Mausloch

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Mittwoch, 22. Juni 2022

Retro G'schichtn: Der Bock

 Jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit fahre, werde ich mit meinem ultimativen Albtraum aus meiner Jugend konfrontiert! Das ist nicht gut. Man schleppt sich ja sowieso schon eher unlustig in die Arbeit, dann aber auch noch für ganze Sekunden einem Trauma gegenüberstehen zu müssen, das macht schlechtes Karma!

Der Aufzug befindet sich genau neben einer Reha-Sport-Therapy-Praxis, die eine Glastür hat. Irgendjemand fand wohl die Idee gut, im Foyer einige alte Sportgeräte aufzustellen. Alt und benutzt, soll wahrscheinlich einen Vintage-Flair verbreiten, strahlt aber nur Angstschweiß, Tränen und vielleicht auch blutige Verletzungen aus! Das Traumata unzähliger Schüler, die wie ich jahrelang leiden mussten!

Hinter der Glastür steht ein Bock!!

Der Bock.

Der Bock ist ein vierbeiniges, höhenverstellbares und mit Leder überzogenes Springgerät. Erfunden hat es ein gewisser Ernst Eiselen, der im 18./19. Jahrhundert sein Unwesen trieb. Er ist gelernter Erdkunde, Geschichte und Mathelehrer gewesen.

der ist schuld!


Da war mir völlig klar, so was kann nur einem Erdkunde- und Mathelehrer einfallen!

Ein Foltergerät 1. Klasse!

Immer, wenn wir zur Sportstunde aus der Umkleide kamen und diesen Bock aufgebaut sahen, war der Tag gelaufen. Horror!

Es gab unter uns Schülerinnen 3 Gruppen Sporttypen.

Typ 1: Lächelt freudig, nimmt Anlauf und fliegt Elfengleich über den Bock, um graziös und perfekt auf der Matte zu landen. Arme in Siegerposition.

Typ 2: Jammert wehleidig umeinander, nimmt Anlauf und springt prima über den Bock. Landet sicher und mit einem überlegenen, hinterhältigen Grinsen im Gesicht.

Typ 3: ich. Ich krieg Atemnot und Herzrasen, fixiere das bedrohlich erscheinende Hindernis voller Angst und Panik, nehme Anlauf und bremse ab. Nehme noch mal Anlauf. Nehme noch mal Anlauf und knalle gegen das Leder. Voll in den Bauch! Die Tränen kommen. Ich nehme noch mal Anlauf, schaffe es irgendwie auf das Ding und hänge höchst undamenhaft auf dem Bock. Versuche mit strampelnden Beinen und klammernden Händen über die Hürde zu rutschen und plumpse wie ein Sack auf die Matte. Ich stehe auf und recke die Arme hoch, mit hochrotem Kopf und voller Scham.


Der Bock steht auf der Sporthass-Liste ganz oben.

Dicht gefolgt vom Kasten, den Ringen, dem Stufenbarren, dem „Pferd“ und den Sprossenleitern an der Wand. Da musste man sich beim Zirkeltraining immer dranhängen und die Beine hochziehen. Ich bin überzeugt, dass ein Sportlehrer nur auf ein Zirkeltraining zurückgreift, wenn er privat oder beruflich äußerst frustriert ist und gerade einen Schicksalsschlag hat hinnehmen müssen. Vielleicht war Schnitzel gestern Abend in der Kneipe ausverkauft, die Trillerpfeiffe ist verstopft oder die Sportlehrerfrau hat den Sportlehrer verlassen. Oder vielleicht hassen die Kollegen den Sportlehrer genauso wie die Schüler es tun und lassen ihm keinen Donut übrig im Lehrerzimmer. Anders kann ich es mir nicht vorstellen, warum man Kinder dermaßen quält.

Oder aber man ist ein Sadist. Angeborene Boshaftigkeit oder man ist ein Misanthrop.

Augen auf bei der Berufswahl!

 

Sportlehrer - Quelle: chacha Konstanz

Das Geräteturnen in der Sportstunde war wirklich schlimm und hat tiefe Wunden fürs Leben hinterlassen. Es zählt nicht Wille und Mühe, es zählt nur Leistung. Und wurde ausschließlich  durch 1 Event getoppt:

 Die Bundesjugendspiele! Pflichtveranstaltung in der Julihitze - ein dreifaches Hoch auf das Erwachsenendasein! Der größte Vorteil, erwachsen zu sein ist NIE MEHR BUNDESJUGENDSPIELE !!

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