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Mittwoch, 27. März 2024

Bock auf Mammographie?



Zum wiederholten Mal kam ein Brief bei mir an. Die ersten paar hab ich erfolgreich ignoriert, jetzt aber hat die Vernunft gesiegt. Der Brief war eine Einladung zur Mammographie Vorsorge.

(Donnerhall)

Alle älteren Damen ab 50 bekommen Post dieser Art. Ich wollte mich nicht nur drücken, weil ich als Arzthelferin ganz genau weiß, wie diese Untersuchung von statten geht, sondern auch wegen dem Ergebnis*. Einfach gesagt, ich hab Schiss! Es ist etwas kontrovers, von allen Seiten höre ich, wie wichtig Vorsorge ist und selber predige ich das auch täglich in der Praxis, aber dann, wenn's soweit ist, erstmal schön feige verstecken!

Erbärmlich!

Also, meine innere Elinor siegt und ich bestätige meinen Termin. Das Datum ist heute. Schon beim Aufwachen mein erster Gedanke. Heute ist es soweit. Heute wirst du platt gemacht - so oder so. Es gibt Kaffee, es gibt eine Dusche. Und eine sehr liebevolle Botschaft vom Mann liegt da. Voll Süß! 
Viel zu früh mach ich mich auf den Weg, kauf noch schnell ein paar Kartoffeln fürs Abendessen ein, verteile die KuF Karten für die Flohmärkte in den Geschäften, würde alles lieber machen, als zum Termin zu fahren.

Dann zwinge ich mich, erwachsen zu handeln und fahr los zur Birkenwald Klinik. Fünf verhungerte Birken säumen die Straße gegenüber der Klinik, ich halte den Namen Birkenwald für etwas sehr optimistisch. Birkengestrüppklinik klingt aber auch nicht so doll. Im Autoradio läuft "Don't worry, be happy". Ich lächle gequält.

Mehrere Schilder weisen mir den Weg durch die Gänge der Klinik. Alles sehr hell und lichtdurchflutet. Als ich die Tür der Praxis öffne, stehe ich direkt in einem menschenleeren, sehr weißen Wartezimmer. Zwei Angestellte unterbrechen ihr Geplauder und begrüßen mich. Fragen nach meinen Unterlagen, die ich selbstverständlich mitgebracht habe. Nicht. Mann, ich hab's völlig vergessen, bei der Einladung waren Papiere dabei - da war ich wohl zu aufgeregt.
Kleinlaut entschuldige ich mich und erwähne auf keinen Fall, dass ich quasi eine Kollegin bin. Zur Strafe muss ich alles nachträglich ausfüllen und abgeben. 
Dann werde ich direkt in Kabine 2 verwiesen. 
"Tür schließen, von innen absperren, Oberkörper frei machen und Brille abnehmen." lautet der Befehl. Ich gehorche. Wie ich so nackig dastehe und beginne, mich in meine Nervosität rein zu steigern, höre ich durch die Tür auf der anderen Seite zwei Frauenstimmen - die eine erteilt Anweisungen, die andere wimmert.
Gleich bin ich dran. Werde aufgerufen. Ausatmen!
Eine Dame, etwas älter als ich, begrüßt mich so freundlich, wie es vorgeschrieben ist.
"Ihre erste Mammographie?"
"Ja"
Das wäre jetzt die passende Stelle für sie gewesen, mich ein bisschen zu beruhigen. Wenn eine Frau halbnackt verloren und ängstlich schauend im Raum steht, sollte man zuversichtlich auf sie einwirken. Arzthelferinnen Handbuch Regel 3.
Aber die Dame schreitet sofort zur Tat. Sie bugsiert mich an die große, bedrohlich wirkende Röntgenapparatur, schiebt mich nach links und rechts, greift sich eine Brust und platziert sie so, wie sie es haben will.
"Drehen Sie sich nicht weg, den Arm hier, höher, Kopf hoch, Oberkörper leicht links, nein, links, Schultern locker, Füße nicht bewegen, stillhalten!"
Die Plexiglasplatte fährt ein Stück runter, wird manuell von der Befehlsinhaberin weiter runter geschraubt, weiter, weiter, bis es schön weh tut. 
Ich möchte gern sehen, wie die Brust so plattgedrückt aussieht, trau mich aber nicht, mich zu bewegen.
Dann kommt die seitliche Aufnahme. Sie verbiegt mich wie ein Knetmännchen. Ich hab ein bisschen Angst vor ihr. Sie ist nicht unfreundlich, aber sehr energisch und ich ahne, dass ich die letzte Patientin vor der Mittagspause bin. Oder vor Feierabend, ist ja Mittwoch.
Hau raus, die Alte! 
Die seitliche Aufnahme ist echt unangenehm. Zum Glück dauert es bloß ein paar Sekunden. Zweimal links, zweimal rechts.
Links tut mehr weh als rechts, muss ich mir Sorgen machen? Ist das in Ordnung? Bevor ich fragen kann, scheucht sie mich wieder in meine Kabine 2 und befiehlt mir, mich wieder anzuziehen.
"Ziehen Sie sich wieder an, in 2 Wochen kommt ein Brief, ob alles in Ordnung ist. Tschüß, schöne Ostern!"
Und weg ist sie. Ich komm mir abgefertigt vor. Beim Anziehen überlege ich, wie ich damals die Leute geröntgt hab. Ja ich hatte entschieden mehr Feingefühl! 
Egal.
Ich hab es hinter mich gebracht, hab's geschafft, hab's durchgezogen. Ich bin cool!
Extrem erleichtert verlasse ich die Klink und geh zum Auto.
Am liebsten hätte ich mir die Brust mit beiden Händen festgehalten, aber so lässt sich schlecht Autofahren. 

Aua.









* hier wurde bewusst auf den Genitiv verzichtet, weil "wegen des Ergebnisses" einfach zu blöd klingt

2 Kommentare:

  1. Dann drücke ich dir mal die Daumen, dass der Befund unauffällig ist. Aber schön ist diese Abfertigung wirklich nicht. LG Romy

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