Der Dienstag endet ganz friedlich und normal, ich putz mir dir Zähne, geh ins Bett und lese so lange, bis mir die Augen zufallen. Gute Nacht. Um 4:30 Uhr wach ich auf mit höllischen Schulterschmerzen. Wusste nicht, wie ich mich lagern soll, der Schmerz ist so stark und lässt sich nicht wegentspannen. Ich steh auf und krieg ein bisschen Panik, weil ich den rechten Arm nicht mehr bewegen kann. Die Hand schon, aber nicht den Arm. Garnicht. Wie doof das ist, merke ich gleich anschließend auf dem Klo. Dann in der Küche einen Kaffee machen, einhändig. Ich drück mir umständlich zwei IBU raus und setze mich. Was mach ich jetzt? Jede Bewegung mit dem Arm scheitert und tut echt weh. Da eine meiner Superkräfte darin besteht, sich ruckzuck in Dinge reinzusteigern, wächst die Panik immer mehr. Ich hatte einen schlimmen Traum in der Nacht, mit einsperren und foltern und Angst und Schrecken. Hab ich mich vielleicht so arg verspannt, dass die Schulter so übel dran ist? Was sonst könnt's sein? Und geht das wieder weg oder bleibt mir das? Und wie lange?
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Sonntag, 20. September 2020
keine Schulter zum Anlehnen
Um halb sieben ruf ich die Kollegin an, weil ich echt nicht weiter weiß. Und kaum fange ich an zu erzählen, laufen die Tränen. Dann die Chefin. Wieder Geheule am Telefon. Also von mir, nicht von der Chefin. Sie will mich zum Orthopäden schicken.
So, anziehen. Zähne putzen, waschen, Zopf binden, Schuhe ... mir wird bewusst, wie sehr ich meinen rechten Arm brauche! Anziehen geht mit Müh und Not, den Zopf muss mir der Bub machen und in die Schuhe schlupf ich bloß rein. Mittlerweile wirken die beiden IBU und ich stelle fest, zu meiner Erleichterung, dass ich im Auto schalten kann.
In der Praxis untersucht mich die Chefin gleich, tippt auf eine Schulterentzündung und wir grübeln beide, woher das bei mir kommt. Aus dem Nichts? Als Überraschung im eintönigen Alltag? Vielleicht vom Blutdruckmessen - am Tag zuvor musste ich ungewöhnlich oft pumpen. Eine Pumpentzündung. Aua auf Pump. Wieauchimmer. Ich krieg eine AU für heute und morgen und geh hoch zum Nachbar-Orthopäden. Der tippt auf eine Muskelentzündung, schleudert meinen Arm etwas hin und her, wobei mir fast schwarz wird vor Augen. Ihn scheint es aber eher zu langweilen, nichts aufregendes. Nur ne olle Schulter. Er schreibt mir Krankengymnastik auf und ich versau mir den Oktober, in dem ich mir für freie jede Minute einen Termin geben lasse.
Dann fahr ich heim. Versuche mich still zu halten. Mir ist schlecht und ich leg mich ins Bett. Die Drogen, die ich mittlerweile intus hab, wirken und ich schlaf auf der Stelle ein - bis Nachmittag.
Heute ist Sonntag. Ich kann den Arm schon wieder bewegen, tut aber noch immer etwas weh. Morgen wieder in die Arbeit und ich befürchte, das ich mir den kleinen Erfolg gleich wieder versaue. In der Praxis kannste nicht stillhalten. Die Kollegin U ist im Urlaub, der Azubi postoperativ krankgeschrieben. Es ist wohl nichts vorbereitet und der Kalender brechend voll.
Hip Hip Hurra, alles ist super, alles ist wunderbar!
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