Mausloch

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Mittwoch, 2. Juli 2025

Die unfreiwillige Schulung - letzter Akt

Wenn ich mich langsam auf meinem Laborstuhl drehe, kann ich Grillhändel spielen!

32,3 Grad in diesem Winz-Kabuff, der Ventilator verleiht dem ganzen Elend einen Hauch von Umluft-Backofen. Ich freu mich voll, endlich wieder arbeiten zu dürfen!

Yey.

Es beginnt die schlimmste Zeit des Jahres, die Arbeitszeit zwischen Pfingsten und Sommerurlaub, das bedeutet 10 Wochen Laborgrill, 10 Wochen Umluftbackofen, 10 Wochen ackern bis zur abendlichen Erschöpfung. Hurra.

Heute haben wir den bislang fiesesten Hitzetag, heute sind 38 Grad gemeldet. Ich bin schlapp, aufgeweicht und überlege, Blasen zu werfen. Da hab ich mir gedacht, fahr ich doch für den Nachmittag in den Schulungsraum und hör mir stundenlang intelligente Theorien über den Umgang mit Patienten an. Hoffentlich ohne Klimaanlage, das wär ja langweilig. 
Gefahren wird mit dem Ranger, es herrscht absolute Parkplatznot und mit dem Roller kommste überall hin. Ein Gefühl, wie gegen einen überdimensionalen Heißluftfön aus der Wüste neben der Hölle zu fahren. 
Sabine in der Heißluftfritteuse. Vielleicht gibt's Kruste!

Kollegin Pinky lässt mich eine halbe Stunde früher Feierabend machen, das find ich äußerst nett von ihr. So hab ich etwas mehr zeitlichen Spielraum. Heimsausen, umziehen, Helm auf, los! Weil meine Arme immer röter werden und tatsächlich schon kleine Bläschen gebildet haben, zieh ich kühlende Armschoner an. Sowas gibts! Sieht aus wie ein Strumpf, ist aber angenehm und kühlt ein bisschen. Praktisch beim Rollerfahren! Wie es aussieht, ist mir piepegal.

So. Jetzt ist Abend. Es hat nur noch 31 Grad, was ich nach diesem Tag schon als erträglich empfinde. Verrückte Welt.
Es ist vollbracht! Der letzte Akt des Vierteilers Diabetesfritzen-Schulung ging zu Ende.




Ich hab es hinter mir! Ich erwarte Trommeln, Konfetti und Applaus!
Tatsächlich war heute trotz Hitze der angenehmste Teil dieser Schulung. Der Raum liegt im Souterrain, also relativ erträgliche Temperaturen. Es gab einen leistungsstarken Ventilator und  Mitmach-Belohnungseis vom Redner. Außerdem ließ die Firma Pizza springen, das fand ich angebracht. Fein!
Das Hauptthema war "Der Umgang mit dem schwierigen Patient". Allerdings könnte ich jetzt beim besten Willen nicht mehr genau wiederholen, was wir gelernt haben.
Das liegt an mehreren Faktoren:
- Eis und Pizza haben abgelenkt
- zwei Streber im Raum erzählten unablässig, was ihnen schonmal in der Praxis passiert ist
- es hat zweieinhalb Stunden gedauert
- vor mir, neben mir und hinter mir wurde ununterbrochen getuschelt
- mein Handy lag da

Aber ich bin durchaus tröstlich, ich kann das wegstecken. Fakt ist, als professionelle Arzthelferin soll dich nichts, aber auch garnichts aus der Ruhe bringen, Stänkerer sollen mit einem Lächeln (!) und Gegenfragen ausgebremst werden und Diskussionen sollen auf Augenhöhe UND mit bodenlosem Verständnis für den Patienten im Keim erstickt werden.

Jetzt mach mal.

Das sind alles nette Tipps, leider nur theoretisch anwendbar. Das wusste ich aber vorher. Besonders hat mir das mit dem Lächeln gefallen. Nichts ist einfacher, als einen 2 Meter großen, wütenden 50jährigen anzulächeln, der sich vor dir aufbaut und dich gerade als unfähiges Miststück ohne Ahnung von irgendwas und Tendenzen zur faulen Sau bezeichnet. 
Laut Redner könnte der arme, verwirrte Mensch auch einfach nur Hunger haben. Passend dazu wurde uns der Werbespot "Du bist nicht du, wenn du Hunger hast" gezeigt. Ja manchmal ist es relativ einfach und so schnell kann einem ein Licht aufgehen! Wenn das nächste mal ein Patient brüllt "kannst du überhaupt irgendwas? Ich warte seit 2 Stunden (was in Wahrheit 15 Minuten ohne Termin sind) und du hockst bloß blöd da, säufst deinen Kaffee und schafft deine Arbeit nicht! Wenn du zu dumm dafür bist, dann geh halt zum Aldi oder bleib gleich daheim! "
Dann lächle ich und frage "Haben Sie vielleicht Hunger?" Und halte ihm ein Snickers hin.
Wär einen Versuch wert. Schon allein wegen der Verwirrung.

Aber in Wahrheit bin ich sehr dankbar für diese Schulung. Doch, ja, das war sehr informativ und die Verwaltung hat sich echt Mühe gegeben. Muss man sagen. 
Da ich aber in der Arbeit so gar keinen Kontakt zu Diabetesfragen habe, war das ganze Theater leider ziemlich umsonst bei mir. Aber, ich weiß zumindest, wie ich den nächsten Wüterich in Grund und Boden lächeln kann! Ist doch auch schön.

Und es gibt Überstunden. Und ein Eis.







Ich will nicht undankbar erscheinen, obwohl die Schulungs-Beiträge ziemlich gemein und leicht bösartig geschrieben wurden. Das war wirklich informativ und aufwändig gestaltet, mit viel Mühe und Liebe. Das ist mir bewusst. Ich war nur leider der falsche Kandidat. Deswegen auch unfreiwillig. Danke für den Aufwand! Ja ich hab schon was mitgenommen!


Mittwoch, 4. Juni 2025

Die unfreiwillige Schulung, Teil 3

Ich bin echt erledigt! Eben heimgekommen von dieser Schulung, die mich den ganzen Nachmittag erfüllt hat. Mit Fakten, Fakten, Fakten!! Alles graue Theorie und ebenso aufregend. 
Ich musste wieder den Ranger stehen lassen und mit dem Auto fahren. Es ist ja Sturm und Weltuntergangsregen angekündigt. Stau, Baustelle, Lieferwägen mitten auf der Straße, elend viel Verkehr. Wenn ich zu spät komme, ist mein schöner Platz hinten links nicht mehr frei! Faaaahr!!!!

Und der Platz ist tatsächlich schon belegt. Ich muss ausweichen. Wenigstens ans Fenster.

Heute war Blacky da, die Diabetesberaterin, die auch mich betreut hat am Anfang meiner Diabeteskarriere. Blacky wollte schulen bis 16 Uhr und dann zu ihrem Hund nach Hause eilen. Es war noch eine Dame da, die etwas zu sagen hatte, die aber garnicht mehr zum Zug kam - weil Blacky gnadenlos überzogen hat.

Ja der Stoff an sich war schon interessant, irgendwo. Allerdings hab ich ein Problem mit nur dasitzen und zuhören, mein Körper denkt, er hätte Mittwoch-Nachmittag-Feierabend und schaltet automatisch in den Leerlauf. Und Blacky ist unerbittlich, jagt eine Folie nach der anderen durch und redet. 28 Folien lang.

Ich war nicht die einzige, die eisern gekämpft hat, die Augen offen zu halten. Eine ganze Wasserflasche und 2 Kaffee haben nicht geholfen, nicht mal die 5 Min Pause and er frischen Luft. Gegen Ende des Monologs hat mich die Kollegin neben mir leise gefragt, ob ich einen Plan hätte. Nope, nicht den geringsten! (Gekicher) Ich hab in der Praxis so wenig mit dem Thema zu tun, ich bin die Labortante! Ich steche! Ich berate nicht, welches Insulin in welchem Pen von welcher Firma wie, wann und warum wirkt.

Deswegen "unfreiwillige Schulung". Nicht meine Baustelle. Aber das interessiert ja keinen.

In den letzten 10 Minuten wollte eine andere Rednerin von uns allen wissen, wie erfolgreich wir das bisher gehörte im Praxisalltag umsetzen konnten. Fieberhaft hab ich überlegt, was ich sagen könnte. 

Die Wahrheit: nüscht. Alles für die Katz. 
Die Sabine: Ooh ich hab den Patienten die Diabetes-Pässe näher bringen können. Top!

Es sei mir verziehen, ein bisschen schwindeln am Nachmittag geht schon. Und sie hat sich schließlich gefreut.

Dann war der Schulungstag Nr. 3 gelaufen, für die letzte Staffel im Juli hat sich ein Herr angekündigt, der mit uns übt, wie man mit schwierigen Patienten umgeht. Ich bin ja so gespannt!! Nach über 30 Jahren Beruf lerne ich das endlich, das wird aufregend. Hui!

Fluchtartig verlassen alle den Raum. Und ich ärger mich sehr, statt der angekündigten Unwetter weht ein laues Lüftchen und es ist warm. Ideales Ranger-Wetter. Maaan!!

Folgt mir für mehr Abenteuer im Alltag!





Mittwoch, 21. Mai 2025

die unfreiwillige Schulung, Teil 2

 So, Halbzeit. Die zweite Schulung ist geschafft, ich komm grade heim. 

Das Gute ist, es gab ein Käsebrötchen für mich! Das Blöde ist, ich konnte nicht mit dem Ranger fahren. Weil es ausgerechnet heute geregnet hat. Also musste mich laute Musik von Judas Priest trösten, wenn ich schon keinen Rollerfahrtwind kriegen kann.

Es waren etwas mehr Damen anwesend, als letztes mal. An meinem Tisch hinten links saßen wir heute zu dritt, das war aber ok. Was ich gelernt hab? Wie die verschiedenen Insulin Pens heißen. Was ich aber nicht brauche, weil ich damit in der Arbeit nichts zu tun hab.

Alles andere, was ich heute gehört hab, war nix neues. Was Diabetes ist, weiß ich. Wie Insulin wirkt, weiß ich. Wer Insulin braucht, weiß ich. Wie der Pen funktioniert, weiß ich auch. Irgendwann sind mir die Augen zugefallen, ich musste echt kämpfen, wach zu bleiben. Es gab eine kleine Pause und ich bin raus, fast schon fluchtartig, an die frische Luft zum wach werden. Die Mädels da draußen hatten alle das gleiche Problem und ich war froh, nicht die einzige gewesen zu sein, die beinah eingepennt wäre.

Es tut mir ja leid, die geben sich so ne Mühe mit dem Thema, aber das ist alles irgendwie ein alter Hut und reißt mich nicht mehr vom Hocker.
Ein paar der Teilnehmer haben sich den Sensor zum Zuckermessen an den Arm getackert um zu sehen, wie das geht und was passiert. Wär interessant gewesen, wenn ich das Ding nicht schon seit Jahren verwende. Es ging auch um die Abnehmspritze, wie und wer und warum und woher man die kriegt. Auch dieses Phänomen benutze ich seit langem.
Nix neues.
Nur Offensichtliches lang und breit zerkaut. Immer wieder frag ich mich, was einen dazu verleitet, absolut Logisches tot zu diskutieren. Bis nur noch ein Informationsbrei übrig bleibt.

Zum Schluss haben wir uns selber den Zucker am Finger gemessen um zu vergleichen. Und damit jeder weiß, wie das Zuckermessgerät funktioniert. Joo ich messe den Leuten den Zucker seit 36 Jahren, also war auch das eher so semi aufregend für mich.
Ergebnis verglichen, sieh an, das Ding weggepackt und gewartet, bis sich alle beruhigt haben und wir entlassen wurden.

Wären wir im Theater und würde The Rocky Horror Picture Show laufen, ich hätte es rufen dürfen:

Boooring!

Wir haben jetzt einen Mittwoch Pause, am 4 Juni geht die Sause weiter. Freu mich. Voll.






Mittwoch, 14. Mai 2025

Die unfreiwillige Schulung, Teil 1

Das war er also, der erste Schulungstag. Von jeder Praxis musste sich ein Opfer finden, das diese Schulung mitmacht. Bei uns hab ich den Joker gezogen und durfte mich heute schulen lassen. 

Vier Mittwoch Nachmittage im Schulungskeller der Firma. Yeyy! Ich war recht früh dran, weil ich nach der Arbeit fix auf den Ranger umgestiegen bin. So war ich schnell am Ziel (mit dem Roller kannste dich überall durchschlängeln!) und hatte einen VIP Parkplatz direkt vor dem Haus - während die anderen mühsam einen Parkplatz finden mussten!

Als einer der ersten kann man sich den Sitzplatz aussuchen, das find ich super! Natürlich will ich ganz hinten im hintersten Eck sitzen. Da bleib ich zu meiner Freude auch allein, die anderen Teilnehmer drängeln nach vorn. 

Es gibt Wasser, Kaffee und Schnittchen. Um 14 Uhr beginnt die Show mit einer Vorstellungsrunde. Ich liebe das ja, so Vorstellungsrunden! Spontan merke ich mir alle Namen der über 20 Kollegen, klar. Und zum ersten mal seit der Grundschule stelle ich ein selbst gebasteltes Namensschild vor mich auf den Tisch! Diesmal ohne Herzchen.

Wir sollen sagen, was wir uns von diesem Kurs erwarten.

So wie es aussieht, bin ich die einzige hier, die gezwungen wurde, mitzuspielen. Die anderen brennen irgendwie auf dieses Thema! Ich will eigentlich überhaupt nichts wissen, außer wann Feierabend ist. Aber die Damen vor mir haben viele Fragen. Die auch gerne wiederholt werden, und nochmal wiederholt. Und begründet. Und wiederholt. Es ist ein bisschen wie Elternabend, wo sich immer eine Handvoll eifriger Mütter etwas aufplustert und nicht mehr aufhört, zu reden.

Lauter Streber hier!

Wegen der vielen Fragen und Wiederholungen dauert diese Vorstellungsrunde über eine Stunde. Ich hatte keine Frage, "ich bin Sabine und ich schau mal, was passiert".

Wir werden in Gruppen eingeteilt für Tabellen an Flipboards. Eine Gruppe sucht die Chancen, die dieser Kurs nach sich zieht, die andere Bedenken, wenn dieser Kurs nicht existent wäre. Ich bin Team Chancen und steuere einiges bei - damit wir nicht dumm rumstehen und uns anschauen. Das Ding mal vorantreiben.
Danach wird über die Antworten diskutiert. Mit vielen Wiederholungen. Weil!

Der Boss kommt kurz vorbei und die Damen um mich herum lächeln und sitzen auf einmal ganz gerade, zupfen an ihrer Kleidung. Der Boss macht eine wohl lustig gemeinte Bemerkung und alle lachen herzlich. So witzig, der Schlawiner! Ich beobachte es fasziniert.
Er bedankt sich bei uns, dass wir so zahlreich hier im Schulungskeller erschienen sind. Es ist ja schönes Wetter draußen. - Ach, gern geschehen.

Zum Schluss erfahren wir ein bisschen was interessantes, dann ist die Fortbildung für heute vorbei.

Das Gute: ich kann mit dem Ranger wieder heimfahren. Rollerfahren tröstet.

Noch 3 Mittwoch Nachmittage!







Cute Rat