Mausloch

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Sonntag, 5. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 1

Ich hab mir mal überlegt, wie sich mein Musikgeschmack im Lauf der Zeit gebildet und verändert hat.
 Eigentlich ist das sehr bemerkenswert, ich hab nämlich fast alle Genres durch! Lass uns mal die letzten 50 Jahre anschauen!
Als kleine Sabine wurde ich mit der Musik meiner Eltern konfrontiert. Da waren Schlager- und Heimatmusik-LP's im Schrank und ich hörte "Lustig ist das Zigeunerleben, faria faria ho" und "Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich" wobei mir das echt zu denken gab. Ein sehr blonder Mensch singt, dass er eigentlich schwarzbraun sei. Und eine Haselnuss, die schwarzbraun ist, ist wohl irgendwie angebrannt. Sehr mysteriös. Ich weiß bis heute nicht, was Heino da meint - aber es ist mir auch herzlich egal. Dann entdeckte ich Schlager wie "Rote Lippen soll man küssen" und "Ein Student aus Uppsala". ich trällerte alles mit! Aber auch "Heidi", "Biene Maja" und "Wickie" oder "Pinocchio"
 Zeitgleich wurde unter uns Kindern auch gesungen, das war ganz normal - im Gegensatz zu heute, da singt kein Kindergrüppchen Lieder wie "In einen Harung jung und schlank- zwo drei vier ssst dada, tirallala" oder "Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass Marmelade Schnaps enthält, Schnaps enthält!" Eigentlich schade, dass diese Lieder verschwunden sind. Die Mundorgel kam, spätestens beim ersten Gruppenlagerfeuer und mit ihr die Frage, wer die Kokosnuss geklaut hat und warum Bolle jüngst zu Pfingsten nach Pankow reiste.
Im Radio lief das Lied der Schlümpfe und "ganz doll mich!" Ich bin mittlerweile so 10 Jahre alt und krieg aus dem Kinderzimmer meiner großen Schwester einiges mit. Titel wie "Xanadoo","Physical", ABBA und pink Floyd. Während das riesengroße Radio in der Küche den "Nippel durch die Lasche"  und "Santa Maria" dröhnt.
Geschmack hatte ich noch garkeinen, ich hab alles mitgemommen, was da kam. Nach jahrelangem planlosem Herumgedümpel hat mir meine Freundin Sabine (Es gab damals unfassbar viele Sabines überall) eine LP in die Hand gedrückt, angeblich braucht sie die nicht und sie hätte eh viel bessere Platten hier. Sabine war 1 Jahr älter, also schon 12 und somit unheimlich cool - unweigerlich!
Das war dann meine 1. eigene Platte, ein Sampler.  Disco Round 2. Ich hab sie gehalten wie ein kostbares Relikt und ganz vorsichtig hoch in meine Wohnung getragen. Ich erinnere mich, wie intensiv ich die songs gehört hab, ganz besonders begeistert war ich von Rain in May von Max Werner und von Eisbär - Grauzone.
Was für ein WOW-Erlebnis! Man könnte sagen, dass ich mit dem Eisbär in die aktuelle Musikwelt eingetaucht bin, ab da hab ich auch kapiert, dass es unterschiedliche Genres gibt und dass Mütter was anderes hören als Väter und Töchter!
Mein Vati hörte als 'gstandner Bayer natürlich Blasmusik, Mama mochte Klassik und ich entdeckte
die Neue Deutsche Welle!


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