So jetzt isses soweit, meine Rückenschmerzen haben mich schachmatt gesetzt. Aus, Ende, nichts geht mehr.
Ich liege, vollgepumpt mit Drogen aus dem Medizinschränkchen auf der Couch und harre der Dinge, die da kommen werden. Allerdings scheint mein Schicksal doch ein bisschen ein schlechtes Gewissen zu haben und gestattet mir einen Fernseher mit Netflix, einen funktionierenden Laptop, ein lustiges Buch, ziemlich viel Toastbrot und Blaubeermarmelade. Ich gebe zu, ein bisschen versöhnt mich das wieder.
Aber nur ein bisschen.
Ich leide ja nicht nur an einem fiesen Hexenschuss und diversen anderen entzündeten Gelenken, ständig einschlafenden Händen und einem verrückten Fußgelenk, nein, da ist auch noch die Gewissheit, dass sich meine Kolleginnen grade die Seele wund arbeiten! Wegen der vielen Muttis, die bei ihren Kids zu Hause bleiben müssen, sind nur 4 unserer 10 Standorte geöffnet, die Patienten werden umgeleitet und überschwemmen jetzt die vier Opferpraxen massiv. Und wer ist nicht da und flätzt auf'm Sofa? Die Sabine mal wieder, war ja klar.
Ist es nicht ein Phänomen? Man prügelt sich ja eigentlich immer in die Arbeit, doch wenn man mal richtig fies krank ist und weiß, dass es nicht geht, dass man sich weder konzentrieren könnte noch zu den Patienten runterbeugen beim Blutabnehmen (ich würde nur noch Fehler machen) , also wenn man das sicher weiß, lässt man sich krank schreiben und versucht, sich zu Hause zu erholen. So würde man das auch jeder Kollegin raten. Aber dann, wenn man daheim ist und sich auskuriert, dann kommt das schlechte Gewissen wie ein Schraubenzieher und schraubt die Gedanken ins Bewusstsein, dass man die anderen gerade kolossal hängen lässt. Egal ob man Blut spuckt oder nicht.
Und so mischen sich unter die Gedanken, dass mir die Pause total gut tut auch die, dass ich nächste Woche unbedingt wieder in die Arbeit muss!
Damit ich die Kollegen entlasten kann - und mein Gewissen auch.
Trotz aller Gewissensbisse mischt sich aber auch ziemlich viel Angst ins Bewusstsein, ganz einfach weil man den ganzen Tag unter Menschenmassen auf Tuchfühlung gehen muss - hallo Corona!
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