Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
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Mittwoch, 2. August 2017

Sommer

Langsam rinnt der Schweißtropfen genau in der Mitte des Rückens, an der Wirbelsäule entlang bis zum Hosenbund, der mittlerweile ein handtellergroßes, dunkles Muster in meine Unterhose gefärbt bekommen hat. Kreativer Schweiß. Während die Schweißtropfen am Haaransatz eine enge Verbindung eingehen mit dem T-Shirt-Kragen und was unter den Armen los ist hier nicht erwähnt wird (danke), finde ich die Schweißstellen anderswo eher unsinnig. Am Kinn zum Beispiel oder hinter den Ohren. Findet mein Körper, dass ein schweißgekühltes Kinn mir besser durch den Alltag hilft? Die aufgeweichten Hautstellen an den Handgelenken wiederum haben wieder was besonderes, das hat nicht jeder.
Die Kleider kleben am Körper und die lange Jeans, die in der Arbeit getragen wird, scheint mit den Beinen zu verschmelzen .. die ganze Frau ist EIN Baatz.
Spannend, wie lange der Stoff zwischen den Beinen noch zusammenhält, ritsch ratsch flitsch flatsch - Schritt für Schritt.

Ein Lichtblick ist das Heimkommen. Die Luft im Haus ist zwar etwas abgestanden und verbraucht, aber sie ist kühl! Mindestens 7 Grad kühler als draußen und gefühlte 20 Grad weniger als am Arbeitsplatz. Der Ventilator ist im Dauereinsatz, die Kinder der italienischen Freunde brüllen sich im Garten nebenan die Seele aus dem Leib und ich bewege mich in Zeitlupe, wenn überhaupt.
Der Sohn wird per handy zum Essen gerufen und ob ich mir die Haare föhne, überlege ich noch.

Nur mit der Unterhose bekleidet liege ich ausgestreckt wie Patrick, der Seestern, im Bett und fächel mir mit einem Stück Babberdeckl Luft zu, ein bisschen verzweifelt. Die Haare nach oben übers Kissen gezwirbelt, Fenster und Türe offen in der Hoffnung, dass ein Luftzug durch den Raum geht. Der Vorhang bewegt sich nicht. Ich denke wehmütig an die Jahreszeit, in der man sich IN die Decke eingekuschelt und drauf geachtet hat, dass ja kein Stück Ellenbogen rausguckt, weil es sonst viel zu kalt zum Schlafen ist. So schön, schön war die Zeit ...

Eintritt in eine facebook-Gruppe mit Namen "Sommerhasser" und bin ganz gerührt, dass es mehrere solche wie mich gibt! Da kann gejammert werden nach Lust und Laune, eine Frau hat ein Bild von großen, grünen Kastanien gepostet "Naa, nach was schaut das aus?" und alles so "Herbst! Der Herbst naht! Es ist ein Ende in Sicht! Oh wenn sie bloß schon fallen würden! Kastanien=Herbst! Hurrah!" - Das mit dem Hurrah! war ich.
Ich fühle mich verstanden und sehr wohl in dieser Gruppe. Es gibt im Tedi schon Herbstdeko ...

Du musst raus! Geh schwimmen, ins Freibad! Leg dich in eine Wiese, an einen See. Geh in den Biergarten. Geh Eisessen. Leg dich in die Sonne und genieße den Sommer. Stell eine Gartendusche auf ... O-Ton Kollegin G. Sie ist dunkelbraun, trägt Sommerflatterkleidchen Größe 36 und liebt es, im Urlaub am Strand in Griechenland Brathühnchen zu spielen.
Sie fröstelt bei 25 Grad ...
Eine ganz besondere Spezies Mensch, wie ich finde.
Ich bin fassungslos. Und versuche, mich so gut es geht vor der Hitze zu verstecken. Nicht bewegen. Kopf einziehen. Leiden und den Ventilator einschalten. Und jammern! Viel jammern tut gut!

Und dann, wenn es tatsächlich herbstelt, es draußen erträgliche 22 Grad hat und man wieder atmen kann - dann jammern die anderen und ich, ich tanze durch bunte Blätterhaufen, dreh im Auto die Musik laut, singe hemmungslos und genieße das Leben!





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