Wie aus dem Nichts kam mir der Gedanke, was ich in meinem Leben alles für Schulbücher in der Hand hatte. Und da waren einige dabei! Vor allem einige völlig unsinnige und unnötige!
Zum Beispiel der Schulatlas für Erdkunde. Heißt das heute noch Erdkunde? Da gibts bestimmt einen moderneren Namen jetzt von dem ich alte Frau keine Ahnung habe. In meinen Anfängen Ende der 70er Jahre war das erstmal Sachkunde. Sachkunde war eine Kombi aus Bio und Erdkunde. Und sogar noch interessant! Wie die heimischen Singvögel alle heißen oder wie eine Kuh ihr Essen verdaut. Schön sinnvoll. Aber dann wurde Sachkunde zu Erdkunde und es ging los mit Moränenhügellandschaften und dem Braunkohleabbau im Ruhrgebiet. Gähn!
Jeder Erdkundelehrer bestand darauf, dass die Kinder im Besitz eines Atlasses waren. Den durfte man nicht ausleihen, wie die anderen Bücher, nein, den musste man kaufen. Und der kostete ein Schweinegeld!
Anfangs wurde tatsächlich mit diesem Atlas gearbeitet. Das erste, was man immer in jeder Stunde als Schüler gemacht hat, ist den Heimatort zu suchen! Dann wurde es langweilig und daran hat sich bis zum Schluss der Schulkarriere nichts geändert.
Meine Kinder mussten natürlich auch einen Atlas ihr Eigen nennen. Jedes verdammte Schuljahr einen aktuellen, neuen. Muss sein, wichtig, sagt der Lehrer. Mit dem Unterschied, dass die Kinder den nie benutzt haben! Jaja, erstmal teuer kaufen und schwer in der Schultasche mit sich schleppen, und dann nie verwenden! Mittlerweile hab ich eine hübsche Sammlung an Atlanten im Regal stehen. Für nix! Zum anschauen. Von außen.
Hat sich gelohnt, liebe Erdkundelehrer!
Was sich auch nie rentiert hat, ist das Lesebuch. Was für eine Verschwendung! Zum Glück ausleihbar. Ausleihen, heimschleppen, von Mutti einbinden lassen unter Müh und Arbeit mit Zuhilfenahme hunderter Büroklammern und Tesafilm, dann wieder in die Schule schleppen und nie öffnen.
Das Lesebuch war doof. Bis auf Uli, den Fehlerteufel, das mochte ich. Zumal der Uli auf dem Cover die selbe Schultasche hatte wie ich, grünes Kunstleder! Schon war er mein Freund!
Ich war noch klein und hatte keine Ahnung.
Aber süß war ich! Schau
Deutsch, 1. Klasse, 1977 |
Das Lesebuch hat sich im Lauf der Schuljahre als genauso blöd erwiesen wie das Deutschbuch. Anfangs wurde noch damit gearbeitet, dann aber immer weniger. Es kamen die Arbeitsblätter in einer Arbeitsblattflut auf die Kinder geschwappt und das Deutschbuch wurde immer seltener geöffnet.
Englisch! Unsere Englischlehrerin hieß Frau Böhme, wir sollten sie auch mit Frau Böhme anreden - uns gab sie aber andere Namen. Englische Namen. Vielleicht fand sie, dass wir unter einem Pseudonym besser und beschwingter mitarbeiten würden. Ob das mal nicht nach hinten losging! Ein Mädchen war beleidigt, weil sie Molly heissen sollte und zufällig etwas mollig war. Ein anders brach spontan in Tränen aus, weil sie ihren Namen garnicht lesen konnte. Sie hieß Eve. Und ich wurde als Alice ständig ins Wunderland geschickt. Bei jeder falschen Antwort. Pädagogisch überdenkbar. Das Buch führte uns ganz klassisch an die englische Sprache heran:
"Hello."
"My name is Mary."
"I have a pencil."
"This is Peter."
"Peter has got a ball."
Ja, die Englischstunden waren das reinste Abenteuer.
Noch mitreissender als Deutsch und Englisch war Religion, mit Abstand! Ich bin der Meinung, Religion als Schulfach sollte schleunigst abgeschafft werden. Das denke ich seit der Grundschule. Nicht nur, dass es unfassbar langweilig ist, ich finde es mittlerweile etwas albern. Aber darüber lässt sich wahrscheinlich streiten. Vielleicht freuen sich knallharte Bibelliebhaber über die wilden storys, aber einem 10jährigen brauchst du nicht mehr mit stundenlangem Erzählen über einen brennenden Busch in der Wüste daherkommen!
Schade, dass es früher noch kein Ethik gab. Wobei .. na das lass ich lieber.
Religion wurde erst wieder ab der 9. Klasse interessant, als wir nicht mehr stur irgendwelche Wunder aus der Bibel schlucken mussten sondern über Themen diskutierten, die uns betrafen. Die greifbar waren. Wohl dem, der einen coolen Relilehrer hat!
Ich steckte in einer katholischen Mädchenschule, da kam man an Religion nicht vorbei.
Damals waren noch einige Klosterschwestern aktiv, eine davon war ziemlich locker und wir mochten sie. Als sie zum "Besinnungswochenende" mit dem Motorrad daherkam, hatte sie bei jedem einen Stein im Brett! Und sie verteilte bei jeder Gelegenheit diese Heftchen hier:
Schule. Ach ja. Wie schön wäre es, wenn alte verkrustete Lehrpläne mal gelockert werden würden! Finnland macht es uns vor, aber das Problem ist: wir machen es nicht nach!
Mein Vorschlag wäre, zum Beispiel, ein neues Fach einzuführen.
"Lebenskunde". Da würden die Kinder dann lernen, wie man eine Steuererklärung ausfüllt, wie man einen Mietvertrag prüft, was ein Keilriemen in der Waschmaschine zu suchen hat oder wie man einen Nagel in die Wand haut. Macht Sinn.
Aber auf mich hört ja keiner.
Trotzdem denke ich ganz gern an die Schulzeit zurück. Abgesehen vom Lehrplan, den Fächern, den öden Büchern und dem Unterricht war es schon echt lustig und hat Spaß gemacht!
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