mai 2023

dahoam is dahoam

Heute war ich unterwegs zur Reinigung, um die zufällig wiedergefundene Lederjacke reinigen zu lassen. Unterwegs stand ich ein bisschen im Stau und hab über meine Umgebung nachgedacht. Egal wo ich hinschau, es steckt alles voller Erinnerungen. Überall! Da rechts zum Beispiel, da ist ein Wohnkomplex mit einer Ladenstraße. Schön hässlich im 80er Jahre Baustil. Da befindet - oder befand sich ein Arzt, der am 13.10.83 Notdienst hatte. Ja das weiß ich noch! Dorthin bin ich nämlich gehumpelt, als ich , übermütig wie ich nunmal bin, beim herumhüpfen am Geburtstagabend in eine Häkelnadel getreten bin, die da rumgelegen hat.

Der Verkehr ruckelt ein bisschen weiter. Da hinter der Brücke steht ein ziemlich großes Hotel. Früher war da ein angesagter Biergarten, in einer Art Baugrube oder Senke. Man musste jedenfalls ein paar Stufen runtergehen. Der Biergarten hieß Garage und war sehr beliebt! Vor allem beim jüngeren Publikum, was ich ja damals war. 

Weiter gehts in die Straße, in der meine alte Schule steht. Stand. Sie wurde ja abgerissen und hochmodern wieder neu gebaut. "Deutschlands modernste Schule!" steht dran. Und trotzdem fehlt mir mein altes, geliebtes Schulgebäude! (nostalgischer Rückblick - link
Ich hab zugeschaut, wie Schaaren von Mädchen zur U-Bahn laufen, zu denen hab ich auch mal gehört! Die Ohren voller Musik, den Bauch voller Hunger und die Schultasche voller Hausaufgaben.

Heute allerdings hatte ich die Tasche voller Jacke und will zur Reinigung. Wahnsinn, was das kostet!! Das willste nicht wissen ...

Der Rückweg war nicht weniger nostalgisch. Noch dazu lief ganz viel 80er Zeug im Radio, das hat meine Retrogedanken noch unterstützt!
Hier, wenn ich jetzt rechts abbiegen würde, wär ich im Viertel, wo ich schon tausendmal und schwerverliebt entlanggegangen bin. Da hat MOFL gewohnt. Das sind natürlich heftig intensive Erinnerungen. 
100 m weiter ist der Park, in dem wir mit Terry, dem Familienhund, Sonntags immer spazieren gegangen sind. Weiter vorne an der Kreuzung ist es nicht mehr weit zu unserem alten Haus. Über 20 Jahre haben wir da gewohnt und die Umgebung ist mir natürlich sehr vertraut. Schau, da ist die Endhaltestelle der Straßenbahn. An dieser Wendeschleife war mal viel Brachland. Dort war, in den Tannen versteckt, unser "Eidechsenlager". Ein sehr geheimer Treffpunkt für die größeren Kinder unserer Straße. Wer da dabei war, der hat's geschafft! VIP's only! Ich hab mich mal illegal reingeschlichen und war etwas enttäuscht. Da war halt nichts. Nur ein Stück Brachland. Und keine einzige Eidechse!

Ich fahr weiter zur Sparkasse, den Weg entlang, den ich mit den Kindern immer zum Kindergarten gelaufen bin. Oft auch singend - immer eilig! Das mit dem pünktlichsein war ein langer, schwerer Lernprozess. Und da drüben hab ich viele Jahre gearbeitet. Zum Glück jetzt nicht mehr. Trotzdem teilweise schöner Erinnerungen, zumindest zum Anfang. Die Kolleginnen damals mochte ich sehr, es war einfacher, kleiner, übersichtlicher und besser.

Heimweg.

Da ist meine alte Schule, eine andere, die Abschluss-Schule. Und obwohl ich nur 1 Jahr dort war, sind die Erinnerungen ziemlich intensiv und ein bisschen peinlich. So peinlich, dass es ab und an noch rote Ohren gibt!
Gegenüber haben wir gewohnt, als die Kinder noch klein waren. Alles verbunden mit Erinnerungen! Die ganze Stadt ist voll davon.

Würde ich woanders hinziehen, müsste ich von 0 anfangen. Könnt ich mir nicht vorstellen. Ich mag meine Stadt, hier gehör ich hin. Vielleicht kommen ja auch noch ein paar ganz neue Erinnerungen dazu?!



Galerie Voigt





Sonntag, 14. Mai 2023

Muttertags-High Five

Hier sitze ich und freue mich ganz gegen meine Prinzipien über den Blumenstrauß von Tochter. 
Grundsätzlich lehne ich den Muttertag ab. Zum einen sollte man seine Mama das ganze Jahr über wertschätzen und nicht nur an einem Tag, der auch noch vorgegeben wurde. Zum anderen ärger ich mich, dass der Muttertag klassisch innerhalb der Familie begangen wird, meist mit Kaffee und Kuchen und Blumen viel Pflichtbewusstsein der Familienmitglieder - während die Väter die Familie am Vatertag offziell verlassen dürfen, um sich unter ihresgleichen die Kante zu geben. So will es die Gesellschaft.
Find ich nicht ok.
Aber - trotz all meiner Ablenung und trotzigem Widerstandes - hab ich heute Blümchen von Tochter bekommen. Und mich so richtig drüber gefreut!!
Wahrscheinlich gehöre ich doch in die Kategorie "Mutti and the Kaffeekränzchen", ohne es beabsichtigt zu haben.
Wat willste machen?

Heute ist Sonntag, wir haben unsere Pflicht erfüllt (schee war's, die betreffenden Mütter haben sich gefreut) und genießen die Ruhe. 
Zeit für ein fröhliches High Five am Sonntag!


1. Ich hab im Keller ein paar Jacken gefunden, die mir tatsächlich wieder passen! Die hab ich früher so gemocht, dann waren sie zu eng und landeten im Keller. Aber jetzt kann ich sie wieder anziehen! Hurra!

2. Tochter hat mir heute wunderschöne Blumen geschenkt! Danke Süße!




3. Fliederklau mit Waldfeger macht voll Spaß! Schön heimlich! Pssst!


4. Das ganze Wochenende hab ich feine Sachen zu essen bekommen! Gestern mit Oma gabs Sauerbraten mit Kloß. Ein Gedicht! Oma hatte eine Brezelpizza, von der wir keine Ahnung hatten, was das genau ist. Und sie hat sich über ihr Geburtstagskörbchen gefreut! Und heute hat Opa zu m Essen beim Griechen geladen - der Cesar's Salad schmecht richtig fein!! Und dem Erdbeerkuchen im Anschluss hab ich tapfer widerstanden!



5. Oma bekam an ihrer Geburtstagsfeier ein bayrisches Gstanzl vorgesungen. Das war lustig, hat Spaß gemacht! 








Und das hier ist eine Brezelpizza mit Lachs.
Hmmmm ...





Cute Rat