Mausloch

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Donnerstag, 13. April 2023

Feigling!

 Der Patient, der heute bei mir im Labor war, erzählt von einer unangenehmen Untersuchung, die ihm bevorsteht. Dass er sich schon so lange davor gedrückt hat, es aber jetzt angeht. "Einmal muss es ja mal sein", sagt er.

Und ich fange an zu grübeln. Er hat natürlich voll Recht. Wenn es wichtig ist, sollte man es tun.
Trotzdem schiebt man sowas vor sich her.
Ich bin ja nicht besser! Hab einiges auf der To do Liste, was schon langsam Staub ansetzt vor lauter warten.
Warum mach ich das? Wieso schieb ich Termine, die mich nicht in Verzückung versetzen, ständig auf?
 
Am Ostermontag war ich mit dem Mann am See, Kaffee trinken. Und wir unterhalten uns über genau dieses Thema. Unangenehmes vor sich her schieben.
Also, wenn man das Dilemma mal von außen betrachtet - du lebst ja nur dieses eine mal, wenn du Wichtiges ständig verschiebst und einfach nicht machst, wirds dadurch ja nicht besser! Dann dümpelst du weiter so vor dich hin und hast diesen blöden Termin ständig im Augenwinkel. Jaa mach ich schon, irgendwann.
Ich schwöre feierlich, ich bin ein Feigling!
Da ist zum Beispiel der Arzttermin. Wegen meinem Fußgelenk. 2017 hab ich eine gründliche Untersuchung vornehmen lassen. Der Arzt schaut sich alle Ergebnisse, den Fuß und mich kritisch an und eröffnet mir, dass dieses Gelenk operiert und versteift werden muss. Weil nicht mehr zu retten. Allerdings sei ihm der Fuß mit dem dazugehörigen Bein nicht schön genug und er schickt mich nach Hause. Auftrag: Gewichtsreduktion. Aber hallo!
So.
Lang hat's gedauert, aber jetzt bin ich soweit. Gewichtsreduktion erfolgreich fast abgeschlossen. Eigentlich könnte ich doch wieder hingehen und mal nachsehen lassen, ob dem Arzt der untere Teil meiner Selbst jetzt gefällt und er gewillt ist, mich zu operieren.
Es könnte ja aber auch sein, dass sich die Diagnose verändert hat, dass sich vielleicht andere Möglichkeiten und Alternativen auftun! Wer weiß? Ist viel Zeit vergangen. Kann ja sein, dass die Medizin heute schon viel weiter ist als vor 5 Jahren!
Um das heraus zu finden, müsste ich mal hingehen. Dazu müsste ich einen Termin vereinbaren. Müsste ich.
Aber ich machs nicht. Warum eigentlich?
Elinor ist mega enttäuscht, sie sagt schon garnichts mehr.
Jürgen feixt herum "Weil du Schiss hast, dass du dieses Jahr operiert wirst! Und dass du dann lange nicht mehr laufen kannst. Und dass du auf Reha musst. Und dass du vielleicht deinen Job verlierst!"
Volltreffer!
 
Und es ist ja nicht nur das Fußdrama! Ich schiebe vieles vor mir her. Der Hautarzt, der Zahnarzt, Fenster putzen, die Kammer des Schreckens ausmisten, den Laptop aufräumen, die Fotos sortieren, ... da häuft sich vieles an.
Es würde mir besser gehen, also meiner Seele, wenn ich einfach eins nach dem anderen anpacken würde.
So wie Forrest Gump: Nicht nachdenken, einfach machen!
Elinor würde jubeln und in Freudentaumel fallen! Konfetti würde geworfen und Fanfaren erklingen!
Aber ich krieg meinen Arzthelferinnenpopo einfach nicht hoch!
 
Was wäre, wenn ich es täte?
Ich hätte vielleicht bessere Haut? Keine scharfen Kanten mehr am Zahn! Ich könnte aus dem Fenster sehen. Dinge, die ich in der Kammer des Schreckens suche, könnte ich sogar finden! Der Laptop würde eventuell besser laufen. Viel Müll wäre weg. Und irgendwann könnte ich sogar wieder in Frieden einen Weg entlang gehen. Ohne mich mit Drogen vollzupumpen!
Wäre eigentlich alles besser.
 
Ja und warum machst es nicht??
 
Feigling, Feigling, nananananaaaana!





 

2 Kommentare:

  1. Die Frage ist ja auch, was tust du Wichtiges, während Du Wichtiges aufschiebst? Das sollte man nicht unberücksichtigt lassen. Außer die Gesundheit kann m.E. vieles warten.

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    1. tjaa das ist die Frage. Und ehrlich, mir fällt nichts ein, was wirklich Gewicht hat.
      (Außer ich, tosk tosk)

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Cute Rat