Mein Lebens ABC
N
N wie Neptunschule. So hieß die letzte Bastion vor dem Arbeitsleben. Dort bin ich nur gelandet, weil ich im zarten Alter von 16 Jahren stinkefaul war und nur mein Vergnügen im Sinn hatte. Ein richtig fieser, pubertierender Teenager voller Blödsinn im Kopf. (Liebe Grüße gehen raus an meine arme Mama!)
Die Schulkarriere nahm nie so richtig Fahrt auf, gegen 9. Klasse Realschule kam ich so ins Holpern, dass ich wiederholen musste und schließlich die Quittung für mein ständiges Desinteresse bekam - ab auf die Hauptschule! Jetzt heiß das ja Mittelschule, warum auch immer, aber damals hieß es Hauptschule. Mit dem Wort allein schwingt schon eine Ahnung von "Unterschicht der Schüler" mit. Die Guten ins Gymnasium, die anderen Guten auf die Realschule, der Rest auf die Hauptschule. Jedenfalls empfand ich das damals so.
Und ich war erstmal leicht geschockt. Trotzdem machte ich mich am ersten Schultag auf zur neuen Schule. Das war aufregend, nicht nur weil ein Schulwechsel immer aufregend ist, sondern auch weil ich aus einer Mädchenschule komme und auf dem Weg in eine gemischte Klasse war.
Zum Glück war ich nicht die einzige Neue, da fand sich noch ein gescheiterter Newcomer, wir wurden beste Freundinnen. Und hatten eine Menge Spaß! Sie war ein echtes Showgirl, keinerlei Berührungsängste, sehr offen und ein richtiges Tanztalent.
Wir haben ein Referat mit Musikuntermalung von Madonna gehalten, unterm Tisch mit winzig kleinen Karten MauMau gespielt, mit den anwesenden Jungs geflirtet, viel mit den Lehrern diskutiert, Schuhplattler getanzt und auf der Abschlussfeier eine echte Show hingelegt!
Nebenbei den Abschluss mit 1,9 gemacht, nachdem der Druck raus war und der Stoff doch etwas einfacher, da flutschte es endlich! Manchmal kommt die Erkenntnis reichlich spät.
Der Stoff war auch interessanter. In Geschichte zum Beispiel bin ich beim Thema Industialisierung und 2. Weltkrieg gelandet - das motiviert viel mehr zum Aufpassen, als ewig nur die Lebens- und Krönungsdaten der ganzen Heinrichs und Friedrichts und Ottokars auswendig zu lernen.
Auch das Klassenklima war anders. Während in der Realschule überwiegend brave Mädels saßen, die schweigend mehr oder weniger interessiert zuhörten ging im Hauptschulzimmer ziemlich die Post ab! Das war aktiver Mitmach-Unterricht. Viel lustiger!
Die Mädels in der Klasse waren prima, wir haben uns alle gut verstanden. Wir waren zu fünft, 5 verschiedene Persönlichkeiten aber alle total in Ordnung! Eine davon, SaSo, hab ich später auch noch ab und zu getroffen, leider hab ich mit meinem Hirnsieb ganz, ganz viel wieder vergessen. Neulich haben wir uns zufällig getroffen und gleich beschlossen, uns mal zu verabreden. Ist schön, alte Schulfreundinnen wieder zu sehen! Vielleicht kann sie meine Gedächtnislücken wieder auffüllen.
Mit Showgirl auf Klassenfahrt war ein Erlebnis! Wir haben lautstark die Jugendherberge von Augsburg bevölkert. 6-Bett-Zimmer für einen Haufen 16jährige, das schreit ja nach Stimmung in der Bude! Abends, nach einem heimlichen Abstecher in die Bar an der Ecke, sah man überall in den Gängen und Ecken Schüler herumschleichen. Das war verboten, weil Nachtruhe, und was verboten ist, macht Spaß! Überall Gekicher und Herumgehusche, wenn ein Angestellter zum Kontrollgang kam, fix ins nächste Zimmer geschlüpft und unter diversen Bettdecken versteckt.
Kichern! Showgirl und ich sind dem Hausmeister fast in die Arme gelaufen und versteckten uns mutig hinter dem Vorhang am Fenster. Ohne zu atmen, der arme Hausmeister ging direkt an uns vorbei. Glück gehabt! Bis sich der Ameisenhaufen von Schülern beruhigt hatte und endlich müde wurde, war es schon fast wieder hell. Beim Frühstück wurde sich wissend angegrinst - mal heimlich, mal mit hochroten Ohren.
Im Endeffekt war dieses letzte Jahr in der Neptunschule ein sehr lehrreiches. Nicht unbedingt, was den Lehrstoff angeht, davon hab ich komplett alles vergessen.
Mehr war den Umgang mit anderen betrifft. Wie man sich gegen lautstarke Jungs durchsetzt, dass Lehrer auch nur Menschen sind, mit denen man diskutieren kann, die spürbare Nähe zur Realität. Diese hat in der Realschule gänzlich gefehlt, dort war alles mehr oder weniger theoretisch. Fakt ist, aus der Neptunschule bin ich viel selbstbewusster rausspaziert, als aus der Realschule.
Wenn ich eine Chance zur Wiederholung hätte, würde ich trotzdem besser lernen. Disziplinierter und mit Blick auf meine Zukunft.
Aber dieses letzte Schuljahr hat schon echt Spaß gemacht!
Shortys:
N wie Nebel. Nebel find ich ganz toll. Sofern ich nicht gerade auf eine einsamen Landstraße unterwegs bin. Nebel hat so was geheimnisvolles!
N wie Nüsse. Ich liebe Nüsse! Erdnüsse, Macadamia, Cashew, Nusshörnchen, Nusskuchen, Nusseis, die Erdnuss-Soße beim Asiaten.
N wie die Nacht der Abenteuer, ein toller Film mit Elisabeth Shue von 1987
N wie nachts unterwegs. Ich glaube, ich bin ein Nacht-Kind. Früher schon und jetzt immernoch. Ich mag es, nachts unterwegs zu sein. Wird nur immer seltener. Mein Yang ist stärker als mein Yin
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