Mausloch

Das Mausloch ist mein öffentliches Tagebuch.
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Mittwoch, 24. Juli 2024

wilde Bloggerei

Was sagt man dazu? Da sitze ich tiefenentspannt im Garten und finde es klasse! Es ist endlich mal angenehm, ich schwitze ausnahmsweise mal nicht und bin ganzkörpertrocken. Was für ein angenehmes Gefühl! Eine tiefe Dankbarkeit umweht mich, genauso wie das nette, kühle Lüftchen.

Basssd, wie der Franke sagt. 

Seit einer Stunde verspüre ich den Drang, irgendwas zu schreiben. Das ist schön. Aber wenn man halt so gar keine Idee hat, dann ist das eher doof. 
Tolle Fotos hab ich grad nicht, Abenteuer hab ich auch nicht erlebt, Haus-Arbeit-Supermarkt-Haus, da fehlt ein bisschen der Nervenkitzel. 

Was tun?

Ich hab ein bisschen nach Ideen gesucht und auf Bloggersammelseiten gestöbert. Aber da geht es überwiegend um Reisen, Kohle verdienen, Babys oder kochen. 
Soll ich von meinen Reisen in die Praxis erzählen? Wie ich einmal grüne Welle hatte und in 4 Minuten beim Ärztehaus war? Oder dass ein Instagram Typ, der im Keller seiner Eltern vor der Kamera undefinierte Faxen macht und damit einen Haufen Kohle verdient? Viel, viel mehr als ich. 
Oder dass meine Kinder keine Babys mehr sind, obwohl ich eigentlich nichts dagegen hätte - alles zurück auf Anfang! Oder kochen .. nachdem der tapfere Mann die schlimme Zahnbehandlung überstanden hat, ist bei uns Suppenwoche. Brühe, Nudelsuppe, Erbsensuppe ...
Aufregend. 
NICHT!

Dann machen wir einfach mal Tagebuch hier, das ist einer der Grundgedanken vom Mausloch.
Was mich nämlich sehr bewegt grade, ist die immense Veränderung, die hier um sich greift.

Zum Beispiel die Praxis. Wir sind ja aufgekauft worden, mit allem Drum und Dran. Die Veränderungen kamen bröckchenweise - das Betriebssystem ist neu. Und ehrlich - richtig blöd! Wir arbeiten brav damit, aber alles, wirklich alles ist schwieriger, unübersichtlicher und umständlicher. So, als würdest du von Windows 10 auf Windows 98 umsteigen. Ja, genau so, aber mit erhöhtem Arbeitspensum. Heute hab ich 25 Laborabrechnungsziffern per Hand eingeben müssen, das hab ich zuletzt in meiner Lehrzeit Anno dazumal gemacht. Da gabs noch Krankenscheine!
Ja, wir sind kollektiv mit der Gesamtsituation unzufrieden.
Gestern kamen Handwerker, die das Logo der Praxis geändert haben, an den Fenstern prangt jetzt das neue Emblem und alles, was an den Wänden hängt oder in den Schubladen liegt und das alte Firmenlogo hat, muss entsorgt werden. Wir stapeln schon Kisten!
Nächste Woche kommt die neue Arbeitsklamotte und ab August sind wir offiziell umgestellt. Neuer Name, neues alles. Alles doof!

Riesen Veränderung auch im Hause Bergbauer. Der Bub, er zieht aus. Es wird immer echter! Ich versuche ja wirklich, das Ganze rational zu sehen. Wie gut das für den Bub ist, wie sehr sich die Fee freut, dass er zu ihr zieht. Ganz viel Erwachsen werden! Ja-haa, ich weiß. Ich weiß auch noch, wie ich mich damals gefühlt hab.
Ich bin mit 20 von zu Hause ausgezogen, durch Zufall, weil die große Schwester aus der Wohnung raus ist, bin ich eben rein. 460 DM Miete, und das fast mitten in der Stadt. Super Gelegenheit, den Krempel aus meinem Kinderzimmer konnte ich mit 4 Käferfahrten zur neuen Wohnung schaffen. Wenn du mit 20 auf einmal eine eigene Bude hast, dann wird gefeiert! Und zwar ständig. Irgendwie war immer jemand bei mir zu Besuch, wir haben uns bei mir getroffen, um geschlossen in die Partynacht zu laufen. 
Die Wäsche hab ich zu Mutti gebracht, zum Essen war ich auch noch oft da, war praktisch! Aber zu meiner 
Schande muss ich gestehen, dass ich nicht viele Gedanken daran verschwendet hab, wie es Mutti wohl jetzt geht, so ganz allein in der großen Wohnung.
Erst zu sechst, dann ohne Oma, ohne Hund, ohne Schwester, ohne Vati, ohne mich. 
Ich schäme mich sehr, dass ich damals so gedankenlos war. Ich war erfüllt von Freiheit und Abenteuer, da hab ich mich selber sehr in den Fokus gestellt. Ausschließlich eigentlich.
Mama hat es sich nicht anmerken lassen, das erstaunt mich jetzt um so mehr - jetzt bin ich auf einmal die Mama, die verlassen wird.
Erst zieht Tochter aus, wird auf einmal erwachsen (Plopp!) und braucht mich nicht mehr. Nicht mehr so richtig. Sie hat sich ihre eigene Welt aufgebaut, einen tollen Job, einen tollen Partner, viele tolle Reisen und Events, ein Haufen Freunde. Sie macht's richtig!
Und ich, ich dachte mir, naja ein Kind haste ja noch. Der Bub ist ja noch laange da, schließlich studiert er noch, das kann dauern. Juhu!
Aber nein, es wird ausgezogen, und zwar jetzt. Im August. Am 16. August. Das sind nur ein paar Wochen noch! Und dazwischen liegt auch noch eine ganze Woche Wacken!
Mein letztes Küken verlässt das Nest, ist das nicht furchtbar? Also für mich, für den Bub ganz bestimmt nicht! 
Dauernd knallen mir Bilder ins Gedächtnis, Bilder von früher. Als er noch klein war. Als ich ihn in den Buggy gepackt hab, als wir nebeneinander Fahrrad gefahren sind und laut gesungen haben, als er auf dem Bauernhof den Hühnerstall entdeckt hat und garnicht mehr weg wollte, als er zum ersten Mal mit dem Papa Sommerrodelbahn gefahren ist, als er mir stolz seine Kreation von Roller Coaster am Pc gezeigt hat, als er lauthals die songs von "Die wilden Kerle" mitgesungen hat, als er mir begeistert die Welt von Marvel gezeigt hat, als wir zusammen Lateinvokabeln gelernt haben, als ich ihm Abends Mama Muh und die Brüder Löwenherz vorgelesen hab ... geht endlos so weiter. 
Dann überrollt mich eine Woge und ich finde alles ganz schlimm und traurig.
Und ich muss mich zwingen, nicht so rührselig zu sein. Meine Güte, das ist sauschwer!!

Aber dann seh ich ihn, wie er glücklich ist mit seiner Fee und wie er sich aufs Leben freut! Ich sollte mich mit ihm freuen!
Zum Glück ist der Mann noch da! Wir sind ein gutes team und auf ihn kann man sich verlassen, immer! Wär ich ganz alleine, würde die Verzweiflung siegen, glaub ich.
Ich mag gar nicht dran denken, dass sein Zimmer dann leer sein wird. Seine Zimmer, er nutzt ja grade 2 davon. Sein Kinderzimmer zum schlafen, das frühere Schwester-Zimmer zum sein. 
Wittere ich da was Gutes? Das sollte doch ursprünglich mal meine Lesehöhle werden! Der rote Sessel steht zwar drin, wird aber mit Klamotten und Taschen und Zeug überhäuft. 
Hm-mm!
Da tun sich ganz neue Möglichkeiten auf.
Schon wieder was Neues. Aber das könnte was gutes Neues werden. Sabine erobert sich ihr Zimmer zurück. Ein Projekt.
Trotzdem - es wird verdammt still werden im Haus, wenn keine Beatles, kein Pink Floyd und kein Korn mehr durchs Haus schallt.
Nicht mal die wilden Kerle.

Das isses, was mich grade so bewegt. Von den körperlichen Veränderungen mal ganz abgesehen, die zähl ich hier nicht auf. Speicherplatz, weisste?!
Was ist passiert? Erst sitze ich fröhlich im Garten und freu mich über das schöne Wetter, und jetzt heul ich hier rum und bin ein Harmoniehörnchen.

Wenn man anfängt, planlos herum zu bloggen, endet das meist überraschend!

Kann mir jemand einen Kaba machen?




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