Mausloch

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Sonntag, 15. Dezember 2019

Filzhut tut nicht gut

Und wieder ist ein Sonntag Abend und ich sitze hier mit meinem Handtuch um den Kopf und schreibe ins Mausloch. Ich komm grade von der Reha Klinik, wo die Oma stationiert ist.
Es ist schön zu wissen, dass es ihr gut geht. Das Laufen auf Krücken ist nie einfach und ich glaub, auch nicht ganz schmerzfrei, aber das wird sich geben. Hoffentlich bald!
Am Freitag war die Verlegung von der Klinik in die Reha. Die Klinik kann man abhaken, in jeder Hinsicht. Abgesehen von freundlichen Schwestern und einer gelungenen Operation, kannste die Hallerwiese knicken. Fängt ja schon mal an mit 1 Fernseher für 2 Leute und 1 Fernbedienung. Die Bettnachbarin hat sich die Rechte der Fernbedienung sofort gesichert und ließ die Kiste laufen von 7 Uhr früh bis tief in die Nacht. Oma hat lauter neue Serien kennengelernt, die sie niemals freiwillig anschauen würde. Sturm der Liebe oder Fackeln der Leidenschaft oder Wind der Verliebten oder wie die alle heißen. Aber Oma beschwert sich nicht, Oma schaut mit und leidet still. Die Fenster mussten auch zu bleiben - wenn einer keine frische Luft verträgt muss der andere eben im Mief dahinfristen. Und das Krankenhausessen schießt den Vogel gänzlich ab, so schlechtes Essen kam der Oma noch nie auf den Teller, da sieht  man das Stifts-Essen auf einmal in einem ganz anderen Licht! Sie hat geschworen, zu Hause dem Koch für seine Arbeit zu huldigen!
Aber jetzt ist Oma gut in der Reha untergebracht mit eigenem TV nebst Fernbedienung, eigenem Zimmer mit der Herrschaft über alle Fenster, einem größerem Bad und richtig gutem Essen!
Das Haus ist toll, die Behandlung ist toll, einziger Wermutstropfen sind hier die Tischnachbarn beim Essen, die wohl allesamt aus dem Stadtteil "Schnepfenhof" kommen. Naja, das lässt sich ertragen. Franken halt. (chrchr) schlimmer wären Leute aus Miesbach, Kleingescheid oder Boxdorf .. hahaha der musste sein!

Mittwoch war ein fieser Tag. Ich erzähls dir mal, weils sonst keiner hören will.
Geht schon gemein los mit Muskelkrämpfen in der Nacht, so dass ich, anstatt zu schlafen, die kostbare Zeit mit Rumlaufen und Wimmern verbracht hab. Früher als sonst muss ich aufstehen, früher als sonst das Haus verlassen, weil es auf dem Arbeitsweg eine Baustelle gibt, sodass ich einen Umweg fahren muss. Da die Umleitung über eine Abbiegerspur geht, hat sich da ein elend langer Stau gebildet. Gerissen wie ich bin biege ich rechts ab, wende und kann nur 1 Ampel später quer über die Kreuzung fahren, da hab ich mir mindestens 6 Ampelschaltungen gespart! Leider hatten diese geniale Idee auch andere Autofahrer, so dass es bei den Wendemanövern viel Gehupe und Geschrei gab. Und das obligatoritsche Arme-hochschmeißen, weil das nämlich ganz viel bringt!
Die Arbeit ist ganz ok, der Lehrling hält sich hauptsächlich bei mir auf, so dass ich ununterbrochen zeigen und erklären muss. Zuviel Reden ist anstrengend. Um eins ist Feierabend, um zwei beginnt das Weihnachtsessen. Ich lass mich in der Zwischenzeit ins Auto fallen, mach kurz die Augen zu und schlafe auf der Stelle ein.
Der Weg zum Steakhaus ist nicht weit - also für Normalos. Für mich ist es eine kleine Wanderung, ein Abstecher zum Geldautomaten und - o Freude, eine enge Wendeltreppe hoch auf den Restaurantbalkon.
Es hat sich ein VIP-Tisch gebildet mit den Ärtzinnen und den beiden First-Class-Arzthelferinnen (wobei der Begriff Arzthelferin bei den beiden eher maßlos untertrieben ist, Gesundheitsmanagerin oder Medizinisch-technisches-best-girl würde besser passen) und dann gab es den Tisch fürs gemeine Fußvolk. Das sind wir.
Was solls, das Essen schmeckt phantastisch!
Um halb fünf hoppel ich zu meinem Auto zurück, organisiere und ordne telefonisch mein date mit Waldfeger und stürze mich in den Feierabendverkehr zu Oma in die Klinik. Quer durch die Stadt, an 6 Baustellen vorbei, im Dunkeln, im Regen. An der Hallerwiese gibt es nur Parkplätze für die Glückskinder unter uns, also fahr ich um den Block ins Parkhaus, das überraschenderweise keinen direkten Zugang zur Klinik hat. Also raus mit der Muddi in den Regen und um den Block steil bergauf zum Eingang des Krankenhauses. Der Fuß tut weh, Muskelkater in den Beinen, Husten und nass .. erstmal hinsetzen und beruhigen.
Oma zu sehen ist schön, es tut gut zu wissen, dass alles so ist wie es sein soll, dass sie lacht, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Gut gelaunt laufe ich wieder durch den Regen um die ganze Klinik rum bis zum Parkhaus. Nur um festzustellen, dass der Automat meine Karte nicht nimmt. Ich klingle, die Dame am Mikro möchte, dass ich vorfahre, erneut klingle und dann oben in der Klinik meine Schuld begleiche. Also fahr ich vor, klingle, Klingel geht nicht. Nichts reagiert. Nach 10 Minuten entdecke ich noch eine Notklingel an der Schranke draußen im Regen. Die funktioniert, ich haste von der Schranke zum Auto, hechte hinein und krieg grad noch die Kurve, bevor die Schranke sich wieder schließt. Abenteuer Parkhaus!
Neben dem Klinikeingang befinden sich zwei Parkbuchten für Behinderte. Ich denke im Stillen "Scheiß drauf" und parke, verkehrtherum, auf dem verbotenen Platz. Nachdem ich die Gebühren bezahlt hab und wieder nach draußen komme, steht ein älterer Mann mit Filzhut neben dem Tuco.(Tuco heißt mein Auto, ist ein Hyundai Tucson) . Der Filzhut regt sich unheimlich drüber auf, dass ich da stehe, einfach so. Er schimpft und faucht und knurrt, ich warte diesen Wutanfall in Ruhe ab und bin gespannt, ob er auch noch mit dem Fuß aufstampft. Keine Lust auf Diskussionen mit Filzhüten! Er gibt keine Ruhe. Ich frage mich, was einen alten Mann veranlassen könnte, sich spät abends in den Regen an die Straße zu stellen und Falschparker anzupöbeln. Als der Filzhut den Fehler macht, einen Schritt zurück zu treten, nutze ich die Chance und schlüpfe ins Auto. Der Filzhut klopft mit seinem Stock an den Tuco und ich schau ihn giftig an mit erhobenem, mahnenden Zeigefinger! Damit hat er nicht gerechnet und ich brause davon.
Arme gelangweilte Existenz!
Ich schiebe mich durch den Verkehr bis zur Bücherei, wo ich schon wieder sträflich falsch parke, nämlich in der Fußgängerzone (OMG!!) und bringe Omas Bücher zurück. Fast warte ich ja schon drauf, diesmal aber kein Filzhut oder sonstige Hobbypolizisten, also freie Fahrt nach Hause!
Nur noch Omas Sachen in die Waschmaschine, kochen, Kind runterpfeifen und dann - FEIERABEND !

Kopf berührt Kissen und weg ist die Sabine! ;-)


2 Kommentare:

  1. Ich hoffe du fandest in dieser Nacht Ruhe und Erholung
    Verdient hast du sie dir, nach einem solchen Tag.
    Liebe Grüsse Corina

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  2. Oh was für ein Tag, der hört sich wirklich richtig fies an. Hoffe es folgen ganz viel nette und tolle Tage.
    Liebe Grüsse

    Barbara
    von oour.way.com

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