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Sonntag, 1. März 2020

gegrillter Lachs mit König Ludwig


In einer halben Stunde gehts los zum Sanders Steakhaus.
Wir gehen dahin, weil der Opa das so gesagt hat und auch, weil Onkel T das sehr eindringlich vorgeschlagen hat. Soll mir recht sein, das Sanders ist eine, wie man sagt, gute Adresse. Das Restaurant ist was für den gehobenen Anspruch - für den dicken Geldbeutel, für Ü50 und für Erbonkel's Geburtstag. Mit weißen Damast-Stoffservietten und viel Tradition. Und Steak. Ich bin kein Steakfreund, ist mir zu "fleischig". Vor allem die Aussicht, noch rosanes, eventuell sogar noch blutendes Fleisch zu essen, schüttelt mich. Und da die meisten Köche es ablehnen, well done zu braten und ich auch dann das Stück Fleisch nicht zu würdigen wüsste, bestelle ich mir in Steakhäusern immer Fisch. Da kannste nix verkehrt machen. Vorzugsweise gegrillten Lachs. Haste den schonmal probiert? Super lecker! Lachs und Ofenkartoffel oder Rahmerbsen oder auch Zander und Kroketten oder Bratkartoffeln, damit kannste mich kriegen!
Im Sanders läuft man auch nicht Gefahr, in einem Stuhl stecken zu bleiben oder auf den ersten Blick zu erkennen, dass die Bestuhlung nicht Gloriageeignet ist. Da gibts noch die alten, lehnenlosen Holzstühle, auf die jeder Popo passt. Da nimmt man auch die fürchterliche Deko in Kauf - ich erinner mich an unzählige Zinnpfannen und Krüge, die überall rumstehen, genauso wie die vielen Porzellanpuppen und anderen Krimskrams. Muss man mögen, wenn man's hinstellt. Ich mags nicht. Aber egal, das Essen ist gut.
Lustig finde ich auch die Kellnerinnen und die Dame des Hauses, die alle so bei den älteren Herrschaften reinschleimen, dass spätestens um halb elf alles vollgesabbert ist. Dieses schmierige "katzbuckeln" und dauerlächeln, ich kenns noch aus meiner Ausbildung zur HoFafrau. Da gehört schon eine gewisse devote Neigung dazu, sonst bringst du das nicht. Eine Dame des Hauses, die meist in der Mitte des Gastraumes und grundsätzlich im Weg rumsteht erkenn ich auf einen Blick. Ich bin da ein gebranntes Kind. Ich hatte jahrelang engen Kontakt zu einer solchen. Meine HoFa Ausbildung hab ich in einem solchen Familien-Traditions-Betrieb angefangen, da war die ganze Familie involviert. Der Chef, der von allen der normalste war, der Vater vom Chef, der "Senior", war um die 90 Jahre alt und ein ewig gestriger. Er saß mit seinem Riesen-Terrier immer auf der Eckbang im Eingangsbereich, wo er den allumfassenden Überblick über alles und jeden hatte - und das auch fleißig kommentiert hat.
Dann gabs da noch den Junior, der Weltverbesserer, der auf eine Elite-HoFa Schule geht und, wenn er daheim ist, die Angestellten mit neuen, modernen Anweisungen verwirrt. Typ selbstverliebter Gockel. Des weiteren waren da noch eine Tochter und ein Sohn des Hauses, beide damals  unter 16 aber nicht darum verlegen, dem Personal genaue Anweisungen zu erteilen, wie sie ihr Frühstück serviert haben möchten.
Ertragbar.
Was jedoch nicht ertragbar war, war die Chefin. Die Dame des Hauses, die Grand Dame, die Bavaria.
Eine sehr große Frau mit noch lauterer Stimme und riesengroßem Ego. Gerne ließ sie ihre Befehle durch das Haus schallen, man wusste eigentlich fast immer, wo sie sich aufhält - da wo es am lautesten ist.
Ich war damals 17 und voller heißem Hass auf die Hotelbavaria. Sie hat mir das Leben und die Ausbildung schön schwer gemacht, an allem gemotzt, gemäkelt, gemeckert. Gerne auf vor den Gästen, den Stammgästen, die ihr dann den Rücken gestärkt haben. Sie hat mich so oft öffentlich blamiert, dass ich meine Teenager-Wut nicht immer unterdrücken konnte.
Und eines Tages kam der Moment der Rache. Vorab kann ich sagen, dass es heute eine nette Erinnerung ist, die mich immernoch mit Wohlwollen erfüllt - und dass ich nicht mehr lange danach in dem Betrieb geblieben bin.
Der Moment zeigte sich in einem der vielen privaten Besorgungen, die wir Lehrlinge für die Fürstenfamilie erledigen sollten. Neben private Wäsche waschen und bügeln oder das private Auto waschen, durften wir auch manchmal die privaten Einkäufe erledigen. Ich bekam von der Mutterbavaria den Auftrag, bestimmte Miederwaren in hautfarben (heute sagt man "nude") zu besorgen. Schlüppi's Gr. 52. Hab ich auch, drüben bei Whörl, und als ich zurück kam saß sie laut lachend inmitten ihrer Stammgastschar von 5-6 graumelierten Männern im kleinen Lokal. Ich hab meine Chance gepackt, bin in den Gastraum zum Tisch, packe die hautfarbenen Miederhöschen aus, halte sie hoch und frage laut, ob das die richtigen wären.
Queen mom was not amused.
Die Antwort hab ich garnicht abgewartet, hab mein Zeug gepackt und hab mich in den Personalraum geschlichen. Den Rest hab ich verdrängt. Hihi

ich schweife ab

Mittlerweile bin ich vom Sanders Steakhaus zurück, satt und zufrieden. Wir wurden im hintersten Eck des Lokals platziert, wo, zu meiner Erleichterung, nur eine einzige Puppe den Raum dekorierte.
Dafür hatten wir insgesamt 6 König Ludwig Gemälde um uns herum.
Zu unserer Erbauung.
Wahrscheinlich.

oben links der Ceasar Salad, den haben wir zu viert geteilt. Oben rechts ein Schweinelendchen mit Champignon-Rahm, unten links ein Steak mit Wedges, dann ein Steak mit Ofenkartoffel, unten rechts der Zander


und das ist mein gegrillter Lachs - zum niederknien! ;-)

und hier ist das fränkisch-gepflegte Traditionalambiente















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