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Mittwoch, 22. Juli 2020

Sabinchen und die Musik 5

Die 80er werden von mir bewusst ganz intensiv behandelt, weil das einfach mein Jahrzehnt war. Es wurde so viel gute Musik rausgebracht, da reicht ein Mausloch eigentlich garnicht aus. Die Musik hat sich auch verändert, die Neue Deutsche Welle war gestorben, Lieder wurden cooler genauso wie die Mode und die Kneipen. 1988 gab es so viele Bars/Bistros, die einem den Blue Curacao im grellen Neonlicht beleuchteten.
Die Kellerdisco vom Komm bestand nur aus blanken Betonwänden, Heizungsrohren und gelangweilt dreinblickenden 17jährigen. Die waren aber garnicht gelangweilt, die tun nur so! War wichtig!
Die Schere zwischen den verschiedenen Genres was Kneipen und Discos betrifft klappte immer mehr auf.
Es gab, wie gesagt, die coolen Popperbistros und Clubs die dich mit Milli Vanilli, Salt'n'Pepa, Blue System und Yello beschallten, dann gab es jede Menge Rockkneipen, meist im Keller, weil es da eh gemütlicher war. Nürnberg war voll davon, was für eine schöne Zeit! Quattro Set, Groovy, Star Club, Rock Cafe, Brown Sugar, Landwehrkeller, Metal Mania, Dröhnland, Kraftwerk, das Boot mit den besten Tortellini der Stadt ... es ist ein Jammer, wenn man bedenkt, dass von all der Kneipenpracht nur eine einzige überlebt hat - das Brown Sugar.


"Bad medicine" von Bon Jovi, "Rhythm of Love" von den Scorpions, "Welcome to the jungle" Guns'n'Roses, "Here I go again" Whitesnake, "Pour some sugar on me" von Def Leppard, und der Hammer "Child in time" von Deep Purple! Das musste dir geben, 10 Min, ganz laut nach einer Party auf dem Sofa von jemand mit einem gewissen Pegel und den richtigen Leuten! Kommt gut.

Aber soweit bin ich eigentlich noch gar nicht, ich komme frisch von der Tanzschule und betrete mein zukünftiges Wohnzimmer - das Lollypop! Ein kleines Cafe in Nürnberg Wöhrd mit den damals typischen schwarzen Bistrostühlen, runden Marmortischen, einer Bar, einem Haufen Schnickschnack an den Wänden, einem langen Gang zu den Toiletten und Spielautomaten und der Treppe, die in den 1. Stock führt, wo der Billardtisch in Gerd's Wohnung stand. Eine wahre Schande, dass es keine Fotos vom Lollypop zu geben scheint! Das Lollypop unterschied sich von allen Popper- oder Rockerkneipen, das Lollypop war ein Oldie-Cafe! Ramerlamerdingdong schalmeit es mir um die Ohren. Und ich fing sofort Feuer!
Sabine, das Mädchen das in Flammen stand! Bi-Bob-A-Lula und Sweet 16 Baby! Ich fand's großartig! Ein paar Teds waren auch immer da mit ihrer Lederjacke und der Tolle, ansonsten war das Publikum gemischt. Frank und Oli waren Punks, Stefan ein Rocker, Baily-Oli mit der rosa Locke, Anouschka war Popperin und ich irgendwo dazwischen. Von da an war ich so oft ich konnte im Lollypop! Samstags wurden Spiele veranstaltet, war immer lustig, es war auch immer jemand da, den man kannte. Stammpublikum.
Immer wieder rief einer in die Menge "Wir fahren nach Erlangen ins Dock 7 - wer fährt mit?" oder "Hausparty beim Micha, wir starten um neun" und du hast dich einfach drangehängt, wenn du Lust dazu hattest. Nachmittags wurde viel Backgammon gespielt (ich kanns immernoch nicht) oder der Tetrisrekord von Sonja geknackt. Mit der Zeit lernte ich die Golden Oldies auswendig und der ganze Laden hat lautstark mitgesungen bei "O Carol" von Neil Sedaka, "The wanderer" von Dion oder "Diana" von Paul Anka. (Vielleicht auch ein Grund, warum das Lollypop geschlossen wurde - mitten in der Wohngegend)
Ich entdeckte auch die Stray Cats, und somit die feine Differenzierung zwischen Rockabilly, Psychobilly und New Wave. Zu Wave zählte ich Stücke wie "Love is a shield" von Camouflage, "Tainted Love" von Soft Cell (Staubsaugertanz, hahaha) und Depeche Mode oder The Cure.



Irgendwie schwappte auch etwas Wave in die songs meiner geliebten Ärzte! Auf der LP "Ist das alles" fanden sich songs wie "Mysteryland", "Alleine in der Nacht" oder "Wie am ersten Tag". Aber auch Sachen wie "Buddy Holly's Brille", "Gehn wie ein Ägypter", "Du willst mich küssen" und "El Cattivo", was den Fun Punk herauskitzelte.  DÄ waren immernoch ungebrochen meine Lieblinge!

Die Ärzte 1988

Noch hatte ich Interesse an den aktuellen Hitlisten. Neben den Oldies, Wave und Rock mochte ich Stücke wie "Dirty Diana" von Michael Jackson, "True Blue" von Madonna, "A Groovy kind of Love" von Phil Collins, "The Look" von Roxette und auch ich tanzte wie wild Lambada.
Aber mein Geschmack schien sich langsam zu bündeln, weg von den Charts und hin zum Rock.
Wir gingen immer öfter ins Kraftwerk und ins Brown Sugar, das ergab sich einfach so. Außerhalb Nürnberg gab es so schöne Rockschuppen! Und sind wir mal ehrlich - so sexy die bad boys der Rockabillyszene waren - so ein hübscher Rocker mit langen Haaren sticht die doch alle aus! Ich entdeckte meine Vorliebe für Kerle mit langen Haaren - aber das tut hier nichts zur Sache.

Hihi

Metal Mania - Sammelstelle der hübschen Rocker




2 Kommentare:

  1. Ja, genau. Ich liebe die Musik aus den 80ern auch. Mit dieser Musik bin ich groß geworden. Sie hat außerdem etwas besonderes, die die Musik von heute nicht mehr hat.

    Lorenzo

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  2. Zeitreise, großartig. Ich bin ein wenig neidisch auf die Rockschuppen in Nürnberg. Bei mir auf dem Dorf gab es nur ein selbstverwaltetes Jugendzentrum. Die Plattenpartys waren legendär, der halbe Landkreis war da ... und sang und tanzte zwischen Nena, Brian Adams und Bon Jovi. By the way, den Milli Vanilli Kino-Film kann ich dir empfehlen.

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