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Dienstag, 21. April 2020

laaangweilig !

Ich merke, dass etwas anders ist. Man kennt sich ja selbst am Besten und bemerkt Veränderungen schneller als andere. Wahrscheinlich bemerkt man als Einziger solche Veränderungen und spinnt wiedermal bloß rum. Aber ich merk, dass ich mich selber in unserem kleinen Kollegengrüppchen ins Abseits stoße, jedenfalls fühlt es sich so an. Dabei ist es genau das Gegenteil, was ich möchte! Ich will da schon drin sein, mittendrin am liebsten! Aber es läuft voll in die falsche Richtung!
Als die neue Kollegin (U) zu uns gekommen ist als Ersatz für die hyperfröhliche Kollegin G fand ich das ganz toll. Weil die lustig ist und nicht so gekünstelt "haha ich bin so lustig, schau wie lustig ich bin! hahaha bei mir musst du mit allem rechnen weil ich so crazy bin, echt hey! haha bissle Spaß muss schon sein .." Ehrlich? Ich könnt im Kreis kotzen, wenn ich mit so jemand länger auskommen muss!  Aber die Misere ist beendet und Kollegin U steht auf der Matte. Und U ist cool! Die mag ich spontan. Jetzt isses so, dass die beiden Kolleginnen U und T zusammen an der Anmeldung sitzen. Den ganzen Tag. Und in dieser Zeit haben die beiden festgestellt, dass sie .. wie sagt man .. selbe Signale? Selbe .. ach Wellenlänge, genau, die haben sie. Und sie verstehen sich super da vorne. Dann gibts noch die Azubine. Eine ganz Süße, fleißige, die Anfangs etwas schüchtern war aber jetzt immer mehr auftaut! Und die drei hör ich halt dauern lachen und kichern und über irgendwelche Taschen auf amazon oder Fingernägel oder sonstwas reden. Leider ist das nicht meine Welt, ich brauch Taschen zum tragen und nicht zum süß finden, ich hab unlackierte, kurze Fingernägel und mein Geschmack ist ziemlich anders. Ich bin Kollegin S, die in ihrem Kabuff sitzt, neben der Anmeldung, neben da wo alle sind. Und ich arbeite vor mich hin und hör halt nur zu. Ab und zu ruf ich was dazu aber das kommt ziemlich dünn. Ich kann mich aber nicht dazustellen, weil ich ja arbeiten muss. Nervt.
So und jetzt hab ich bemerkt, selbst wenn ich auch vorne am Tresen steh oder mal jemand zu mir ins Labor kommt, da sehe ich mich selbst sitzen und krieg den Mund nicht auf! Ich glaub, ich hab den smalltalk verlernt!! FUCKKKK! Das konnte ich doch mal so gut, Konter geben und coole Antworten und frech war ich und irgendwie gut drauf.
Dahin.
Es ist scheinbar nichts mehr übrig von der lockeren Sabine, jetzt reagiere ich verkrampft und hab keine Ahnung, was ich lässiges antworten könnte, wenn jemand ein Thema in den Raum wirft.
Das ist übel, das gefällt mir überhaupt nicht! Ich will das nicht, ich will wieder locker flockig vor mich hinquatschen !! Irgendwas stimmt nicht.
Noch was gefällt mir nicht, wenn ich daheim bin, leg ich mich hin und schlafe ein. Auch wenn ich mich nicht hinlege, schlaf ich ein.  Ich schlaf einfach immer ein, sitzend, liegend, sogar stehend.
Gerne auch für ein paar Sekunden vor dem Bildschirm. Den ganzen Tag lang - aber Nachts is Hyper Hyper how much is the fish!!
Also irgendwas stimmt nicht. Ich werd noch eine seltsame alte Frau die die Kinder von ihrem Rasen verjagt. Morgen lass ich mir vom Azubi mal Blut abnehmen, vielleicht bin ich dann schlauer.
Vielleicht werde ich aber auch einfach nur alt und biestig. Und langweilig.


2 Kommentare:

  1. Liebe Mama, ich kann dich da sehr gut verstehen. Ich hab das Gefühl die letzten Monate, vor allem jetzt mit Corona-Anti-Social-Anti-Alles-Leben fällt mir das besonders auf, ändert sich so einiges an der Einstellung, an der Denkweise und auch an der Aufnahme und Verarbeitung von Situationen. Ich veränder mich auch grade voll, das merk ich.

    Gutes Beispiel auch aus der Arbeit: Da sitz ich (23) im Büro mit 4 anderen Kollegen, alle mind. 25 Jahre älter. Da ist tote Hose. Hauptthema "Damals war alles besser, da wurde dass noch so und so geregelt." Wow, Applaus, ihr habt gemerkt, die Zeiten ändern sich. Herzlichen Glückwunsch. Und das auch JEDEN VERDAMMTEN TAG. So. Gegenüber DAS Büro. Cool, Locker, lustig, freundlich, jung und frisch. Gemeinsames Brunchen alle paar Wochen, jeder bring was mit, trinken Freitags einen Sekt und den Wochenabschluss zu feiern. Gaanz viel Gelächter, das seh und hör ich den ganzen Tag durch meine Glasscheibe, im Sommer sogar mit offener Tür. Dann nerven aber meine Kollegen die restliche Firma weil die ein oder andere Kollegin B eine der schlimmsten Stimmen hat. Klar sie kann nichts dafür aber was dann so aus ihrem Mund kommt.. Ich bekomm Mitleids-Whatsapps von den Kollegen in cooleren Büros. Das Büro ganz vorne macht Weißwurst Frühstück, macht Party mit Konfetti wenn jemand Geburtstag hat. Da würde ich natürlich auch mal 3 oder sogar 4 Überstunden machen weil das da Spaß macht. Aber in meinem Zimmer zähle ich die Sekunden bis der Zeiger auf 16:30 steht und flitze ganz schnell aus dem Haus. So. Und wenn ich dann mal, wir sind ja alle außerhalb schon gut befreundet, mit denen unterwegs bin oder sie nur in der Küche treffe komm ich mir vor wie Sozial-Inkompetent. Kann kein gescheites oder lustiges Gespräch mehr führen. Ich weiß nicht was ich sagen soll und am Ende kommt einfach nur Mist aus meinem Mund und für manche Aussagen schäme ich mich heute noch. Die waren gar nicht so gemeint aber ich habs falsch rübergebracht und dann nicht aufgeklärt. bin da immer komplett angespannt und vor allem unentspannt. Ich würde gern mehr "dazugehören" aber durch solche Aktionen von mir bin ich mir super unsicher ob die das überhaupt wollen.. Und dann geh ich wieder in mein alte Leute Büro (sorry aber so ist es) und stecke mir die Kopfhörer in die Ohren damit ich mir nicht die dummen und immer die selben Sprüchen anhören muss.

    Abgesehen von der Arbeit, wenn ich jemanden unterwegs treffe und wir uns kurz unterhalten fang ich zu stottern an, ich verhaspel mich und vergesse was ich sagen wollte. Kann dem gegenüber nicht mal mehr aufrecht in die Augen schauen wenn ich oder er/sie redet. Schaue mich in der Gegend um und das kommt denk ich desinteressiert rüber. Und dann beim gehen denk ich mir bisch du bekloppt? was war denn das Sarah...

    Ich denke das ist die Übung, die Regelmäßigkeit unter Leuten zu sein. Und zwar unter den richtigen Leuten, nicht unter denen die über Nagellack und süße Taschen quatschen sondern etwas realistischer sind und authentisch. Auf einer ganz normalen und keiner Püppi-Wellenlänge.

    So viel dazu. Bussi.

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  2. Gut geschrieben,Nichte :)
    Das wäre auch mein Kommentar gewesen. Es fehlt die Übung. Wärst du täglich bei den Kolleginnen, würdest du dich automatisch einfügen und du würdest dich nicht so ausgeschlossen fühlen.
    Ich bin ganz sicher: es ist die räumliche Trennung

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