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Montag, 8. August 2022

ein bisschen Rothenburg

Rothenburg ob der Tauber ist mir eigentlich schon sehr vertraut.

Damals, als Andreas dort gewohnt hat, bin ich ziemlich oft dagewesen. Rothenburg ist ca 1 Stunde Autofahrt entfernt. Allerdings kommt es ganz darauf an, wer mit mir im Auto sitzt! Fahr ich allein oder mit Andreas zusammen, kann sich die Fahrzeit erheblich verkürzen, einmal sogar auf eine dreiviertel Stunde. Wenn ich aber Kinder, Geschwister oder Mama's im Auto hab, tucker ich gemütlich dahin und schaff den Weg in 90 Minuten. Ungefähr.

Genauso wars am Samstag, wir sind zu dritt los und wollten einen schönen Tag haben. Einfach, weil Mama noch nie in Rothenburg war und weil der feine Wein alle war, den Waldfeger zum Geburtstag bekommen hat. Außerdem wollen wir die Stadt mal im Sommer sehen, nachdem wir mal zu Weihnachten dort waren.

Wir stehen also Samstag Vormittag vor den Toren der Stadt und begehren Einlass. Zum Glück kann man einfach so reinspazieren. Und da fängts schon an, durch die Tore Rothenburgs bin ich bislang nur im Auto gefahren, noch nie aber durchgelaufen. Ich war begeistert! Ich liebe sowas, uralte Tore, Mauern, Bögen und Türen! Im ersten Innenhof stand eine Linde, die so groß war, dass sie wahrscheinlich schon zu Baubeginn geblüht hat. In der Spitalgasse, die all die Touristen geradewegs ins Kaufrauschzentrum leitet, blühen die Rosenranken an den Häusern, wilder Wein und sogar Birnen! Steinerne Bänke, die bestimmt schon 300 Jahre alt sind säumen den Weg und bald reiht sich ein Lokal ans nächste. Natürlich gibt es diese typischen Touri-Läden, die unglaubliches Graffl verkaufen. (Graffl = Schnickschnack, das niemand braucht aber als Andenken haben will)
Wir laufen an einer Chocolaterie vorbei, an einem Pustefix-Teddy, der uns spontan an unsere Kindheit erinnert, an einer Metzgerei, die einen phantastischen Duft nach Geräuchertem verbreitet. Vorbei an Cafes mit Bergen von Schneeballen, die für Rothenburg so typisch sind und weiteren Geschäften und Wirtschaften.

Immer wieder fällt uns auf, dass zwischen den einzenen Wohnhäusern ein schmaler Spalt Platz ist, der durch eine ebenso schmale Tür vor Randalierern und Wildpinklern geschützt ist. Witzig finde ich, dass oft Fenster eingelassen sind in diesen Mauerspalt, der meist nicht mehr als 30 cm Platz zum Nachbarn lässt. Da muss man sich schon echt gut mit seinem Nachbarn verstehen!

In einem Stoffgeschäft schlagen wir zu. Ein schnuckeliger Laden, vollbepackt mit Stoffen, Gardinen, Mustern, Kissen und Zeugs aller Art. Mama ersteht eine hübsche Kissenhülle und ich bin jetzt stolze Besitzerin eines neuen Tischläufers, mit blau/grünen Tupfen drauf. Die Verkäuferin ist sehr nett und ich bedaure es sehr, dass es nicht überall solche kleinen Läden gibt. Immer nur Ketten oder Kaufhäuser. Oder Kaufhausketten. Sehr schade.
Mit unserer Beute nehmen wir in einem fränkischen Lokal Platz, das wir im Vorbeigehen in einem Hinterhof entdeckt haben. Zum goldenen Irgendwas. Wir sitzen gemütlich im Schatten und essen fröhlich Salat mit fettem Käse. Mama hat sich für einen Kinderteller mit Reiberdatschi entschieden, die zwar leider nicht selbstgemacht waren, dafür aber auf einem echt schnuckeligen Teller ankamen!
Danach spazierten wir schön langsam auf der anderen Straßenseite wieder zurück. Diese Metzgerei hat mich eingefangen, wie unter Hypnose kehre ich ein und kaufe was geräuchertes für den Mann.
Danach betreten wir die Waffenkammer.
Mittelalterausstattung vom Feinsten, zwischen Trinkhörnern, Schwertern und allerley Kleydung für die Schankmagd und den Knappen steuern wir auf unser Ziel zu – das Weinregal. Dieser Beerenwein, der "Samthauch" heißt, ist super lecker! 4 Flaschen ziehen um nach Nürnberg.
Zum Schluß gönnen wir uns einen Cappuchino zwischen Stadttor und Spitzweghaus, bevor wir zurück zum Parkplatz laufen.




Was war das für ein schöner Tag! Der Kaffee am Schluss hat gutgetan. Einfach da sitzen und mit Mama's Handy spielen, Leute gucken und entspannt durchatmen. Das sind so Momente, so könnt's bleiben!
Die Heimfahrt ist lustig, wir singen altes Zeug laut mit – Griechischer Wein von Udo Jürgens und Früh-Stück von den Gebrüdern Blattschuss. Oder Das bisschen Haushalt von Johanna von K. Manchmal muss das sein!
Später hat Mama die songs von Annett Louisann für sich entdeckt und wir kommen völlig entspannt und gut gelaunt zu Hause an.
Meine Gelenke haben mir diesen Ausflug echt übel genommen, schon am Abend war nix mehr mit gehen. Das Knie hat rebelliert und so saß ich überwiegend auf der Couch und hab mir Wacken im TV angeschaut. Weil doch der Bub da war.


Wunderschöner Tag im wunderschönen Rothenburg. Wir warten jetzt einfach, bis der Wein wieder alle ist, dann müssen wir wohl oder übel nochmal hinfahren!
Da beißt die Maus keinen Faden ab!


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