Er ist weg
Am Freitag ist der Bub von zu Hause ausgezogen.
Das Gefühl, kein Land mehr zu sehen und auf dem offenen Meer zu versinken war schrecklich. Trotz aller Bemühungen hämmern die Worte auf mich ein
er ist weg er kommt nicht zurück, nur als Besuch sein Zimmer ist leer ich werde ihn nie mehr morgens wecken nie mehr an die Tür klopfen um gute Nacht zu sagen ich hör ihn nie mehr in seinem Zimmer singen er wird nie mehr für uns Freitags kochen er wird mich nicht mehr auffangen kein Kind mehr im Haus
nie mehr, vorbei, weg, endgültig
Und die Tränen laufen einfach.
Ich weiß, ich steigere mich da ziemlich rein. Ohne es zu wollen. Ich weiß auch, dass er nicht "aus der Welt ist" und "immer wieder vorbeikommen kann" und "dass ich mich dran gewöhnen werde" .. weiß ich alles.
Aber grade stürzt meine Welt ein
Eigentlich wollte ich in diesem High Five kapitulieren. Ich kann beim besten Willen nichts positives finden. Obwohl ich ja dazu neige, in meinen High Five's groß klug zu scheißen (Verzeihung) dass es IMMER und ÜBERALL etwas positives zu finden gibt, wollte ich kapitulieren.
Aber dann war da der Mann. Und die Tochter. Und einzelne, leise Gedanken
- Ich bin nicht alleine mit diesem Trennungsschmerz. Mein Mann ist da und fühlt wie ich. Wir ertragen das zusammen
- Tochter kam Samstag vorbei und blieb den ganzen Nachmittag. Das war Honig für die Seele! Ich bin ihr soo dankbar, das war genau das, was ich gebraucht hab
- Der Gedanke, dass der Bub grade total glücklich ist
- Der Gedanke, dass er jetzt die Zeit seines Lebens hat
- Die Erinnerung an das Hochgefühl, das ich hatte beim Auszug in die erste, eigene Wohnung
Das man mit so etwas Einfachen dich so glücklich machen kann. Kam wohl genau zum richtigen Moment. Ich kann dich aber verstehen. Meiner ist 13, der andere wird 9. Ein Auszug ist noch in weiter Ferne und für beide Kinder nicht vorstellbar. Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie das wird. Icch muss mich ja schon immer daran gewöhnen, dass sie mehr und mehr alleine draußen unterwegs sein wollen...
AntwortenLöschenDieses verdammte Abnabeln ist für Eltern viel schwieriger als für die Kinder,. Noch mag ich nicht in sein Zimmer gehen, das dauert wohl noch.
LöschenUnd jaaaa damit hast du mir eine echte Freude gemacht! Ich bin immer ganz aus dem Häuschen, wenn jemand meine Blogparade mitschreibt! War super!!
Liebe Grüße
Ich lese regelmäßig deinen Blog und kann gut nachempfinden, dass der Auszug deines Sohnes für dich nicht leicht ist. Es ist bestimmt eine große Veränderung, wenn die Familie sich neu sortiert. Vielleicht könnt ihr die neue Situation nutzen, um euch wieder mehr auf euch selbst und eure Wünsche zu konzentrieren, oder einfach den Alltag in Ruhe zu genießen. Ich glaube, solche Umbrüche sind immer eine Herausforderung, aber auch eine Gelegenheit, neue Wege zu entdecken. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Zuversicht für diese neue Phase.
AntwortenLöschenDankeschön für deine lieben Worte. Ja ruhig ist es hier definitiv geworden, vielleicht genieße ich es auch irgendwann. Da gibt es für uns viel neu zu sortieren
LöschenMoin, ich kann dich so was von gut verstehen. Als meiner mit 19 Jahren von Zuhause auszog, fühlte ich mich um die ganze gemeinsame Zeit beraubt, die wir noch miteinander hätten verbringen können. Aber es war gut so. Im Nachhinein.
AntwortenLöschenIch habe meinem Sohn noch jeden Abend über whats app "Gute Nacht" gewünscht und es kam immer etwas liebes zurück. Jetzt, wo er mit seiner Freundin zusammen wohnt, lasse ich es lieber *lach*
Hauptsache ist doch, dass es dem Kind gut geht.
Wir Muttis müssen uns halt mehr von den Kindern abnabeln als die von uns.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Du schaffst es schon.
Viele liebe Tröstegrüße von Angela
Vielen lieben Dank für deine Tröstegrüße! Was mir am meisten fehlt, ist diese selbstverständliche Verbundenheit zum Sohn. Auch wenn er ab und zu vorbeischaut, es ist doch anders. Aber wie du sagst, Hauptsache dem Kind geht's gut und das ist klar der Fall
LöschenLiebe Grüße
Oh, ich verstehe dich sehr gut. Dieses Gefühl, dass man den Sohn/die Tochter nie mehr die Treppe zum Esstisch herunterkommen sieht - ich hab auch echt viel geheult.
AntwortenLöschenEs ist ja nicht nur, dass "das Kind" auszieht (wir ziehen sie schließlich genau dafür groß!), es ist das Ende einer Aera. Das muss man erst mal verarbeiten.
Ich wünsche dir, dass du schnell durch dieses Tal kommst und stelle in Aussicht, dass das Leben nur zu zweit auch sehr viele Vorzüge hat. Das wirst du auch noch merken - bis dahin musst du aber jederzeit eine Tränenurne parat haben :)
Das wird schon!
Alles Gute,
Mary
Dankeschön für deine lieben Worte! Ja der Taschentuchverbrauch ist ziemlich gestiegen. Eine Tränenurne hätte ich gern, wenn da ein Denkarium rumstehen würde. Zum erinnern.
LöschenAber ich arbeite an mir, ich denke, die Zeit wirds richten.
Liebe Grüße
Ich habe keine Kinder, ich kann also den Trennungsschmerz nicht nachempfinden, aber ich sehe doch was Positives: Wer sagt denn, dass er nie wieder freitags für euch kocht? Vielleicht macht er das doch, nicht unbedingt jeden Freitag, aber ab und an und dann wird das zu etwas Besonderen, zu etwas, auf dass ihr euch freuen könnt.
AntwortenLöschenIch glaube auch, dass die vielen "Nie wieder", die oben im Text stehen, vielleicht gar keine "Nie wieder" sind, sondern nur "Nicht-mehr-so-oft".
Liebe Grüße
Sven
Da könntest du Recht haben. Dieses "Nie wieder", das sich in meine Gedanken gefressen hat, wird vielleicht immer schwächer, irgendwann. Wir werden sehen
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