Heute ist Blognacht! Und zwar Blognacht Nr. 48 - das heißt, Ende des Jahres gibt es ein Jubiläum! Wir sind heute 12 Schreiberinnen und Anna hat uns eben den Impuls für diese Nacht verraten. Ebenso hat sie angedeutet, es läge durchaus im Bereich des Möglichen, dass die Ära der Blognächte mit der Jubiläumsausgabe endet. Vielleicht.
Das wär schade! Auch wenn ich schon etliche verpasst hab, es würde mir doch sehr fehlen.
Der Impuls für heute lautet Mein Ruhepol.
Wo wir zur Ruhe kommen, wo wir entspannen können, wo wir ausatmen.
Zack - alle schreiben. Bloß ich nicht. Ich starre meinen Laptop an und versuche, einen geordneten Gedanken zu finden.
Machen wir mal Bestandsaufnahme. Ich bin hier im (verdammt kalten) Schlafzimmer, damit der Mann unten im Wohnzimmer seine Ruhe hat. Heute ist Freitag, mein kranksein läuft heute offiziell ab, es gab am Abend herrlich leckere Spaghetti al funghi. Mit dem Pilzgewürz, das uns Tochter aus Italien mitgebracht hat. Ich kann nicht sagen, was da drin ist, aber es ist soo fein! Mit dem Kochen hab ich grad ein bisschen Schwierigkeiten, vor allem mit den Mengen. Ich bin es gewohnt, für zwei hungrige Kerle zu kochen + mich. Jetzt ist ein hungriger Kerl ausgezogen und der andere Kerl diätet streberhaft vor sich hin und braucht garnicht mehr so viel Essen. Sagt er. Dieses Umdenken macht mich fertig! Immer hab ich haufenweise Reste.
Also am Herd ist schonmal definitiv kein Ruhepol zu finden! Da bin ich eher chaotisch, jedenfalls optisch.
Sehr entspannt bin ich am Laptop beim schreiben. Aber ich hab das Gefühl, das ist nicht die Antwort, nach der ich suche.
Es gibt schon Orte, an denen ich mich entspanne. Das wäre aber echt langweilig, die in der Blognacht zu nennen. Mein Sofa, mein Auto, mein Handy. Booooring!
Natürlich entspanne ich, wenn ich Feierabend hab und erleichtert auf mein Sofa sinke. Ich muss nicht mehr funktionieren, kann mich stillhalten, im Idealfall in meine Decke wickeln, eine Lieblingsserie einschalten und nach dem Strickzeug angeln. Schon bin ich tiefenentspannt.
Und im Auto, wenn ich allein unterwegs bin und meine spezielle, etwas peinliche Playlist laufen habe, kann ich auch ganz ruhig und gelassen werden. Es sei denn, jemand drängelt oder ist sonst irgendwie ein Blödi, dann brauch ich meine Energie um einigermaßen gelassen zu bleiben. Ansonsten bietet mir das Auto einen hübschen, kleinen Raum zum erholen. Wenn ich lange durch die Stadt gehetzt bin und mir schon alles weh tut, dann ist der Weg durchs Parkhaus die letzte Hürde, bis ich mit einem Seufzer der Erleichterung in meinem Tuco sitze und die müden Knochen sortieren kann.
Auf langen Autofahrten kann ich wunderbar entspannen. Wichtig ist nur, allein unterwegs zu sein. Deswegen lass ich die Familie gern mit dem Zug in den Urlaub vorausfahren, damit ich mit dem Auto und dem Gepäck fröhlich singend hinterher fahren kann. Was zu trinken dabei, was zu knabbern, laute Musik und niemand, der mir dazwischen quatscht. Da komm ich völlig relaxed am Treffpunkt an!
Das wollte ich jetzt eigentlich gar nicht schreiben.
Es muss doch aufregendere Orte zum runterkommen geben - oder wenigstens elegantere!
Mein Bett will ich auch nicht erwähnen, jeder entspannt sich im Bett, wenn er schlafen will. Nein ich erwähne es nicht.
Ich durchforste meinen Kopf und überlege fieberhaft, was das für ein geheimnisvoller Ort sein könnte. Wenn ich gedanklich meinen Alltag durchgehe, merke ich dass ich ständig angespannt bin. In der Praxis sowieso. Die Arbeit ist das Spannungsumfeld Nr.1. Negativ.
Ich bin sehr locker und ruhig, wenn ich mich mit meiner Schwester und der Oma treffe. Wenn wir zu dritt sind und uns die neuesten Neuigkeiten erzählen, kommen wir gerne ins Ratschen, was ich ganz herrlich finde! Ich hab den Eindruck, wir sind dann alle drei ganz gelöst! Das sind echt schöne Momente.
Ist aber nicht mein ultimativer Ruhepol.
Mensch Anna, da haste mir eine dicke Aufgabe verpasst!
Ich muss mich jetzt mal konzentrieren. Was brauchen wir? Wir brauchen Fakten.
Wo komm ich zur Ruhe, was brauch ich dazu, wann ist das?
Zur Ruhe komme ich, wenn man mich nicht dran hindert. Also wenn niemand etwas von mir will oder ich was tun muss, was ich nicht möchte. Der Ort - keine Ahnung! Wo es ruhig ist? Nicht unbedingt, wie gesagt, im Auto bei guter Dröhnung kann ich prima entspannen.
Na, da wo ich mich wohl fühle.
Wo fühl ich mich wohl?
Im Bett. Im Auto. Im Buchladen. Auf dem Sofa. Vor dem Laptop. Vor einem Eisbecher.
Meine Güte, eine Stunde ist schon rum - andere sind bereits fertig oder zumindest wacher als vorher UND im Schreibfluss. Und ich tippe ufer- und haltlos umeinander. Wiedermal.
Wie auf dem offenen Meer treibend.
...
Obwohl, das Meer ist ein ganz gutes Stichwort! Da gibt es doch diesen einen Ort, an den ich mich gedanklich gern hin visualisiere, wenn es brenzlig wird. Der ultimative Erholungsort!
Mein Strandkorb!
Heureka! Das isses doch, das ist mein absoluter Ruhepol! Es kommt zwar nicht allzu oft vor, dass ich leibhaftig in einem Strandkorb sitzen darf, aber wenn es dann mal soweit ist, dann fällt alles, was mich belastet schlagartig von mir ab! Ruhe und Frieden kehren ein.
Pass auf, ich nehm dich jetzt mal mit zu meinem Lieblingsort.
Mach's dir bequem und stell dir vor, du verlässt das Ferienhaus am Oststeestrand. Du hast deine Tasche dabei mit dem Buch, der Musik, dem Handtuch. Du läufst den kleinen Weg an den Gartenzäunen entlang, die kleine Steigung bis zum Durchgang des Deichs. Du hörst die Möwen schon schreien, du riechst das Meer. In dem Moment, wenn du den Deich hinter dir lässt, stehst du auf der Uferpromenade und das Meer breitet sich in seiner vollen Schönheit vor dir aus! Die Sonne scheint, ein Wind weht und du atmest tief ein!
Auf deinem Weg kommst du an den typischen Verkaufsständen für die Touristen vorbei, es gibt Sonnenhüte, T-Shirts mit fürchterlichem Aufdruck, Strandkorbvermietungen, Fischbrötchen Buden und Cafè's mit Blick auf den Strand. Ein kleines Stück musst du laufen, deine Flipflops klappern bei jedem Schritt und du holst dir einen Cappuccino zum mitnehmen. Dann kannst du ihn schon sehen, der Korb mit der Nr. 95, rot-weiß gestreift. Viele Leute sind nicht unterwegs, alles ist ruhig und friedlich. Dann biegst du ab, schlüpfst aus den Flipflops und gehst langsam durch den warmen Sand. Dein Korb steht da und wartet auf dich ganz allein! Du öffnest das Schloss, hebst das Holzgitter weg und fegst mit der Hand den Sand vom roten Leder. Dann legst du dein Handtuch hin, setzt dich drauf und stellst deinen Cappuccino auf das kleine Brettchen, das als Tisch dient.
Du lehnst dich zurück, fühlst den warmen Sand an den Füßen, hörst das Meer rauschen. Eine kleine Brise weht dir ins Gesicht, Möwen laufen vorbei.
Ausatmen. Entspannen. Alles vergessen. Den Wind spüren. Das Meer riechen.
Du nimmst einen Schluck vom Kaffee und genau in diesem Moment ist die Welt in Ordnung. Alles ist gut, nichts kann dich ärgern, nichts belasten.
Ein Topping gefällig? Dort hinten kommt dein Mann durch den Sand und er hat zwei Fischbrötchen in den Händen. Und du musst grinsen.
BÄÄM! Wenn das kein perfekter Ruhepol ist!
Ich glaub, es wird Zeit, mal wieder an der Ostsee Urlaub zu machen. Diesen Moment kann nur sehr wenig steigern. Ich merke, wie ich allein beim Schreiben über diesen herrlichen Augenblick schon ganz ruhig und gelassen geworden bin.
Jepp, so will ich das stehen lassen. Wie üblich wird mir nach dem Speichern und Veröffentlichen noch ganz viel einfallen, was man schreiben könnte, aber ich glaub, das passt total gut so wie es ist. Setz mich in einen Strandkorb und ich bin zufrieden!