Abenteuer EDEKA. Ich biege auf den Parkplatz vor der EDEKA ein, laut beschallt von Pentatonix Weihnachtsliedern und staune ein bisschen, dass es um fünf schon stockdunkel ist. Mit meinem Einkaufswagen schluppe ich zur Tür, als mich ein älteres Ehepaar schneidet, um mich gleich darauf im Eingang zu blockieren. Er sitzt im Elektro-Rollstuhl, eine karierte Decke auf den Knien und hält ein Einkaufskörbchen fest, sie flattert um ihn herum. Beide Ü70. Dann gehts los, im breitesten Fränkisch fängt er lautstark an zu deligieren.
Mausloch
Blogparade zum mitmachen!
Mittwoch, 2. Dezember 2020
Daniel hat's gut
Sonntag, 29. November 2020
Die Leiden der jungen Sabine
Also ich weiß net. Jeder Hinz und Kunz wird sofort 2 Wochen in Quarantäne geschickt, wenn er mit einem positiv getesteten Menschen in einem Raum war oder mal angehustet oder scharf angeguckt wurde und wir Arzthelferinnen arbeiten halt weiter - egal ob wir täglich umringt von positiven und potenziell positiven Leuten sind. Ich frag mich, wo die Prioritäten liegen!
Aber warum ärgern? Eigentlich hab ich für mich schon lang beschlossen, eigenständig zu denken und zu reagieren. Sobald ich mich oder meine Familie in Gefahr sehe, unternehm ich was. Ansonsten füge ich mich in die Befehle, die von oben kommen. Auch, wenn sich die wöchentlich ändern und sich nicht selten wiedersprechen. Wenn ich mich aufreg, bringts auch nichts. So hab ich wenigstens meine Ruhe.
Die Patienten sind sowieso genervt für mehrere Personen gleichzeitig, jeden Tag Gejammer und Gemotze. Die allgemeine Genervtheit steigt und steigt. Ich hab da keine Lust mehr drauf. Mir reichts, wenn ich in der Arbeit zugejammert werde und dann zu Hause die Stimmung mies ist, immer öfter flüchte ich in meinen imaginären Strandkorb oder lass mich von Sohn zum Lachen bringen.
Mein song, der mich auf meinem Weg durch weißen Sand und Muscheln zum rot/weiß gestreiften Strandkorb begleitet, ist der hier:
Samstag, 21. November 2020
Sabinchen und die Musik 12
Was mich während der ganzen letzten Jahre nie verlassen hat, ist die Liebe zu den Oldies. Zu Lollypop-Zeiten hatte ich viele Mixtapes, alle geschenkt bekommen (von lauter süßen Teddyboys, *kicher). Aber nachdem ich immer weniger Kassetten hörte und keine Kohle für CD's hatte, entdeckte ich eine andere Quelle!
DAS INTERNET!!
Montag, 16. November 2020
Kosi kommt
Mein Fuß hat im Schlaf gezuckt. In eine Richtung, in die er nicht zucken sollte. Ist wahrscheinlich 10 oder 15 Jahre her, dass ich den Fuß in diese Richtung bewegt hab. Und jetzt hab ich den Salat. Tut scheisse weh, Tablette wirkt noch nicht. Mit zwei Krücken gehts einigermaßen. Heute bevor ich ins Bett geh, nehm ich ein Muskelrelaxans. Hoffentlich zuckt dann nichts mehr, nochmal möchte ich das bitte nicht, da siehste Sternchen vor den Augen.
Dabei war der Tag eigentlich ganz ok. Allerdings haben wir jetzt eine neue Kollegin. Sie wird hauptsächlich in der Verwaltung tätig sein, heißt es, aber sie will sich erst ein Bild machen von den Praxisabläufen. Also wird sie sich die ganze Woche bei uns rumtreiben, uns auf die Finger schauen, uns nervös machen, im Weg stehen und elend viele Fragen stellen. Damit sie dann ihrer Hauptaufgabe nachgehen kann - sie will optimieren! Die Arbeitsabläufe im Großen und Ganzen und uns im Besonderen! Hui da freuen wir uns! Nee das haben wir uns so gewünscht, wir wollten das. Es hat sich doch im Lauf der Jahre eine gewisse Routine eingschlichen und wir haben gemeinsam gegrübelt, wie wir dem entgegenwirken könnten. Dass uns jetzt die neue Kollegin (im Folgenden Kosi = Kontrolltussi) so enthusiastisch unter die Arme greift und uns dieses Problem einfach nimmt, finden wir ganz famos! Ja wir sind richtig froh! Ist schwer einzuschätzen, wie alt sie ist. Aber als sie gehört hat, wie lange ich schon dabei bin, war sie beeindruckt. Vielleicht wurde sie bei meinem Praxiseintritt grade geboren, wer weiß?! Jedenfalls bin ich hoch erfreut, dass mir jemand, der das Alter meiner Kinder hat, sagt, wie ich zu arbeiten habe. Das ist toll.
Morgen wird mehr los sein als heute. Vor allem für die Infektionssprechstunde, da hat sich seit dem Wochenende wieder einiges geändert. Wir haben ein Merkblatt bekommen mit vielen, vielen detaillierten Änderungen in der Abrechnung und Vorbereitung. Yippieh! Wir sind bis Freitag grade mit den letzten Änderungen zurecht gekommen, endlich hat alles geklappt. Aber zum Glück haben wir jetzt neue Anweisungen, das macht die ganze Sache spannend. Tatsächlich gut ist aber, dass ich am Nachmittag nicht so viel zu tun habe, wenn nicht noch 20 Patienten spontan geimpft werden möchten. Durch das Fehlen der Grippeimpfungen hab ich eine kleine Verschnaufspause im November. Sehr ungewohnt und sehr willkommen! Da hab ich dann ab und zu sogar die Möglichkeit, einen Kaffee am Arbeitsplatz zu trinken! Jahaa, manchmal kriegste ein gedachtes Kopftätscheln! Mal sehen, wie Kosi der Anblick einer Kaffeetasse neben der Tastatur gefällt. Wir können noch nicht so richtig einschätzen, wie sie tickt. Der erste Eindruck sagt, dass sie ganz wunderbar unsere Verwaltung passt. Es gibt ja Menschen, die siehtst und hörst du und weisst sofort, dass du sie magst. Es gibt auch Menschen, die sind dir sofort unsympatisch. Und dann sind da noch die, die dir in den ersten 10 Min klar machen, dass sie dir total egal sein werden. Oft täusche ich mich auch. Das macht es umso interessanter!
Wir werden sehen.
Montag, 9. November 2020
Ausschlag, Krätze, Hinkebein
Dass Corona alls kaputt macht, das wissen wir, da brauchen wir jetzt auch nicht groß rumjammern. Und weil eben alles kaputt gemacht wird, musste auch Waldfeger lange, lange auf ihr Geschenk warten. Der Geburtstag ist schon lang vorbei. Und endlich klappt es, sie ist 1 Haushalt, wir sind 1 Haushalt. Und am Freitag Nachmittag kam sie dann, zu einer kleinen Teeparty. Endlich wieder jemand hier, endlich mal Besuch! Wie ich das vermisse!! Von Weihnachten will ich garnicht reden, nichtmal dran denken!
Waldfeger ist hier, ich entspanne mich, wir trinken Ostfriesentee und sie packt ihre Geschenke aus. Da ist ein kleines Buch, das ich genau 5 Tage nach ihrem letzten Geburtstag gesehen und sofort gekauft hab. Es ist von einer weißen Hexe geschrieben worden. Da kann man lernen, wie man seine eigenen Hexenkräfte erweckt und dann die Idioten in seiner Umgebung prima verhexen kann! Voll klasse. Man braucht dafür auch nicht besonders ausgefallene Dinge wie Krötenaugen oder Fliegenbeine - ein Papier, ein Haar und ein altes Telefon oder ein Kupferkessel reichen oft schon! Und ich hab angeboten, wenn sie sich mal nachts bei Vollmond in den Garten legen muss, dann leiste ich ihr gern Gesellschaft!
Passend zum Hexenzauberbuch gabs Beerenwein in einer tollen Flasche, erstanden im alten Rothenburg, ganz hinten in einem Waffenladen. Blöd nur, dass es 1 Flasche ist und nicht 2, weil ich jetzt keine mehr hier hab! Die hat so schön ins Regal gepasst.
Zu Hexenbuch und Wein hat sich was ganz aussergewöhnliches gesellt, eine Gewichtsdecke, 8 kg schwer! Wenn man sich damit zudeckt, soll man sich geborgen fühlen, beschützt und gehalten. Und man soll besser einschlafen und auch durchschlafen können. Sagt man. Waldfeger freut sich jedenfalls und das freut mich dann wieder! Es war ein schöner Nachmittag, obwohl wir nur zu zweit waren. Endlich mal wieder bissl ratschen, ich hätte nicht gedacht, dass es mir so fehlt. Der Bub musste zu einem Termin weg und die anderen durften ja nicht kommen. Aber zu zweit war auch schön, ich geniesse jede Gesellschaft!
Montag, 2. November 2020
Sabinchen und die Musik 11
Die Kinder sind jetzt also da und bestimmen die Richtung, in die die Familie schippert. Es richtet sich nach den Kindern,wohin es in Urlaub geht , (als Eltern kannst du nur einen entspannungsähnlichen Zustand anstreben, wenn die Kiddies happy und beschäftigt sind),was und wann gegessen wird, was in der Glotze läuft und was für Musik gehört wird.
Freitag, 30. Oktober 2020
Draußen stürmte es
Draußen stürmte es.
Donnerstag, 29. Oktober 2020
Apfelkuchen ist nur ein Vorwand
Ich hab Urlaub. Der Bub ist krank. Der Mann hat Nachtschicht. Ich bin negativ. Draußen stürmt es.
Das waren die Fakten, ich sitze gerade im Wohnzimmer vor dem Laptop, hör das neue Ärzte-Album "Hell" auf youtube und werde mich in 20 min fertigmachen. Erst geb ich die bereits gekaufen Süßigkeiten bei einer aus der Bauernfeindgruppe ab und dann fahr ich weiter zu Oma. Bin ja keine Gefahr für die Menschheit mehr. Also kann ich auch Oma besuchen, ist eh viel zu lange her. Omaentzug!
Und das mit Halloween, es wurde wild diskutiert, ob man die Kinder auf die fremden Häuser und die dazugehörigen Menschen darin loslassen könnte. Diverse Alternativen wurden gesucht, bis eine meinte, den ganzen Süßkram sammeln zu wollen um es beim Hort abzugben. Da wird das dann an die Kiddies verteilt. Alle freuen sich. Passt, find ich! Erst hab ich einen eigenen Plan ausgetüftelt, ich wollte den kleinen Baum vor dem Haus mit kleinen Süßigkeiten-Tüten behängen, ein paar Taschentuchgeister dazwischen. Dann hab ich ein paar Stunden lang überlegt, ob sie die Arbeit lohnen würde. Ich hab natürlich lauter kleine, entzückend verkleidete Hexen und Zauberer gesehen, wie sie sich über die Bonbons, die im Baum hängen, freuen. Dann kam aber die Realität dazwischen und hat mich daran erinnert, dass sich auch sehr große eher unentzückende Kinder hier rumtreiben und wahrscheinlich auf einmal den ganzen Baum abräumen würden. Große Kinder, kleine Kinder, gscheide Kinder, bleede Kinder. Also lass ichs sein. Ganz. Es wird auch nicht dekoriert oder die geliebte Leuchtkette aufgehängt - nix is heuer! Ich geb den Süßkram ab und dann is gut. Alles fällt aus. Und regnen tuts auch.
Aber immerhin bin ich offiziell negativ getestet und trau mich wieder, die Oma zu treffen. Auf nen Kaffee. Wir sehen uns immer seltener, das ist super schade. Entweder bin ich zu müde oder zu gefährlich. Aber heute bin ich friedlich. Leider auch etwas unkonzentriert, aber friedlich.
Montag, 19. Oktober 2020
Der Waldfeger
hier wird nicht gefeiert !
Der runde Geburtstag ist eigentlich ziemlich an mir vorbeigeschlichen. Ohne besonders Aufmerksamkeit zu beanspruchen. Und ich war ganz angemessen cool und lässig, den ganzen Tag lang. Das könnte auch daran gelegen haben, dass ich durch einen ganz speziellen Schlamassel auf Arbeit überraschend frei bekommen hab. Das war schön! Ein geschenkter freier Tag. Und den hab ich genossen, mit Mama-Filmen und Sofa und Tee und langem Frühstück. Herrlich!
Mittwoch, 14. Oktober 2020
sweet little nineteen
Und da bin ich schon wieder isoliert von der Außenwelt! Allerdings darf ich diesmal raus zum arbeiten. Ohne Kontakt zu anderen Menschen. Was für ein Spaß! Heute am Sonntag waren wir schon fleißig am Patienten umbestellen, es betrifft diesmal nicht nur mich sondern die ganze Belegschaft. Natürlich eine reine Vorsichtsmaßnahme, aber mit großen Auswirkungen.
Das bedeutet, die kommende Woche wird spannend. Nicht nur, weil der Alltag brutal unterbrochen wird, sondern auch , weil ich einen runden Geburtstag hab! Ich werd am Dienstag 50, stell dir das mal vor! Naja, wer rechnen kann: körperlich bin ich 95, geistig 30, im Herzen 25 geteilt durch drei = 50. Da kannste mal sehen. Damit muss ich eben jetzt arbeiten, aber glauben kann ichs nicht so recht. Ursprünglich wollte ich zu meinem fünfzigsten alle zum brunchen einladen, aber Corona grätscht dazwischen. Dann also nur normal essen gehen, zum Lieblingschinesen. Aber Corona grätscht dazwischen. Also muss mir der Bub Schinkennudeln kochen. Wer weiß, wann ich das nachholen kann! Es ist so viel nachzuholen!
Nichteinmal umarmen darf ich wen am Geburtstag. Das ist bitter.
Der Geburtstag vom Bub war dafür echt schön! Abends gings ins Hashi, dem Lieblingsjapaner. Lauter feine Sachen bestellt. Ich mag das ja, viele kleine "Tapas" zu kriegen, ist eigentlich viel spannender als nur ein Hauptgericht. Grade beim Japaner!
Mittwoch, 30. September 2020
Alte Schule altes Haus, ich danke dir
Ab jetzt sitz ich auf Kohlen! Ich komme grade zurück aus der Praxis, wo der 2. Abstrich genommen wurde. Da sehe ich meine Kollegen rotieren, mit hängender Zunge, und ich bin völlig weg vom Schuss. Hab zu Hause grade mal bisschen aufgeräumt und gesaugt. Und ein Nickerchen gemacht. Ich sollte mich schämen! Wenn das Ergebnis morgen schon kommt und wie erwartet negativ ist, bin ich sofort auf dem Weg zur Arbeit! Man hat ganz schlimm das Gefühl zu schwänzen, weil man ja keinerlei Symptome hat. Außerdem möchte ich morgen bitte den Bub umarmen, der wird nämlich 19 Jahre alt! Ein "Kindergeburtstag" ohne Mamaknutscher - wo gibt's denn sowas??
Gestern hab ich einen Bericht über den Neubau der Maria Ward Schule gelesen. Ich bin ja innerlich etwas zerrissen, weil ich meine alte Schule sehr gemocht hab. Jetzt ist sie abgerissen. Ausgelöscht. Alle Erinnerungen weggebaggert. Jaa ich freue mich für all die Mädels, die die neue tolle Schule gebaut kriegen. Soll ja super nachhaltig und modern werden. Die modernste Schule Bayerns, heißt es.
Schau: Neue Maria Ward Schlule
Aber nostalgisch wie ich bin, hängen meine Gedanken an den alten Räumen. Fing schon beim Schulweg an. Wenn man zum Haupteingang ging, musste man am Klosterbau vorbei, der damals mit Efeu überwachsen war. Frühmorgens haben da unzählige Vögel drin gezwitschert und das war schön! Da hab ich sogar den walkman ausgemacht. Kurz vor der Tür stand eine Marienstatue, die ich immer begrüßt hab. Im Eingang wurde man von Sr. Benigna begrüßt, indem sie mit Argusaugen aufgepasst hat, dass nur die reingehen, die rein dürfen! Wehe, ein Junge hat sich hierher verirrt, um seine Freundin direkt vom Klassenzimmer abzuholen - Sr. Benigna war ihm auf den Fersen und hat jeden männlichen Eindringling kurzerhand rausgeschmissen! Keine Chance. Und es haben etliche versucht!
Weiter zum Schulweg. Über große, blanke Fliesen ging ich die Treppe runter. Links nach oben war der Gymnasialbau, rechts nach unten gings zur Realschule. Ein langer Gang führte an den Sekretariaten vorbei, damals gab es die Aula noch nicht, dafür eine Glaswand, hinter der der Klostergarten angelegt war. Quadratische Beete mit lehrreichen Pflanzen. Rechts durch die Glastür gins zu den Klassenräumen, im EG die Grundschule, drüber die Realschule. Es gab alte Tafeln mit einem Schwamm, älter als der Böhmerwald. Besser als jede Impfung. Die Tische standen konservativ in drei Reihen hintereinander, dazu Holzstühle.
Die 5. und 6. Klasse verbrachte ich in hinteren Bau im Ergeschoss, das später das Büro der Realschulleiter wurde. Das Klassenzimmer war cool, weil komplett im Schatten und mit Blick auf die Innenhofwiese und Bäume. Einmal ging dort hoher Besuch vorbei - eine Schwester Oberin aus der Erzdiöz ..Diezi ... aus Bamberg, gefolgt von einer Schar aufgeregter Mitschwestern. Unsere Lehrerin Sr. Theodora war ganz hibbelig und weil Frühling war öffnete sie das große Fenster uns ließ uns ein Ständchen singen. "Ich ging durch einen grasgrünen Wald" - dreistimmig. Die Schwestern blieben stehen, hörten zu und freuten sich sehr. Das wiederum hat Sr. Theodora sehr gefreut und Mathe war dann garnicht mehr so schlimm.
Dieses Klassenzimmer war auch aus einem anderen Grund cool. Gegenüber führte eine Tür nach draußen und gleich rechts an der Wand hing ein Thermometer. Ab 27 Grad gabs Hitzefrei, also musste gegen 11 Uhr ständig jemand von uns aufs Klo, um rauszuschleichen und das Thermometer mit nem Feuerzeug etwas anzuregen. Wir wussten, dass Sr. Weißichnichtmehr dann draufschaut und sie hatte die Macht. Wenn es dann kurz nach 11 klopfte, brach spontaner Jubel aus und Sr. Habichvergessen stand lachend in der Tür "Um 11:15 Hitzerfrei!"
Bis man 12 war, durfte man in die Tagesbetreuung. Dann gab es ein Mittagessen im Speisesaal. Dieser Saal lag unter der Eingangspforte im Keller und wurde seit der Erbauung in den 60ern nicht mehr verändert. Da standen noch original 5-Freunde und Pucki-Bücher im Regal, Plastikpuppen mit gehäkelten Kleidern und Brettspiele, die nur noch an einem Hauch Karton zusammenhielten. Wir saßen an 6er Tischen und wenn du was trinken wolltest, musstest du den Becher hochhalten. Eine Schwester eilte dann mit der großen Zinnkanne herbei und schenkte einen undefinierbaren, leckeren kalten Tee aus. Die hielten wir in Bewegung, die arme! Aber anschließend halfen wir ihr, die Schnecken aus den Klöstergarten-Beeten zu sammeln.
In dieser Schule hab ich Nähen gelernt, Stricken, Steno, Charleston tanzen, Schreibmaschine und wie man mit einem zerstreuten Physiklehrer umgeht, der ununterbrochen plappert, uns zwingt von der Tafel abzuschreiben und gleichzeitig mündliche Noten vergibt. Wehe dem Mädchen, das eine Frage hat. "Herr Prelitsch?""Herr Preeelitssssch!!!" "HERR PREEEEEELITSCH !!!" ... "KARL!" - "Ja?"
Es war die einzige Schule, an der man Verweise kassieren konnte wegen Tragens zu kurzer Röcke. Es gab auch ab und zu eine Durchsage, dass man doch bitte die Schule nicht mit einem Badestrand verwechseln soll. Der gute Herr Schuster! Meine Freundin war ungeschlagene Meisterin im Verweise sammeln! Wir bewunderten sie alle. Und wenn wir regelmäßig in die hauseigene Kapelle gingen und /oder zur Beichte, legte uns Sr. Theodora ein Strickjäckchen um die Schulter, wenn sie der Meinung war, das Hemdchen war nicht züchtig genug. Ansonsten war Sr. Theodora ganz ok, mit ihrem Kleid konnte sie beim Völkerball prima den Ball einfangen! Und einmal durften wir ihre Frisur sehen, als Tanja ihr beim Rausrennen aus Versehen den Schleier vom Kopf gerissen hat. Sie lachte.
Ich vermisse sie. Und die ganzen Geschichten, es gibt noch so viel mehr! Und die Schule. Sie war alt, aber voller Charme und Seele. Dass muss der Neubau erstmal schaffen!
Montag, 28. September 2020
Mama schwappt über
Manchmal, wenn ich so vor mich hin denke, merke ich, dass ich ganz schön bescheuert bin.
Meist sitze ich dann im Auto, weil ich da ungestört grübeln kann, und hab das Gefühl, dass ich in meiner Nostalgie ersaufe, dass mein Mamaherz durchdreht und ich den Gedanken, dass die Kinder groß sind, fast nicht ertragen kann. Nein falsch, dass die Kinder nie mehr klein sein werden, das ist das Schlimme! So wie die beiden grade sind, knapp unter und knapp über 20, sind sie phantastische Menschen! Aber grade jetzt, wo ich in meinen Musik-Memoiren beim Kindergarten angelangt bin und die Rolf Zuckowski-Lieder runtergeladen hab, da trifft mich die Erkenntnis wie ein Baseballschläger voll in die Fr .. voll ins Gesicht! Die Zeit ist vorbei. Aus. Nie mehr. Nie mehr basteln, nie mehr spielen, nie mehr Kiddies baden, mit ihnen backen, Spielplatz oder ins Bett bringen. Damals hats echt oft genervt und ich hab mir vorgestellt, wie genial das wird, wenn die Kinder groß sind und selbstständig.
Klar ist das toll, aber die bleiben so, die werden nicht mehr 5 Jahre alt! Die werden sogar noch größer und noch älter und noch erwachsener!! Das liest sich jetzt, als hätte ich sie nicht mehr alle, neneee ich bin schon relativ intelligent. Aber ich vermisse die Zeit, als die beiden "Stups der kleine Osterhase" gebrüllt und im Schlafanzug im Garten Ostereier gesucht haben! Ich will wieder den Buggy schieben und die Windeln wechseln. Ich will Wolkenbäder machen und am Volksfest winkend am Kinderkarussell stehen.
Es gibt einen song, der den Nagel auf den Kopf trifft. Wenn ich so schlimm in Nostalgie versumpfe und dieses Lied höre, sind alle Schleusen offen und ich heule Rotz und Wasser! Natürlich im Auto. Die Fußgänger, die an mir vorbeigehen, schauen immer ganz komisch.
Aber wenn das Herz überschwappt vor Liebe, was willste da machen?
und außerdem ... vielleicht bin ich ja irgendwann mal eine Oma und dann !!!!!!!!!! *lach
Sonntag, 27. September 2020
Sabinchen und die Musik 10
Wenn der Nachwuchs angekommen ist, hat man keine Zeit mehr. Für nix. Und deswegen sinkt die Aufmerksamkeit gegenüber der aktuellen Musik erstmal rapide ab. Als frische Mama achtest du nicht darauf, was du hören möchtest. Wann auch, du hast ja eh keine Zeit. Da läuft höchstens mal das Radio in der Früh, wenn du das Fläschchen machst. Und den Kaffee. In der Reihenfolge. Ein paar einzelne songs schnappt man so zwischendurch auf. Zum Beispiel das neue Lied von den Ärzten Männer sind Schweine. Oder Sasha If you believe. Wenn die Omas und Opas mal auf die Zwerge aufgepasst haben, sind wir ausgegangen. Da wird die Kellerkneipe zum Abenteuer!. So kostbar. Da hörste dann ein bisschen Erwachsenen-Musik, Bad touch von Bloodhound Gang mochte ich, Pretty fly for a white guy von The Offspring, American Pie von Madonna und Can't get you out of my head von Kylie Minogue. Im Spaßzelt von Rock im Park hab ich zum ersten mal It's my life von Bon Jovi gehört. Das war so richtig gut, das ganze Zelt hüpfte auf und ab und ich hatte richtig doll Spaß! Da war ich so Ende 20/Anfang 30. Man sieht ja die Vergangenheit immer etwas verklärt, aber ich denke, zu der Zeit war ein fach alles in Ordnung. Job save, Beziehung save, Familie save. Geld hatte ich wenig aber es ging. Schöne Zeit.
Ich erinner mich sehr gern an meine Anfänge als Mami. Obwohl ich super unsicher war, weil man grundsätzlich der Überzeugung ist, alles falsch zu machen, was man falsch machen kann. Vor allem, wenn man die anderen Mamis so hört. Totale Verunsicherung! Die anderen wussten irgendwie immer auf allen Gebieten Bescheid, aber sowas von! Klamotten, Nahrungsmittelzusätze, Babytees, Baby-Massage-Techniken oder die aktuellen Charts der Babyhitlisten! *lach Ich tauchte ein in die Welt der Kinderlieder!
Wisst ihr was die Bienen Träumen ? Wer hat die schönsten Schäfchen? Der Mond ist aufgegangen
Und du singst es gern! Du siehst dein wunderbares Baby an und singst. Der führende Sieger der Kleinkind-Lieder ist ungeschlagen Detlev Jöcker. Zumindest damals.
1-2-3 im Sauseschritt aramsamsam aramsamsam Dicke rote Kerzen Alle Leut
Aber dann, spätestens wenn der Kindergarten losgeht, ist's vorbei mit Duziduzi, dann kommt der Meister himself: Rolf Zuckowski! Und singt sich für die nächsten 5 Jahre in dein Bewusstsein. Du hörst es überall - zu Hause, im Auto, im Kindergarten, auf Geburtstagspartys, bei Sommerfesten und sogar noch in der Grundschule. Wenn du Kinder hast, führt kein Weg an Rolf Zuckowski vorbei!
Hausarrest
Ich komm mir vor wie eine Aussätzige. Auf was man alles achten muss, wenn man in Quarantäne ist. Wir desinfizieren alles! Echt alles, jeden Griff, jeden Pfannenstil, die Fernbedienung - alles. Aber schlimm ist der Abstand, den ich einhalten muss. Vor allem, wenn Tochter vorbeikommt. Das war vielleicht unheimlich! Da ich zum Geburtstagsessen nicht mitgehen kann, wollte ich vom Hausflur aus winken. So komisch, wenn man sich dem Kind nicht nähern darf. Hat mich ein bisschen überfordert.