Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
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Dienstag, 21. Juli 2015

Morgens, halb zehn in Deutschland

Die Luft ist zum schneiden dick und sie riecht auch so. Ein Blick auf das Thermometer: 28,4 Grad.
Ich hab einen Kittel an. In meiner Labor-Liste stehen 5 Leute zur Blutabnahme. Ich wisch mir den Schweiß vom Gesicht, nur damit er Sekunden später wieder an der selben Stelle vor sich hin glitzern kann. Der Ventilator wirbelt die verbrauchte Luft umeinander. Ich rufe Frau L. auf. Sie ist 75 und kommt mit Wägelchen. Wir rangieren das Ding im Labor so, dass sich die Tür anlehnen lässt. Frau L. macht die Tür zu und verrückt den Blutabnahmestuhl, bevor sie sich drauf fallen lässt. Ich reisse die Tür wieder auf, weil ich ungern ersticken will und bitte sie, nochmal auf zu stehen, damit ich den Stuhl wieder in seine ursprüngliche Position bringen kann. Warum verrücken so viele Leute den Blutstuhl? Jetzt komm ich nicht mehr an die Vene ran, jedenfalls nicht in diesem Winkel. Elastikgirl vielleicht. Frau L soll ein 5er Profil kriegen, das ist das Basisprogramm ohne Schnickschnack.
Sie erzählt mir, dass sie aus dem KH kommt und dass die "Doggderin" dort "kaa Ader net gfundn hat" und zeigt mir zur Bestätigung ihre blau befleckten Arme. Ich versichere ihr, gründlich zu schauen. Ein Druck auf den Arm - da ist eine fette Vene. Heureka! Grade als ich zugestochen hab, verlangt sie zurätzlich noch diese Werte und jene Werte weil und sowieso. Ich hangele mit der linken Hand nach einem extra Röhrchen, während die rechte die Nadel hält. Frau L. erzählt indessen von ihrer Nachbarin, die gestürzt ist. Das war schlimm. Die Tür knallt gegen das Wägelchen und die Kollegin will wissen, warum der Patient A. noch wartet. Während Frau L. immer lauter wird, weil ich vielleicht sonst nicht alles verstehen kann was mit der Nachbarin passiert ist, mutmaße ich, dass Patient A. auf eine Blutdruckmessung in Zimmer 8 wartet.
Das Telefon klingelt. Ich hab alle Röhrchen voll und frage Frau L., ob sie sonst noch Wünsche hat, weil ich noch mit der Nadel in der Vene bin. Sie verneint und erzählt von ihrem Mann, der im Rollstuhl sitzt. Ich beende die Blutentnahme und geh ans Telefon. Auch jetzt wird Frau L. lauter um mir das ungebrochene Zuhören zu erleichtern. Am Telefon lässt Frau Dr. S nach einem Abstrich - Ergebnis fragen. Ich schau nach - kein Eintrag. Ich muss im Großlabor anrufen.
Mittlerweile ist die Geschichte aus dem Hause L. beim Hund angelangt. Ich versuche verzweifelt, im Labor anzurufen und den Wert an zu fordern, während ich gleichzeitig die Blutröhrchen beklebe und zuordne.
Ich wische mir verstohlen den Schweiß vom Gesicht. Frau L. bekommt ein Pflaster und informiert mich anschließend, dass sie eigentlich noch den Rheumawert gebraucht hätte. Das wäre ein spezielles Röhrchen gewesen und jetzt leider nicht mehr möglich. Frau L. ist beleidigt, erzählt aber trotzdem vom Schwiegersohn, der so schlimm Rheuma hat. Im Kreuz und im Fuß und überhaupt. Das Telefon klingelt wieder, ich hab den Abstrichwert und schicke ihn Frau Dr. S.
Die Tür knallt gegen das Wägelchen und der Lehrling kommt rein, fragt, ob ich weiß, wo die neuen Liegenauflagen sind. Ich weiß es nicht, Frau L. auch nicht.
Ich will Frau L. einen Besprechungstermin geben, und während sie mir von der Frische des von ihr mitgebrachten Morgenurins vorschwärmt, trage ich sie einfach irgendwo ein und gebe ihr den Terminzettel. Sie nimmt ihn unbesehen und lässt sich ausgiebig übers Wetter aus.
Sanft schiebe ich die Patientin gen Tür, bugsiere das Wägelchen hinaus und Frau L. hinterher.
Draußen! Das Thermometer zeit 28,9 Grad. Ich wisch mir den Schweiß vom Gesicht.
Auf meiner Laborliste stehen mittlerweile 9 Patienten.
Herr B. klopft, reißt die Türe auf und poltert los, ob ich ihn vergessen hätte! Er warte schon seit Stunden! Böser Blick.
Ein Blick auf seine Ankunftszeit - vor 10 Min. Ich bitte ihn höflich noch zu warten, weil andere vor ihm dran sind. Laut schimpfend trollt er sich und ich rufe den nächsten Patienten auf.

Manchmal ist das schöne an meinem Arbeitsplatz, dass sich der Stuhl dreht .....

2 Kommentare:

  1. Die Doggderin, jetzt hab ich echt überlegen müssen. Ich schmeiß mich weg :D

    Des hätt die Fraa L. etz fei gfalln, wennst mit ihr in a Scheladderia ganga wäast. Da hädds a wäng päudern känna. Danach hädda vielleichd an Loddoschein ghollt. Vielleichd hädda Glick ghabd!

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  2. "plaudern" ned "päuern"! Mei Hian wiaft scho Bläsla

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Cute Rat