Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
Mein Refugium. Meine Höhle. Mein Ventil. Viel Spaß!

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Mittwoch, 22. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 4 1/2

ungefähr um 1984 traf ich auf Doris. Und die hörte zu Hause immer einen amerikanischen Radiosender. "American Top 40!"  Das fand ich interessant und hörte mit. Wir zündeten Räucherstäbchen an und sie erklärte mir, dass Wasser gesünder ist als Limo. Sie erklärte mir so einiges. Doris war im Herzen 20 Jahre  und wusste Bescheid! Ich war 14 und wusste nichts. Nachmittags in Doris' Zimmer Radio an.

So machte ich Bekanntschaft mit "Sea of Love" von The Honeydrippers
                                                  "Eye in the Sky" von Alan Parsons Projekt
                                                  "You're the inspiration" von Chicago
                                                  "The boys of summer" von Don Henley
                                                  "Careless Whisper" von Wham
                                                  "Stranger in Town" von Toto
                                                  "The heat is on" von Glenn Frey
                                                  "Talking in your sleep" von The Romantics
                                                   "Gold" von Spandau Ballet
                                                   "The boxer" von Simon and Garfunkel
                                                   "Sad Lisa" von Cat Stevens
                                                   ...

und ich weiß heute noch nicht, wie man diese Musik beschreiben könnte. Als Pop?
Schwerpunkt Chicago, Alan Parsons, Pink Floyd und Cat Stevens .. ich glaube, das war der Sommer 1984, der Sommer mit Doris, die zwar gleich alt war wie ich, mir aber um Längen voraus. In allem!
Ein sehr aufschlussreicher Sommer! Und immer wenn ich Chicago höre, denke ich an Doris

Sabine mit 14 - unschuldig und naiv
14 Jahre - naiv und unschuldig.
und das Pony Pascal
💙




Sabinchen und die Musik 5

Die 80er werden von mir bewusst ganz intensiv behandelt, weil das einfach mein Jahrzehnt war. Es wurde so viel gute Musik rausgebracht, da reicht ein Mausloch eigentlich garnicht aus. Die Musik hat sich auch verändert, die Neue Deutsche Welle war gestorben, Lieder wurden cooler genauso wie die Mode und die Kneipen. 1988 gab es so viele Bars/Bistros, die einem den Blue Curacao im grellen Neonlicht beleuchteten.
Die Kellerdisco vom Komm bestand nur aus blanken Betonwänden, Heizungsrohren und gelangweilt dreinblickenden 17jährigen. Die waren aber garnicht gelangweilt, die tun nur so! War wichtig!
Die Schere zwischen den verschiedenen Genres was Kneipen und Discos betrifft klappte immer mehr auf.
Es gab, wie gesagt, die coolen Popperbistros und Clubs die dich mit Milli Vanilli, Salt'n'Pepa, Blue System und Yello beschallten, dann gab es jede Menge Rockkneipen, meist im Keller, weil es da eh gemütlicher war. Nürnberg war voll davon, was für eine schöne Zeit! Quattro Set, Groovy, Star Club, Rock Cafe, Brown Sugar, Landwehrkeller, Metal Mania, Dröhnland, Kraftwerk, das Boot mit den besten Tortellini der Stadt ... es ist ein Jammer, wenn man bedenkt, dass von all der Kneipenpracht nur eine einzige überlebt hat - das Brown Sugar.


"Bad medicine" von Bon Jovi, "Rhythm of Love" von den Scorpions, "Welcome to the jungle" Guns'n'Roses, "Here I go again" Whitesnake, "Pour some sugar on me" von Def Leppard, und der Hammer "Child in time" von Deep Purple! Das musste dir geben, 10 Min, ganz laut nach einer Party auf dem Sofa von jemand mit einem gewissen Pegel und den richtigen Leuten! Kommt gut.

Aber soweit bin ich eigentlich noch gar nicht, ich komme frisch von der Tanzschule und betrete mein zukünftiges Wohnzimmer - das Lollypop! Ein kleines Cafe in Nürnberg Wöhrd mit den damals typischen schwarzen Bistrostühlen, runden Marmortischen, einer Bar, einem Haufen Schnickschnack an den Wänden, einem langen Gang zu den Toiletten und Spielautomaten und der Treppe, die in den 1. Stock führt, wo der Billardtisch in Gerd's Wohnung stand. Eine wahre Schande, dass es keine Fotos vom Lollypop zu geben scheint! Das Lollypop unterschied sich von allen Popper- oder Rockerkneipen, das Lollypop war ein Oldie-Cafe! Ramerlamerdingdong schalmeit es mir um die Ohren. Und ich fing sofort Feuer!
Sabine, das Mädchen das in Flammen stand! Bi-Bob-A-Lula und Sweet 16 Baby! Ich fand's großartig! Ein paar Teds waren auch immer da mit ihrer Lederjacke und der Tolle, ansonsten war das Publikum gemischt. Frank und Oli waren Punks, Stefan ein Rocker, Baily-Oli mit der rosa Locke, Anouschka war Popperin und ich irgendwo dazwischen. Von da an war ich so oft ich konnte im Lollypop! Samstags wurden Spiele veranstaltet, war immer lustig, es war auch immer jemand da, den man kannte. Stammpublikum.
Immer wieder rief einer in die Menge "Wir fahren nach Erlangen ins Dock 7 - wer fährt mit?" oder "Hausparty beim Micha, wir starten um neun" und du hast dich einfach drangehängt, wenn du Lust dazu hattest. Nachmittags wurde viel Backgammon gespielt (ich kanns immernoch nicht) oder der Tetrisrekord von Sonja geknackt. Mit der Zeit lernte ich die Golden Oldies auswendig und der ganze Laden hat lautstark mitgesungen bei "O Carol" von Neil Sedaka, "The wanderer" von Dion oder "Diana" von Paul Anka. (Vielleicht auch ein Grund, warum das Lollypop geschlossen wurde - mitten in der Wohngegend)
Ich entdeckte auch die Stray Cats, und somit die feine Differenzierung zwischen Rockabilly, Psychobilly und New Wave. Zu Wave zählte ich Stücke wie "Love is a shield" von Camouflage, "Tainted Love" von Soft Cell (Staubsaugertanz, hahaha) und Depeche Mode oder The Cure.



Irgendwie schwappte auch etwas Wave in die songs meiner geliebten Ärzte! Auf der LP "Ist das alles" fanden sich songs wie "Mysteryland", "Alleine in der Nacht" oder "Wie am ersten Tag". Aber auch Sachen wie "Buddy Holly's Brille", "Gehn wie ein Ägypter", "Du willst mich küssen" und "El Cattivo", was den Fun Punk herauskitzelte.  DÄ waren immernoch ungebrochen meine Lieblinge!

Die Ärzte 1988

Noch hatte ich Interesse an den aktuellen Hitlisten. Neben den Oldies, Wave und Rock mochte ich Stücke wie "Dirty Diana" von Michael Jackson, "True Blue" von Madonna, "A Groovy kind of Love" von Phil Collins, "The Look" von Roxette und auch ich tanzte wie wild Lambada.
Aber mein Geschmack schien sich langsam zu bündeln, weg von den Charts und hin zum Rock.
Wir gingen immer öfter ins Kraftwerk und ins Brown Sugar, das ergab sich einfach so. Außerhalb Nürnberg gab es so schöne Rockschuppen! Und sind wir mal ehrlich - so sexy die bad boys der Rockabillyszene waren - so ein hübscher Rocker mit langen Haaren sticht die doch alle aus! Ich entdeckte meine Vorliebe für Kerle mit langen Haaren - aber das tut hier nichts zur Sache.

Hihi

Metal Mania - Sammelstelle der hübschen Rocker




Montag, 20. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 4

Jetzt geht's lo-os!
Zusammen mit meiner Freundin stehe ich vor den Toren der Tanzschule, frischgebackene 16 Jahre und furchtbar nervös! Es war 1986 durchaus üblich, mit 16 einen Tanzkurs zu machen, da wars rappelvoll mit Teenies, die alle nervös waren. Innerhalb der ersten 15 Min wusste ich, das ist mein Ding! Tanzen viel mir leicht, machte gleich Spaß und man konnte - nein man musste (!) sich an ganz viele verschiedene Jungs randrücken!
*die Autorin kichert nostalgisch
Herrlich! Einen Haufen Leute kennengelernt, vor allem, weil jeden Samstag Tanzparty war. Auf zwei Ebenen, im offiziellen Tanzsaal wurde standard getanzt, unten im Keller "freestyle". Und da unten waren die coolen Kids, logisch! Während man oben zu Bananarama "Venus", The Bangles "Manic Monday" oder - OMG - Modern Talking "egal was" seinen Tanzpartner über die Fläche schubste, hörte man unten ganz andere Töne. Ich glaub zum ersten Mal wurde ich mit Bands wie Bon Jovi, Van Halen, ACDC, KISS und ZZTop konfrontiert und fand es sehr spannend! Das war ganz anders, irgendwie viel cooler und vor allem die Leute, die dazu tanzten waren auch irgendwie cooler. Ich fand's voll stark! Und so hüpfte ich zwischen den Musikwelten Keller und Tanzfläche hin und her. Ich hörte oben die Pet Shop Boys und unten Alice Cooper. Toll!
Natürlich wusste ich, dass zwischen Poppern und Rockern nicht die engste Freundschaft bestand, aber ich mochte mich nicht für eine Seite entscheiden, ich hab mich den Leuten angepasst, mit denen ich gerade zusammen war. Je nach Laune! Insgeheim fand ich die Rocker aber viel lässiger.
Und dann traf ich einen Punk!
Damals waren U-Bahn Verteiler voll davon. Und in der Sammelstelle KOMM in Nürnberg waren fast nur Punks anzutreffen. Später hab ich mich auch mal reingetraut, aber mit 16 bin ich staunend an den seltsamen Typen vorbei gelaufen, hab mich anbetteln lassen und war voller Ehrfurcht! Die fand ich so mutig mit ihren Klamotten und den Haaren, hatte aber noch keinen Plan, was dahinter steckt.
Aus ihren Reihen schallte auch Musik, ganz andere. Ich mochte aber manche Stücke, hatte nur keine Ahnung, von wem die Musik war.
Ich kann heute auch nicht mehr nachvollziehen, wie ich Madonna, Van Halen, Sexpistols und George Michael unter einen Hut kriegte. Ich war verwirrt.
Und bastelte mir dementsprechend verwirrte Mixtapes.

Seite A

1. Papa don't preach von Madonna
2. When the going gets tough von Billy Ocean
3. In the Army now von Status Quo
4. Touch me von Samatha Fox
5. Why can't this be love von Van Halen
6. Absolute Beginners von David Bowie
7 Du willst mich küssen von Die Ärzte
8. Final Countdown von Europe
9. You give Love a bad Name von Bon Jovi
10. Sledge Hammer von Peter Gabriel


gruselig, die Mischung, oder? Ich hörte alles wild durcheinander und war glücklich dabei.
Die Ärzte hatten ein neues Album rausgebracht. "Im Schatten der Ärzte", das für mich wichtigste Album, ich sog die songs auf wie ein Schwamm!
"Du willst mich küssen" "Ich weiß nicht ob es Liebe ist" "Wegen dir" Alles" "Käfer" und  "Dein Vampyr" - da war ich mir ganz sicher, dass das meine Musik ist! Dieses Album hat mich tatsächlich erfüllt, auch wenn das blöd klingt. Ich bin abgetaucht und dort geblieben. Mit MOFL (siehe Sabinchen und die Musik 3) gab es zwar einige Probleme, schon allein wegen unfassbarer Eifersucht, aber die Liebe zu den Ärzten hat uns verbunden!


Die Tanzstunde war irgendwann aus und gleich ums Eck war eine kleine Kneipe. Mittels Gruppenzwang hab ich mich breitschlagen lassen, bin ich mitgegangen, betrat die Kneipe, inhalierte die Atmosphäre und wusste - ich bin daheim! *lach
Willkommen im Lollypop!


Abschlussball 1986


Donnerstag, 16. Juli 2020

Drama-Queen

Wie nennt man jemand, der immer erst ein riesen Theater veranstaltet und rumnölt und jammert und sich erstmal drücken will, bevor er sich dann doch überwindet und es am Ende eigentlich ganz gut fand?
So jemand bin ich! Bevor ich wo zusage, überlege ich ganz viele Problematiken.
Ist das was für mich? Wollen die mich überhaupt dabeihaben? Pass ich da rein? Muss ich da viel laufen? Schaffe ich das? Will ich das? Ist das mit all meinen Gebrechen kompatibel? blaaablaaa und so weiter. Ist immer das Gleiche. Ich hab mich heute überwunden und ein fettes "JA" auf dem Zettel angekreuzt. Frau Dr S lädt zum alljährlichen Sommerfest ein und davor graut mich schon das ganze Jahr. Sommerfeste! Ein gesellschaftliches Übel.
Was ist ein Sommerfest? Du gehst da hin und stehst erstmal dumm rum. Meistens ist es heiß, du schwitzt ganz fies und du suchst einen Platz für deine Salatschüssel. Dann stehst du wieder dumm rum. Dann kommt der endlos lange Teil mit dem smaltalk. Blabla ja gut hergefunden bla das Wetter bla letztes Jahr auch so heiß bla aber davor hats geregnet bla ja der ist auch da bla .... bis  du dann endlich aufgeräumt bist und an einem Tisch sitzt - dann musst du gleich wieder aufstehen und dir was zu essen holen. Wenn du Pech hast sitzt du so ungünstig, dass du erstmal alle anderen raus bzw reinlassen musst.  Dann isst du und ab da überlegst du, wann der richtige Zeitpunkt da ist um dich weg zu schleichen. Allerdings musst du dich von allen verabschieden und erklären, warum du so früh wieder gehen willst ...
Nein Sommerfeste sind nicht mein Ding.
Aber, nachdem ich jetzt echt oft abgesagt hab, ist es mal wieder fällig, schon allein wegen des Anstands. Und Kollegin U ist genauso drauf wie ich - das baut auf!

Gestern war Mittwoch, halber Tag in den Arztpraxen und wir haben geplant, ins Wonder Waffel zu gehen, Schwupps fange ich an, rum zu nölen und bin mir halt echt nicht sicher, ob ich das will.
Und ob ich das schaffe - du weißt Bescheid.
Waffeln essen an sich ist ja nichts böses, im Gegenteil. Und die Aussicht, mit den drei Hübschen zusammen dahin zu gehen überzeugt mich dann doch, ich sage zu.
Zum Glück ist das Wetter auf meiner Seite, es ist relativ angenehm für einen Sommerhasser. Ich fahre, ich parke und wir laufen den kurzen Weg zum Wonder Waffel. In meinem Tempo, also ein Schleichweg quasi.
Ich bin hocherfreut, dass ich die lächerliche Strecke schaffe, ohne Gezeter und Geheule, da sind wir auch schon im Laden. Dort  bin ich erstmal überfordert. Eine langeTheke voll mit Eissorten, Obst und Süßkram und eine Tafel an der Wand, die die Kalorienbomben auflisten. Da gibts Erdbeeren, Kirschen, Zimtäpfel, Kiwi, Streusel in jeder Farbe, Smarties, Nüsse, Soßen, Sahne, Schoki, Kinderbueno, Kekse und was nicht alles! Wir überlegen lange und dann bestelle ich mir eine Waffel mit Erdbeeren, kleinen Marshmallows, Jogurette-Eis und einen Toffifee-Milchshake. Diabetes to go!
Die schreiben deinen Vornamen auf den Teller, da freu mich mich voll drüber! Dass es schmeckt ist selbsterklärend, es ist sooo süß und lecker, da spürst du deinen Glukosewert steigen! Wir haben Spaß!
Pappsatt lehnen wir in den Polstersitzen und schauen uns im Laden um.

Am Nachbartisch sitzen zwei Frauen. Eine davon hat einen Bauch.
Kollegin: "Die da ist schwanger"
.... "oder sie war schon öfter hier!"







Und? Has sich's gelohnt? Es hat sich gelohnt!



Mal sehen, wie das Sommerfest wird ...


Montag, 13. Juli 2020

Möwe!

Ich wäre dann jetzt bereit mich in mein imaginäres Refugium zurückziehen!
Kennste? Man sucht sich, im Gedanken, einen Ort, zu dem man sich jederzeit hinträumen kann. Da wo du deine Ruhe hast und einfach niemand was von dir will! Ein göttlicher Zustand. Da will ich hin!

Hab glaub ich schon mal drüber geschrieben. Mein geheimer Ort ist ein Strandkorb am Meer. Einsam ohne Ende, mit weichen Kissen, warmen Sand, Möwen, Meer, und einem herrlich angenehmen Wind, der um die Beine streichelt. Es ist immer 24 Grad und die Sonne scheint nie direkt in meinen Strandkorb.
Und wenn mir alles zu viel wird und jede Aktion einfach nur anstrengend weil du so viel Schmerzen hast, dass sie sich draußen vor der Tür versammeln und zu einem einzigen überdimensionalen Schmerz-Blob verschmelzen, der mich dann frisst - dann möchte ich gern in meinem Strandkorb sein und den Möwen zugucken!


Freitag, 10. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 3

Es gab einen Moment in meinem Leben, der alles geändert hat, wirklich alles. Und ich hab mich drauf gefreut! Außerdem haben wir im Nachhinein festgestellt, dass unsere Mütter dran Schuld sind, die haben uns nämlich dazu angemeldet. Zum Ferienlager in Schönhagen an der Ostsee. Was für ein Meilenstein!
Ich hatte ein paar Mädchen aus meiner Klasse dabei, das half, um meine Nervosität zu verbergen, wenigstens ein bisschen. Und meine damals beste Freundin war auch dabei. Schon beim Einsteigen in den Bus hab ich ihn entdeckt, mich hat's ziemlich gerissen, als ich  ihn vorne am Fenster sitzen sah und ihn wohl angestarrt haben muss. Als er sich nämlich umgedreht und mir direkt in die Augen geschaut hat, wurde ich knallrot und hab mich hinter der Lehne vom Vordersitz versteckt. Ich war so schüchtern damals, schüchtern und unsicher und ohne  jede Selbstsicherheit. Deswegen hab ich mich an meine Freundinnen geklammert, auch, als die beschlossen, auf unserer Erkundungstour auf dem Ferienheimgelände zu den Jungs rüber zu gehen.
Und da war er wieder. Mein Herz schlug im Technorhytmus, und das, obwohl es damals noch gar keinen Techno gab. Der Super-GAU setzte ein und ich war aus irgendeinem Grund mit ihm allein. Und dann ist es passiert, aus Aufregung wurde Neugier, Aus Neugier wurde Interesse und daraus entstand eine echte Teenagerschwärmerei! Ich war verliebt! Zum 1.Mal! Teenagerliebe!

(Hier bitte Fanfaren und Donnerhall einsetzen für den perfekten Übergang!)

Teenagerliebe war das erste Lied, dass ich von den Ärzten hörte. Die Ätzte sind in mein Leben eingebrochen wie ein Gewitter! Unfähig, mich dem zu entziehen hab ich mich kopfüber reingestürzt in die Musik. Nach dem 1. Konzert 1984 war ich angefixt und das hält bis heute.
"Zu Spät","El Cattivo", "Micha" und natürlich "Paul", der Bademeister. Was für eine geniale Musik! Die drei Punks begeisterten mich, inspirierten mich und schafften eine völlig neue Sicht auf die Dinge. Ich hab durch die Ärzte und ihre Songs gemerkt, dass coolness nicht alles ist. Manchmal ist es ganz gut, wenn man sich selber nicht allzu ernst nimmt. Spaß haben mit den Leuten anstatt nur cool zu tun und zu hoffen, dass irgendjemand mich sieht und vor Begeisterung nicht an sich halten kann!
Meine-große-Ostsee-Ferienlager-Liebe (MOFL ab jetzt), also meine MOFL und mich verband als erstes die Musik. Natürlich gab es in den Charts viel mehr als die Ärzte, wir haben erst ein wenig später festgestellt, dass wir das gemeinsam haben. Und wie !! Im Ferienlager selber dröhnte ja ganz was anderes aus den Boxen. Gefiel mir natürlich auch, waren ja die aktuellen Hitlisten! Ganz besonders und allen voran Madonna. Gerade hatte sie ihr erstes Album rausgebracht und mit "Like a Virgin" eine Punktlandung gemacht. Von der LP mochte ich alles! Wenn ich an MOFL denk, hab ich als erstes "Into the groove" im Ohr, gefolgt von "Stay", "Material Girl" und "Angel". Ach ja. Sogar beim ersten Kuss lief Madonna irgendwo im Hintergrund. Ich konnte alles auswendig mitsingen (natürlich nur, wenn keiner der Jungs in der Nähe war)
Außer Madonna schallte mir "Cherish", "Celebrate Youth", "Frankie" oder "Tarzan boy" um die Ohren. Ich hab noch genau vor Augen, wie 15jährige Jungs zu Baltimore's Tarzan boy tanzen und dieses Bild hab ich konserviert! *hihi

Wunderbare Jahre, wunderschöne Zeit. Neon-Nagellack, Netzhemden, Miniröcke, die große Liebe und die Ärzte - ich mochte das Jahr, in dem ich 14 war. Meine Schüchternheit hab ich natürlich nicht ganz abgelegt, das geht ja garnicht. Aber so immer wieder ist davon was abgebröselt, bis sie irgendwann fast ganz weg war.
Und die Ärzte singen dazu "denn siiiiiiie trägt nen roten Minirock (Minirock) sie ist immaaaaaaaa nett zu  mir, machmal bescheißt sie mit dem Wechselgeld (Wechselgeld)  sie ist das Mädchen von Kasse 4"!

Manchmal denke ich, das Jahr 1985 war ein einziger langer, unbeschwerter, verliebter Sommer 
voller guter Musik und rosa Herzen!

 das Bild hat MOFL gemacht







Mittwoch, 8. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 2

1982 war ein Jahr voller guter Musik, "Maid of Orleons" von OMD, "Der Kommissar" von Falco, "Carbonara" von Spliff und ich steckt mitten in meiner Spider-Murphy-Gang-Phase! Da gabs doch auch einen Kinofilm, oder? Da saß ich mit meiner Freundin (und auch sie hieß Sabine) und wir hängten unsere Kassettenrecorder über den Vordersitz um den Film aufzunehmen! Auf Kassette! Haha! Und das haben wir uns dann daheim auch noch angehört!
Nena kam, Nena spielt auch eine große Rolle in meinem Leben. Nena war auf jedem einzelnen Mixtape in meinem walkman! "Nur geträumt" mochte ich auf Anhieb. Meine Lieblings-songs von ihr waren "Leuchtturm", "Indianer" "Kino" und "Vollmond" - überall im Kinderzimmer waren Nena-Poster! Mit Nena bin ich in der Straßenbahnn zur Schule gefahren und mit Nena hab ich Zeitungen ausgetragen.
Aber neben Nena gab es ja noch soo viel anderes, schau dir mal allein die Hitliste 1982 an, das ist Wahnsinn, was da alles rausgekommen ist! Ich mochte das meiste, da war ich noch ganz und gar Hitlistenjunkie! Jeden Freitag um 18 Uhr Radio Bayern 3: Die Schlager der Woche! Pflichtprogramm für eine ganze Generation! Natürlich wird es aufgenommen und natürlich hörst du auf dem ein oder anderen Lied im Hintergrund eine liebe Mama, die ruft "Abendessen ist fertig!" *haha


In der Schule gab es auch allseits beliebte Gassenhauer wie "Sommersprossen", "Shout", "Words" oder natürlich "Hurra die Schule brennt". Und soviel mehr! Richtig beeindruckt hat mich der Auftritt in der Hitparade, als ich "Trio" zum ersten Mal gesehen hab. Als Peter Behrens, der Trommler, während der Aufzeichnung von "Dadada" einen Apfel gegessen hat, war ich platt! Und weil mein Vater entsetzt war, fand ichs voll lässig! Ich hörte "Bruttosozialprodukt" und "Gib Gas ich will Spaß" und war mit meiner Welt sehr zufrieden. An meiner Zimmertür hing der Starschnitt von Shakin Stevens.
Fasching 1983 traf ich mich mit meiner Freundin (die hieß mal nicht Sabine) auf dem Hauptmarkt beim Autoscooter. Mit 12 ist man noch nicht so cool wie die ganzen dreizehn- und 14jährigen, die da rumstehen, aber man wollte dazugehören! Und zur Krönung des Tages gingen wir Abends ins "Charly M.". Den Club gibts natürlich nicht mehr, war aber damals sehr angesagt. Da hörte ich dann Interpreten wie Joan Jett, Soft Cell und Toto, was mich komplett umgehauen hat! Und da waren alle viel älter! Ich glaub, das war das Erlebnis, das in mir den Schalter umgelegt hat. Ab da wusste ich: Abends ausgehen ist das Größte! Ganz wichtig: erwachsen wirken! Erwachsen und cool. Sonst wird das nix. 
Der DJ machte Durchsagen, kann man sich heute garnicht mehr vorstellen, der sagte Sachen wie. "So jetzt kommt wieder eine heiße Scheibe, hier ist nur für euch: Asia mit ihrem Hit Heat of the moment - und die Hitze dieses Moments sollt ihr jetzt auch spüren!"
oder
"ja wir haben heute ein Geburtstagskind hier, die Steffi hat Geburtstag! Wo ist sie, Steffi, zeig dich mal, wo ist Steffi? Steffi wird heute 19 und als Geschenk hat sich ihr Freund Wolfgang für sie "das Model" von Kraftwerk gewünscht . Steffi alles Gute!"
oder, wie in unserem Fall:
"So Kinder, es ist jetzt 22 Uhr, ich bitte alle, die noch nicht 16 sind, jetzt das Charly M zu verlassen, dankeschön dass ihr da wart und kommt gut nach Hause" - und keiner erhebt sich. Keiner, bis auf meine Freundin - die dann da steht und mich lautstark auffordert, schnell zu gehen, bevor die Polizei kommt und kontrolliert! Und unter vielen, vielen belustigten Blicken trotte ich hinter meiner Freundin her und schäme mich in Grund und Boden!




Montag, 6. Juli 2020

I don't like Mondays

Das Arbeits-Shirt ist noch nass am Ärmel, ich vertrödel wertvolle Zeit im Bad und die Straße ist von einem Müllwagen mit extrem entspannten Müllmännern versperrt. So komme ich zu spät zur Arbeit, abgehetzt und verschwitzt und stelle fest: es ist ein richtiger Scheiß-Montag!
Es kommt ab und zu vor, dass sich alle Patienten mit schlechten Venen zusammentun und geballt in die Praxis einfallen. Wie ein riesengroßer Problemball rollen die rein und reißen alles mit sich - die Ordnung, den Terminplan und die Zeit. So wie heute. Dann kam noch ein Notfall dazu, ein Aushilfs-Azubi der keine Ahnung hatte, 523 kostenlose Coronatests und zusätzliche Aufträge von den Ärzten. Ich wollte mir um halb neun die Nase putzen und kam halt erst um viertel nach eins dazu. A Traum!
Im Endeffekt hab ich Überstunden geschoben, nur um aufzuarbeiten.
Um halb drei unterwegs zu Tochter, Schlüsselübergabe und anschließendes Einkaufen.
Stress, Schwitzen, Schmerzen, hundemüde. Auf dem Weg nach Hause biege ich auf die Hauptstraße und stehe fast eine halbe Stunde im Stau, für einen Weg von 5 Minuten. (In meinem Tempo, hihi)
Daheim ist die Luft "etwas" alkoholgeschwängert, der Liegeplatz auf dem Sofa will erst erkämpft werden, die Stimmung ist schlecht. Ok, das Aberndessen war gut. Die Köchin ist auch super! :P

Resümee: Das beste heute war die halbe Stunde im Stau!
Kühler Wind weht in mein Auto, in einer Hand ein Leberkäsbrötchen, es gibt kühles Wasser und Radio Gong spielt lauter gute Musik. Gut, ich krieg einen Anruf, weil ein Fehler im Labor passiert ist, aber über solche Kleinigkeiten sollte man erhaben sein!



Sonntag, 5. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 1

Ich hab mir mal überlegt, wie sich mein Musikgeschmack im Lauf der Zeit gebildet und verändert hat.
 Eigentlich ist das sehr bemerkenswert, ich hab nämlich fast alle Genres durch! Lass uns mal die letzten 50 Jahre anschauen!
Als kleine Sabine wurde ich mit der Musik meiner Eltern konfrontiert. Da waren Schlager- und Heimatmusik-LP's im Schrank und ich hörte "Lustig ist das Zigeunerleben, faria faria ho" und "Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich" wobei mir das echt zu denken gab. Ein sehr blonder Mensch singt, dass er eigentlich schwarzbraun sei. Und eine Haselnuss, die schwarzbraun ist, ist wohl irgendwie angebrannt. Sehr mysteriös. Ich weiß bis heute nicht, was Heino da meint - aber es ist mir auch herzlich egal. Dann entdeckte ich Schlager wie "Rote Lippen soll man küssen" und "Ein Student aus Uppsala". ich trällerte alles mit! Aber auch "Heidi", "Biene Maja" und "Wickie" oder "Pinocchio"
 Zeitgleich wurde unter uns Kindern auch gesungen, das war ganz normal - im Gegensatz zu heute, da singt kein Kindergrüppchen Lieder wie "In einen Harung jung und schlank- zwo drei vier ssst dada, tirallala" oder "Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass Marmelade Schnaps enthält, Schnaps enthält!" Eigentlich schade, dass diese Lieder verschwunden sind. Die Mundorgel kam, spätestens beim ersten Gruppenlagerfeuer und mit ihr die Frage, wer die Kokosnuss geklaut hat und warum Bolle jüngst zu Pfingsten nach Pankow reiste.
Im Radio lief das Lied der Schlümpfe und "ganz doll mich!" Ich bin mittlerweile so 10 Jahre alt und krieg aus dem Kinderzimmer meiner großen Schwester einiges mit. Titel wie "Xanadoo","Physical", ABBA und pink Floyd. Während das riesengroße Radio in der Küche den "Nippel durch die Lasche"  und "Santa Maria" dröhnt.
Geschmack hatte ich noch garkeinen, ich hab alles mitgemommen, was da kam. Nach jahrelangem planlosem Herumgedümpel hat mir meine Freundin Sabine (Es gab damals unfassbar viele Sabines überall) eine LP in die Hand gedrückt, angeblich braucht sie die nicht und sie hätte eh viel bessere Platten hier. Sabine war 1 Jahr älter, also schon 12 und somit unheimlich cool - unweigerlich!
Das war dann meine 1. eigene Platte, ein Sampler.  Disco Round 2. Ich hab sie gehalten wie ein kostbares Relikt und ganz vorsichtig hoch in meine Wohnung getragen. Ich erinnere mich, wie intensiv ich die songs gehört hab, ganz besonders begeistert war ich von Rain in May von Max Werner und von Eisbär - Grauzone.
Was für ein WOW-Erlebnis! Man könnte sagen, dass ich mit dem Eisbär in die aktuelle Musikwelt eingetaucht bin, ab da hab ich auch kapiert, dass es unterschiedliche Genres gibt und dass Mütter was anderes hören als Väter und Töchter!
Mein Vati hörte als 'gstandner Bayer natürlich Blasmusik, Mama mochte Klassik und ich entdeckte
die Neue Deutsche Welle!


Freitag, 3. Juli 2020

die Mittagspause

Es ist halb eins, ich sitze vor dem Bildschirm und verfolge gedanklich den Schweißtropfen, der mir gerade den Rücken runterläuft.Noch eine halbe Stunde! Die Zeit vergeht so langsam. Mir ist heiß, im Labor hat es 29,5 Grad und der kleine Ventilator arbeitet auf Hochtouren. Ich rede mir selber zu, bald hast du's geschafft, bald ist es soweit! Ich muss noch die Auftragsscheine für den Ansturm morgen fertigmachen. Herr Elvis P., 08:45 Uhr Schilddrüse und Kalium. Herr James D., 08:50 OP-Vorbereitung. Ich hole den weißen Schein und kreuze an .. wann nochmal? Zehn vor neun. Mir fallen die Augen zu. Ich trinke ein bisschen Wasser. So, James D., OP-Vorbereitung. Weiter. Frau Katherine H., 09:25 Hormone. Was brauch ich nochmal für ein Röhrchen? Ich schlage im Buch nach. Mann ist mir heiß. Und Hunger hab ich auch. Ich denke an mein Sofa, auf den Moment, wenn ich die Beine hochlegen kann. An die Ruhe, die mich überkommt. Noch 20 Min. Für die Hormone ist keine Diagnose angegeben, muss ich mir wieder Gedanken machen, was die Untersuchung begründen könnte. Herr Gary G., Diabetes. Da muss der Urin weggeschickt werden. Vermerk. Ich starre auf das blaue Icon und meine Augen fallen zu. Ob draußen ein kleiner kühler Wind weht?  Draußen redet ein Patient sehr laut und ich schrecke hoch. Gerade hinsetzen, Augen aufreißen. Herr Gary G. 09:40 Uhr ... ich schaue auf die Uhr, noch10 Min. Ich stehe auf und geh auf Toilette. Alles ist durchgeschwitzt, die Maske erstickt mich langsam. Noch 5 Min. Ich will nach Hause !! Herr Rock H. 09:45 ... ach mach Schluß, den Rest machst du am Nachmittag! Bisschen Tupfer reißen, bisschen aufräumen, noch 4 Min. Ich schalte den Ventilator aus und fahr den Pc runter. Licht aus. Ich bin auf dem Weg zur Küche. Die Kolleginnen lachen und fahren die Geräte runter. Schuhe aus. Ich hab neue Schuhe zum reinschlupfen, das geht schneller! Kittel in den Schrank, Tasche greifen. Es ist 13 Uhr! "Tschü-hüs bis später!" Ich humpel so schnell wie möglich zur Tür. Scheiß Fuß! Im Hausgang ist es etwas kühler. Ich warte auf den Aufzug, kann kaum stehen wegen der Rückenschmerzen und wegen dem kaputten Fuß. Endlich, ich steige beim Parkdeck aus. Draußen ist es auch heiß, ich hasse es! Mein Gesicht, der Hals, alles verschwitzt.
Das Auto steht im Schatten, Gottseidank. Ein bisschen ausser Puste komme ich an, Fenster runter, Musik an. Es läuft Holy Diver von Dio. Ich dreh auf und fahr die Rampe runter. Der Weg nach Hause ist nicht lang, 10 Min vielleicht. Ich brauch die Klimaanlage, mein Gesicht schwitzt schlimm.
Ich hab Glück, da ist ein Parkplatz in meiner Straße. Ich schalte den Motor aus. Jetzt kann ich es fast nicht mehr erwarten und ertrage die vielen Schritte zur Haustür nur schwer. Der Fuß tut höllisch weh, alles fühlt sich unangenehm an. Ich schließe die Tür auf, sie klemmt ein bisschen, und schleppe mich ins Haus. Hier ist es kühler. Ich atme auf, schleuder die Schlupfschuhe auf den Boden und stell die Tasche ab. Das Handy nehme ich raus. In der Küche schnell zwei Toast runterdrücken, Käse, Gurke und eine Dose energy aus dem Kühlschrank holen. Gleich ist es soweit!
10 - ich trage das Tablett ins Wohnzimmer, gern würde ich schneller gehen
9- ich stelle es auf den Tisch
8-Terrassentür öffnen, damit Sauerstoff reinkommt
7-Flasche Eistee holen
6-hinsetzen
5-Glotze an - ein Mittagsmagazin, das kann im Hintergrund laufen ohne dass man aufpassen muss
4-Käsetoast mit Gurke essen
3-Tablette schlucken, damit ich am Nachmittag nicht heulend zusammenbreche
2-Wecker stellen (ganz wichtig!)
1-Kissen richten
und dann ist es endlich soweit!
0- ich leg mich auf die Couch, die Füße hoch, den Kopf auf weichen Kissen. Ich atme tief ein und aus, mein Körper entspannt sich langsam. Die Schmerzen werden weniger, die Augen fallen mir zu, während im TV von einem Test berichtet wird, welches Schlauchboot das bessere ist. Ich atme ruhiger, mein Fuß liegt in der richtigen Haltung, damit er nicht so weh tut.
Ich trockne.
Ich hab eine göttliche dreiviertel Stunde zum ausruhen, bevor ich wieder zurück muss.
Und ich schlafe in 3 Sekunden ein.






Ach und übrigens ...

heute wurde der 1000ste Eintrag ins Mausloch veröffentlicht!
Hurrah!!





Cute Rat