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Samstag, 20. November 2021

Blognacht, die dritte

Uuuh aufgeregt!! Gleich geht's los mit meiner 3. Blognacht!

Vorhin, als ich auf der Couch lag und an meinem Handy rumwischte kam mir der Gedanke, dass ich mal nach der nächsten Blognacht schauen könnte. Erst finde ich es wieder nicht, weil ich mich anstelle. Wie immer. Aber dann steht da – HEUTE in 30 min. Allmächt! Und spontan wie ich bin spurte ich nach oben ins Schlafzimmer, schmeiß den Pc an und richte mir die Schreibnacht ein. Der Bub trägt mir den Wasserkocher hoch für den Tee, ich such mir eine Harry Potter-Ambiente-Musik für den Hintergrund und dann kanns losgehen! 

Mann bin ich flexibel!

Es sind 13 Teilnehmer bei zoom und ich bin einer davon. Schon macht sich in mir das Gruppengefühl breit. Dieser Gedanke, als Gruppe zu schreiben, alle gemeinsam, das fühlt sich gut an.


Der Impuls, den uns Anna Koschinski heute vorgibt, heißt:

Davon habe ich mich verabschiedet und das habe ich dabei gewonnen.

Bissl schwieriges Thema, finde ich. Von was hab ich mich verabschiedet? Oder von wem? Und vor allem, was hab ich dann gewonnen? 

Dinge, von denen ich mich getrennt habe oder besser gesagt, Verhaltensmuster, die ich nicht mehr mache. Ojeoje, da steh ich jetzt aufm Schlauch. Da schaust bleed aus der Wäsch! Heisst das jetzt, ich soll in meine Vergangenheit eintauchen und herausfischen, was ich für Mist gebaut hab – den ich heute selbstverständlich nicht mehr mache. Keinesfalls!

Ok, was hab ich früher gemacht, was echt blöd war? Zu Käferzeiten hab ich mich nicht angeschnallt im Auto, das würde mir heute nicht mehr einfallen! Gewonnen hab ich mehr Sicherheit, definitiv.

LAAANGWEILIG!!!

Ok, ja langweilig. 

Von diversen Exfreunden hab ich mich getrennt – und extrem dabei gewonnen! Selbstachtung zum Beispiel!

Hm. Früher war ich jedes Wochenende unterwegs mit ordentlich Alkohol dabei. Feiern & tanken, des könner die Franken, oleeoleeee ... 





Da bin ich jetzt allerdings froh, dass es damals keine Handys gab und auch sonst niemand auf die Idee kam, also meistens, zu filmen oder Fotos zu schießen. Das wär peinlich.

Da fallen mir Sachen ein ... mit meiner Freundin laut singend in der Fußgängerzone. Oder Coladosenbeerdigungen im Sandkasten. Echt peinliches Tanzen in der Rofa. ... ach da gäbe es noch mehr. Gottseidank das meiste nur in meinem Kopf und nirgendwo anders!!

Immerhin hab ich dem Alkohol weitgehenst abgeschworen, das Gläschen Sekt zu Silvester oder der Wein beim Griechen, das zähl ich nicht. Ich brauch keinen Alkohol, ich will keinen Alkohol und vor allem will ich nicht, was dabei rauskommt. Ich mag niemand betrunkenes sehen und dann natürlich auch selber keiner sein.

Gewonnen hab ich einen klaren Kopf. Die Herrschaft über meine Sinne. Die Fähigkeit, alleine heimfahren zu können wann und mit wem ich will und zu entscheiden, was ich tu. 

Das ist doch schön. 

Trotzdem glaub ich, dass Anna Kochinski was anderes meint mit ihrem Impuls. Sowas wie "Früher wollte ich es allen recht machen und heute denke ich mehr an mich selbst" Ja wenns denn nur so wär!! Das Bedürfnis, es allen recht zu machen, ist bei mir tief verankert. Nein sagen ist schwierig. 

Vergangene Woche aber hab ich zu einer Kollegin tatsächlich NEIN gesagt! Skandal! Da es bei uns in der Praxis derzeit fast nicht auszuhalten ist und zugeht wie im Karstadt kurz vor Weihnachten, hab ich es abgelehnt, die Praktikantin mit zu mir ins Labor zu nehmen!

Macht mich eh nervös, wenn mir jemand beim Arbeiten auf die Finger schaut. Aber wenn der Praktikant etwas arg Pech beim Denken hat und man ihm nichts anvertrauen kann, außer von den nicht benutzten Röhrchen die Aufkleber runter zu knibbeln, dann nervt mich das umso mehr. Und dieses klare NEIN zur Kollegin bedrückt mich fei immernoch! Dabei bin ich garnicht verpflichtet, debil angehauchte Praktikanten mit in mein Labor zu lassen. 

Das ist was, woran ich durchaus arbeiten könnte. Also nicht, mich auf dumme Praktikanten einzulassen, sondern Nein zu sagen ohne mich anschließend Wochenlang in Selbstzweifel zu wälzen.

Oh, jetzt ist mir was eingefallen, was ich früher schon aber jetzt nicht mehr mache! Das Blöken der Idioten an mich ran zu lassen! Deppen laufen überall rum. Alte Filzhutträger zum Beispiel. Oder junge Männer, die sich für den König der Straße halten. Oder Patienten, meist sind es männliche, die poltern und schimpfen wegen Nichtigkeiten oder etwas, was sie selber verbockt haben. Wenn so ein Typ vor mir steht und mich anblökt, kann ich wunderbar abschalten und in meinem mentalen Strandkorb sitzen, aufs Meer schauen und Möwen hören.


Das konnte ich früher nicht. Da hab ich mir alles zu Herzen genommen. Jedes Autohupen, jedes "geh auf die Seite, blöde Kuh" und dann dachte ich oh nein, der mag mich nicht! Obwohl ich doch so liebenswert und nett bin!

Das passiert mir heute echt nicht mehr. Wer mich anhupt, hat ein Problem, mit dem er sich selber beschäftigen darf. Und wer mich eine blöde Kuh nennt, der scheint mit seinem Leben nicht so klar zu kommen, wie er es gerne hätte. Nicht mein Zirkus! Solange mir keiner zu nahe kommt oder mich bedroht, kann ich den sehr gut egalen. 

Neulich schleuderte mir ein Patient lautstark entrüstet seine Meinung entgegen. Thema Impfungen. Nachdem ich versucht hab, fünfmal, ihm die Tatsachen näher zu bringen und das ohne Erfolg, hab ich abgeschaltet. Er schimpft, ich stecke mit der Nadel grade in seiner Vene und kann so nicht abhauen, da schalte ich mental weg und singe in Gedanken "Noch'n Toast, noch'n Ei, noch'n Kaffee noch'n Brei, etwas Marmelade etwas Konfitü-hü-re ..." kennste? Gebrüder Blattschuss! 

Frühstück!  (zum Anklicken)

Dann musste ich grinsen und das hat den Mann richtig verblüfft!

Da ich oft in Gedanken versunken irgendwelche Lieder singe oder Sand vom Strandkorb wische, wirke ich ziemlich still und introvertiert. Das war ich früher garnicht. Oder zumindest nicht so stark. Da fällt mir wieder dieser Spruch ein:

Wer schweigt

stimmt nicht immer zu,

er hat nur manchmal keine Lust,

sich mit Idioten zu unterhalten!



Ich bin lieber still, als mich auf sinnlose Diskussionen einzulassen. Meist wollen die Leute, die so laut sind, sich selber reden hören und brauchen meine Ansicht der Dinge garnicht. Eine meiner Kolleginnen ist so. Sie ist sehr lieb, keine Frage. Aber sie redet viel und laut und hört nicht zu! Deswegen lass ich sie einfach ausreden. Meistens löst sich das Problem ganz von selber, ohne dass ich irgendwas dazu gesagt hab. Geht ja auch nicht, weil man nicht zu Wort kommt. 

Da fällt mir eine ganz tolle Metapher ein. Wäre unser Arbeitsteam eine Band, hätten wir mindestens einen hübschen Sänger, einen Leadgitarristen, der im Vordergrund steht, einen Schlagzeuger, der den Takt vorgibt, einen Keyborder, der die ganze Band leitet – und ich wär der Bassist. Schön, wenn er da ist, weil er dem Ganzen Tiefe gibt, aber richtig wahrgenommen wird er nicht. Will ich auch nicht. Ich fühl mich als Bassist im Hintergrund eigentlich sehr wohl.

Wie komm ich jetzt auf stille Bassisten?

Der Impuls war ja, was ich mir abgewöhnt hab und warum es mir damit heute besser geht.

Da weiß ich jetzt aber wirklich was! Was, was man auch schreiben kann. Jetzt, im hohen Alter von ü50 blicke ich zurück und finde, dass ich lange Zeit ein ziemlicher Egoist war. Wahrscheinlich altersgemäß normal, aber als ich halb so alt war wie heute hab ich halt in erster Linie an mich gedacht. Meine eigene Wohnung, mein Wochenende, mein Roller, mein alles. Und wen hab ich dabei völlig vergessen? Meine Mama! 

In der Zeit, als ich aus der elterlichen Wohnung ausgezogen bin in meine Partybude, war sehr auf mich fixiert. Dass meine Mom vielleicht jetzt ganz alleine in der großen Wohnung sitzt und eventuell gern jemand zum reden oder einfach nur zur Gesellschaft bei sich gehabt hätte – auf den glohrreichen Gedanken bin ich nicht gekommen. Das bereue ich zutiefst! Wie konnte ich nur?? Wie wichtig kann eine Partynacht sein im Gegensatz zur eigenen Mama?? Das sag ich jetzt, alt und schlau wie ich bin. 

War ich so oberflächlich? Hätte es mir jemand sagen müssen? kümmer dich mal um deine Mama, du Simpel! Die ersten 20 Jahre war es ihr Job, jetzt könntest du mal übernehmen?! Da sitzt sie ganz alleine in der großen Wohnung, die dunkel ist und leer ... 

Das hat sich Gottseidank geändert! Hurra! Mama ist in eine kleinere Wohnung gezogen, in der selben Straße, in der meine Schwester und ich selber gelandet sind. Die Enkel, die Mütter und die Oma konnten sich also alle naselang besuchen. Und jetzt wohnt Mama im Wohnstift, ich versuche, sie jede Woche zu besuchen. Immer wenn mein Körper einverstanden ist.

Es ist nämlich echt schön bei ihr, es gefällt mir in ihrer Nähe und ich hör ihr super gerne zu. Und nicht nur, weil ich da endlich jemand niederbayrisch reden höre! (hihi)

Was ich dabei gewonnen hab? Das liegt auf der Hand. Die wöchentlichen Besuche tun uns beiden gut. Wir können miteinander reden, ganz frei und ohne aufpassen zu müssen, was falsches zu sagen. Oder sich zu verplappern. Meine Mama versteht mich und ich sie. Und das tut unheimlich gut! Sie liest auch mein Mausloch und weiß so genau, was grade in mir abgeht und was mich beschäftigt. Und in unserer Whatsapp Familiengruppe ist sie auch. Ich bin so froh, dass sie ein fester Teil meines Alltags ist. 



Wenn ich an die Zeit denke, als ich fast keinen Kontakt mit ihr hatte muss ich den Kopf schütteln. Das war ja wohl total bescheuert. Jaaah man muss sich zwischen 20 und 30 erstmal selber finden und sein Leben gestalten und dann kommt vielleicht einer daher, der Vater deiner Kinder wird – aber das alles wäre besser, intensiver und einfacher gewesen, hätte ich Mama eng an meine Seite gelassen! 

Man ist schon a weng bleed als 20jährige ... 


Damit hab ich den Impuls der heutigen Blognacht ganz gut aufgegriffen, denke ich. Zum Schluss bin ich abrubt weggewesen aus zoom, weil mein Akku nur noch 2% hatte. Dann wars Handy aus. Ich wollte zwar vorher dauernd Bescheid sagen, bin aber leider nicht zu Wort gekommen. *lach


Viel Spaß beim Lesen – ein laaanger Text ist es geworden!

Chiao!


2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,
    schön dass Du wieder dabei warst. Und danke fürs Mitnehmen in Deine Welt.
    Ich nehme ein Bild von Dir mit wie ein HB Männchen vor Dir rumhüpft und Du gerade Deinen Strandkorb vom Sand befreist. Das ist herrlich.

    Die Idee ist prima. Auch die mit dem Singen. Nehme ich gerne mit und teste sie in meinem Alltag! Ganz liebe Grüße aus dem hohen Norden
    Inge

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  2. Liebe Sabine, eine tolle Reise hast du da beschrieben. Und eine grandiose Interpretation des Impulses finde ich das. Schön auch zu lesen, wie sich die Ideen im Kopf entwickelt haben und dir nachher doch so einiges einfiel.
    Besonders mag ich, wie du gelernt hast, entspannt mit nervigen Situationen umzugehen. Ich arbeite auch dran.
    Liebe Grüße Birte

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