Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
Mein Refugium. Meine Höhle. Mein Ventil. Viel Spaß!

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Freitag, 28. August 2020

Abenteuer Gartenparty

 Hallöle, es ist Ende August, ich hab Urlaub, es ist nicht mehr heiß - das reicht für ein fettes HURRAH!!

Bis jetzt genieße ich  meinen Urlaub sehr, angefangen hats mit der Einladung von Ex-Kollegin G., die ihre Hochzeit nachfeiern wollte. Und gleich, nachdem ich die Einladung auf whatsapp erhalten hab, gings in meinem Kopf los. Für und wieder und ob oder ob nicht und wenn ja was dann oder was wenn nein? Anstrengend. Ein introvertierter Mensch zu sein ist wirklich mühselig. Andere jubeln einfach drauf los und fahren hemmungslos dahin. Aber ich hadere wieder tagelang mit mir selbst. Schließlich bin ich überredet und überzeugt, es tut ja auch der Kollegen-Gemeinschaft gut. 

So schäle ich mich aus meiner Kompfortzone und fahr los nach Landsberg am Lech. Schöne Fahrt, ich mag das ja, alleine im Auto mit meiner Musik. Aber dann kommt man auch irgendwann an, muss die entspannte Fahrt beenden und sich ins Getümmel stürzen. Da steh ich dann, weiß nicht wohin mit mir und mit meinen Händen (meine Hose hat dummerweise keine Taschen) und bin zutiefst verunsichert. Die Kolleginnen sind hemmungslos, machen 6 Flaschen Ficken nieder und sind anschließend noch viel hemmungsloser. So hab ich die noch nie gesehen, war lustig! Ich trink mein Wasser, ich will ja später wieder heimfahren. Wild entschlossen versuche ich, smalltalk zu halten, während die Ex-Kollegin G. singend und frohlockend durch die Reihen tanzt "meine Mädels! Meine Mädels!" 

Ich geb zu, dass es lustig war. Und auch nicht schlimm. Der Kuchen (es standen ja fast 10 verschiedene Kuchen zur Verfüfung) war super lecker und später, hieß es, käme noch ein Spanferkel an. Davor hat es mich ein bisschen gegraust. Meine Doppelmoral lässt mich zwar schon lecker Schweinebraten essen, aber einem gegrillten, ganzen Tier ins Gesicht zu schauen, das macht mir Unbehagen. Und dann kam es, das Ferkel. Ein Babyschwein, das für uns gestorben ist und jetzt in einem Stück vor uns liegt. Der Caterer wetzt die Messer und alle stellen sich an. Zum Glück dreht er die Platte, als ich an der Reihe bin. Und ich kann mein Gewissen etwas beruhigen, weil es mich nicht anklagend ansieht. Wir essen und es ist - leider geil! Richtig lecker! Aber mit leicht fadem Nachgeschmack.  Nur die Semmelknödel mit Soße und Salat hätten's auch getan. 

Die Kolleginnen kaspern durch den Garten und ich warte, bis es dunkel wird. Dann werden Bierbänke um die Feuerschale gestellt und es wird kuschelig. Bis der Wunsch nach 90er-Musik laut wird. Nach Mr Bombastic und Maccarena raffe ich mich auf und verabschiede mich. Ex-Kollegin G. hat sich echt Mühe gegeben und so viel Arbeit!! Das muss ja alles organisiert werden und aufgebaut und später wieder abgebaut .. Respekt vorm Dampfschiff! Sollte man nicht vergessen.

Die Heimfahrt war sehr angenehm. Wenig los auf der Straße und endlich gute Musik! (lach) allerdings hat sich Bärbel, das Navi, gleich nach dem Start verabschiedet. Die Batterie wäre leer. Natürlich hab ich kein Ladekabel dabei und so wage ich das Abenteuer "Heimfahrt ohne Anleitung". Ging auch erst ganz gut, aber dann taucht in der Nähe von Augsburg wie aus dem Nichts eine Nebelwand auf. So dicht, dass ich auf der Bundesstraße nur noch 50 fahren kann. So plötzlich wie sie auftaucht ist,  verschwindet sie wieder, die Nebelwand und just in dem Moment, als ich wieder klar sehen kann, sehe ich, dass ich fröhlich an der Abfahrt Richtung Nürnberg vorbeirausche! UAH! So, ich bin schon groß und schaffe das. An der nächsten Ausfahrt fahr ich raus und befinde mich in einem Indurstriegebiet. Ich fahre und fahre in der Hoffnung, ein Hinweisschild zu finden. Ich fahre weiter und fahre durch einen Wald, durch Feld und Wiese und wieder durch einen Wald, alleine in der Finsternis. Dann endlich eine Ortschaft, die beiden Schilder die ich sehe lenken mich nach "Schnarchtal" links oder "Schlafmützhausen" rechts. 

Entscheiden Sie sich jetzt! Ich fahre noch ca 30 Minuten über Äcker und durch die Wälder bis ich endlich einen Hinweis auf die B2 sehe. Himmel sei Dank! Und dann rausche ich entspannt auf der richtigen Straße Richtung Heimat, höre vor lauter Freude "Zombie" von Bad Wolves in Dauerschleife - was sehr intensiv kommt - und bin um halb zwei daheim!

Hat sich gelohnt





















Mittwoch, 12. August 2020

Das Tor zur Hölle

 Eigentlich war ich am Wochenende wild entschlossen, im Laufe dieser Woche zu kapitulieren. Das Wochenende hat mich völlig außer Kraft gesetzt mit Temperaturen bis 35 Grad, da lag ich tatsächlich nur auf dem Sofa rum und hab geatmet. Unfassbar, ein ganzes kostbares Wochenende für die Katz, verlorene Zeit, Leid und Elend. Ich oute mich hier als Sommerhasser, meine Wohlfühltemperatur liegt zwischen 10 und 20 Grad. Alles was drüber ist, ist heiß. Und heiß ist voll doof! 

Es gibt schon Leute, die bei solchem Wetter nur raus wollen und sich an irgendwelche Seen legen, ins Freibad gehen oder sich einfach draußen aufhalten. Das ist nicht meine Welt. Wenn ich mich an einen See legen würde, wärs das gewesen. Ich würde da jämmerlich verenden weil ich nie mehr hochkommen würde. Ich glaub, zuletzt auf einem Boden mit 20 Jahren gelegen zu haben, schöne Grüße an den Ischias! Draußen würde ich direkt verbrutzeln, die Haut würde Blasen werfen und das Tor zur Hölle würde sich öffnen. Ununterbrochen nassgeschwitzt mit einer Sonnenallergie - ich wüsste da schönere Dinge für mich. Als echte Gloria geht man auch nicht ins Freibad - es sei denn, man hat Alibikinder oder -enkel dabei, dann ist man für Idioten unsichtbar. Ansonsten tu ich mir das doch nicht an!

Und die folgende Woche wollte genauso unerträglich heiß werden wie dieses Wochenende des Todes. Herzlichen Glückwunsch.  Dann prügel ich mich in die Praxis, ertrage mein saunaähnliches Minikabuff, eine wahre Flut an Patienten und Aufträgen und boxe mich durch den Tag. Vier Masken weiche ich durch im Schnitt. Abends kann ich nicht mehr laufen und muss den Bub zum einkaufen schicken. Ich bin platt. Aber, ich hab bis jetzt durchgehalten und ich finde, das sollte honoriert werden! Vielleicht klopfe ich mir nachher noch selber auf die Schulter. Und heute Abend gibts ein Dolomiti-Eis! 


                        

Sonntag, 9. August 2020

This is Nürnberg

 

~Nürnberg, liebstes Nürnberg mein, we will ever zusammen sein~
When you go to Aldi Süd and the Mittagshitze glüht
On a Friday im August obwohl you have gar keine Lust
Kartoffeln, Kaffee will you buy und a weng Salat dabei
on the Parkplatz mords Gedränge, all the people will ne Menge
Sachen kaufen for the weekend - than you know, there is a legend
a Nürnberg thing, a fine, so well - weil you can vor’m Aldi smell
the very unvergleichlich Duft - of Lebkuchen, der zu dir ruft:
This elend, it will have an end, the Winterzeit, that Hoffnung send
dass the Hitze bald will go - this Glück ist nur in Nürnberg so!
~Nürnberg, liebstes Nürnberg mein, we will ever zusammen sein~

Freitag, 7. August 2020

Sabinchen und die Musik 7

 Ehrlich ich war entzetzt! Meine ganze Welt war erschüttert, auf einmal konnte ich nicht mehr ertragen, was mir da um die Ohren flog. Acid house. Acid Techno. Techno. Tod. Die Mädels auf den kommenden partys kreischten plötzlich "hihihi aciiiied! aciiiiied!" Dachte ich bin im falschen Film.

Meine schöne, konstante, wunderbare Musikwelt fängt an zu wackeln. Und das konnte ich nicht zulassen. Also ziehe ich mich vom allgemeinen mainstream immer mehr zurück und tauche unter in meinem geliebten Rock und den Oldies. Da fühl ich mich wohl, da kann mir keiner was Böses. Ich entdeckte Metallica für mich "Enter sandman" und ACDC mit "Thunderstruck". Herrlich! In einem Rockschuppen wie dem Metal Mania zu sitzen und in solchen songs einzutauchen, das war absolut meine Welt! 

Ich ging immer öfter ins Kraftwerk. Das wurde meine neue Anlaufstelle fürs Wochenende. Viele meiner Bekannten gingen ins Kraftwerk, auch die, die ich erst viel später kennenlernte, waren am Wochenende im Kraftwerk! Witzigerweise hatte jeder seinen eigenen "Stammplatz" , die einen hinten links, die anderen vorne vor der Tanzfläche und ich rechts am letzten Tisch. Und zu trinken gab es immer Jever. Jever ist mein Kraftwerkbier! Es war dunkel, es gab viel Holz, ein riesengroßes Wandgemälde von einem pink floyd cover, ein cafe im 1. Stock und richtig, richtig gute Musik! Genau meins!

Typische Kraftwerk-Musik:  

The Stroke von Billy Squier       No Smoke without fire von Bad Company

Pour some sugar on me von Def Leppard          Turbo Lover von Judas Priest

Livin' on the edge    I hate myself for loving you von Joan Jett     Livin on a prayer von Bon Jovi

Ich hab auch ziemlich viele Lieblingslieder unter den langsamen Schmusesongs gehabt. Das waren aber größtenteils Stücke, die mich an schlimme Zeiten erinnert haben, Liebeskummer und sowas. Deswegen entstanden Mixtapes mit Namen Frustmix. Frustmix 1, Frustmix 2, Frustmix 3 ... Kassette einlegen, ins Leere starren und den Tränen freien Lauf lassen! 

Zum Beispiel das hier: Silent lucidity, Queensryche. Ich seh mich in meinem Kinderzimmer, den Teddy im Arm und die Gedanken weit weg, total traurig. Ich weiß heute nicht mehr, warum ich so traurig war aber ich weiß noch , dass ich geweint hab. Ein ganz schlimmes Frustlied ist auch The head and the heart, Chris de Burgh. Der 1. große Liebeskummer! Also der ganz, ganz große. Wegen MOFL (meine große Ostsee Ferienlager Liebe) Das war ganz schlimm, nach 5 Jahren Beziehung und vielen ON/OFF's die endgültige Trennung, als ich 19 war. Ich wurde abgesägt und hing dann in meinem Kinderzimmer völlig durch! Ich erinnere mich an viele Nächte, in denen MOFL und sein Freund Obi plötzlich vor meinem Fenster standen! Dann saß ich im Nachthemdchen am Fenster und die beiden unten, an ihrem Kadett und flirteten mit mir. Das gefiel mir natürlich - fühlte mich total begehrt! Und die blöde Nachbars-bitch hat das auch mitbekommen! Im Autoradio lief da übrigens BAP, die beiden waren große fans. Und Cat Stevens. Und Chicago. If you leave me now, Hartd for me to say I'm sorry oder You're the inspiration bringen mich heute noch zum weinen, ganz spontan. Genauso wie In the air tonight, Phil Collins und - ganz schlimm - Mercystreet, Peter Gabriel.

Es gibt eine Menge guter, intensiver songs, die unter die Haut gehen und Erinnerungen wecken. Lieder, die einen berühren und die es schaffen, dass die Tränen laufen. Das Gefühl, dass man beim ersten Mal hören hatte, bricht mit voller Gewalt über einen herein. Wie eine Flutwelle. Und du bist hilflos, du kannst dich nicht wehren und fühlst wieder genau das selbe, siehst die selbe Situation und die gleichen Menschen, die dazu gehören. 

Das ist auch ok so. Wichtig ist nur, dass die diese Woge der Erinnerung nicht von den Füßen haut.







Sonntag, 2. August 2020

Grillfest

Wild entschlossen war ich! Bis Donnerstag Abend. Ich hab zugesagt, hab "JA" angekreuzt und damit ist das fix. Und dann kam der Wetterbericht und hat über 30 Grad prophezeit. Ich hab angedeutet, dass ich so ne Hitze nicht aushalten kann und den Kollegen versprochen, mich am Freitag zu melden.
Mal sehen wie's mir geht, wie ich die Hitze pack.
Am Freitag stehe ich extra früh auf, damit ich noch alles für den Salat einkaufen kann, vorbereiten und Haare waschen wollte ich auch noch. Kopfweh. Beim Frühstück fallen mir 5x die Augen zu. Na gut, ist kurz nach 7 Uhr, ein Stündchen legste dich hin, dann gehts dir besser.
Um kurz vor 12 wache ich auf. Mörderkopfweh. Hitze. Ich schau auf die Salatbox, die ich extra für meinen griechischen Salat gekauft hab, zum mit hin nehmen. Sogar ein Kartenspiel hab ich gekauft, "Seuchenquartett".
Und jetzt das. Was soll ich tun? Klara, die grundgute Stimme hinter meinem linken Ohr sagt
"komm stell dich nicht so an, wirf zwei Dolormin ein und ab zum Rewe. Du geht mit, ist doch klar! Hallo? Grillfest?"
Gleich kontert die fiese Stimme Jürgen hinter meinem rechten Ohr
"vergiss es, sag ab! Wozu hinquälen und da dann ausharren, bis du endlich wieder gehen kannst? Die merken gar nicht, dass du fehlst! Gönn dir!"
Dann versuche ich zu visualisieren. Das Partyhaus der Gastgeberin, den See - Heimat von Millionen Mücken, die Herren Ärzte am  Grill und überall lachende Püppchen und Feen, die sich ein Stickjäckchen mitgenommen haben für Abends, wenns dann kühl wird.
Ich geh ins Internet und suche die Seite Ich-kann-mich-nicht-entscheiden-de. Soll ich oder soll ich nicht?
Die Seite sagt NEIN. Moment, das gilt nicht ich war nicht vorbereitet. Ich formuliere im Geiste die Frage
Soll ich zu dem Sommerfest gehen? - NEIN
best of three - NEIN

Ich bin fix und fertig. Dann geh ich kurz in den Garten, Lage checken. Scheiß heiß!
Ich werfe Dolormin ein und mit einem unfassbar schlechtem Gewissen sage ich ab. Ich denke an die Kollegen, wie ich sie hängen lasse. Dann leg ich mich wieder hin und schniefe ein bisschen rum.
Tochter meldet sich für später an.
Als sie abends kommt, fühl ich mich ein bisschen besser. Ich schiele zur Uhr an der Wand - jetzt sollte ich die Azubine abholen und losfahren ...
Tochter erzählt und ich entspanne mich . Wir diskutieren beim Abendessen weiter, zusammen mit Papa und kommen tatsächlich an Hintergründe und Lösungswege, was uns alle drei sehr freut!
Da wusste ich es!
Und spätestens, als mich Sohn um Mitternacht per sms bittet, ihn vom Filmabend bei Freunden abzuholen, da wusste ich es ganz sicher -
es war richtig, dass ich daheim geblieben bin! Auch wenn's mir echt leid tut und ich mir wie ein Verräter vorkomme, aber die ganze Familie hatte einen Vorteil davon und das zählt.





Samstag, 1. August 2020

Sabinchen und die Musik 6

Das Brown Sugar wurde zu meiner zweiten Anlaufstelle. Neben dem Lollypop war das ein Ort des reinen Wohlfühlens! Ich tendierte immer mehr zum Rock und zum Hardrock, ich fand die Musik toll, die Leute, die langen Haare und die Klamotten! Schön Schwarz, viel Leder, passt!
Aber den Oldies bin ich, genau wie den Ärzten, immer treu geblieben, obwohl sich die Ärzte 1988 vorerst getrennt haben. Da war ich noch auf einem Konzert, hab da anschließend hinter der Halle gewartet und zur Belohnung von Bela B. einen kleinen Kuss gekriegt!
(das erzählt sie jedesmal weil sie sich gar nicht mehr einkriegt vor lauter Stolz ...)
In meinem Bugily, einem roten VW Käfer, liefen lautstark Mixtapes voller Oldies oder Rockmusik, ich bin da wirklich voll drauf eingestiegen. Als Autobesitzer wird man auch automatisch zum Gruppenfahrer erkoren und darf somit auch die Musik bestimmen. Auf der Fahrt vom Lollypop zur Party lief dann sowas wie hier, das hab ich noch in den Tiefen des Schranks gefunden:




Und wenn ich von einem Hardrockschuppen zurück zum Brown Sugar zum "Abschluss-Cappo mit Fußbad" gefahren bin, klang das das hier aus dem Bugily:


"No one like you" - Scorpions

"Bad Medicine" - Bon Jovi

"Were not gonna take it" - Twisted Sister

"Welcome to the jungle" - Guns'n'Roses

"Paranoid" - Black Sabbath

"Hells Bells" - ACDC

"Here I go again" - Whitesnake

"Run to the Hills" - Iron Maiden

"Pour some sugar on me" - Def Leppard

 und ganz besonders "Anno Mundi" auf der LP Tyr von Black Sabbath!


Mit der einen Freundin hörte ich im Käfer ein bisschen schwarz angehauchtes wie The Cure,
Sisters of Mercy und Ann Clark (Our Darkness), Joy Division, und ich liebte Phillip Boa!

Mit der anderen Freundin hörte ich Foreigner, Hooters, Judas Priest, Police oder The Pogues




Da hab ich mich eigentlich immer nach den Leuten gerichtet, die bei  mir im Bugily mitfuhren. Aber ich hatte Spaß dran, hab nichts gehört, was mir nicht gefallen hat!
Und da gabs einiges.

An einem Freitag Abend in 1989 waren wir in einer Erlanger Kneipe, es gab richtig gute Rockmusik und wir hatten so einen Spaß, dass wir am nächsten Tag wieder hin wollten.
Und so sitzen wir am Samstag wieder in dieser Kneipe und von einer Minute auf die andere wechselte die Musik. Von jetzt auf Gleich ist meine Welt zusammengebrochen, das Grauen überkam uns, wir verließen das Lokal fluchtartig.

Denn der Dj spielete, zum ersten Mal .... Acid House! 




Mittwoch, 22. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 4 1/2

ungefähr um 1984 traf ich auf Doris. Und die hörte zu Hause immer einen amerikanischen Radiosender. "American Top 40!"  Das fand ich interessant und hörte mit. Wir zündeten Räucherstäbchen an und sie erklärte mir, dass Wasser gesünder ist als Limo. Sie erklärte mir so einiges. Doris war im Herzen 20 Jahre  und wusste Bescheid! Ich war 14 und wusste nichts. Nachmittags in Doris' Zimmer Radio an.

So machte ich Bekanntschaft mit "Sea of Love" von The Honeydrippers
                                                  "Eye in the Sky" von Alan Parsons Projekt
                                                  "You're the inspiration" von Chicago
                                                  "The boys of summer" von Don Henley
                                                  "Careless Whisper" von Wham
                                                  "Stranger in Town" von Toto
                                                  "The heat is on" von Glenn Frey
                                                  "Talking in your sleep" von The Romantics
                                                   "Gold" von Spandau Ballet
                                                   "The boxer" von Simon and Garfunkel
                                                   "Sad Lisa" von Cat Stevens
                                                   ...

und ich weiß heute noch nicht, wie man diese Musik beschreiben könnte. Als Pop?
Schwerpunkt Chicago, Alan Parsons, Pink Floyd und Cat Stevens .. ich glaube, das war der Sommer 1984, der Sommer mit Doris, die zwar gleich alt war wie ich, mir aber um Längen voraus. In allem!
Ein sehr aufschlussreicher Sommer! Und immer wenn ich Chicago höre, denke ich an Doris

Sabine mit 14 - unschuldig und naiv
14 Jahre - naiv und unschuldig.
und das Pony Pascal
💙




Sabinchen und die Musik 5

Die 80er werden von mir bewusst ganz intensiv behandelt, weil das einfach mein Jahrzehnt war. Es wurde so viel gute Musik rausgebracht, da reicht ein Mausloch eigentlich garnicht aus. Die Musik hat sich auch verändert, die Neue Deutsche Welle war gestorben, Lieder wurden cooler genauso wie die Mode und die Kneipen. 1988 gab es so viele Bars/Bistros, die einem den Blue Curacao im grellen Neonlicht beleuchteten.
Die Kellerdisco vom Komm bestand nur aus blanken Betonwänden, Heizungsrohren und gelangweilt dreinblickenden 17jährigen. Die waren aber garnicht gelangweilt, die tun nur so! War wichtig!
Die Schere zwischen den verschiedenen Genres was Kneipen und Discos betrifft klappte immer mehr auf.
Es gab, wie gesagt, die coolen Popperbistros und Clubs die dich mit Milli Vanilli, Salt'n'Pepa, Blue System und Yello beschallten, dann gab es jede Menge Rockkneipen, meist im Keller, weil es da eh gemütlicher war. Nürnberg war voll davon, was für eine schöne Zeit! Quattro Set, Groovy, Star Club, Rock Cafe, Brown Sugar, Landwehrkeller, Metal Mania, Dröhnland, Kraftwerk, das Boot mit den besten Tortellini der Stadt ... es ist ein Jammer, wenn man bedenkt, dass von all der Kneipenpracht nur eine einzige überlebt hat - das Brown Sugar.


"Bad medicine" von Bon Jovi, "Rhythm of Love" von den Scorpions, "Welcome to the jungle" Guns'n'Roses, "Here I go again" Whitesnake, "Pour some sugar on me" von Def Leppard, und der Hammer "Child in time" von Deep Purple! Das musste dir geben, 10 Min, ganz laut nach einer Party auf dem Sofa von jemand mit einem gewissen Pegel und den richtigen Leuten! Kommt gut.

Aber soweit bin ich eigentlich noch gar nicht, ich komme frisch von der Tanzschule und betrete mein zukünftiges Wohnzimmer - das Lollypop! Ein kleines Cafe in Nürnberg Wöhrd mit den damals typischen schwarzen Bistrostühlen, runden Marmortischen, einer Bar, einem Haufen Schnickschnack an den Wänden, einem langen Gang zu den Toiletten und Spielautomaten und der Treppe, die in den 1. Stock führt, wo der Billardtisch in Gerd's Wohnung stand. Eine wahre Schande, dass es keine Fotos vom Lollypop zu geben scheint! Das Lollypop unterschied sich von allen Popper- oder Rockerkneipen, das Lollypop war ein Oldie-Cafe! Ramerlamerdingdong schalmeit es mir um die Ohren. Und ich fing sofort Feuer!
Sabine, das Mädchen das in Flammen stand! Bi-Bob-A-Lula und Sweet 16 Baby! Ich fand's großartig! Ein paar Teds waren auch immer da mit ihrer Lederjacke und der Tolle, ansonsten war das Publikum gemischt. Frank und Oli waren Punks, Stefan ein Rocker, Baily-Oli mit der rosa Locke, Anouschka war Popperin und ich irgendwo dazwischen. Von da an war ich so oft ich konnte im Lollypop! Samstags wurden Spiele veranstaltet, war immer lustig, es war auch immer jemand da, den man kannte. Stammpublikum.
Immer wieder rief einer in die Menge "Wir fahren nach Erlangen ins Dock 7 - wer fährt mit?" oder "Hausparty beim Micha, wir starten um neun" und du hast dich einfach drangehängt, wenn du Lust dazu hattest. Nachmittags wurde viel Backgammon gespielt (ich kanns immernoch nicht) oder der Tetrisrekord von Sonja geknackt. Mit der Zeit lernte ich die Golden Oldies auswendig und der ganze Laden hat lautstark mitgesungen bei "O Carol" von Neil Sedaka, "The wanderer" von Dion oder "Diana" von Paul Anka. (Vielleicht auch ein Grund, warum das Lollypop geschlossen wurde - mitten in der Wohngegend)
Ich entdeckte auch die Stray Cats, und somit die feine Differenzierung zwischen Rockabilly, Psychobilly und New Wave. Zu Wave zählte ich Stücke wie "Love is a shield" von Camouflage, "Tainted Love" von Soft Cell (Staubsaugertanz, hahaha) und Depeche Mode oder The Cure.



Irgendwie schwappte auch etwas Wave in die songs meiner geliebten Ärzte! Auf der LP "Ist das alles" fanden sich songs wie "Mysteryland", "Alleine in der Nacht" oder "Wie am ersten Tag". Aber auch Sachen wie "Buddy Holly's Brille", "Gehn wie ein Ägypter", "Du willst mich küssen" und "El Cattivo", was den Fun Punk herauskitzelte.  DÄ waren immernoch ungebrochen meine Lieblinge!

Die Ärzte 1988

Noch hatte ich Interesse an den aktuellen Hitlisten. Neben den Oldies, Wave und Rock mochte ich Stücke wie "Dirty Diana" von Michael Jackson, "True Blue" von Madonna, "A Groovy kind of Love" von Phil Collins, "The Look" von Roxette und auch ich tanzte wie wild Lambada.
Aber mein Geschmack schien sich langsam zu bündeln, weg von den Charts und hin zum Rock.
Wir gingen immer öfter ins Kraftwerk und ins Brown Sugar, das ergab sich einfach so. Außerhalb Nürnberg gab es so schöne Rockschuppen! Und sind wir mal ehrlich - so sexy die bad boys der Rockabillyszene waren - so ein hübscher Rocker mit langen Haaren sticht die doch alle aus! Ich entdeckte meine Vorliebe für Kerle mit langen Haaren - aber das tut hier nichts zur Sache.

Hihi

Metal Mania - Sammelstelle der hübschen Rocker




Montag, 20. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 4

Jetzt geht's lo-os!
Zusammen mit meiner Freundin stehe ich vor den Toren der Tanzschule, frischgebackene 16 Jahre und furchtbar nervös! Es war 1986 durchaus üblich, mit 16 einen Tanzkurs zu machen, da wars rappelvoll mit Teenies, die alle nervös waren. Innerhalb der ersten 15 Min wusste ich, das ist mein Ding! Tanzen viel mir leicht, machte gleich Spaß und man konnte - nein man musste (!) sich an ganz viele verschiedene Jungs randrücken!
*die Autorin kichert nostalgisch
Herrlich! Einen Haufen Leute kennengelernt, vor allem, weil jeden Samstag Tanzparty war. Auf zwei Ebenen, im offiziellen Tanzsaal wurde standard getanzt, unten im Keller "freestyle". Und da unten waren die coolen Kids, logisch! Während man oben zu Bananarama "Venus", The Bangles "Manic Monday" oder - OMG - Modern Talking "egal was" seinen Tanzpartner über die Fläche schubste, hörte man unten ganz andere Töne. Ich glaub zum ersten Mal wurde ich mit Bands wie Bon Jovi, Van Halen, ACDC, KISS und ZZTop konfrontiert und fand es sehr spannend! Das war ganz anders, irgendwie viel cooler und vor allem die Leute, die dazu tanzten waren auch irgendwie cooler. Ich fand's voll stark! Und so hüpfte ich zwischen den Musikwelten Keller und Tanzfläche hin und her. Ich hörte oben die Pet Shop Boys und unten Alice Cooper. Toll!
Natürlich wusste ich, dass zwischen Poppern und Rockern nicht die engste Freundschaft bestand, aber ich mochte mich nicht für eine Seite entscheiden, ich hab mich den Leuten angepasst, mit denen ich gerade zusammen war. Je nach Laune! Insgeheim fand ich die Rocker aber viel lässiger.
Und dann traf ich einen Punk!
Damals waren U-Bahn Verteiler voll davon. Und in der Sammelstelle KOMM in Nürnberg waren fast nur Punks anzutreffen. Später hab ich mich auch mal reingetraut, aber mit 16 bin ich staunend an den seltsamen Typen vorbei gelaufen, hab mich anbetteln lassen und war voller Ehrfurcht! Die fand ich so mutig mit ihren Klamotten und den Haaren, hatte aber noch keinen Plan, was dahinter steckt.
Aus ihren Reihen schallte auch Musik, ganz andere. Ich mochte aber manche Stücke, hatte nur keine Ahnung, von wem die Musik war.
Ich kann heute auch nicht mehr nachvollziehen, wie ich Madonna, Van Halen, Sexpistols und George Michael unter einen Hut kriegte. Ich war verwirrt.
Und bastelte mir dementsprechend verwirrte Mixtapes.

Seite A

1. Papa don't preach von Madonna
2. When the going gets tough von Billy Ocean
3. In the Army now von Status Quo
4. Touch me von Samatha Fox
5. Why can't this be love von Van Halen
6. Absolute Beginners von David Bowie
7 Du willst mich küssen von Die Ärzte
8. Final Countdown von Europe
9. You give Love a bad Name von Bon Jovi
10. Sledge Hammer von Peter Gabriel


gruselig, die Mischung, oder? Ich hörte alles wild durcheinander und war glücklich dabei.
Die Ärzte hatten ein neues Album rausgebracht. "Im Schatten der Ärzte", das für mich wichtigste Album, ich sog die songs auf wie ein Schwamm!
"Du willst mich küssen" "Ich weiß nicht ob es Liebe ist" "Wegen dir" Alles" "Käfer" und  "Dein Vampyr" - da war ich mir ganz sicher, dass das meine Musik ist! Dieses Album hat mich tatsächlich erfüllt, auch wenn das blöd klingt. Ich bin abgetaucht und dort geblieben. Mit MOFL (siehe Sabinchen und die Musik 3) gab es zwar einige Probleme, schon allein wegen unfassbarer Eifersucht, aber die Liebe zu den Ärzten hat uns verbunden!


Die Tanzstunde war irgendwann aus und gleich ums Eck war eine kleine Kneipe. Mittels Gruppenzwang hab ich mich breitschlagen lassen, bin ich mitgegangen, betrat die Kneipe, inhalierte die Atmosphäre und wusste - ich bin daheim! *lach
Willkommen im Lollypop!


Abschlussball 1986


Donnerstag, 16. Juli 2020

Drama-Queen

Wie nennt man jemand, der immer erst ein riesen Theater veranstaltet und rumnölt und jammert und sich erstmal drücken will, bevor er sich dann doch überwindet und es am Ende eigentlich ganz gut fand?
So jemand bin ich! Bevor ich wo zusage, überlege ich ganz viele Problematiken.
Ist das was für mich? Wollen die mich überhaupt dabeihaben? Pass ich da rein? Muss ich da viel laufen? Schaffe ich das? Will ich das? Ist das mit all meinen Gebrechen kompatibel? blaaablaaa und so weiter. Ist immer das Gleiche. Ich hab mich heute überwunden und ein fettes "JA" auf dem Zettel angekreuzt. Frau Dr S lädt zum alljährlichen Sommerfest ein und davor graut mich schon das ganze Jahr. Sommerfeste! Ein gesellschaftliches Übel.
Was ist ein Sommerfest? Du gehst da hin und stehst erstmal dumm rum. Meistens ist es heiß, du schwitzt ganz fies und du suchst einen Platz für deine Salatschüssel. Dann stehst du wieder dumm rum. Dann kommt der endlos lange Teil mit dem smaltalk. Blabla ja gut hergefunden bla das Wetter bla letztes Jahr auch so heiß bla aber davor hats geregnet bla ja der ist auch da bla .... bis  du dann endlich aufgeräumt bist und an einem Tisch sitzt - dann musst du gleich wieder aufstehen und dir was zu essen holen. Wenn du Pech hast sitzt du so ungünstig, dass du erstmal alle anderen raus bzw reinlassen musst.  Dann isst du und ab da überlegst du, wann der richtige Zeitpunkt da ist um dich weg zu schleichen. Allerdings musst du dich von allen verabschieden und erklären, warum du so früh wieder gehen willst ...
Nein Sommerfeste sind nicht mein Ding.
Aber, nachdem ich jetzt echt oft abgesagt hab, ist es mal wieder fällig, schon allein wegen des Anstands. Und Kollegin U ist genauso drauf wie ich - das baut auf!

Gestern war Mittwoch, halber Tag in den Arztpraxen und wir haben geplant, ins Wonder Waffel zu gehen, Schwupps fange ich an, rum zu nölen und bin mir halt echt nicht sicher, ob ich das will.
Und ob ich das schaffe - du weißt Bescheid.
Waffeln essen an sich ist ja nichts böses, im Gegenteil. Und die Aussicht, mit den drei Hübschen zusammen dahin zu gehen überzeugt mich dann doch, ich sage zu.
Zum Glück ist das Wetter auf meiner Seite, es ist relativ angenehm für einen Sommerhasser. Ich fahre, ich parke und wir laufen den kurzen Weg zum Wonder Waffel. In meinem Tempo, also ein Schleichweg quasi.
Ich bin hocherfreut, dass ich die lächerliche Strecke schaffe, ohne Gezeter und Geheule, da sind wir auch schon im Laden. Dort  bin ich erstmal überfordert. Eine langeTheke voll mit Eissorten, Obst und Süßkram und eine Tafel an der Wand, die die Kalorienbomben auflisten. Da gibts Erdbeeren, Kirschen, Zimtäpfel, Kiwi, Streusel in jeder Farbe, Smarties, Nüsse, Soßen, Sahne, Schoki, Kinderbueno, Kekse und was nicht alles! Wir überlegen lange und dann bestelle ich mir eine Waffel mit Erdbeeren, kleinen Marshmallows, Jogurette-Eis und einen Toffifee-Milchshake. Diabetes to go!
Die schreiben deinen Vornamen auf den Teller, da freu mich mich voll drüber! Dass es schmeckt ist selbsterklärend, es ist sooo süß und lecker, da spürst du deinen Glukosewert steigen! Wir haben Spaß!
Pappsatt lehnen wir in den Polstersitzen und schauen uns im Laden um.

Am Nachbartisch sitzen zwei Frauen. Eine davon hat einen Bauch.
Kollegin: "Die da ist schwanger"
.... "oder sie war schon öfter hier!"







Und? Has sich's gelohnt? Es hat sich gelohnt!



Mal sehen, wie das Sommerfest wird ...


Montag, 13. Juli 2020

Möwe!

Ich wäre dann jetzt bereit mich in mein imaginäres Refugium zurückziehen!
Kennste? Man sucht sich, im Gedanken, einen Ort, zu dem man sich jederzeit hinträumen kann. Da wo du deine Ruhe hast und einfach niemand was von dir will! Ein göttlicher Zustand. Da will ich hin!

Hab glaub ich schon mal drüber geschrieben. Mein geheimer Ort ist ein Strandkorb am Meer. Einsam ohne Ende, mit weichen Kissen, warmen Sand, Möwen, Meer, und einem herrlich angenehmen Wind, der um die Beine streichelt. Es ist immer 24 Grad und die Sonne scheint nie direkt in meinen Strandkorb.
Und wenn mir alles zu viel wird und jede Aktion einfach nur anstrengend weil du so viel Schmerzen hast, dass sie sich draußen vor der Tür versammeln und zu einem einzigen überdimensionalen Schmerz-Blob verschmelzen, der mich dann frisst - dann möchte ich gern in meinem Strandkorb sein und den Möwen zugucken!


Freitag, 10. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 3

Es gab einen Moment in meinem Leben, der alles geändert hat, wirklich alles. Und ich hab mich drauf gefreut! Außerdem haben wir im Nachhinein festgestellt, dass unsere Mütter dran Schuld sind, die haben uns nämlich dazu angemeldet. Zum Ferienlager in Schönhagen an der Ostsee. Was für ein Meilenstein!
Ich hatte ein paar Mädchen aus meiner Klasse dabei, das half, um meine Nervosität zu verbergen, wenigstens ein bisschen. Und meine damals beste Freundin war auch dabei. Schon beim Einsteigen in den Bus hab ich ihn entdeckt, mich hat's ziemlich gerissen, als ich  ihn vorne am Fenster sitzen sah und ihn wohl angestarrt haben muss. Als er sich nämlich umgedreht und mir direkt in die Augen geschaut hat, wurde ich knallrot und hab mich hinter der Lehne vom Vordersitz versteckt. Ich war so schüchtern damals, schüchtern und unsicher und ohne  jede Selbstsicherheit. Deswegen hab ich mich an meine Freundinnen geklammert, auch, als die beschlossen, auf unserer Erkundungstour auf dem Ferienheimgelände zu den Jungs rüber zu gehen.
Und da war er wieder. Mein Herz schlug im Technorhytmus, und das, obwohl es damals noch gar keinen Techno gab. Der Super-GAU setzte ein und ich war aus irgendeinem Grund mit ihm allein. Und dann ist es passiert, aus Aufregung wurde Neugier, Aus Neugier wurde Interesse und daraus entstand eine echte Teenagerschwärmerei! Ich war verliebt! Zum 1.Mal! Teenagerliebe!

(Hier bitte Fanfaren und Donnerhall einsetzen für den perfekten Übergang!)

Teenagerliebe war das erste Lied, dass ich von den Ärzten hörte. Die Ätzte sind in mein Leben eingebrochen wie ein Gewitter! Unfähig, mich dem zu entziehen hab ich mich kopfüber reingestürzt in die Musik. Nach dem 1. Konzert 1984 war ich angefixt und das hält bis heute.
"Zu Spät","El Cattivo", "Micha" und natürlich "Paul", der Bademeister. Was für eine geniale Musik! Die drei Punks begeisterten mich, inspirierten mich und schafften eine völlig neue Sicht auf die Dinge. Ich hab durch die Ärzte und ihre Songs gemerkt, dass coolness nicht alles ist. Manchmal ist es ganz gut, wenn man sich selber nicht allzu ernst nimmt. Spaß haben mit den Leuten anstatt nur cool zu tun und zu hoffen, dass irgendjemand mich sieht und vor Begeisterung nicht an sich halten kann!
Meine-große-Ostsee-Ferienlager-Liebe (MOFL ab jetzt), also meine MOFL und mich verband als erstes die Musik. Natürlich gab es in den Charts viel mehr als die Ärzte, wir haben erst ein wenig später festgestellt, dass wir das gemeinsam haben. Und wie !! Im Ferienlager selber dröhnte ja ganz was anderes aus den Boxen. Gefiel mir natürlich auch, waren ja die aktuellen Hitlisten! Ganz besonders und allen voran Madonna. Gerade hatte sie ihr erstes Album rausgebracht und mit "Like a Virgin" eine Punktlandung gemacht. Von der LP mochte ich alles! Wenn ich an MOFL denk, hab ich als erstes "Into the groove" im Ohr, gefolgt von "Stay", "Material Girl" und "Angel". Ach ja. Sogar beim ersten Kuss lief Madonna irgendwo im Hintergrund. Ich konnte alles auswendig mitsingen (natürlich nur, wenn keiner der Jungs in der Nähe war)
Außer Madonna schallte mir "Cherish", "Celebrate Youth", "Frankie" oder "Tarzan boy" um die Ohren. Ich hab noch genau vor Augen, wie 15jährige Jungs zu Baltimore's Tarzan boy tanzen und dieses Bild hab ich konserviert! *hihi

Wunderbare Jahre, wunderschöne Zeit. Neon-Nagellack, Netzhemden, Miniröcke, die große Liebe und die Ärzte - ich mochte das Jahr, in dem ich 14 war. Meine Schüchternheit hab ich natürlich nicht ganz abgelegt, das geht ja garnicht. Aber so immer wieder ist davon was abgebröselt, bis sie irgendwann fast ganz weg war.
Und die Ärzte singen dazu "denn siiiiiiie trägt nen roten Minirock (Minirock) sie ist immaaaaaaaa nett zu  mir, machmal bescheißt sie mit dem Wechselgeld (Wechselgeld)  sie ist das Mädchen von Kasse 4"!

Manchmal denke ich, das Jahr 1985 war ein einziger langer, unbeschwerter, verliebter Sommer 
voller guter Musik und rosa Herzen!

 das Bild hat MOFL gemacht







Mittwoch, 8. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 2

1982 war ein Jahr voller guter Musik, "Maid of Orleons" von OMD, "Der Kommissar" von Falco, "Carbonara" von Spliff und ich steckt mitten in meiner Spider-Murphy-Gang-Phase! Da gabs doch auch einen Kinofilm, oder? Da saß ich mit meiner Freundin (und auch sie hieß Sabine) und wir hängten unsere Kassettenrecorder über den Vordersitz um den Film aufzunehmen! Auf Kassette! Haha! Und das haben wir uns dann daheim auch noch angehört!
Nena kam, Nena spielt auch eine große Rolle in meinem Leben. Nena war auf jedem einzelnen Mixtape in meinem walkman! "Nur geträumt" mochte ich auf Anhieb. Meine Lieblings-songs von ihr waren "Leuchtturm", "Indianer" "Kino" und "Vollmond" - überall im Kinderzimmer waren Nena-Poster! Mit Nena bin ich in der Straßenbahnn zur Schule gefahren und mit Nena hab ich Zeitungen ausgetragen.
Aber neben Nena gab es ja noch soo viel anderes, schau dir mal allein die Hitliste 1982 an, das ist Wahnsinn, was da alles rausgekommen ist! Ich mochte das meiste, da war ich noch ganz und gar Hitlistenjunkie! Jeden Freitag um 18 Uhr Radio Bayern 3: Die Schlager der Woche! Pflichtprogramm für eine ganze Generation! Natürlich wird es aufgenommen und natürlich hörst du auf dem ein oder anderen Lied im Hintergrund eine liebe Mama, die ruft "Abendessen ist fertig!" *haha


In der Schule gab es auch allseits beliebte Gassenhauer wie "Sommersprossen", "Shout", "Words" oder natürlich "Hurra die Schule brennt". Und soviel mehr! Richtig beeindruckt hat mich der Auftritt in der Hitparade, als ich "Trio" zum ersten Mal gesehen hab. Als Peter Behrens, der Trommler, während der Aufzeichnung von "Dadada" einen Apfel gegessen hat, war ich platt! Und weil mein Vater entsetzt war, fand ichs voll lässig! Ich hörte "Bruttosozialprodukt" und "Gib Gas ich will Spaß" und war mit meiner Welt sehr zufrieden. An meiner Zimmertür hing der Starschnitt von Shakin Stevens.
Fasching 1983 traf ich mich mit meiner Freundin (die hieß mal nicht Sabine) auf dem Hauptmarkt beim Autoscooter. Mit 12 ist man noch nicht so cool wie die ganzen dreizehn- und 14jährigen, die da rumstehen, aber man wollte dazugehören! Und zur Krönung des Tages gingen wir Abends ins "Charly M.". Den Club gibts natürlich nicht mehr, war aber damals sehr angesagt. Da hörte ich dann Interpreten wie Joan Jett, Soft Cell und Toto, was mich komplett umgehauen hat! Und da waren alle viel älter! Ich glaub, das war das Erlebnis, das in mir den Schalter umgelegt hat. Ab da wusste ich: Abends ausgehen ist das Größte! Ganz wichtig: erwachsen wirken! Erwachsen und cool. Sonst wird das nix. 
Der DJ machte Durchsagen, kann man sich heute garnicht mehr vorstellen, der sagte Sachen wie. "So jetzt kommt wieder eine heiße Scheibe, hier ist nur für euch: Asia mit ihrem Hit Heat of the moment - und die Hitze dieses Moments sollt ihr jetzt auch spüren!"
oder
"ja wir haben heute ein Geburtstagskind hier, die Steffi hat Geburtstag! Wo ist sie, Steffi, zeig dich mal, wo ist Steffi? Steffi wird heute 19 und als Geschenk hat sich ihr Freund Wolfgang für sie "das Model" von Kraftwerk gewünscht . Steffi alles Gute!"
oder, wie in unserem Fall:
"So Kinder, es ist jetzt 22 Uhr, ich bitte alle, die noch nicht 16 sind, jetzt das Charly M zu verlassen, dankeschön dass ihr da wart und kommt gut nach Hause" - und keiner erhebt sich. Keiner, bis auf meine Freundin - die dann da steht und mich lautstark auffordert, schnell zu gehen, bevor die Polizei kommt und kontrolliert! Und unter vielen, vielen belustigten Blicken trotte ich hinter meiner Freundin her und schäme mich in Grund und Boden!




Montag, 6. Juli 2020

I don't like Mondays

Das Arbeits-Shirt ist noch nass am Ärmel, ich vertrödel wertvolle Zeit im Bad und die Straße ist von einem Müllwagen mit extrem entspannten Müllmännern versperrt. So komme ich zu spät zur Arbeit, abgehetzt und verschwitzt und stelle fest: es ist ein richtiger Scheiß-Montag!
Es kommt ab und zu vor, dass sich alle Patienten mit schlechten Venen zusammentun und geballt in die Praxis einfallen. Wie ein riesengroßer Problemball rollen die rein und reißen alles mit sich - die Ordnung, den Terminplan und die Zeit. So wie heute. Dann kam noch ein Notfall dazu, ein Aushilfs-Azubi der keine Ahnung hatte, 523 kostenlose Coronatests und zusätzliche Aufträge von den Ärzten. Ich wollte mir um halb neun die Nase putzen und kam halt erst um viertel nach eins dazu. A Traum!
Im Endeffekt hab ich Überstunden geschoben, nur um aufzuarbeiten.
Um halb drei unterwegs zu Tochter, Schlüsselübergabe und anschließendes Einkaufen.
Stress, Schwitzen, Schmerzen, hundemüde. Auf dem Weg nach Hause biege ich auf die Hauptstraße und stehe fast eine halbe Stunde im Stau, für einen Weg von 5 Minuten. (In meinem Tempo, hihi)
Daheim ist die Luft "etwas" alkoholgeschwängert, der Liegeplatz auf dem Sofa will erst erkämpft werden, die Stimmung ist schlecht. Ok, das Aberndessen war gut. Die Köchin ist auch super! :P

Resümee: Das beste heute war die halbe Stunde im Stau!
Kühler Wind weht in mein Auto, in einer Hand ein Leberkäsbrötchen, es gibt kühles Wasser und Radio Gong spielt lauter gute Musik. Gut, ich krieg einen Anruf, weil ein Fehler im Labor passiert ist, aber über solche Kleinigkeiten sollte man erhaben sein!



Sonntag, 5. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 1

Ich hab mir mal überlegt, wie sich mein Musikgeschmack im Lauf der Zeit gebildet und verändert hat.
 Eigentlich ist das sehr bemerkenswert, ich hab nämlich fast alle Genres durch! Lass uns mal die letzten 50 Jahre anschauen!
Als kleine Sabine wurde ich mit der Musik meiner Eltern konfrontiert. Da waren Schlager- und Heimatmusik-LP's im Schrank und ich hörte "Lustig ist das Zigeunerleben, faria faria ho" und "Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich" wobei mir das echt zu denken gab. Ein sehr blonder Mensch singt, dass er eigentlich schwarzbraun sei. Und eine Haselnuss, die schwarzbraun ist, ist wohl irgendwie angebrannt. Sehr mysteriös. Ich weiß bis heute nicht, was Heino da meint - aber es ist mir auch herzlich egal. Dann entdeckte ich Schlager wie "Rote Lippen soll man küssen" und "Ein Student aus Uppsala". ich trällerte alles mit! Aber auch "Heidi", "Biene Maja" und "Wickie" oder "Pinocchio"
 Zeitgleich wurde unter uns Kindern auch gesungen, das war ganz normal - im Gegensatz zu heute, da singt kein Kindergrüppchen Lieder wie "In einen Harung jung und schlank- zwo drei vier ssst dada, tirallala" oder "Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass Marmelade Schnaps enthält, Schnaps enthält!" Eigentlich schade, dass diese Lieder verschwunden sind. Die Mundorgel kam, spätestens beim ersten Gruppenlagerfeuer und mit ihr die Frage, wer die Kokosnuss geklaut hat und warum Bolle jüngst zu Pfingsten nach Pankow reiste.
Im Radio lief das Lied der Schlümpfe und "ganz doll mich!" Ich bin mittlerweile so 10 Jahre alt und krieg aus dem Kinderzimmer meiner großen Schwester einiges mit. Titel wie "Xanadoo","Physical", ABBA und pink Floyd. Während das riesengroße Radio in der Küche den "Nippel durch die Lasche"  und "Santa Maria" dröhnt.
Geschmack hatte ich noch garkeinen, ich hab alles mitgemommen, was da kam. Nach jahrelangem planlosem Herumgedümpel hat mir meine Freundin Sabine (Es gab damals unfassbar viele Sabines überall) eine LP in die Hand gedrückt, angeblich braucht sie die nicht und sie hätte eh viel bessere Platten hier. Sabine war 1 Jahr älter, also schon 12 und somit unheimlich cool - unweigerlich!
Das war dann meine 1. eigene Platte, ein Sampler.  Disco Round 2. Ich hab sie gehalten wie ein kostbares Relikt und ganz vorsichtig hoch in meine Wohnung getragen. Ich erinnere mich, wie intensiv ich die songs gehört hab, ganz besonders begeistert war ich von Rain in May von Max Werner und von Eisbär - Grauzone.
Was für ein WOW-Erlebnis! Man könnte sagen, dass ich mit dem Eisbär in die aktuelle Musikwelt eingetaucht bin, ab da hab ich auch kapiert, dass es unterschiedliche Genres gibt und dass Mütter was anderes hören als Väter und Töchter!
Mein Vati hörte als 'gstandner Bayer natürlich Blasmusik, Mama mochte Klassik und ich entdeckte
die Neue Deutsche Welle!


Cute Rat