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Freitag, 25. Dezember 2020

Verbittert

 Am 15.12. hatte Kollegin U ihren letzten Tag bei uns. Wir wussten das natürlich aber trotzdem kam es viel zu plötzlich. Und jetzt stehen wir da , U-los und vermissen sie. Wir waren ein echt gutes Team - die phantastischen vier! Wegen des teams konnte man sich überwinden, durchzuhalten. 

Und jetzt ist Kollegin U weg, Kollegin T liegt krank daheim, Azubi S ist völlig überlastet und ausserdem sehr unmotiviert, weil sie so an Kollegin U hing. Und  ich, ich seh alles auseinanderbrechen. Einen festen Ersatz für U gibt es nicht. Erst sollte Kollegin P übernehmen. Die lehnt aber dankend ab, unser Standort sei zu nervenaufreibend. Wir haben viele Standorte, über die ganze Stadt verteilt. In manchen kann man gechillt seine Tage verbringen, bisschen arbeiten, bisschen Pause machen, bisschen am handy spielen und warten, bis es 18 Uhr ist. In manchen kann man normal arbeiten im angemessenen Tempo und pünktlich Feierabend machen. In unserem Standort versuchst du verzweifelt, den Tag zu überleben. Trägst physische und psychische Schäden davon und wirst im Stress regelrecht verheizt. 

Warum also Kollegin P nicht zu uns kommen wollte, ist mir nicht unbedingt schleierhaft. Schlimmer noch, der Idealismus unseres Azubis ist verschwunden. Die Freude und die Neugier, mit der sie hier anfing, wurde weggestresst. Mittlerweile möchte sie nach ihrer Abschlussprüfung sofort unsere Praxis verlassen und neues entdecken. Vor allem die Freude am Job wiederfinden. Das ist gleichzeitig schade wie auch verständlich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie beneide. Sie hat noch alles vor sich, kann sich frei entscheiden wohin sie gehen will - ich bleib hier stecken bis zum bitteren Ende. Wer würde eine alte, kranke Schachtel einstellen? Nee ich hab mich damit abgefunden, hier zu bleiben. Solange ich in meinem Labor bleiben kann, geht das schon. Irgendwie. Hoffe ich.

Wenigstens hat uns der Chef den verprochenen Corona-Bonus ausgezahlt! Das hat er im September oder Oktober angekündigt. Als ich die November-Abrechnung gesehen hab, war der Bonus drauf. Ich sollte mich freuen, tu ich aber nicht. Gefreut hätte mich, wenn dieser Bonus einheitlich an alle Angestellten gezahlt worden wäre. Aber der Chef dachte sich wohl, das sei zu gerecht und hielt es für eine gute Idee, den Bonus nach Krankheitstagen auszuzahlen. Der größte Bonus war wohl 400€. Und jetzt kommt der Clou: je mehr Fehltage du hast, desto mehr Kohle wird dir von diesem Bonus abgezogen! Wahnsinn, oder? Das bedeutet, wenn du dich bei einem Patienten ansteckst, zB mit einem Magen-Darm-Virus und kotzend zu Hause bleiben musst, dann wird dir von deinem Bonus Geld abgezogen. Oder du wirst von deiner Chefin in Quarantäne gesteckt, weil du in der Praxis Kontakt mit einem postitv getesteten hattest und kriegst dafür - naaa? Richtig!! Punktabzug! Bis im November vom Gesamtbonus nur noch ein Taubenschiss übrigt bleibt - aber das bekommst du dann ausbezahlt! Herzlichen Glückwunsch! Wenn du dann noch feststellst, dass der Lehrling viel mehr bekommt als du , hast du quasi noch ein Sahnehäubchen obendrauf bekommen - geschenkt! Sowas tolles! 

Jetzt weiß ich auch dass es sich lohnt, wenn ich mich täglich mit Schmerzen in die Arbeit schleppe, wenn ich Überstunden mache, weil ich die Arbeit fertig bringen will und das viele schlechte Gewissen das mich plagt, wenn ich krank und elend zu Hause liege und es nicht bis in die Praxis schaffe. Ja jetzt weiß ich, wofür ich das alles mache, wofür es sich lohnt, sich so abzumühen und zu kämpfen! 

Ich mag meine Arbeit, aber was darüber hinaus geht, da häng ich mich jetzt nicht mehr rein.

Ich werd mich auch nicht mehr aufregen.

Ich egale.





1 Kommentar:

  1. Was für ein Charakterschwein!
    Da sieht man wieder, es dankt niemand das Engagement für einen guten Ablauf in der Praxis.

    Wir bekamen kein Coronageld, sondern ein kleines "Freßpaket" mit Brötchen, Saft und ein kleines Hörnchen \O/

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